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geworden war, holte sich die unvergleichliche Christl Cranz die beiden übrigen Wellmcisterwürden im Torlauf und in der Kombination. In der letzteren belegten ^Lisa Resch und Käthe Grasegger den zweit-n und dritten -Platz. Diesem prächtigen Drelgestirn war es in erster l Linie zu verdanken, daß Deutschland in allen drei Wett-' z bewerben die -Länderrangliste ansührcn konnte Skispringen am Aschbcrg Als einzige größere sächsische Skiveranstaltung wurde bei j guten Schnecverhällntssen aus der C. A. Sevdel-Schanze am I Aschbcrg ein Skispringen ausgeiragen. Am Star« waren neben i den vogtländischen Springern aus Klingemhal-Aschberg, aus Mühlleithen und Plauen auch einige Vertreter des HTW. aus Schwaderbach. Die Leistungen waren hervorragend. Sie ger wurde der Plauener Schütze Böhm mit der Note 313,1 für drei Sprünge von 45, 47,5 und 47 Meter. Den weitesten ' Sprung stand Altmeister Waller Glatz l mit 49 Meter. Glaßl erreichte als Sieger der Altersklasse l mit 311,8 die zweitbeste Note des Tages. Deutsche Meisterschaft im Kunstturnen In der ausverkausten Markthalle in Karlsruhe wurden die Deutschen Meisterschaften im Kunstturnen ausgetragcn. Wieder boten unsere Spitzenkönner hervorragende Leistungen, so daß die Veranstaltung zu einem großen turnerischen Erfolg wurde. Bei den Pflichtübungen war Alfred Schwarzmann der Beste mit «18,3 Punkten vor Walter Steffens mit 117,3, Alfred Müller 115.3 und Karl Stadel, der 114'/« Punkte erzielte. Tas Kür turnen brachte dann die Entscheidung. , Zwölfkampfficgcr wurde Leutnant Schwarzmann, der sich wieder in bester Form befand. Deutscher Barrcnmeister wurde Walter Stessens, am Seitenpferd siegte Karl Stadel, an den Ringen Alfred Müller, während deutscher Meister in den Freiübungen Kurt Krötzsch wurde. Neue Eurvparelorde im Schwimmen. Das WHW.-W t- schwimmen im Bremer Hansa-Bad war in jeder Bezieh- g ein voller Erfolg, gekrönt aber wurde die Veranstaltung d: y den neuen deutschen und Europarckord des Bremers Jom n Balle, der unter offizieller Kontrolle über 50ll Meier B > st in 7:26,8 Minuten anschlug und damit die europäische V > leistung des Dänen Finn Jensen mit 7:30,7 erheblich « -j besserte. Gleichzeitig unterbot Balke aber auch seinen eige! r deutschen Rekord <7:32,2) und blieb nur um drei Sekun: hinter dem Weltrekord des Amerikaners Kaye mit 7:23,8 l,. nuten. Ueber 4-mal-1OO-Meier-Kraul erreichte der Bremisi e! SB. mit der Mannschaft Fischer, Heikel, Askamp und Freese die glänzende Zeit von 4:06,3 Minuten, die um drei zehntel! Sekunden besser ist als die von Ungarn herausgeholte bisher! schnellste europäische Zeit. In den Vorrundenspielen um den AdlcrpreiS der Hand baller siegle Brandenburg in Forst über Ostpreußen mit 10:6, in Stettin Pommern über Nordmark 8:7, in Breslau Schle sien über Sachsen 7:3, in Wuppertal Niederrhein über Wurl- temberg mit 12:6 und in Kassel Hessen über Westfalen mit S: 6 Toren. , Beginn der Holmenkolrcnncn. Mit einem überraschenden schwedischen Sieg in den l7 Kilometer nahmen die Holmenkol- rennen ihren Anfang. Lars Bergendahl-Norwegen, der Haupt- favorit dieses Rennens hatte aus der im Gegensatz zu Lahti als nicht zu schwer anzusehenden Strecke Bindungsschaden und gab auf, und so wurde der Weg zum «Hiege für einen anderen frei. Daß dies ausgerechnet der schwedische Kombinations- läuser John Westberg, der Zweite von Lahti, sein würde, hatte niemand erwartet. Akvr der Schwede lief ein großes ' Rennen und gewann in 1:12:11 mit genau vier Sekunden ! Vorsprung gegen den Norweger Oscar Gjöslien. ' Lohmann siegt im Steherderby. Die Stuttgarter Hallen bahn beschloß ihre Winterbahnzcit mit einem Steherderbv in aier Läusen. Weltmeister Lohmann und Stach gewannen je zwei der 20-Kilometcr-Remien, so daß ihre Plazierung in den übrigen Nennen für den Gcsamtsicg zugunsten Lohmanns ent schied. Rugbyländcrkampf Deutschland—Italien 10: v. Der vierte offizielle Kräfteverglcich im Rugby zwischen Deutschland und Italien in der Stuttgarter Adolf-Hltler-Kamvfbahn ergab mit 10:0 <0:0) einen verdienten deutschen Sieg, durch den die einzige knappe Niederlage btim Pariser Weltausstellungs- lurnier wieder einigermaßen wettaemacht wird. Das Spiel ließ die Verbesserung der Italiener klar erkennen, und es bedurfte auch hier wieder aller Kampskaft der deutschen Fünfzehn, um den Sieg über einen fast gleichwertigen Gegner ficherzustellen. Reichsdeutsche Siege in Reichenberg. Mit reger Beteili gung reichsdeutscher Sportler wurde das Vierte Internatio nale Hallensportsest des Reichenberger Sportclubs abaewickelt, und in fast allen Wettbewerben setzten sie sich erfolgreich durch. Im Sprinterdreikampf über je 60 Meter endeten drei Berliner in Fron?, Fischer (DSC.) gewann vor Liersch (SEE.) und Klug (Allianz). Der KTV. Wittenberg stellte die Sieger über 1000 und 3000 Meter: Mertens holte erst im Endspurt mit 2:49,9 für die 1000 Meter einen knappen Vorsprung vor Linnhoff (SCC. Berlin) heraus, und nur um Handbreite ver mies Rekordmann Syring über 3000 Meter in 9:16,6 Min. seinen Vereinskameraden Böttcher aus den zweiten Platz. , Deutscher Rekord im Gewichtheben. Bet den tn Hamborn durchgefnhrten Meisterschaften des Gaues Niederrhein im Ge- wichtheben verbefserte Kielmann (Essen) mit 87,5 Kilogramm den von Renfcr (Augsburg) mit 86 Kilogramm gehaltenen deutschen Rekord im beidarmigen Reißen der Bantamgewichts- klasse. Mbit« im Pech Lazrk trügt einen wertlos gewordenen Titel. Die durch den unglücklichen Tiesschlag des bisherigen * Schwergewichts-Europameisters Kölblin so bedauerlich aus gegangene Berliner Borveranstaliung hat das merkwürdige Ergebnis gebracht, daß ein kampsnnfähig am Boden liegender Boxer nach den geltenden Regeln zum neuen Europameister ernannt wurde. Der Wiener Heinz Lazek hat in den fünf Minuten, die der Kampf nur dauerte, kaum etwas gezeigt, was feine Herausforderung als berechtigt hätte erscheinen las sen. Kölblin war ständig im Angriff und steuerte aus einen sicheren, wahrscheinlich sogar entscheidenden Sieg zu, als er das Pech hatte, den ungewollten Tiefschlag zu landen. Der Deutsche ist einer der wenigen Boxer, die in ihrer ganzen bis herigen Laufbahn niemals wegen eines verbotenen Schlages bestraft worden sind. Gegen das Urteil ist natürlich nichts einzuwenden. Der Titel eines Europameisters im Schwerge wicht ist jetzt aber kaum noch etwas wert, denn sein neuer Träger, Lazek. ist wohl ein guter Boxer, niemals aber Europas oder wenigstens des Kontinents bester Mann in dieser Ge wichtsklasse. Es ist nur zu hoffen, daß Kölblin bald in einem Revanchekampf in Wien Gelegenheit erhält, diese Scharte aus zuwetzen. Von den übrigen Kämpfen ist besonders die Leistung des jungen Aachener Halbschwergewichtlers Kreitz hervorzuheben, der Pürsch bereits in der dritten Runde zur Aufgabe zwang. Besselmanns Aufgalopp zur Weltmeisterschaft verlief ebenfalls eindrucksvoll, da er nach acht Runden den Prager Karel Müller am Rande des k. o. hatte. Im Halbschwergewicht schlug der Examateur Hein (Berlin) Holz durch k. o. in der 4. Runde, während im Schwergewicht der Solinger Klein mit seinen un kontrollierten Schlägen den Wiener Nomus zwar einmal bis „acht" zu Boden brachte, dann aber doch dem besseren Techniker nach Punkten unterlag. Heustr—Roth abgeschlossen. Der WeltmeisterschaftSkamp» «m Halbschwergewicht zwischen dem belgischen Titelverteidiger Roth und dem deutschen Meister Adolf Heuser wird End« März in der Berliner Deutschlandhalle zur Durchführung ge-j lanaen Run-lunk RetchSseudcr Leipzig 4 Dienstag, 8. März, . 6.30: Aus Freiburg: Frühkouzert. Musikkorps eines In« mnterie-Rcgiments. - 8.30: Aus Köln: Morgenmusik. Das Unterhaltungsorchester: — 10.00: Ein Mann kämpft um sein Recht. Ein Spiel um Johann August Suter von Wilhelm Rinke. — 10.45: Sendepause. — 11.35: Heute vor... Jahren, — 11.40: Vom tätigen Leben. — 12.00: Aus München: Mittags« konzen. Das Kleine Rundfunkorchester und die Tanzkapelle des Reichssenders München. — 14.00: Zeit, Nachrichten, Börse, Anschließend: Musil nach Tisch (Jndustrieschallplatten). Russi sche Sinfoniker. — 15.00: Aus der Frühzeit des Leipziger Buch drucks. — 15.20: Liederstunde Annemarie Claus-Schöbel «Alt)< am Flügel: Gerhard Burgen. — 15.45: Sport der Jugend. Zeitschriftenberkchi. - lkOO: Vom Deutschlandsender: Musik am Nachmittag. Das Unterhaltungsorchester des Deutschland senders. — 18.00: Nordlicht und Sonnentätigkeit. — 18.20: Musikalisches Zwischenspiel. — 18.30: Der Rasfegedanke bei Richard Wagner. - 18.50: Umschau am Abend. - 19.10: Wir marschieren mit. Der Leistungskampf der Betriebe. - 20.00: Aus Singspielen und Operetten. Der Chor des Reichssenders Leipzig, das Rundfunkorchester, die Kapelle Otto Fricke und Solisten. — 22.20: Der Schnlungsbrief. — 22.30—24.00: Aus Hamburg: Unterhaltung und Tanz. Die Tanzkapelle des Reichssenders Hamburg. Deutschlandsender Dienstag, 8. März. > 6.30: Aus Freiburg (Donaueschingen): Frühkouzert. Das Musiklorps eines Infanterie-Regiments. — 10.00: Unsere Klas siker — einmal heiter gesehen! — 10.30: Fröhlicher Kinder garten. — 11.00: Sendepause. — 12.00: Aus Stuttgart und Mannheim: Musik zum Mittag. — 15.15: Beliebte OpernchölL (Jndustrieschallplatten). — 15.40: Leben — Liebe — Leiden« schäft. Eine Bücherplauderei. Anschließend: Programmhin« weise. — 16.00: Musik am Nachmittag. Das Unterhaltunas« orchester des Deutschlandsenders. In der Pause 17.00: Aus dem Zeitgeschehen. — 18.00: Solistische Musik. Elfriede Hed- mont (Alt), Hans Heinz Nissen (Bariton). Am Flügel: Gustav Beck. — 18.40 : 500 Jahre Zinnbergwerk Altenberg. Hörbericht aus dem Erzgebirge. — 19.10: Die Mutter. Erzählung von Hans Henne. — 19.30: Bulgarisch-deutsches Konzert. Das Große Orchester des Deutschlandsenders und Carla Spletter (Sopran). Einleitend sprechen der Reichsintendam Dr. GlaS- meier urkd der Königlich Bulgarische Gesandte, in der Pause General von Massow. — 21.00: Deutschlandecho. Politische Zeitungsschan. — 21.15: Musikalische Kurzweil. — 23.00—24.00.-- Aus Köln: Zu Unterhaltung und Tanz. Hermann Hagestedt mit seinem Tanzorchester und Solisten. 8. März. Sonne: A.: 6.32, U.: 17.50; Mond : U^: 0.38, A.: 9.10. 1917: Ferdinand Gras von Zeppelin in Berlin 1838). — 1922: Gründung des „Jugendbundes der NSDAP. , des Vorläufers der Hitler-Jugend. Das Haar, nicht mehr ganz so blond wie früher, hat die grobe Mißhandlung mit Schere und Skalpell vollkommen überwunden; eine unsagbar raffirtierte und reizvolle Modefrisur, die ein genialer Friseur eigens für diesen armen, verschandelten Kops erdacht haben muß, hat alle , hinterlassenen Schäden zugedeckt und unsichtbar gemacht. ! Hanno bekommt einen heillosen Respekt vor seinen Kol legen von der chirurgischen Kosmetik und vor allen ! anderen Restauratoren weiblicher Schönheit, wenn er Sascha Stein so ansieht. Die Schauspielerin nimmt seine schlecht verborgen« Ueberraschung als Huldigung für ihre neu erstandene Jugend. Sie benimmt sich, als ob es die selbstverständ lichste Sache von der Welt sei, daß sie ihren „Lebensretter*, wie sie ihn heute nennt — Hanno macht dabei ein Gesicht, alS ob er Zahnschmerzen hätte —, so unangemeldet über fällt. Sie erzählt drauslos von Paris, vom Film, dem sie fetzt bald Lebewohl sagen wird, von ihrem neuen Wagen. Immer nur spricht sie von sich selber; was der Zuhörer !denkt und meint, ist ihr nicht sehr wichtig. Auch nicht, ob er überhaupt Zeit für sie hat. Hannochat eigentlich gar keine Zeit. Aber doch versucht Br nicht, Sascha Stein abzuschütteln. Er ist ein junger Mensch, der bisher nur Arbeit kannte und sonst eigentlich nichts. Die Frauen hüben noch keine Rolle in seinem Leben gespielt. Da ist nur Quitt Petersen, die er bisher geliebt hat, Quitt, die ihn von Monat zu Monat mehr allein läßt. Das südländische Blut seiner Mutter schläft noch in ihm, der väterliche Anteil war stärker und hat ihn der treuen Pflichterfüllung zugeführt, die keine Setten pfade kennt. Vo< ihm liegt ein dicker Band mit vielen hundert Seiten und will durchgearbeitet sein. Aber auf dem wack ligen Sessel mit der verschossenen Plüschdecke schaukelt eine entzückende Frau hin und her und plaudert. Hanno weiß, daß am Aeußeren dieser Frau nichts echt und nichts Natur ist, aber dennoch muß er sie immer bewundernd ansehen. Ihr starkes, süßes Parsüm hat schon den ganzen Raum erfüllt, ihre Stimme ist eine dunkle Melodie, deren Klang ihn bewegt. Sie ist um meinetwillen hier!, denkt er. Wie seltsam! Um meinetwillen? „Warum sind Sie gekommen?" fragt er. Seine Stimme klingt ihm selber unbekannt. Dieses schöne, lachende Ge^cht mit den großen schwarzen Augen und der Dust im Raum nehmen ihm fast die Besinnung. Ist er denn be trunken? Nein, er hat den ganzen Nachmittag gearbeitet, er hat all die Monate gearbeitet, nur gearbeitet. Was ist da plötzlich Fremdes zu ihm gekommen, welche Macht hat diese Frau? Ihr Mund lacht — schöne Zähne zwischen schönen Lippen. Sie steht auf. Sie stemmt die Hände in die Taschen ihres lichtbraunen Schneiderkleides und stellt sich vor ihn hin. „Na, warum wohl?" lacht sie. „Weil ich Sie Wieder sehen wollte!" Er senkt den Blick. Der gleitet über die Seiten des Buches — Gott, nur noch zehn Tage bis zum Examen! —, tiefer hinab bis zu ihren Schuhen aus gefeldertem Leder. Schlangenhaut, denkt er. „Erinnern Sie sich noch an unser Gespräch damals? In der Klinik, ja? Damals sagte ich Ihnen: Es geht an zwei Menschen nicht spurlos vorüber, wenn zwischen ihnen geschieht, was zwischen uns geschehen ist. Das war keine Liebe, dieser dauernde Zwang in mir, während der letzten Wochen immer wieder an Sie zu denken. Nein, es ist Ihr Blut, das in mir kreist; verstehen Sie, es bindet mich an Sie, es ruft mich zurück zu Ihnen, wenn ich fern bin. Ich liebe Sie nicht. Ich liebe niemand mehr — nein. Aber ich mußte noch einmal zu Ihnen zurück, ich mußte ganz einfach. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen." Sascha Stein lacht nicht mehr. Hinter der kosmetisch geschaffenen Modelarve ist ein starkes, eigenwilliges Gesicht ausgewachsen, alle glatte Süßigkeit ist ausgelöscht, Sehn sucht und Getriebensein steht in ihren Zügen. Die Brauen sind gewaltsam hochgereckt in die blaffe, gepuderte Stirn und lassen die Augen noch größer erscheinen. „Ich bin auf der Bühne abgeftempelt als .Vamp', wie die Amerikayer sagen, als Frau, die Männer zugrunde richtet, sie aussaugt und zerstört. Vielleicht ist das wirklich so? Vielleicht bin ich ein Vampir, der Menschenblut trinken muß?" Nun lacht sie wieder, aber es ist ein anderes Lachen als zuvor, ein wildes Lachen mit breitem Munde. „Ich habe dein Blut getrunken, Junge!" sagt sie. „Du gehörst mir!" Sie legt ihm die Arme um den Hals und zieht ihn zu sich heran. Quitt, Quitt, wo bist du? Ach, Quitt ist so fern, sie hat seine Liebe allein gelassen in der Welt. Sie kann ihm nicht helfen. Wie schön ist diese Frau, wie verdammt schön! Ihr Mund.... Und da küßt er sie auch schon. , * * „Ihre Sprechstundenhilfe ist ein besonders aufmerk- sames und gefälliges Mädchen, lieber Doktor!" sagt Frau Geheimrat Starck, während Doktor Birt ihr Rezept schreibt. „Da haben Sie wirklich einen guten Griff getan." „Ganz Ihrer Meinung, gnädige Frau — ich weiß, was ich an ihr habe", sagt Doktor Birk und setzt seinen Namenszug unter die Verordnung. Quitt, die der alten Dame in den Mantel hilft, ist sehr rot geworden. Sie liebt es nicht, so direkt gelobt zu werden. Es ist natürlich angenehm, daß eine so anspruchs volle Patientin mit ihr zufrieden ist — aber Quitt wäre cs lieber, wenn sie diesen Beifall nicht selbst mit anzuhören brauchte. Doktor Birk steht auf. „Ich würde Sie gern am Frei tag Wiedersehen, gnädige Frau, sagen wir um halb zwölf, wenn es Ihnen dann paßt.* Quitt wagt nicht, ihn anzusehen. An manchen Tagen kann sie nicht die Augen zu ihm ausschlagen. Sie fühlt sich dann so erfüllt von ihrer Liebe, so bis zum lieber- fließen angefüllt; eS ist ganz unmöglich, daß sie ihn an- sieht, ohne daß ihr alle Liebe und Verehrung aus den Augen strahlte. Sie hält den Blick gesenkt, während sie der alten Dame den seidenen Mantelkragen ordnet. Und doch ist es. gleich, wohin sie schaut, sie sieht ihn immer, immer. Die hohe Stirn, die schmalen Schläfen mit dem grauen Schimmer im dunklen Haar, die braunen, ernsten Augen. Ach, und den Mund, diesen schmalen, kühnen Männermnnd — wie sie ihn liebt, diesen Mund... „Nun, ich glaube, nun sitzt mein Kragen doch wohl, liebes Fräulein — Sie sind sehr sorglich", unterbricht Frau Starck QuittS Gedanken. Sie nimmt das Rezept aus Doktor BirkS Hand entgegen und läßt sich von ihm zur Tür begleiten. „Bis Freitag also, lieber Doktor. Schönsten Dank, auf Wiedersehen!" Quitt ösfnet ihr die Flurtür. Frau Geheimrat Starck ist eine kleine, häßliche Dame von vielleicht sechzig Jahren, die sehr viel Sorgfalt auf ihre Garderobe verwendet. Sie hat Quitt schon häufig Beweise ihrer Wertschätzung ge geben, sie hat ein? irgendwie scharmante Art, zu sprechen, der man sich nur schwer entziehen kann. Heute nun hält sie beim Abschied Quitts Hand länger als notwendig zwischen den schmalen, glaceledcrbekleideten Fingern. „Liebes Fräulein Petersen — wenn Sie eines Abends mal-gar nichts Besseres vorhaben, als ein paar alten Leuten Gesellschaft zu leisten, dann machen Sie mir und meinem Mann doch mal die Freude, zu uns zu kommen. Wir wohnen Bismarckstraße 16." Quitt macht eine Andeutung von dem, was sie vor vielen Jahren in der Tanzstunde als Knicks lernte. „Vielen Dank, gnädige Frau, es ist sehr freundlich von Ihnen, ich werde sehr gern einmal kdmmen." „Vielleicht interessieren Sie sich für moderne Kunst? Mein Mann ist ein eifriger Bildersammlcr, wir haben sehr schöne Sachen. — Also ich zähle auf. Sie, unsere Ruf nummer finden Sie ja im Buch." (Fortsehung folgte