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38 MnMMell VMM MUMM Handwerkliche Feierstunde im Ratsherrensaal. In diesen Tagen ging der 8. Kurzkursus an der Deut schen Müllcrschulc zu Ende und die meisten Besucher des selben legten ihre Meisterprüfung ab und bestanden sic alle. Meistcranerkennung ist ein bedeutungsvoller Lebens abschnitt. So wurde sic denn auch durch die Deutsche Ar beitsfront in nat.-soz. Geiste und nach nat.-soz. Brauchtum gestern im Ratüherrensaale vollzogen. Die Feierstunde eröffnete nach dem Fahnencinmarsch Kreishandwerkswaltcr Naumann mit einem Gruß an die zahlreich erschienenen Gäste, insbesondere an den Hoheits träger der Partei, Ortsgruppenleiter Hummel. Er über brachte Grüße der* Handwerkskammer, des KreiShand- wcrkömeisters Streidt, des GausachschaftswalterS und Bc- zirkS-Innungsmeislcrs Kahlert und des KrciSobmanneS Werner, die leider am Erscheinen verhindert waren. In üblicher Weise erfolgte die Anerkennung der jungen Müllermcister, unter denen sich auch eine Meisterin befand, und die Verpflichtung durch Handschlag über die Fahne durch Obermeister Schade, Ehrenberg, worauf der Kreis- handwerkswalter mahnende Worte an die Meister richtete, Treue, Gehorsam und Disziplin zu halten und alles als Dienst an der Volksgemeinschaft zu tun. Obcrstudicndirektor Dr. Eckardt beglückwünschte die Müllermcister im Namen der Deutschen Müllerschule und dankte der Meisterprüfungs-Kommission für ihre gewiß nicht leichte Arbeit. Mit Bestehen der Prüfung hätten sie sich und ihren Angehörigen eine schöne WcihnachtSsreude ge macht. Mit den Rechten kämen aber auch die Pflichten. Voll und ganz sollten sic zur Volksgemeinschaft stehen und sollten sich immer bemühen, täglich eine neue Leistungsprobe zu bestehen. Große Dinge ständen für das Handwerk auf dem Spiele, und um all dem mit voller Kraft begegnen zu können, müsse die Erziehung des Nachwuchses im Vorder gründe stehen. Die Meister Hütten die Pflicht, den Nach wuchs auszubilden, daß er für alle kommenden Aufgaben gerüstet ist. Und was sic als Meister vermittelten, das werde sich dann bei den späteren Prüfungen zeigen. Dem Müller sei aber auch die bestmögliche Verwertung des KornS zur Pflicht gemacht, eine Pflicht, die ihr ganzes Wissen und Können verlangt,' denn jedes Korn Getreide ge kört Deutschland. Wie diese Pflicht erfüllt wird, davon hängt die Größe der Nation ab. Immer sollten sie treue Soldaten der Arbeit des Führers sein, arbeiten für dessen Ziel, das heißt: das Glück Deutschlands. Auch OrtSgruppcnlcitcr Bürgermeister Hummel beglück wünschte die Meister und mahnte sie, vorbildliches zu leisten und ihr ganzes Können weitcrzugcben, sich aber auch immer bewußt zu sein, daß Meister sein verpflichtet und daß cS aus der Erde nie ein Auslernen gibt. Das Handwerk, das einer trostlosen Zukunft, ja dem Untergang cntgcgcnging, habe der Führer gerettet. Das verpflichte, nicht nur dem Berufe, sondern dem ganzen Volke zu leben, und auch cha rakterlich und weltanschaulich bestes zu leisten. Nicht allein Schlangenmensch auf Abwegen. In Helsinki mißbrauchle nn Schlangenmensch seine Iähigkcilen dazu, ans für andere mmogliche» Wege» in fremde Wohnungen einzndringen und wrt zu stehle». die handwerkliche, sondern auch die charakterliche Haltung mache den Mann zum rechten deutschen Meister. Umrahmt waren die Anerkennung und die Ansprachen durch verschiedene Aufsagen und Musikvorträgc. Ge schlossen wurde die Feierstunde durch Kreishandwerkswaltcr Naumann mit dem Gedenken an den Führer und dem Ge- j sang der Nationalen Lieder. - Auf dem Kreisbanerntag der Krcisbauernschast Leip zig gab LandeSbanernführer Körner einen Rechenschaft^ bericht über das Geleistete. Er ging von der hohen Anerkennung aus, die Go neralfeldmarschall Göring ans dem Reichsparteitag den deutschen Bauer zollte, als er mit Stolz auf die übervok len Lager unserer Borratswirtschaft hinwies, die eiw Blockade gegen Deutschland von vornherein aussichtslos machten. Diese Erfolge seien die Fruchte der bereits 1931 begonnenen Erzengnngöschlacht, mit der der Bauer eil Vorkämpfer für den Vierjahresplan wurde. Die Landwirt schast habe keine Opfer gescheut, um die Erträge alt allen Gebieten zu steigern. Die Aufwendungen lagen bo Stickstoff um 80. bei Kali um 88, bei Kalk um 161, bet Phosphorsäurc um 76 Prozent höher als 1032. Die Au? Wendungen für Maschinen und Geräte stiegen von I3t Millionen Mark 1932 ans 163 Millionen Mark 1937/38 für Verbesserung der Wohn- und Stallgebäudc wurde« im letzten Wirtschaftsjahr 517 Millionen Mk. aufgebrach! Regen 3W Millionen Mark 1933. Dem MchraufwarK an Betriebsmitteln entsprach der Arbeitseinsatz. Sv konnten auf einer geringeren Bvdcnflächc 25^ Millionen Tonnen Brotgetreide geerntet werden gcgei 21,9 Millionen Tonne» 1932. Die Erträge im Kartos fclanbau stiegen von 41,2 Millionen Tonnen im Durch schnitt der Fahre 1928 bis 1932 auf 55,3 Millionen Ta 1937, im Zuckerrübenanbau von 11,2 auf 15,7, im Fut terrübcnanbau von 28 Millionen auf 40,5 Millionci i Tonnen. j Der Hcncrtrag stieg im gleichen Zeitraum von 26,1 auf 37,5 Millionen Donnen. Die Erzeugung an Schlacht schwcincu stieg nm 12. an Rindern um 10, au Milch un 15 und an Butter um 20 Prozent. Bei dem wachsende« Nahrungsbcdarf unseres Volkes, nameiitlich infolge d« Zurückftthrnng von sieben Millionen Arbeitslosen in der Arbeitsprozeß, sei jedoch die L e b e n s g r u n d l a g» des Volkes »ach wie vor zu eng und müsse durch fort gesetzte Intensivierung und Leistnugsstelgo rnng der Landwirtschaft künstlich erweitert werden. Mit Stolz stellte der Landesbauernführer fest, das Sachsen auf allen Gebieten der landwirtschaftlichen Ev zcugung über dem Reicksdurckschnitt liege, so bei NvA gen nm 18, bei Weizen nm 9, bei Gerste um 16,8 Pro« j zcut und beim Hafer um 7,8 Prozent. Entsprechend holl seien auch die Attswendungen der sächsischen Landwirt I schast im Ban von Silos, Innchegrnbcn, Ren nnd Um i bau von Stattuugen, für Düngemittel und Geräte. Zw l WaS muh der Pvstsparcr wissen? Die Deuhche Reich»-, , poft ha, ein tleincs Schriftstück hermisgegeben das atü An-, lcitung für Postsparer gedacht ist. und über alle Einzelheitenj l der Einlagen, der Gebühren, der Rückzahlungen aber Ker- ! lnste, Postsparlassenbuch uud Postsparlassengeheinnus anglan. Dem Ehemann zu Fust von Polen nach Paris unchgewan dert. Ein Beispiel ausopserungssähiger Fraueuliebe Hal die ' ,9jährige Ehesrau Mathilde Slulowsla gegeben, die von ihrer Gebmtsstadl Goduo in Polen aus zu Fus; gner durch ganz ' Deutschland nach Paris gewandert ist, »in wieder mit ihrem Mann vereint zu werden. Ihr Ehemann hatte in Frankreich Arbeit gesunden, aber nichts mehr von sich hören lassen. Al der Ungetreue allerdings von der Ankunft seiner Frau ersuch', erwachte seine alte Liebe zu ihr. Zeit werde ein großzügiges Mollcrcieuch ausgebaut. Go waltig sei auch der Einsatz von Dämpskolvuuen, für Saat gutreinigmigsanlagen usw. In seinen weiteren Ausführungen wies der Landes bauernführer auf das Mißverhältnis in der Einkommens bildung zwischen Stadt und Land hin, die sich infosip einer nnvcrantwortlichen und auf die Dauer nicht traq raren Unterbewertung der Landarbeit hcransgcbildet un! zu einer fortgesetzten Abwanderung von Arbeitskräfte« nach der Industrie geführt habe. Trotz allen Maßnahmen die die Landwirtschaft von sich ans getroffen habe, sei sil noch längst nicht in der Lage, die Löhne zu zahlen, wii die Industrie sie zahlen könne. Allein in Sachsen fehlten heute 40 000 ständige Ar bcitökräfte in der Landtvirtschast, d. h. rund ein Drittel Dabei schreie der Acker nach Arbeitskräften, und der Stal noch viel mehr. Die deutsckfe W c h r h a ft m a chn n g wird immc! im Vordergrund unserer Aufbauarbeit stehen. An zweite Stelle aber steht die landwirtschaftliche Pro dnktion; denn sic bildet die eigentliche Lebcnsgrnnd läge für das gesamte Volk. Die Ueberwindung der Landflncht sei die vordring lichste sozialpolitische Aufgabe unserer Zeit. Als aus schließlich politische Willcnsträgerin der Nation werde di Partei das Problem an der Wurzel packen und vom Ge samtvolk die Bereitschaft zur Mitarbeit auf dem Lani fordern. Was die Landwirtschaft tun konnte, habe sie ae tan. Namentlich sei der Vorwurf, die Wohnverhältnisf der Landarbeiter seien zn schlecht, völlig nnbegründei Die Besichtigung aller Landarbciterwohnungen von 22 OE landwirtschaftlichen Betrieben in Sachsen habe ergeben daß 97 Prozent aller Wohnungen durchaus in Ordnun. sind. Die restlichen drei Prozent würden in kurzer Zei in einen guten Zustand versetzt sein. An die Bauern richtete der Landesbauernführer dei Appell, sich noch mehr der technischen Errnngcnschaftei zur Ersparung von Arbeitskräften zn bedienen. Weite seien in den einzelnen Dörscru UnterbringnngSräume fü landwirtschaftliche Hilfskräfte — Wehrmacht, Neichsar beitsdienst, politische Leiter, HI., Landdicnst usw. — zi erstellen. Bereits heute seien 200 derartige Lager in Sach sen vorhanden. Das genüge aber nicht, da der Einsal dieser Hilfskräfte auch für längere Zeit immer mehr ans gebaut werden müsse. Das Kernproblem sei allerdings die Frage der ständigen Arbeiter, und das sei -ine. Er- ziehungSfrage der Nation. Var Land schreit nach Arbeitern Die Gefahren der Landflucht — Das Aufbauwerk des Bauern Landesbauernführer Körner sprach Humoreske von Haus Günther. Wenn ich nur im cutferntesten geahnt hätte, mit welch unvorstellbaren Schwierigkeiten cs verbunden ist, ein Paket zu packen nnd zur Post zn bringen, — ich Hütte mich nie mals mit Paule verkracht, nein, niemals! Es Ivar ja auch gleichgültig, Ivas für Ringe »vir nnn bei der geplan ten Verlobung lauschen würden. Paula war für modern und ziseliert, ich hingegen sür einfach nnd glatt, nnd wegen so etwas hatte ein Wort daS andere gegeben — dabei würde auf unserer goldenen Hochzeit gewiß niemand mehr einen Unterschied fcststellen tonnen, da würde dann sowieso alles gleich, glatt und einfach sein. Nein, nein, ich Hütte Paula ruhig die Düm mere sein lassen sollen. So aber war ich der Dumme, Paula zwar auch; denn sie halte natürlich nickt uachgcgc- bcn nnd Ivar beleidigt nach Zossen znrückgcsahren. Die in Aussicht genommene Verlobung sollte -- so Ivar es vereinbart — gelegentlich eines großen Familien festes staltsinden, an jenem Dag nämlich, da sowohl Herr Ivie Frau Krause GebnrlS- und darüber hinaus ihren eigenen Verlobnngs- und Hochzeitstag feierten. Ja, ja, dic KranscS waren schon komische Leute, und ich paßte gut in die Familie. Ich hatte meinem Schwiegervater zugc- sichcrt, meine eigene Verlobung und Hochzeit ans den Kranscschen Familientag z» legen. Vorläufig jedoch war an dic Einhaltung dieser Zu sage nicht zu denken. Paulas Eltern hatten'mich zwar noch einmal freundlich cingeladcn, ihre Tochter sich indes sen deren licbcnSwürdigcn Zeilen so frostig angeschlossen, das; ich — nun endgültig beleidigt — meinen eigenen Kopf und die Absicht hatte, ebenso höflich wie bestimmt abzusagen nnd lediglich ein Paket zu schicken. Die Gebnrtsmgsgcschcnke anszusuchen, war das wenigste. Mein Schwiegervater raucht ebenso gern gute Zigarren, Ivie er einen starken, anständigen Schnaps nie mals verachtet. Ein ordentliches Kistchen, zn dreißig das Stück, sowie zwei Flaschen Kammerkirsch waren schnell gekauft. Sognr mit dem weiblichen Teil hatte ich cs ver hältnismäßig einfach; denn meine liebenswerte Schwicger- mama teilt ein wenig dic hnrmlosen Passionen ihres Gat ten: seit sic in den bayerischen Bergen war, schwärmt sie von Enzian. Zwei Krüge davon sowie ein Buch — mit einem Pfund erstklassiger Pralinen gefüllt, versteht sich —, uud ich hatte nur noch darüber nachzudcukcn, was Paula bekommen sollte; ein Verlobungsgeschenk kam natürlich nicht in Frage. Likör- und Ranchscrviccs waren ungefähr die cinzi- gcn Gegenstände, die ihrer meines Wissens sonst beach ¬ tenswerten Ausstattung fehlten. Obwohl ich wußte, daß sie Alkohol und Nikotin sowie die dazugehörigen Geräte wenig schützte, entschied ich mich für die beiden Services, deren Gebrauch einen Haushalt erst richtig gemütlich macht. Leicht verausgabt und schwer beladen, kehrte ich keu chend in mein vereinsamtes Junggcsellenheim zurück. Aber nun begannen die Leiden erst. Schließlich stand ich doch knr; vor sechs als Fünfzehnter vor dem Schalter d.'S Postamtes Schlange und wartete geduldig, bis der Beamte mich fragte, wohin das Paket denn geschickt werden solle. Ich lachte verlegen und machte dem drüngcudcn Hinter mann Platz. In einem Papiergeschüft fand ich verhült- nismäßig schnell Gelegenheit, dic dort erstandenen Kleb- und Bcgleitadrcsscn sorgfältig ausznsüllcn. Allein, bei meiner "Rückkehr zum Postamt wurde mir bedeutet, das; die Paketannahme bereits geschlossen sei. Da mich aber ein älterer Beamter auftlürtc, daß ich mich meines Pakets, wenn ich mich beeilte — unter Entrichtnng eines unbedeutenden Aufschlages bis sieben Uhr ans dem Hauptpostamt doch noch entledigen könne, beschlich mich eine etwas verzweifelte Stimmung erst, als ich nach einer halben Stunde Weges im Regen triefend naß auch dort vor verschlossenen Türen stand: Zwar Hüt ten sic diese Einrichtung früher einmal gehabt, aber ich Hütte den Kollegen sicherlich nur falsch verstanden Im übrigen unterrichtete mich ein Anschlag, daß die Bahn- postämtcr die ganze Nacht über geöffnet seien. Auf dem Wege liegt meine Stammkneipe. Ich kann außerdem nicht leugnen, daß dic Strapazen des Nachmit tags mich etwas müde nnd mürbe, recht hungrig und vor allem sehr durstig gemacht hatten. Und da mir plötzlich erst richtig klar wurde, das; ja nun eine ganze Nacht vor mir lag, während der ich reichlich Gelegenheit hatte, mein Paket an den Mann zn bringen, widerstand ich der Ver suchung nicht. Meine Freunde und deren Frcnndinncn begrüßten mich und mein Paket mit großem Hasloh. Sofort studier ten sic neugierig die zu spät geschriebene Anschrift. Oh — und was da wohl alles für feine Sachen drin seien! Es half nichts — das Paket mußte noch einmal ausge macht werden. Zuerst bestaunten sic den Inhalt und stell ten fest, daß ich schon immer großzügig gewesen wäre. Aber ob — fragten sic dann — sür meinen Schwiegervater eine Flasche Kirsch nicht genug sei? — Ich sträubte mich, nnd der Ober weigerte sich, Gläser zu bringen. Ich solle nicht kleinlich sein, sagten sic, und wozu schließlich Hütte ich Paula das schöne Schnapsserviee gekauft? . . . Der gute echte Kammcrkirsch schmeckte ihnen und — ich gestehe — mir auch. Als der Ober die Flasche ver ärgert sortlrng, meinten meine Freunde, cs sei uugcrccht, wenn Paulas Mutter mehr Schnaps bekäme als mein Schwiegervater. Während wir gerade dabei waren, uns auf Enzian umznstellen, fragten die Damen, ob sie in dem hübschen Buch vielleicht ein bißchen blättern dürften. Vorsichtig lösten sie die Umhüllung. Wenn zwei, drei Pralinen fehlten, merke man das gar nicht, meinten sic. Aber bald fehlten mehr . . Wäre der Ober nicht darauf bedacht gewesen, uns in dieser Nackt noch etwas Bier und Korn zn verkaufen, cs wäre mir nie gelungen, meinen Schwiegereltern den "Rest zu retten. To aber packte ich in einem günstigen Augen blick schnell ein zweites Mal, und diesmal viel geübter, wie mir schien. Da ich vergessen Halle, etwas zu essen, schwankte ick ein wenig, als ich mich verabschiedete. Dafür Ivar das Paket nm einiges leichter geworden. Eine Dare brachte mich über regennassen Asphalt zum nächsten Bahnpostamt. Ich mußte klingeln. Ein sich an sangs etwas mürrisch gebender Beamter mit einem gro ßen, müde nm den Mnnd Hangenden Schnurrbart ösjneie nnd ließ mich cinlretcn. Mißtrauisch mnstertc er mein Paket. In diesem Zustand könne es nicht befördert wer den, sagte er streng, als er cs mir abnahm nnd in der Hand wog. Ich weiß nicht, wie eS kam — plötzlich halte sich die Schnur gelöst, und der uarlon fiel klirrend zu Boden. Er schrocken betrachtete der Beamte abwechselnd mich nnd den vom Umschlagpapier verhüllten Deckel, den er in Händen behalten hatte. Während ich ans die oben anfliegcndc Flasche Kirsch nnd den Enziankrng, dic übrigens — wie sich heraus stellte — nicht zn Schaden gekommen waren, zunächst ein wenig ratloS herniederstarrtc, kam mir mit einmal ein glücklicher Gedanke. „Kann ich hier telegraphieren?" fragte ich, nnd als der Beamte nickte: „Haben Sic einen Korkenzieher da?" Gewiß, eigentlich ist cs ja verboten, im Dienst zu trinken. Aber ich bin sicher — selbst dcr zuständige Obcr- postdircktor hat ein verstehendes Lächeln dafür übrig, wenn er jetzt nachträglich erfährt, daß wir beide — sein Post schaffner und ich — uns in dieser Nacht bei ein paar Gläsern Kirsch — wir tranken beileibe nicht alles — und einer guten Zigarre, zu dreißig das Stück, so ausgezeichnet unterhielten. Als nicht mehr zu befürchten war, daß Paula Krause allzu früh aus dem Schlaf aufgcschrcckt werden würde, gab ich das Telegramm nach Zossen auf: „Bin für zise- iicrt stop damit alles glatt stop erwartet mich zum Doppel doppel Festessen stop Emil" Unterdessen halte dcr Postschaffner das Paket wieder ordentlich verpackt nnd verschnürt. „Jetzt könnte man das Ding eher verschicken", mcinic er lächelnd. „Ja, ja, aber ich habe ganz vergessen, dic Glaser zn spülen", erwiderte ich nnd verabschiedete mich.