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- Erscheinungsdatum
- 1918-11-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-191811236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19181123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19181123
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-11
- Tag 1918-11-23
-
Monat
1918-11
-
Jahr
1918
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sprechnng Vsr poNiischen Nage, die Darlegung der vv« der Rcichsregieruug getroffenen Matznahmen und die Verständigung über das künftige Zusammenwirken zwischen der Reichsleitung und den Regierungen der Ginzelstaatcn. Möglicherweise sind bei der Einberufung auch die As- rüchte aus Süddeutschland über Ablösungsbestrebungen un^ Sondervorgehen in einzelnen bisherigen Bundesstaaten mit maßgebend gewesen. Zur Haupt ache aber wird wohl die Festigung der bestehenden Reichsregierung gegenüber den Auflösungstendenzen im eigenen oder nabe verwandten Lager der Antrieb zu der Konferenz gewesen sei». Die Reichsregierung läßt bekannt machen, daß ihr von der Front und aus der Heimat, sowie von Arbeiter- rüten unzählige Begrünungen zugegangen find, deren Absender sich regelmäßig auf die von der Negierung ver tretenen Grundsätze stellen und diese unterstützen wollen. Insbesondere wird überall der Erwartung Ausdruck gegeben, daß die verfassunggebende National versammlung sobald als möglich einberufeu werde. Der Breslau erVolksrat, Zentralrat fürdieProvinz Schlesien, nahm einen von beiden sozialdemokratischen Frakt onen ge stellten Antrag für möglichst baldige Einbrrufung der kon stituierenden Nationalversammlung an. Der Volksrat lehnt es ab, Len Willen gewisser örtlicher Einzel- strömungen als maßgebend für die Gestaltung d-r deutschen Republik anzuerkennen. Dir Entscheidung ft im Einverständnis mit dem ZeAtral-SoldaLenrat des S. Armee korps erfolgt. Die NcriLonglversammlrmg — - Vorbedingung des Friedens. Bern, 21. November. Jur Ministerium deS Auswärtigen in Paris hat eine Sitzung stattgefnndcn, in der ein Rcgieruugövertreter die bestimmte Erklärung abgab. Vast ein Zusammentretcu der FriedenSkansercnz erst dann zu erwarten sei, wen» in Deutschland eine Regierung bestehe, die sich auf deu Willen des ganze» Volkes stütze. Nur wen» eine solche Negierung sewätilt sei, könnten Verträge mit bindender Verpflichtung abgeschlossen werden. Die Entente stehe zwar der jetzigen Regierung wohlwollend gegenüber, 8e verhehle sich ater nicht, daß sie eine Körperschaft sei, die bis jetzt nicht die Mehrheit des Volkes hinter sich habe. Präsident Wits-n habe bekanntlich in seinen verschiedenen Erklärungen dies« V-dingung als erste Voraussetzung für völkerrechtliches Vertrauen bezeichnet. Wie weiter von zuverlässiger deutscher Seite erklärt wird, siebt die deutsche Regierung nach wie vor arlf dem Standpunkt, daß sse den Reichstag als gesetzgeberische Körperschaft nicht mehr anerkennen kann. Die Belassung besonderer Befugnisse beim Bundesrat ist darauf zurück zuführen, daß der Bundesrat neben seiner gesetzgeberischen Tätigkeit auch eine ganze Reihe VON Verwaltungsausgaben hatte, die ihm ebenso verbleiben sollen, wie anderen, mit der Verwaltung beauftragten Instanzen und Beamten körpern. Orr große EissnbahnrauH in Bertin. 66 Millionen Mark gestohlen. Am Dienstag abend traf auf dem Schlesischen Bahnhof in Berlin ein großer Transport vom VerwaltungSstabe Kes Oberkommandos Mackensen ein, der im Zuge über-* nachtete. Dies gab einer verwegenen, gut unterrichteten Diebesbande die Gelegenheit zu einem großen Raubzuge. Am Mittwoch früh 8 Uhr erschien die angebliche .Bahnhofswache', bestehend aus zwei Matrosen und zwei Landsturmleuten mit den weißen Armbinden der Komman dantur und beschlagnahmten das von dem Stab mit, geführte Geld im Betrage von nicht weniger als 6V Millionen Mark in deutschen «nd rumänischen Banknoten; ebenso alle Lebensmittelvorräte, Wagen, Pferde usw. Die umfangreichen Verhaftungen, die noch am selben Tage vorgenommen werden konnten, haben an scheinend bisher nur einen Teil des geraubten Geldes wieder zur Stelle geschafft. Weitere Ermittelungen sind im Gange. Fehrenbach gegen Eberi. Protest gegen die Abschaffung des Reichstage». . Berlin, 19. November. Neichstagsprässdent Fehrenbach hat der Reichsleitung poch Besprechung mit Parteiführern und dem Mitglieds Liselottes Heirat. Roman von H. CourthS-Mahler. 18) .am Derr aus Schönburg zu werben, m er mem Gatte geworden", stieb sie jammervoll fragend hervor. Sibylle nickte. .Ja, Liselotte. Wir Frauen sind arme Geschöpfe. Sind wir ohne Vermögen, verläßt man unS, find wir reich, heiratet man unser Geld und betrachtet uns alS überflüssige Zugabe. Liselotte — ich konnte Sie nicht länger betrügen, zu lange schon schwieg ich um seinetwillen. Jetzt hat er sein Ziel erreicht, nun bindet mich nichts mehr. Ihnen die Wahrheit zu entdecken.' Liselotte kam langsam zu sich und richtete sich kerzen gerade auf. Nur um Gotteswillen Haltung, nur nicht merken lassen, wie entsetzlich sie dieser Schlag getroffen hatte. Es fiel ihr gar nicht ein, an Sibylles Worten zu zweifeln. Zu sonnenklar war alles, was sie sagte. Ihre Ahnung damals war eine Warnung gewesen, und sie hatte sich in verblendeter Liebesseligkeit dieser Warnung ver schlossen. Ein Gefühl namenloser Demütigung stieg in ihr auf, als sie daran dachte, wie sie sich Wolf so rück haltslos zu eigen gegeben batte. Hatte er nicht gezögert, die Hand nach ihr auszustrecken? Ach — es war ja alles nur Lug und Trug gewesen, um sie zu täuschen. War es denn nur möglich, daß ein Mensch unter der Maske der Ehrlichkeit so schändlich handeln konnte! Die Erkenntnis seiner Niedrigkeit gab ihr die verlorene Fassung wieder. Sie erhob sich und streifte kühl Sibylles Hand von ihrem Arm ab.' .Gnädige Frau — ich vermag Ihnen jetzt nicht zu sagen, was ich über Ihrs Eröffnung Lenke, auf meinen Dank dafür verzichten Sie wohl!' .Liselotte — gehen Sie nicht so kalt von mir, Sie tun mir leid.' .Bitte, behalten Sie Ihr Mitleid für sich, ich bedarf dessen nicht. Sie gestatten, daß ich mich zurückziehe, ich habe Kopfweh.' Sie neigte den Kopf und wollte aus dem Zimmer gehen. Sibylle hielt sie noch einmal auf. .Was »ollen Si- l»»?« der Reichsregierung Wert fSlgende Erklärung zug'cheu lassen: „Zwingende Rücksicht»« ans die -cnwartige Lage verauiafsc» mich, zurzeit v»« der Einberufung des Reichstages abzusehe». Ich betzalt: mir dieses jedoch aus drücklich vor. Es können BeriMtuiffe eintreteu, die sowohl -er jetzigen alö auch einer künftigen Sicichöleitnug st«n Zusammentritt des Reichstags als erwünscht, vielleicht sogar als notwendig erscheinen lasse»." Zur Vorgeschichte dieses Protestes erklärt Fehrenbach: .In der am Sonntag den 10. November 1918 zur Ent gegennahme der WaffenstillstondSbedingungen im Reichs kanzlerpalais stattgehaLten Sitzung, an welcher außer sämtlichen Mitgliedern der damaligen Regierung auch Herr Vizepräsident Dove und ich teilnahmen, habe ich die Frage aufgeworfen, ob etwa, wie verlaute, die Auf lösung des Reichstages geplant sei, und ob verneinendenfalls die für den nächsten Mittwoch angesetzte Sitzung stattfinden könne. Darauf erklärte der damalige Reickskanzler Herr Ebert, daß über eine etwaige Auflösung des Reichstages noch kein Beschluß gefaßt sei, daß aber jedenfalls die angesagte Sitzung nicht abgehalten werde« könne. Dagegen konnte ich nach Sachlage eine Einwendung nicht machen. Am 14. November habe ick sodann telegraphisch angefragt, ob gegen eine auf die nächste Woche vorgesehene Einberufung des Reichstages Einspruch erhoben eventuell dagegen Maß nahmen getroffen werden sollen. Ich erhielt die tele graphische Antwort, daß nach Beseitigung des deutschen Kaisertums und des Bundesrats als gesetzgebende Körper schaft auch der Reichstag nicht mehr zusammentreten könne. Diese Anschauung vermag ich weder in ihrem Inhalt noch in ihrer Begründung als zutreffend anzuerkennm.' Das Zentrum, die Partei Fehrenbachs, protestiert auch gegen die Abschaffung des preußischen Herreu- und Ab geordnetenhauses. Zeit- und Girelffragen. Stimmen aus allen Parteien. Wir hmMsn die Nationalversammlung! Bo» Otto Ernst. Grob-Flottbek. Der Dichter Otto Ernst stellt im Tag seine feingeschtiffene Klinge in den Dienst üer künftigen Nationalversamm lung. Von genanntem Blatte um den Abdruck des Aufsatzes ersucht, laffeu wir ibn hier folgen. Als kleiner Junge machte ich mir wobl den Spaß, dem Pendel üer Wanduhr, das mir zu langsam und zu gleich mäßig ging, einen kräftigen Stoß zu geben. Dann flog es zu meiner Freuds ein paarmal gewaltig nach links und nach rechts, und dann stand die Uhr richtig still. Ich war ebm ein Kindskopf. Es ist sehr leicht, in Extremen, in den äußersten Gegen sätzen zu denken, die ganze Welt in ein Entweder-Oder zu spalten und dann das Äußerste alle? Erreichbaren und Nicht erreichbaren zu verlangen. Es ist die Art der Kindsköpfe, zu denken, eine Sache sei immer entweder ganz gut oder ganz schlecht, ein Mensch sei immer entweder ganz klug oder ganz dumm, ein Gedanke immer entweder ganz wahr oüer gar, unwahr. Auf solchem Wege entstehen die Fanatiker, die „Ultras", die „Unentwegten", die „Ganzen und Vollen". Darum kann man so gut wie immer beobachten, daß die Fanatiker schwache Köpfe und die schwachen Köpfe Fanatiker sind. Und da die schwachen und mittelmäßigen Köpfe vor läufig noch zahlreicher find a!s Lie stcrken, so fällt die Menge gern den Fanatikern bei; denn was sie lagen klingt ihnen ja so einleuchtend, so selbstverständlich, so zweifel los. Die Extremen werden aber bald von noch Extremeren verdrängt, diese von abermals Extremeren — denn was sie sagen, klingt noch schöner, noch sel chverständlicb-r — bis c dann das Chaos da ist. So war bisher der Verlaus der Geschichte; so wird er weiter sein, wenn eine bessere Ner- nunft nicht recktzeitg eingreift. Es ist sehr schwer, die Wirklichkeit der Dinge und Tat sachen zu beobachten und aus ihr zu erkennen, was wahr und was möglich ist. Die Well ist kein Entweder-Oder. Es ist sehr schwer, die tausend Übergänge vom Guten zum Schlechten, vom Wahren zum Falschen zu erkennen und danach seine , or,e- rungen zu bemessen. Nur ein überlegener Geist, gestü t auf reiche Erfahrung, ja, nur ein gefestigter Charakter vermag daS Darum kann man so gut wie immer l.ie ? eobac! t ng maa er dab die kluge Mäßigung, der scharfe WtrküchkeitssiM! bei starken Köpfen und den starken Charakteren ist. Die „Unabhängigen" wollen anscheinend die kapitalistische Gesellschaft sofort in die sozialistische überführen, wollen es in dieser Zeit des Grauens und der Wjrrnis. Sie verachten das Naturgesetz, oüer sie kennen es nicht. Der Mensch ist Natur- „Fürchten Sie nichts! Wir werden beide nicht die Geschmacklosigkeit begehen, einen Eklat heroorzurufen, in Zukunft wollen wir uns aber tunlichst meiden.' Sibylle hatte ihr mit glühenden Augen nachgesehen. Ein triumphierendes Lächeln verzerrte ihr Gesicht. „Du wirst einen kühlen Empfang haben bei deiner Gattin, Wolf Gernrode, und dich nach meinem heißen Herzen sehnen. Meine Worte haben ihre Wirkung getan, sie waren wohlberechnet. Ihr Stolz wird dir die Demütigung nickt verzeihen, daß du sie nur des Geldes wegen zum Weibe nahmst.' Liselotte wußte nicht, wie lange sie in ihrem Zimmer in dumpfer Verzweiflung auf dem Boden gelegen hatte. Sie hatte nur einen Gedanken gehabt — allein sein dürfen, um dem Schrecklichen, Unfaßbaren ins Auge zu sehen und um Fassung zu ringen. Nun richtete sie sich auf, sah mit leeren, todtraurigen Augen um sich und suchte sich klar zu werden über das, was ihr zu tun übrig blieb. Wie sollte sie Wolf gegenübertreten? In dieser schreckensvollen Stunde reifte Liselotte rum Weibe. Das Leid wirkt Wunder im Menschenherren, ader nicht holde, segensreiche, sondern grauenvolle, vernichtende. Sie war mit einem Schlage eine andere geworden. Etwas Schönes, Herrliches war in ihr gestorben, das Vertrauen zu den Menschen. Dafür war etwas in ihr aufgewacht, waS den Augen einen kalten, harten Glanz verlieh und dem Gesicht einen leidvollen, herben Ausdruck gab. Wohl suchte sie in angstvoller Hast nach Entschuldigungen für Wolf, denn ihre Liebe war selbst unter all diesen Schmerzen nicht gestorben, aber sie kam darüber nicht hinweg, daß er sie so unglaublich betrogen hatte. Und sie schämte sich, schämte sich bis zur Verzweiflung, baß sie ihm ihre Liebe so offen gezeigt hatte und daß sie diese Liebe nicht aus dem Herzen reißen konnte. Khr Stolz litt tansend Qualen, aber er gab ihr auch die Kraft, sich aufzuraffen und eine scheinbar ruhige Miene aufzusetzen. Sie wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser und ordnete gewohnheitsmäßig ihren Anzug. Sir mußte ja wieder unter Menschen gehen, wenn sie fick «uck am liebst an vsr aller Welt »erstatt und die mensch Ncye TsleMckau m er» Namwrovurr; oenn auch alle Kultur ist Naturerscheinung. Niemals löst man menschliche Probleme, wenn man sie nicht nach den Natur gesetzen betrachtet. Nun wohl: die Natur «acht keinem Sprünge. Sie kennt nur stufenweise Entwickln 7g. Sie hat noch nre den Sprung vom Keim zur Frucht, vom Embrro zum Reichs» lagsadgeordneten gemacht. Wenn man sie aber zu eine» Sprung zwingen will, so rächt sie sich in furchtbaren Reak tionen. Das Pendel saust weit nach links und weit nach rechts, und dann steht die Uhr still. Irret euch nicht, d»ö Natur läßt sich nicht spotten. Goethe, der große Natur-Erkenner, war ein Feind des gewaltsamen Umsturzes, well er die „ruhige (d. h. natürliches Entwicklung zurückdränge". Ihr sagt vielleicht: „Goethe war ein Bourgeois und dachte wie ein Bourgois". Das wäre, grober Unverstand; Goethe war weder Bourgeois noch Prols» tarier, weder Aristokrat noch Demokrat; er war ein Riesenherr und ein Riesenseist, der hoch über allen Partei- und Einzel- intereffen seine eigenen erhabenen Wege ging und die Dings' genau so darstellte, wie er sie sah. Und er sah mehr als KarL Liebknecht, das könnt ihr glauben. Ihr meint: „Goethe konnte irren." Natürlich konnte er das. Wer Unabhängige können nicht irren, wie? Was Unabhängige denken, ist so unzweifel-" Haft wahr, so unfehlbar segensreich, daß sie das Recht Haden,, Andersdenkende mit Kolben und Ba onetten von der Unfehl barkeit ihrer Theorien zu überzeugen, nicht wahr? Wer ver tritt diesen Irrsinn? Ich denke, keiner. Die „Unabhängigen" machen Miene, die ^Lahl dm- Nationalversammlung bis zum Sankt Nimmerleinstage hin- auszuschieben, ganz wie die Bolschewiki, und die „Dittalup des Proletariats", ü. h. einen Klaffenstaat krassester Art au^ zurichten. Karl Marx verstand die „Dikiatur des Proletariat-* ander-, das hat Kautsky, gewiß ein zuverlässiger Marx-Er». klärer, festgestellt. Aber selbst wenn Marx sie so wie Kortz Liebknecht verstanden hätte, wo steht geschrieben, daß es eiH Doama wäre, daß es nack 50 Iabren kür unsere Zell und, untere Verhaltmsie nocv vertunültch wäre? Für Me Lwgmech. Ler Kirche mußten Ketzer und Hexen brennen, und für dis. Dogmen Karl Marx' müssen Andersdenkende unter Säbel und Flinte verenden, nicht wahr? Das ist dann WcltfrühlingR Alles kann gut werden, wenn, wie es Ebert versprochen bah sofort und ohne Einfluß von Pulver und Blei die Nationale Versammlung gewählt wird. Alles wird zugrunde gehen: daK Land, das Volk und eure Regierung, wenn ihr den Fanatikern» d. b. den schwächeren Köpfen folgt. Ä Wr sagt, die Zett oer Votrsregterung tet gekommen^ Nun wohl, das Bolk sind nicht sechs Männer in Berlin, sinb- «icht die Arbeiter- und Soldatenräte, das Volk sind win alle. BiS jetzt ist euer Regiment ein Säbelregtment; daS« mag ein notwendiger Übergang sein: ich lasse das unerörtert»! Aber jetzt erinnert euch des Wortes von Ferdinand Lassalles „Der Säbel ist wohl der Säbel, aber nicht daS Recht." Deutschland ist jetzt ein Rechtsstaat, sagt ihr. Also gM uns unser Recht. Unter den Hohenzollern batten wir daS Wahlrecht. Wir wünschen es zurück, und zwar schl-unigktz Dank euren Maßnahmen ist das Land ruhig. Waru« zögert man? * Auf dem Weg zum Nuttstundentag. Wir lesen im Vorwärts: Die Rote Fahne, die seW Mit den Unabhängigen so viel zu tun bat, daß wir „Rechtssozialisten" dabei fast zu kurz kommen, wendet sich gegen die Freiheit, die den von den Gewerkschaften errungenen Achtstundentag als einen Sieg des Prinzips feiert. Der Achtstundentag ist für das tüchtige Blatt etwas längst Überholtes, beinahe schon Bürgerlich- Reaktionäres, die richtige proletarische und prinzipiell revolutionäre Forderung ist ihm der Sechsstundentag. Auf diesem Gebiet öffnet sich dem Radikalismus eix unbegrenztes Feld. Nun kann irgendein Überrad'kaler namens Pfempfert oder sonstwie kommen und erklären: Liebknecht und Rosa Luxemburg sind elende Waschlappen, daS Richtige ist nicht der Sechs-, sondern der Vier stundentag. Auf diesem Wege würde man dann dem Ideal des Nullstundentages rasch nahekommen. Gegenüber solcher Demagogie muß ein ernstes Wort gesprochen werden. Natürlich ist es in einer Zeit dev Arbeitslosigkeit möglich, daß die Schichten vorübergehend und notgedrungen auch noch unter dem Achtstundentag herabgesetzt werden, um Entlassungen zu vermeiden und die vorhandenen Arbeits- und Entlohnungsmöglichkeüex auf recht viele zu verteilen. Aber es ist gewissenlos, den Arbeitern einen solchen Notzustand als ein erstrebenswertes Ziel hinzustellen. Wir sind durch den Krieg verarmt und können nur durch Arbeit wieder reicher werden, dazu muß jeder an seinem Platz das Seine beitragen. Sache der Gesetzgebung wird «S sein, dafür zu sorgen, daß die Arbeitskraft nicht auS- yülte. Geraoe wollte sie ihr Zimmer vertanen, ms -worr bei ihr eintrat. „Liebling, ich laufe im ganzen Hause herum, um dich zu suchen. Was treibst du hier oben allein, weißt du nicht, daß du mich nie mehr verlassen sollst!' Er wollte sie in seine Arme riehen. Sie wehrte ih» ruhig, «her entschieden ab. „Laß daS', sagte sie mit harter Stimme, „du bist ja nun am Ziel und brauchst nicht mehr ru heucheln.' Er sah sie erschrocken an. „Liselotte — welch ein Ton! Was ist dir, wie sonderbar stehst du aus? Bist du nicht wohl?' Sie lachte spöttisch auf. Der grelle Klang fuhr sh» wie ein Messer in die Ohren. — „Warum lachst du?' „Weil du dir immer noch so große Mühe gibst, mir Komödie vorzuspielen.' Er zog die Stirn zusammen. „Ich verstehe dich nicht? Was willst du damit sagen?' „Daß es nun sn der Zeit ist für dich, die Maske ab zulegen. Frau von Römer war ehrlicher als du, sie hat mir eröffnet, wie ich hintergangcu worden bin. Ich weiß alles.' Er war zusammengezuckt, und sein Gesicht rötete sich „Liselotte — daS war infam von ihr. Sie ist mir zuvor gekommen, mein Wort darauf, du solltest in Kürze alles erfahren. Verzeihe mir, daß ich auS Soige um dich bishe» schwieg. Ick wollte dich nicht beunruhigen, so lange Lx nicht mein Weib warst.' Sie schüttelte sich wie im Fieber. Er gab sich nicht einmal die Mühe, zu leugnen oder Ausflüchte zu machen. Wenn in ihrem Heizen bisher heimlich noch eine schwach« Hoffnung gelebt hatte, er könnte etwas Vorbringen, was ihn entlastete, so war diese jetzt auch dahin. „Ja', sagte sie mit harter. Stimme, „daS glmche ick dir, daß du es nun nicht mehr für nötig hältst, mich zu betrügen. Ich bin ja nun an Lich gebunden und tau» nicht mehr zurück.' Seine Augen flammten zornig auf. „Du bist vox Sinnen, Liselotte. Wie kannst du so zu mir reden? Mas hat dich verwirr^ komm zu dir. Was hat dir Frau von Romer aeiaat?'
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