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Amts-! Blatt Nr. 111 i Dienstag Sen 18. Mai 1820 79. Jahrg OS Wochenblatt für Wilsdruff Uttd Ltmgegend. -— Erscheint seit dem Lahre 1844. —— Inserllon«pr-ls Pkg. für »le S-gespallene KowuSzelle oder deren Naum, Lokalprels Pfg,, NeNamen Pfg., alles mit Teuerungszuschlag. Z. trau» und tabellarischer Satz mit LV"/ Ausschlag. Bei Wiederholung und IahreSun. 'tzen entsprechender Nachlaß. Lelanntmachunge» im amtilchen Teil snur von Behör. ni die Spaltzeile SV pfg. bez. Pfg. / NachwelsungS- und vffertengebühr ro be». Pfg. / Telephonische äuferaten-Aufgabe schließt jedes ReNamationsrecht auS. / Anzeigenannahme bis ri Uhr vormittags. / Leilagengebühr das Tausend. 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S. fSWte fstt SNs FÄkst- '/scheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und !MNage,-bends ü tlhr für den folgenden Tag. / Bezugspreis bei Selbstabholung "n d-r Vrusterel wächentlich Pfg., monallich Pfg., »lerteljährlich Mk.; »urch unsere Austräger zug-tragen monatlich Pfg., vierteljährNch Mk.; ^'"„^'Ech'" Postanstalien vtertellährlich Mk. ohne ZustcllungSg-bühr. «Ne postanstalien, Postboten sowie unsere Austräger und Geschäftsstelle nehmen «,derzeit Bestellungen entgegen. / Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen der Betriebe der Zeitungen, der Lieferanten oder der BeförderungSeinrichtungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung »der Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. 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" 2,70 100 8 im 21,65 k^ramiclon 0,1 8 IN -,10 1 8 IN -,95 10 8 2^ 7,65 Valiäol 1 S — 6,75 Mk. - 10 x 54,15 „ Valicko! campsioratum 1 x- ---- 6,75 „ 10 § 54,15 „ Der Rechtsanwalt Herr Alfred Hosmanu in Wilsdruff ist znm Notar für Wilsdruff ernannt und heute als solcher verpflichtet worden. V. Kox. 136/20 Wilsdruff, am 17. Mai 1920. «l7r Amtsgericht Wilsdruff. Auf Blatt 118 des hiesigen HandclsreMers, die Firma C. N. Sebastian L Co. Gesellschaft mit beschränkter Haftung, in Wilsvrnff betr., ist eingetragen worden, daß der Zigarrenfabrikant Georg Reimer in Döbeln zum Geschäftsführer bestellt worden ist. Kos 63/2o Wilsdruff, am 12. Mai 1920. Amtsgericht Wilsdruff. Stockholz-Verkauf. L" Zentner 8 Mark. Wilsdruff, am 14. Mai 1920. E Der Stadtrat — Kriegswirtschastsabt. Das Ergebnis der Ententekonferenz in Hythe Hinausschiebung -er Konferenz in Spaa — Vorläufige Aufrechterhaltung -es Versailler Vertrages in vollem Umfange. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Die französischen Behörden erkennen an, daß die deutschen Truppenbestände nunmehr den Anforderungen des Frlebens- oerlrages entsprechen und daß der Maingau jetzt zu räumen sei. * Reichswebrminister Dr. Gebler ist ins Ruhrrevier ab gereist, um sich persönlich von dem Stand der militärischen Angelegenheiten zu überzeugen. * Der Vatikan hat eine Nuntiatur in Berlin errichtet und zum ersten Nuntius Monsignore Pacelli ernannt. * Sangerhausen ist durch einen Putsch von bewaffneten Ar beitern in ihre Gewalt gebracht worden. Sie erklärten die Regierung für abgesetzt. * In Enslingen wurde in eine Zentrumsversammlung, in der Erzberger sprach, eine Handgranate geworjen. Verletzt wurde niemand. * Frankreich will einen Oberrat der Eisenbahnen einführen, der aus 24 Vertretern der Eisenbahndirektionen und 24 Ver tretern des Volkes bestehen soll. ' Einer Konstanttnopeler Meldung zufolge hat Aserbeidschan an Armenien den Krieg erklärt. Entscheidungen im Osten. Der Friedensvertrag zwischen dem Deutschen Reich und der kleinen lettischen Republik soll so gut wie abgeschlossen sein, und man spricht bereits davon, daß Herr o. Radowitz, Gesandter und vorübergehend auch einmal Ches der Reichs kanzlei, als Deutschlands erster diplomatischer Vertreter für Riga in Aussicht genommen sei. Auch die Sowjet-Regierung soll endlich einen Friedensoertrag zustandegebracht haben, wenn auch nur mit dem neuen Staatswesen Georgien, das gerade keine weltbewegende Rolle in dem Staatenleben der Zukunft zu spielen berufen sein dürste. Was wollen indessen diese Geringfügigkesten bedeuten gegenüber der Tatsache, daß der russisch-polnische Krieg aufs neue entbrannt ist, und zwar mit einer Heftig keit, die alle bisherigen Kämpfe zwischen dem alten und dem neu erstandenen Reiche weit in den Schatten stellt? Kiew, Odessa sind bereits in den Händen der polnisch ukrainischen Armee. Polen reicht also wieder einmal .von Meer zu Meer" — der Traum aller Nationalpolen scheint endlich in ungeahnter Größe und Herrlichkeit in Erfüllung gehen zu wollen. Die Sowjet-Regierung hat zwar bereits zum Gegenstoß ausgeholt, aber es steht fast so aus, als sollte er diesmal zu spät kommen. Und daß sie es auch hier im Süden wiederum mit England und Frankreich zu tun hat, die nicht aufhören mit Anstrengungen, dem Räte- bußland irgendwie und irgendwo, mit anständigen und auch mit unanständigen Mitteln beizukommen, das unter- "bSt mchj dem geringsten Zweifel. Die siegreichen West mächte wollen ja auch nicht eher Ruhe geben, als bis das ehemalige Zarenreich ihnen ebenso unterworfen zu Füßen liegt wie das übrige Europa. Erst dann könnten sie das jetzt von ihnen mit Blut und Eisen aufgerichtete groß« iapstalistlsche Herrschaftssystem, das sie .Völkerfrieden" nennen, als dauernd gesichert ansehen. Kein Wunder, daß Lenin und Trotzki sich mit aller ihnen noch verbliebenen Diacht gegen die Nolle sträuben, die ihnen freundlichst zugedacht wird. Sie haben die kaufmännischen Organisationen, die bereits mit einem Fuße im englischen Lager standen, um die asten Geschäftsbeziehungen zu er neuern, geschloffen und ihre Leiter verhaftet: sie haben aber auch mit der Entschlossenheit zu Sen Waffen gegriffen, um den in das heilige Rußland eingedrungenen Feind zu schlagen. Kein Wunder aber auch, daß die international gesinnte Arbeiterschaft den neuen politischen Angriffskrieg mit schärfstem Widerspruch begleitet. Die Demonstrationen in Berlin haben zunächst natürlich nur platonische Bedeutung. Die Londoner Hafenarbeiter dagegen haben schon be schlossen, kein Schiff zu laden, das Kriegsmittel nach einem mit der russischen Räteregierung verfeindeten Lande führt, und infolge dieses Beschlusses mutzte bereits ein englisches Schiff, das Kanonen und Munition für die polnische Regie rung an Bord hatte, diese Kriegsvorräte wieder an Land geben und andere Ladung einnehmen. Man erinnert sich noch, daß die britischen Arbeiter mit diesen und ähnlichen Zwangsmitteln die Einstellung des Murman- Feldzuges erreichten. Der neueste Polenkrieg dürste zwar nicht in gleicher Weise wie jenes etwas abenteuerlicheUnternehmen auf ununterbrochenen Nachschub angewiesen sein, aber ganz auf sich selbst gestellt, würde die Warschauer Regierung die bisherigen Erfolge ihrer Truppen doch nicht behaupten können. Alst bloßen Glückwunschtelegrammen, selbst wenn sie die königliche Majestät von Großbritannien und Irland zum Verfasser haben, sind kriegerische Lorbeeren nicht gut zu pflücken. Zieht man ferner noch in Betracht, daß die Börse die herrlichen Siegesmeldungen aus Warschau mit einer immer tieferen Bewertung der polnischen Mark beantwortet hat — sie gilt jetzt knapp noch den vierten Teil der deutschen Mark —, so wird man kaum anders sagen können, als daß die edlen Polen ihre kühnen Hoffnungen und Entwürfe schwerlich werden zum Reifen kommen sehen. Und ebenso wenig natürlich die Westmächte. In dem selben Augenblick, wo sie das türkische Reich auf dem Papier ihres Friedensvertrages in Fetzen reißen, bildet Mustapha Kemal Pascha, gestützt auf die stattliche Militär macht, die er sich in mühseliger patriotischer Arbeit heran gebildet hat, in Angora ein eigenes Kabinett, unter dessen Führung die Nationalversammlung beschloß, alle Verträge und Abkommen, die seit dem Waffenstillstand mit einer aus wärtigen Macht abgeschloffen worden sind, zu annullieren. Nicht genug damit, wurde auch jeder durch die National versammlung nicht ermächtigten Person das Recht abge sprochen, das türkische Reich auf der Friedenskonferenz zu vertreten. In Konstantinopel also, und wo sonst ihre Schiffs kanonen noch hinreichen, kann die Entente befehlen, was sie will: das türkische Volk hat sich diesem Befehlsbereich entzogen, und es besitzt noch tapfere Männer genug, die das Selbstbestimmungsrecht der Völker zu verwirklichen suchen, wie sie es auffassen. In Rußland sowohl wie im nahen Osten werden die Westmächte auch sehr lange um die Entscheidungen kämpfen müssen, die sie den Moskowitern wie den Osmanen mit Gewalt aufdrängen wollen. Nur in der Mitte Europas ist es ihnen verhältnismäßig leicht gemacht worden, die neue Weltverteilung durchzusetzen, die ihre Börsen und Industrie- gewaltigen sich in den Kopf gesetzt hatten. Kein Freistaat Oberschsesien. Erklärung Leronds. In einer Besprechung, die der Präsident der inier» alliierte» Regierung, General Lerond, mit einem Presse vertreter hatte, erklärte der General, daß die oberschlesische Freistaalsbcwegung zwecklos sei. Nach dem Friedenöver- trag könne nur darüber abgestimmt werden, ob die Provinz bet Deutschland bleiben oder an Pole» fasten wolle. Die Entwicklung in Oberschlesien scheint, so wird von fachkundiger Seite berichtet, in schnellen Fluß gekommen zu sein. Während die deutsch-gesinnte Be völkerung sich bislang in Verteidigung ihrer Rechte gegen die Bedrückung durch die Entente-Kommission und gegen die Anmaßungen der Polen nur gewehrt hat, scheinen die Polen den Zeitpunkt für gekommen zu erachten, um offensiv nicht nur gegen die Deutschen, sondern, wenn es nicht anders geht, auch gegen die Entente vorzugehen. Die Aufdeckung der polnischen Verschwörerpläne hat die Oberschlesten bedrohende große Gefahr grell beleuchtet und in das Lager der Polen begreifliche Auflegung gebracht. Je ungünstiger sich die Verhältnisse in Oberschlesien für Polen gestalten, je mehr insbesondere auch der polnisch sprechende Teil der oberschlestschen Arbeiterschaft zur Er kenntnis gelangt, datz es um seine Zukunft bei Polen jeden falls schlechter bestellt sein würde als bei Deutschland, umso mehr scheint in Warschau der Wille zu erstarken, Oberschlesien mit Gewalt an sich zu reißen, wenn es auf den: Wege der Abstimmung nicht gelingen sollte. Aus diesem Grunde ist in den letzten Monaten die polnische militärische Geheim-Organisation in Oberschlesien eifrig ge fördert morden und an der oberschlestschen Grenze sind auf fallend viel reguläre polnische Truppen verteilt. Auch die Entente-Kommission in Oppeln erkennt die Oberschlesien bedrohende Gefahr und kann sich der Einsicht nicht ver schließen, daß durch das terroristische Vorgehen der Polen unter Führung Warschaus die Oberschlesien betreffenden Be stimmungen des Friedensvertrages ernstlich gefährdet sind. Es liegt nicht im deutschen Interesse, die Stellung der Entente, die für die Ausführung des Friedensvertrages ver antwortlich ist, noch mehr zu erschüttern. Ein Gebot poli tischer Klugheit ist es darum auch, daß der deutschgestnnte Teil der oberschlestschen Bevölkerung jetzt Ruhe hält und sich durch die polnischen Provokationen nicht zu Gegenaktionen Hinreißen läßt, die die Lage der Entente-Kommijsion in Oppeln noch unhaltbarer machen müßten, als sie jetzt schon ist. KomkNUN^renputsch in Sangerhausen. Halle a. S>, 15. Mai. Die Stadt Sangerhausen ist durch einen Putsch in größte Aufregung gestürzt worden. Heule morgen besetzte» plötzlich bewaffnete Arbeiter scharen alle Straßen und öffentliche» Grbände. An den Ecke» u»d Litfaßsäule» klebten Plakate mit der Ankiindi- gnng, daß die Regierung gestürzt »nd in die Hände der Linksradtkalcu übcrgcgangen fei. Alle Waffe» und alle Munition sei bis zum Nachmittag auf dem Rathause ab- zultefern. Diebstahl, Plünderung und Wucher würden mit dem Tode bestraft. Die ganze Stadt ist in den Händen der bewaffneten Arbeiter. Der Aktionsausschuß in Sanger- Hausen, von dem der Putsch vermutlich ausgebt, hat das Rathaus besetzt, von der Poft SOV VO« Mark und von einer Privatbank LVV VVV Mark mit Waffengewalt geholt. Bereits im März 1919 und ebenso im März 1920 nach dem Kapp-Unternehmen fanden in der Gegend Sanger hausens starke Unruhen statt, so daß man von dem «mittel deutschen Unruhegebiet' damals mit Besorgnis sprach.