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diesem Lage ihr Kirchweihfest gefeiert wurde, dagegen sind die zahlreichen Mittel, am Johannistage die Zukunft zu erforschen, Überbleibsel aus der Heidenzeit, wo der Johannistag als sogenannter Los- oder Schicksalstag galt. Das Bad in der Johannisnacht ersetzte eine ganze Badekur, da es die heilkräftigste Wirkung besaß. Sehr h dich schildert der italienische Dichter Petrarca, wie ihn am Johannistage des Jahres 1330 seine Freunde in Köln an den Rhein führten, wo er die Ufer angefüllt sah init Frauen und Jungfrauen, die mit wohlriechenden Kräutern, geschmückt waren und beim Untergange der Sonne sich unter gewissen Zaubersprüchen Arme und Hände wuschen.-. m Strohhütc. Der Sommer beginnt zwar kalender mäßig erst jetzt, aber wir leben doch schon in der schönsten Hundstagshitze. Es läßt sich also nicht bestreiten, daß der Strohhut „hochaktuell" ist, und diskutieren könnte man höchstens über die ungeheuerlichen Preise, die zurzeit für das Strohgeflecht gefordert werden. Der Strohhut hat merkwürdigerweise noch keine Geschichte. Niemand weiß w recht, wann er zuerst aufgetaucht ist und was er im La Oe der Zeiten durchgemacht hat. Es gibt sehr gelehrte Stud en über Kopfbedeckungen von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, aber es handelt sich immer um die Kopfdcckel aus Tierfellen oder aus Metall, wie sie die Giiechen und Römer trugen, um die schmalen Filzhüte der Spartaner, um die breiten Filzhüte des Mittelalters, um die Drei master des 18. Jahrhunderts, um die Hüte der franzö sischen Revolution bis zu den Zylinderhüten und anderen Abarten der Haarhüte unserer modernen Zeiten. Von den Strohhüten ist in der Geschichte nicht die Rede. Ein geführt haben den Strohhut die Frauen. Im Jahre 1784 trugen die eleganten Pariserinnen die ersten italienischen Strohhüte. Auf den Köpfen der Männer erschienen Stroh hüte erst im Anfang des 19. Jahrhunderts; wirtlich modern aber wurden sie erst zur Zeit Napoleons HI. Die ersten großen Strohhutfabriken in Europa wurden etwa um das Jahr 1855 gegründet. Die meisten befanden sich im Elsaß, das damals französisch war und nun wieder französisch werden soll. Die Franzosen find auch heule noch die bedeutendsten Strohhutlieferanten der Welt, und das trotz der groben Konkurrenz, die ihnen Amerika macht. — Es gibt keine Gefindeordnung mehr. Gestndc- zeugnis und Dienstbücher für landwirtschaftliches Gesinde und häusliche Dienstbolen sind abgeschafft. Noch immer begegnet man Zweifeln darüber. Zu Unrecht. Die sächsische rev. Gesindeordnung ist durch die Bekanntmachung des Ge samtministeriums vom 18. 11. 18 aufgehoben worden. Die Arbeits- und Dienstverhältnisse der häuslichen Dienstboten regeln sich gegenwärtig nur nach dem Bürgerlichen Gesetz buch, das ein polizeiliches Dienstbuch nicht kennt. Das land wirtschaftliche Gesinderecht ist zur Zeit in der vorläufigen Landarbeiterordnung vom 24. 11. 18 zusammengcsaßt, das polizeiliche Ausweise nicht mehr vorsteht. — Wieviel Rittergüter gibt es noch in Sachsen? In Sachsen gibt es noch etwa 920 Rittergüter. Je 268 davon liegen in den Kreishauptmannschaften Leipzig und Bautzen, 194 in der Dresdner, 147 in der Zwickauer und nur 44 in der Chemnitzer Kreishauptmannschaft. Die meisten dieser Güter befinden sich in der Gegend von Bautzen, hat doch die Amtshauptmannschaft Bautzen allein 125 Ritter güter aufzuweisen. Die wenigsten derselben finden wir in den Amtshaupimannschaften Flöha (9), Annaberg (7) und Schwarzenberg (4). Das größte ist das zu Pfaffroda zwischen Sayda und Olbernhau) gehörige Rittergut, das eine Fläche von 2286 Hektar umfaßt. — Wiederkehr des Akkordlohnes im sächsischen Bergbau. Wie verlautet, hat man sich auf der Konferenz in Zwickau zwischen Bergarbeitern und Grubenbesitzern da hin geeinigt, daß das Gedinge (Akkord) wieder eingesührt werden soll. Auch das sogenannte PräRiengedinge (mit Prämienzusicheiung für Mehrleistungen) wird zur Einführung erwogen. — Meißen. Sin größeres Motorboot, das zur Deckung der tschechischen Lebensmilteltransporte dient, lag tagsüber am Slbkai unterhalb der alten Brücke. Das Boot führte die deutsche Ariegsfiagge und war mit Re- gierungslruppen (Marinemannschaften), einem Offizier (Leutnant) und etwa zehn Unteroffizieren und Mannschaften besetzt. Die Armierung bestand in zwei schweren Ma schinengewehren, je eins vorn und auf der mittleren Platt form, sowie einer Revolverkanone am Heck des Bootes. — Wie stark das Interesse für den Weinbau ist, beweist die rege Nachfrage nach Wurzelreben. Die Rebschule des Vereins zur Hebung des Meißner Weinbaues hat in diesem Frühjahr (7 000 Reben auf amerikanischer reblaussicherer Unterlagt an ihre Mitglieder abgegeben. — Nossen Die Sammlung zu einem Krieger-Ehren mal der Stadt Nossen durch den Militärverein „Kamerad schaft" ergab 8400 Mark. — Nossen. Zwei ganz gefährliche jugendliche Ein brecher wurden hier festgenommen. Die beiden sind am 6. Juni aus der Bräunsdorfer Besserungsanstalt entwichen und haben seitdem in vielen Orten des Freiberger und Meißner Bezirks eine große Anzahl schwere Einbruchs diebstähle verübt, bei denen ihnen größere Geldsummen, Kleidungsstücke und Nahrungsmittel in die Hände fielen. Erst dieser Tage noch stahlen sie einer armen Arbeitersehefrau aus Lüttewitz eine Ledertasche mit 87 Mark, eine Uhr und Nahrungsmittel aus dem Kinderwagen. — Dresden. In ber Stadtverordnetenversammlung wurde mitgeteilt, daß die Entsittlichung in Dresden immer mehr zunimmt. In den letzten 6 bis 7 Monaten sind zwanzig Mordtaten vorgekommen. Im Frieden bat die Polizei 500 Straftaten wöchentlich erledigt, jetzt sind es >60S. Auch sind in Dresden zahlreiche Spielklubs und Spielhöllen eröffnet worden, von denen eine große Anzahl schon aufgedeckt find. Die Stadt hat sich an das General kommando gewandt, diese Spielhöllen auf Grund des Be lagerungszustandes zu verbitten, da das Strafgesetz keine Handhabe dazu bietet. Ferner wird erwogen, den Spiel klubs «ine groß« St«uer aufzuerlegen. — Sayda. Gemeindevorstand Neubert im benach barten Ullersdorf ist in seinem Garten erschossen aufgefun den worden. Als der Tat dringend verdächtig erscheint der russische Kriegsgefangene Stephan Jlgin, 29 Jahre alt. — Meeraue Der verschärft« Belagerungszustand, das Stadtrecht und das Standgericht, sind nach achttägiger Dauer aufgehoben worden. Gleichzeitig haben am Sonn abend die nach hier beorderten Regierungstruppen die Stadt verlassen. — Bad Elster. Das Gesamtpersonal des Kurlheaters Bad Elster ist, weil Direktor Oskar Aigner den vom Bühnen verein und der Bühnengenoffenschaft vereinbarten und vom Reichsarbeitsamt genehmigten Normal und Tarifvertrag sowie den Angestelltenrat nicht anerkannt hat, in den Aus stand getreten. Briefkasten. O. S. Ihre Entrüstungspredigt über die gegenwärtige Frauenkleidung, namentlich über den kurzen Kleiderrock, können wir nicht so recht nachempfinden. Einmal ist er doch praktischer als ein den Staub aufwirbelnder Schlepp rock, wie wir ihn vor 10 Jahren hatten, und dann — wir sind allzumal Sünder — steht es doch auch niedlicher aus, vorausgesetzt, daß die Maid nicht gerade Schuhnummer 43 oder noch darüber hat. Georg B., Wilsdruff. Den Vogel hat unstreitig Ber lin abgeschoffen; denn dort tanzt man im Badekostüm! In der Presse finden wir folgende Anzeige: Sonntag, in Wilhemshof, Anhaltstr. 12, Bade- und Frühlingsfest. Ein tritt nur in Bade- oder Strand- resp. Sommerkostüm. Große Tombola, Preistanz. Prämiierung der Badekönigin, (schönste Figur.) Vorträge von ersten Künstlern. Ans. 7 Uhr. Und das in Deutschlands ernstester Zeit! Der Henker steht vor der Tür und hat schon die Hand zum todbringenden Schlag erhoben, und in Berlin tanzt man im Badekostüm und prämiiert die — Schamlosigkeit. Bom Schöffengericht Verurteilter, anonym. Für gewöhnlich wandern anonyme Schreiben bei uns in den Papierkorb. Ihr Geschreibsel ist aber so typisch für den Fall, daß es schon lohnt, sich mit ihm zu beschäftigen. Zu nächst beschweren Sie sich über die Veröffentlichung der Schöffengerichtsoerhandlung und Ihrer Bestrafung. Daran ändern Sie auch für die Zukunft kein Jota, die Bekannt gabe - ob es nun einen Graf oder Bettelmann betrifft — wird von allen Lesern verlangt außer den — Verurteilten, das können wir denselben nachfühlen. Schämen müssen Sie sich, das ist wahr, aber nicht, wie Sie meinen, über unsere Schreiberei, wohl aber wegen Ihres Vergehens; denn letzten Endes waren es Wucherer, Schieber und Betrüger, die unser Vaterland mit an den Abgrund gebracht haben. In Prag und anderen Städten Böhmens hat man für diese Kategorie Menschen den Galgen errichtet; auch bei uns wäre dies — wir sagen leider — verschiedentlich sehr an gebracht. Wenn Sie glauben, wir leiden an Abonnenten schwund, dann diene Ihnen unsere Versicherung zur Be ruhigung, daß wir im letzten Jahre ca. 30«/« Zuwachs Hu verzeichnen haben. Unter dem Jnseralenmangel leiden gegen wärtig alle Zeitungen, der Geschäfsmann Hal ja auch nichts anzupreisen. Was die anderen Ladenhüter anbetrifft, die wieder aufgewärmt Sie uns vorsetzen, so sind dieselben schon so oft durchgekaut worden, daß es sich nicht lohnt, auch ein Wort weiter darüber zu verlieren. Kirchenuachrichten für Dienstag den 24. Juni. Wilsdruff. Abends 6 Uhr Gedächtnisfeier auf dem Ehrenfriedhof. Bei ungünstigem Wetter in der Jakobikirche. Gesangbücher wolle man mitbringen. — Kollekte für den Ehrenfriedhof. Kirchenmusik zum Johannisfest-Gottesdienst: Vor der Rede: „Ihr edlen Dulder, ihr habt gelitten." Ge- mischier Chor von Draht. — Nach der Rede: Trostlied „Mag auch die Liebe weinen" von Faist. — Gesang: Kirchenchor. Die heutige Nummer »mfatzt 4 Sette« Herausgeber, Verleger und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff Verantwortlich für die Schnstleitung: Oberlehrer i. R. Gärtner, kür de,: Inseratenteil; Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Von Mittwoch den 25. d. M. ab stelle ich einen frischen Trans port junger Holsteiner «nü krbrikMür worunter verschiedene Paare und Einspänner sind, bei mir zum Verkauf. — Suche LOO« Ltr. Ziv« in kleinen Posten und waggonweise zu kaufe«. 4338 stainsberg. k. Kästner. Gütrrbahnhofstraße 2. Fernsprecher: Amt Deuben 296. Lebe«smittelverteilu«g Dienstag den 24. Juni von vormittags 8 Uhr ab bei Bohr Anslandsfchweivefleifch für Ver sorgungsberechtigte, ca '/« Pfund auf den Kopf, Kinder die Hälfte, zum Pfundpreis von Mk. 6.96. Grumbach, am 23. Juni 1919. De, Gemeindevorstand. ÜM- - Gtmrbe- 'M? Vnm.r Dienstag den 24. Juni abends 8 Uhr im „Hotel Löwe". Tagesordnung: Eingänge, Geschäftsbericht, Kaffenbericht, Neuwahl des gesamten Vorstands, Ver schiedenes. Zahlreiches Er scheinen erwünscht. Louis Seidel, Vorstand ißM Anaben schwitzer für Sommer preiswerte Qualität Eimr- Wehner Markt. Prima neue öMmilgt empfiehlt preiswert Paul Lauer. 4343 am Markt. Ein guterhaltener 434» Kiu-emM steht sofort zum Verkauf. Riese, Zedller-Slraße 183. -amUien-Drucksachen als: Besuchskarten, Verlobungs- und , Vermählungs-Anzeigen, Trauerbriefe Danksagungen, Briefbogen usw. liefert :: in geschmackvoller Ausführung :: Kuchdruckerei Arthur Zschunke. Qsstkok LtsindNek bei Kefselsdorf. Sonnabend den 28. Juni Hierzu laden freundlichst ein 433s Kurt Göpfert u. Fra« Die Jugend zu Steinbach. Starke vlUendurger unü EmaenerSanle sieden Lum verkauf gönse-SrobbanMung Um vabnbok Naunckort 4,so bei Kötzfebenbroaa. LaaLslrübea- pklrmrsa hat sofort noch abzugeben Kürbis, Roitzsch. 435l Fernsprecher 5. M Me L mlim. Gegen Belohnung abzugeben in der Geschäftsst. d. Bl. «4i MeriW feinste Holländer, empfiehlt billigst 4Z44 Alfreä Pietzsch. EaW.»er wird gesucht. 434» Zedtlerstratze 78 M W» W» !MW EinkchaMratc, EinkchgUcr nebst siimtl. Zubehörteile» empfiehlt 4W Paul Schmidt. Dresdner Straße 94 Ecke Rosenstraße. Fernsprecher 484. WWWWW!MW»SN Loknsn- KsKse roh und frisch geröstet, empfiehlt billigst 434s Alfre- Pietzsch. Mem verkauft Oswin Nake, Bismarckstraße. 4337