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MsdmfferTageblatt Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend. Erscheint seit dem Jahre 1841. Inserttonsprei« Pfg. für die s-gespallen- Korpuckzell« oder deren Rau», Lolalpsei« pfg., Reklamen pfg., alles mlk öl'/, Teuerungazuschlag. Zellraud und iabellarlschcr Satz mit 50"/ Aufschlag. Bei Wiederholung und Zakresumsghen entsprechender Nachlaß. Bekanntmachungen lm amtlichen Teil tnur von Behördens die Spaltzeile SV Pfg. bez. pfg. / Nachwelsungs- und Offertengcbühr 20 bez. ZS Pfg. / Telephonische Znseraien-Aufgabe schließ! jedes Reklamationsrecht aus. / Anzeigenannahme bis 44 Uhr vormittags, / Bellagengebühr das Tausend S Mk„ fr die Postauflage Zuschlag. / Für das Erscheinen der Anzeigen an bestimmte» Tagen und Plätzen wird keine Gewähr geleistet. / Strikte Platzvorschrist L5'/. Aufschlag ohne Rabatt. / Die Rabattsätze und Nettopreise haben nur bel Bar zahlung binnen ZS Tagen Gültigkeit; längeres Ziel, gerichtlich« Einziehung, ge meinsame Anzeigen versch. 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Amtlicher Teil. Unter dem Rindviehbestande des Gutsbesitzers und GemeindeoorstandeS Nitzsche in Tora Nr 17 ist die L««ge«se»che aasgebroche». Meißen, am 29. Januar 1919. Nr. 130ZV. m» Die Amtshauptmaunschast. Umsatzsteuer betreffend. Die zur Entrichtung der Umsatzsteuer verpflichteten gewerbetreibenden Personen haben zu einem Teile die über den Umsatz 1918 abzugebenden Umsatzsteuererklärungen noch nicht eingereicht. Es wird daran erinnert, datz die Abgabe der Erklärung bis z«» 31. Januar ISIS erfolge« mutz, llmsatzfteuerpflichtige, die die Erklärung nicht rechtzeitig einreichen, haben neben Bestrafung schätzungsweise Festsetzung der Steuer zu erwarten, wobei ihnen überdies ein Steuerzuschlag bis zu 10 v. H. auferlegt werden kann. Fristgemäße Abgabe der Erklärung ist deshalb dringend geboten! Wilsdruff, am 29. Januar 1919. » Der Stadtrat als Umsatzsteueramt. Die Auszahlung der Kriegsunterstützung erfolgt heute Freitag de« 31. Januar von 8—12 Uhr. Wilsdruff, am 30. Januar 1919. 17», Der Stadtrat. Feintalg-Derkau^ stempelung der gelben Lebensmittelkarten. Nr. 640— 928 bei Lange . 926—1210 „ Neubert, „ 1211—1496 „ Schirmer. Wilsdruff, am 29. Januar 1919. IT?» Der Stadtrat — Kriegswirtschastsabteiluug. Mr billtn WU, Anzchm ii; 11 Ur MimW ichuM. Deutschland der Kolonien beraubt. Zwischen zwei Stühlen. Zeitalter der Revolution wollen von Kompromissen gewöhnlich nicht viel wissen. Für oder gegen lautet hier die Parole, und wer zwischen den entgegengesetzten Strömungen, in deren Zusammenprall neue Mächte die alten Satzungen überwinden wollen, zu vermitteln sucht, der gerät leicht zwischen zwei Stühle, wo er weder daS Alte verhöhnen noch daS Neue meistern kann. Keine Er fahrung von heute und gestern, aber wir müssen, scheint es, immer erst wieder durch sie hindurch, so teuer auch das Lehrgeld wird, das wir auf diese Weise an die Meisterin Geschichte zu entrichten haben. .. Diesmal ist es der neue preußische Kriegs- Minister, der einen Ausgleich schaffen wollte, den Offi zieren, die er braucht, wenn der Begriff einer Armee aufrechterhalten werden soll, wie den Soldatenräten, die in nun bald dreimonatlicher, auf die Revolution gegründeter Machtausübung einen neuen Zustand der Dinge im Heere geschaffen haben, den sie am liebsten verewigt sehen möchten. Die neue Verordnung über Kommandogewalt, Besetzung der Stellen, Bekleidung usw. suchte einen Mittelweg inne zuhalten. Ein Teil der Befehlsgewalt sollte den Offizieren Vorbehalten bleiben, doch erhalten die Soldatenräte das Recht, über jeden Offizier innerhalb vier Wochen nach seiner Ernennung zu berichten, ob er das Vertrauen seiner Untergebenen genieße und gegebenenfalls seine Absetzung zu beantragen. Auch in der Frage der Abzeichen, der Gruß- vflicht griff man zu Vermittlungen. Den Offizieren wurde aber .inniges Zusammenarbeiten mit den Soldatenräten" zur Pflicht gemacht und ihr .bewährtes Pflichtgefühl" dafür in Anspruch genommen, daß sie sich auch in die ver änderten Verhältnisse mit überlieferter Selbstverständlichkeit schicken möchten. Beruhigen sollte endlich die Versicherung, daß die ganze Regelung nur vorläufigen Charakter trage, daß es auch in dieser Frage der Nationalversammlung Vorbehalten bleibe, das letzte Wort zu sprechen. Aber schon jetzt zeigt es sich, daß hier keine glückliche Lösung gefunden worden ist. Zuerst rührten sich die Soldatenräte. Sie wollten von einer Teilung der Kom mandogewalt überhaupt nichts mehr wissen; vielen von ihnen ist schon das Wort Offizier ein Greuel, und jeden, der ihnen klarzumachen sucht, daß es ohne Ordnung und Unterordnung im Heere unmöglich gehe, betrachten sie als ihren — je nachdem politischen oder sogar auch persön lichen — Feind. Das mußte am Montag auch Herr Noske erfahren, und das müssen sich jetzt bereits der Kriegsminister wie sein sozialdemokratischer Unterstaats- sekretär, der Genosse Göhre, öffentlich sagen lassen. Und von Hamburg aus kommt man bereits, angeblich im Nameu von zwölf Armeekorps mit Drohungen: entweder die Reichsregierung beseitigt daS bisherige Offizierswesen Sanz radikal oder man kündigt den Gehorsam. Der Herr Kriegsminister, ein wackerer Schwabe, wrchtet sich nun gewiß nicht; aber sehr angenehm wird er von dieser Aufnahme seiner Verordnung doch wohl nicht berührt sein. Aber nun kommen auch die Offiziere von der anderen Seite zu Wort, und auch sie haben bereits gelernt, datz es zu nichts führt, ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Sic haben sich zwei Organisationen geschaffen: den Bund deutscher Offiziere, der einen möglichst ge- Uläßigten Standpunkt festhalten und vorwiegend für die wirtschaftliche Sicherstellung seiner Mitglieder arbeiten wochte; und den Nationalverband der Offiziere, der es unter den gegebenen Verhältnissen für unumgänglich hält, vnt allen Mitteln sür die Rechte des Offizierkorps ein- iutreten. Diese zweite Richtung hat in der ersten öffentlichen Versammlung, in der inan sich mit den brennenden Fragen des Augenblicks beschäftigte, aus der ganzen Linie gesiegt. So sehr gesiegt, datz die Ver treter des Bundes, obwohl er die Kundgebung veranstaltet hatte, sich kaum Gehör verschaffen konnten, und das selbst der Kriegsminister, der zur Versöhnlichkeit mahnen wollte, beinahe niedergeschrien wurde. Die Offiziere fühlen sich entrechtet und entehrt, sie sehen keine Möglichkeit, nach den neuen Bestimmungen eine disziplinierte Armee aufzu stellen, und sie können es vor allen Dingen nicht begreifen, daß die Einrichtung der Soldatenräte m ihrer bisherigen Gestalt wirklich verewigt werden soll. Die Offiziere denken ernstlich daran, ihre Tätigkeit einzustellen, zu streiken — nach berühmten Mastern! Der Bogen ist überspannt, daran ist kein Zweifel. Wird sich noch der starke Mann unter uns finden, der das Schlimmste zu verhüten weiß? Deutschland der Kolonien beraubt. Beschlüsse der Pariser Vorsriedenskonferenz. Die Vorfriedensverhandlungen in Paris schleppen sich unendlich lang hin, ein Zeichen, daß es den Teilnehmern schwer wird, ihre vielfach auseinandergehenden Interessen in Übereinstimmung zu bringen. Soweit sich angesichts der Geheimhaltung der Verhandlungen (die ja bekanntlich abgeschafft sein sollte) übersehen läßt, ist sich die Konferenz bisher nur in einem Punkte völlig einig, daß nämlich Deutschland seiner Kolonien beraubt wird. Der dies bezügliche Beschluß, der mit allen Einzelheiten auf der Vorfriedenskonferenz gefaßt wurde, läßt erkennen, welche Sicherheiten der Friedensschluß für seine Dauerhaftigkeit bietet und in welchem Maße er der Wilsonschen Forderung nach Recht und Gerechtigkeit entspricht. Die Verteilung der deutschen Kolonien. Wie das gewöhnlich gut unterrichtete „Holländsch Nieuws Bureau" aus Paris erfährt, ist unter den Ver bündeten nach längerer Besprechung folgende Vereinbarung getroffen worden. Keine einzige Kolonie wird an Deutschland zurück- gegeben. Togo gehört zu Französisch-Westafrika. Kamerun zu Französisch-Kongo, ein kleiner Teil zu Liberia. Deutsch- und Südwestafrika gehört zur südafrika nischen Konföderation, nur ein kleiner Teil soll davon zu Portugiesfich-Angora geschlagen werden. Deutsch-Ostafrika soll zu England kommen, aber ein schmaler Streifen wird für Belgiscb-Kongo reklamiert. Kiautschou fällt an China zurück. Der Wilhelm- und Bismarck-Archipel fällt an Australien. Die Karolinen und die Südseeinseln werden so wohl von Japan als auch von Australien verlangt. Die Marfchallinseln werden von Japan und die Soloninseln von Australien reklamiert, Samoa kommt in Neuseeland. Die einzelnen Ansprüche sollen noch geprüft werden, der Verteilungsplan wird dementsprechend aufgestellt. Deutschland darf nur unterzeichne». Wie über die deutschen Kolonien wird auch im Kreise der Verbündeten über alle anderen Fragen, die den künftigen Frieden betreffen, unter Ausschluß der Mittel mächte verbandelt. Die Londoner .Daily Mail" weiß zu melden, daß die Friedensbedingungen auf diese Weise zwischen den einzelnen Regierungen des Verbandes Ende März sertiggestellt bezw. genehmigt sein würden. Dann werden die deutschen Delegierten Anfang April auf gefordert werden, nach Paris zu kommen, um den Frieden zu unterzeichnen. Im Gegensatz dazu steht allerdings eine Mitteilung des französischen Ministers Pichon im Kammeraussckuß, wonach die allgemeine Friedenskonferenz, aller Kriegführenden am 10. Mai (dem Jahrestage des Frank furter Friedens) in Versailles beginnen sollen. Wie dem auch sei,, die Nachrichten von der Pariser Vorfriedenskonferenz lassen keinen Zweifel darüber, daß es sich um einen diktierten Frieden handelt, nicht um einen Dauerfrieden. Die Diplomatenarbeit in Paris trägt den Todeskeim in sich. * Oer englische Völkerbundspian. Deutschland vorläufig nicht zugelassen. Die Londoner Blätter veröffentlichen die Umrisse des britischen Entwurfes für den Völkerbund, der den Grund satz der Abschließung und des Zwanges gegen einen des Angriffs schuldigen Staat ausspricht. Die britischen Ver treter setzen die Regelung von Streitigkeiten unter den Aufgaben des Völkerbundes an die erste Stelle, aber man hofft, seine Wirksamkeit auch auf folgende Aufgaben aus zudehnen: Unterstützung von neuen Staaten, Überwachung des Handels mit Waffen und Munition, Aufrechterhaltung der Freiheit der Verkehrswege sowie regelmäßiger Handels beziehungen, Bearbeitung wirtschaftlicher, gesundheitlicher und anderer gemeinsamer Fragen und die Errichtung einer gemeinsamen Organisation für die Behandlung der inter nationalen Arbeiterfragen. Der Entwurf sieht für die allgemeine Konferenz aller Delegierten einen kleineren ausführenden Rat und ein dauerndes Sekretariat vor. Deutschland soll fürs erste ausgeschlossen weiden, aber nicht unnötig lange. Für die Regelung gerichtlicher Streitfälle muß ein Schieds gerichtshof errichtet werden bis zur Schaffung eines dauernden Gerichtshofes für internationale Ent scheidung gerichtlicher Streitfälle. Für Öffentlichkeit der Verträge und Aufhebung ge wisser Verträge, die den Grundsätzen des Völkerbundes zuwiderlaufen, wird Vorsorge getroffen werden müssen. Hinsichtlich der Abrüstung ist man der Auffassung, datz die Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht nicht genügt. Dian denke an die Aufstellung des Grundsatzes, daß kein Staat das Recht bat, bewaffnete Kräfte von einer Stärke zu halten, die auf Angriffsabsichten schließen läßt. Baldiger Abbau der Löhne, Eine Forderung der Mehrbeitssozialisten. Berlin, 29. Januar. Die Funktionäre und Arbeiterräte der Sozialdemo kratischen Mebrheitspartei beschlossen nach einer Besprechung über die wirtschaftliche Lage folgende Resolution: .Wenn unsere Industrie und das ganze Geschäftsleben wieder in geordneten Gang kommen sollen, ist es in erster Reihe notwendig, die Arbeitslöhne so abzubauen, daß sie den Löhnen der mit uns konkurrierenden Länder entsprechen, um so der deutschen Industrie die Konkurrenz auf dem Weltmarkt zu ermöglichen. Gleichzeitig müssen aber auch die Preise der notwendigen Lebensmittel und Bedarfsartikel so herabgesetzt werden.