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alles Wetter, und als Bes- mgen Wyschinskis be> und Landesverräter sei. Besonder» «chett«rn- wirkt die Tatsache!, daß di« Prozeh- i regte «S für notwendig eracht«^ dem „Hochverräter und Spion" « « in- , einig In dem Moskauer Theaterprozeß wurde mit dem Verhör der Angellagten begonnen. Als erster tritt der frühere Botschaftsrat der Sowjetbotschaft in Berlin, Bes sonow, ans Mikrophon. Lediglich ans knappe Stichworte des Staatsanwalts hin beginnt Bessonow, dessen „Ge- ständnis" nichts zu wünschen übrig läßt, mit einer aus führlichen Darlegung seiner „Verbrechen". U. a. behaup tete Bessonow, im Herbst 1933 eine Zusammenkunft zwi schen Krestinski und Trotzki in Meran vermittelt zu haben. Daraus erklärt Krestinski mit fester Stimme: „Bessonows Behauptungen sind falsch!" Auf die Frage des Staats anwalts, warum Krestinski denn während der Vorunter suchung „Geständnisse" gemacht habe, die mit den Erklä rungen Bessonows übereinstimmten, schweigt Krestinski bedeutungsvoll, so daß der Staatsanwalt Wyschinski rot vor Zorn und Bei " ich keine Antwort -AHM tische Referat für Steiermark wurde darüber folgend? Verlautbarung ausaegeben: > „Anläßlich der Anwesenheit in Graz hatte Bunde»« Minister Seyh-Jnquart Besprechungen mit Vertretern deS volkspolitischen Referats und führenden Mitgliedern der nationalsozialistischen Bewegung. In diesen Aussprachen wurde der Weg für die nächste Zukunst klar, eindeutig und zufriedenstellend festgesetzt. Besonders wurde das Gebiet des sreten weltanschaulichen Bekenntnis- seS bespiwchen. Es wurde festgesetzt, daß das Tragen von Hakenkreuzabzeichen und der Gruß „HetlHi 1 ler" - im privaten Leben jedem einzelnen freigegeben ist." > Lie Einigung der Altderrentums Reichspudentensührer Dr. Scheel über die Mitarbeit Die RSK. meldet aus München: Die Einigung des gesamten Altherrentums im Altherrenbund der Deutschen Studenten (NS.-Studentenkampshilfe) hat in der letzten Zeit erfreuliche Fortschritte gemacht. Im ganzen Reich haben sich die Altherrcnvereinigungen mit wenigen Aus nahmen zu neuen Altherrenschaften zusammengeschlossen. Um nun die Neubildung von Althcrrenschaften zu einem Abschluß zu bringen, hat der Reichsstudentenführer Dr. Gustav Adolf Scheel eine Bekanntgabe veröffentlicht, nach der Allherrenvereinigungen ehemaliger Korporatio nen, die bis zum 15. Mai d. I. über ihre Bereitwilligkeit zur Mitarbeit im Rahinen einer Altherrenschast dK Altherrenbundes der Deutschen Studenten keine bindende schriftliche Erklärung an den zuständigen Gaustudenten« sührer abgegeben haben, nach diesem Zettpuntt zur Mit arbeit tin Altherrenbund der Deutschen Studenten nicht mehr herangezogen werden. Verhandlungen mit diesen Altherrenveretnigungen finden ab 15. Mat nickt mehr patt. Drink» auch ein« außenpolitische Erklärung in dein Mundi zu le gen. Auf ein Stichwort des Staatsanwaltes hin Hal Grinko mil lauter Stimme zu erklären, daß der trotzkistische „Block" sich feil 19S4 scharf ablehnend zu dem sowjetischen Pakt mit Frankreich verhalten habe. Die Trotzkisten hätten mit Enttäuschung erkannt, daß dieser Pakt eine wichtige Etappe in der „Friedenspolitik" der Sowjetunion bedeute und daß ihre Pläne der Beschleunigung der Intervention auswärtiger Mächte gegen die Sowjetunion be einträchtigt werden könnten. Als nächster - Angeklagter kommt noch ein weiterer muster gültiger „Verbrecher" zu Wort: der frühere Volkskommissar für Landwirtschaft, Tschernow, der den Eindruck eines völlig willen losen Opfers macht. Er gesteht" mit derselben Bereitwilligkeit die ungeheueren „Sabotageakte", insbesondere auf dem Schiele der Landwirtschaft, die angeblichen KoaMonsverhandlungen des trotzkistischen „Blockes" mir menfchewistischen Lmigrantengrupven usw. Er weiß ferner insbesondere über seine Spionagekätigkeit förmliche Kriminalromane zu erzählen und bezeichnet sich selbst bereitwilligst als käuflichen Spion. Aus -ey „Geständnissen" Grlnkos und Tschernows ist im üb rigen zu entnehmen, daß noch zahlreiche weitere frühere führende Sowjethäuptlinge, die sich im gegenwärstgen Prozeß noch nicht unter den Angeklagten befinden, einem ähnlichen Schicksal wie diese entgegensehen. Grinko nannte so die seit einigen Monaten verschwundenen Volkskommissare Antipow (Volkskommissar für Sowjelkontrolle), Audsutak (ehemals stellvertr. Vorsitzender des Volkskommiffarenrakes) sowie den Leiter des Komitees für Land- Ungarn; Außenminister in Men Der ungarische Außenminister, von Kanya, ist zu sei nem bereits angekündigten Besuch in Wien eingetroffen, von Kanya, der von seinem Kabinettschef Csaky begleitet wurde, begab sich vom Bahnhof aus zunächst in die unga rische Gesandtschaft. Er wird von Bundeskanzler Schusch nigg und Außenminister Schneider empfangen werden. Von zuständiger Seite wird darauf hingewiesen, daß der Wiener Besuch des Außenministers von Kanya einen rein privaten Charakter trägt. »eit nur noch bemerken kann: „Da , ^abe ich auch keine Fragepnehr an dey Angeklagten Krestinski zu richten." Bessonow fährt daraufhin mit seinem Redeschwall fort. Krestinski, so behauptet er weiter, habe ihm im Jahr 1934 die Direktive gegeben, „die notmalen diploma tischen Beziehungen zwischen Deutschland und der Sowjetunion zu sabotieren", dagegen in seiner Eigenschaft als. Vertreter des antisowjetischen Blocks der Trotzkisten geheime Beziehungen mit den nationalsozia listischen Parieistellen aufzunehmen (U). Auch das bestreitet Krestinski ganz energisch. Der Musterangeklagte Bessonow verfällt darauf gleich in die Rolle des Staatsanwalts und bezichtigt Krestinski immer wieder von neuem. vertreten. Damit ist Bessonow mit seinen phantastischen „Ge ständnissen" am Ende. Krestinski erklärt noch einmal mit allem Nachdruck die Erklärungen Bessonows für falsch. Dann wird die dramatische Vor- und Nachmtttagssitzung für beendet erklärt. . „WWW" M „WWM" Moskau, 3. März. Di« A-en-verhan-lung bes großen Schauprozesses beginnt mit -em Vorbär -es früheren Finanz- Kommissars Grinko. Dieser zeigt sich so willfährig, -aß -er Staatsanwalt -em Strom seiner „Gestän-nisse" währen- zweier Stunden freien Lauf-lassen kann. Grinko verweilt mit besonderem Rachdruck lange bei der an geblich von ihm im Auftrag des Leiters des Opposilionsblockes geleiteten Sabolagearbeit. Er ist fo onerschSpflich in seinen Selbstbezichtigungen, daß ihn bald der Staatsanwalt, bald der Gerlchtsvorptzende zur Kürze mahnen maß! All« die notorischen Mißstände der sowjetrussischen Finanzwirtfchast nimm» Grinko bereitwillig auf sein Schuldkonko. Ja noch mehr, sogar die Aunger- löhne der Landarbeiter in den Kolchosen, die überall herrschende Knappheit an Waren und Bedarfsgegenständen wird von Grinko als Folgeerscheinung der Wirtschaftssabotage des „Blockes der Trotzkisten" erklärt. vekenntnk zum Nationalsozialismus Aufruf des volkspolitischen Referenten von Kärnten In den Grazer Aemtern und zum Test auch in den - - - Betrieben der steirischen Hauptstadt wurden in den letzten Tagen Listen ausgelegt und die Volksgenossen ausgesor- dert, ein Bekenntnis zum Nationalsozialismus abzulegen. Nunmehr werden einzelne Ergebnisse der Unterschriften sammlung bekannt. So erklärten sich in der Präsidial- abteilung der steirischen Landeshauptmanns»«?« 85 v. H., der Lanoesbuchhaltung 90 V. H., deS Landesbauamtes 93 v. H. und in der Agrarabteiluna 100 v. H. der Beamten zur nationalsozialistischen Weltanschauung. Der Volkspolitische Referent von Kärnten hat einen Aufruf erlassen, in dem er feststellt, daß die National sozialisten dieses Bundeslandes nach den Kundgebungen der Freude über daS Abkommen zwischen dem Führer und Reichskanzler und dem Bundeskanzler Dr. Schusch- niga vorbildliche Disziplin gewahrt hätten. Noch im März werde den Bewohnern von Kärnten Gelegenheit gegeben werden, sich in einer großen Kundgebung einheit lich und geschlossen zu den Vereinbarungen von R-rck>- tcsgaden zu bekennen. Seytz tu Graz BundeSmlnister für Inneres und Sicherheitswesen, Dr. Seytz-Jnquart, weilte in Graz. Durch das volksvoli- Krestinski, vom Staatsanwalt scharf über den Wandel zwischen seiner jetzigen Haltung und seinen „Geständnis sen" während der Voruntersuchung befragt, gibt darauf vie programmatische Erklärung, die das ganze Konzept dieses Prozesses durcheinanderbringen dürfte: „Meine Geständnisse während der Voruntersuchung habe ich unfreiwillig gemacht. Ich habe unrichtige Aus sagen abgegeben, um überhaupt auf diese Anklagebank zu kommen und um dann die Wahrheit sagen zu können." Jetzt' mutz der Staatsanwalt in äußerster Verwirrung schon andere Angellagle gegen Krestinski auSspielen: Ro sengolz und Grinko müssen auf Drängen Wyschinskis be stätigen, datz Krestinski Trotzkist und Landesverräter sei. Krestinski bestreitet beharrlich alles weiter» und als Bes sonow Einzelheiten der angeblichen Begegnung Kresttn- skis mit Trotzki in Meran zum besten gibt, erklärt Kre stinski bissig, Bessonow gebe da nur seine „Krestinskis falschen Geständnisse" wieder. Bessonow wird daraufhin wieder aufgefordert, seine Erklärungen fortzusetzen. Genau nach bekannten früheren Beispielen behauptet er — mit vielsagendem Lächeln —, bereits im Jahr 1933 auf Verlangen des trotzkistischen Blockes mit nationalsozialistischen Politikern (I!) in Füh lung getreten zu sein, denen er als Gegenmaßnahme für die Unterstützung der trotzkistischen Opposition in der Sowjetunion die Sowjetukraine angeboren haben will! Ein „Abkommen" der trotzkistischen Opposition mit Deutschland zwecks Beschleunigung des Krieges gegen die Sowjetunion müsse, so hätten Trotzki und Krestinski immer wieder erklärt, forciert"'werden. Dieselbe Ansicht hätten die militärischen Hochverräter um Tuchatschewski Daraus kann man mit Recht schließen, -aß auch -er gegen wärtige Prozeß nicht -er letzte seiner Art sein wir-. Die nächst« Gerichtssitzung fin-et am Donnerstag um 11 Uhr Moskauer Zeil statt. „Es wird wieder Todesurteile regnen" Das führende englische Blatt, die „Times", schenkt dem Prozeß gegen ehemalige Sowjetgrößen eine außerordentlich starke Beachtung. Die sowjetrussischen Gewaltherrscher, so schreibt die „Times", begännen heute mit etwas, das offen sichtlich darauf abgestellt sei, die wirkungsvollste und abschrel- kendste ihrer vielen Schaustellungen despotischer Macht zu sein. Dir „TimeS" zweifelt nicht daran, daß eS wieder Todes urteile regnen wird, denn daS Tribunal sei ja nicht zur Er gründung der Wahrheit da, sondern begnüge sich damit, ein Instrument zur Vernichtung der Feinde derjenigen zu sein, die die Gewalt auSübten. Die Verfahren würden mit einem Urteil enden, daS schon im voraus gefüllt sei, und di« Folgen für die meisten der Opfer würde eine Kugel in einem Ge- fängniSkorridor fein. Obwohl Tyrannen schon vor Schatten erschreckten, brauche man doch nicht anzunehmen, daß Stalin keinen Grund habe, die Männer zu furchten, die er jetzt Niederschlage. Es sei die allgemeine Erfahrung bei Despoten, daß sie sich nur durch immer wiederkehrende Akte heftiger Unterdrückung aufrecht erhalten könnten. DaS Blatt stellt schließlich fest, daß es völlig absurd sei, einen Staat, in dem Männer ihre öffentliche Lauf- bahn nicht fortsetzen konnten, ohne Kapitalverbrechen zu be- gehen, als Bollwerk internationaler Demokratie zu feiern. Ausbau des pharmazeutischen Sivblums Am 1. April 1935 ist die neue Prüfungsordnung für Apotheker vom 8. Dezember 1934 tn Kraft getreten, die eine Vertiefung der bisherigen Ausbildung vorsteht. Da in Zusammenhang hiermit eine ganze Reihe neuer AuS- btldungSfächer vorgeschrieben ist, hat diese dringend not wendig gewordene Vertiefung der Ausbildung eine Er weiterung der Studienzeit für daS Pharmazie-Studium von vier auf sechs Halbjahre zur Folge. In diesem Zu- sammehnang sind einige pharmazeutische Institute auf gehoben, zahlreiche andere, u. a. tn Leipzig, erweitert worden. Weiler btttbl es Grinko überlassen, -en Zusammenhang -es «rotzklstlkchen Verschwörer-lockes m« -em militärischen „der-' schwör« rbiock" Tuchatschewski DaMarrrIK ns dern. Er behauptet, -aß Rykow, Bucharin», mnttich" auch Jagoda Über -ie „Verschwört» formiert gewesen, seien, mit -enen sie sich selbst die phantafievollsten Prognosen, die man für diesen Prozeß aufgezählt hatte, werden durch die Wirklichkeit noch weit überholt. Die Anklageschrift beginnt mit der Feststellung, daß sämtliche Angeklagte einen „Verschwörerblock" gebildet hätten-, der sich zum Ziele gesteckt habe, „im Auftrage der Nachrichtendienste von der Sowjetunion feindlich gesinn te» Mächten Spionage zugunsten dieser Staaten zu be treiben, ferner Sabotage, Terror, Untergrabung der mili tärischen Macht der Sowjetunion, Niederlage und Zer stückelung der Sowjetunion" durchzuführen. Der „Block der Trotzkisten und Rechtsoppositionellen" habe mit den genannten Staaten ein „Abkommen" geschloffen, demzu folge die Mitglieder des Blocks einstweilen Spionage, Terror und Sabotage betreiben sollten, um gegebenen- salls durch die bewaffnete Intervention dieser Staaten zur Macht zu gelangen, wobei die „Angreifer" mit Teilen des sowjetischen Territoriums entschädigt werden soll ten. (!) Der „Block" habe in allen Gebieten und Provin- zen der Sowjetunion außerdem „hochverräterische Grup pen gegründet", die teilweise auf früheren Prozessen ab- geurteilt worden seien. Wahnwitzige Behaupttmgeo Als „Ergebnis" der Voruntersuchung werden zunächst folgende wahnwitzigen Behauptungen vorweggenommen: Trotzki sei seit 192! mit der deutschen Geheimpolizei als deren Agent in Verbindung gestanden und seil 1926 mit dem englischen Nachrichtendienst, dem „Intelligence Service". Krestinski habe seit 1921 Spionage zu- gunsten Deutschlands getrieben, Rosengolz seit 1923 zugunsten des deutschen Generalstabes, seit 1926 zugunsten des englischen Intelligence Service. Rakowski sei seit 1926 Agent des Intelligence Service, Scharango- witsch seit 1921 Agent des polnischen Nachrichtendienstes, Grinko seit 1923 Agent des polnischen und deutschen Nachrichtendienstes. Rhkow und Bucharin, die An- sührer der „Verschwörer", hätten von der landesverräte rischen Tätigkeit der Mitglieder des „Blocks" genaue KStmtnis gehabt und diesen die Direktiven dafür gegeben. Der frühere Volkskommissar für Holzindustrie, Iwa now, sowie die Angeklagten Selinski und Suba rew seien bereits vor dem Kriege Beamte der zaristischen Geheimpolizei gewesen und hätten jahrzehntelang unter dem Sowjetregime Sabotage und Verrat verübt. Der erste umfangreiche Teil des Anklageattes be schäftigt sich mit der angeblichen landesverräterischen Tätigkeit der Angeklagten. Auf Anweisung Trotzkis habe Krestinski „seinem eigenen Geständnis zufolge" bereits seit 1921 als Sowjetbotschafter in Berlin Spionagearbeis verrichtet. In ähnlichen Fällen hätten sich Rosengolz seit >923 und Beffenow betätigt. Krestinski und Rakowski hätten seit 1933 dieselben Verbindungen mit japanischen militärischen Stellen ausgenommen. Die übrigen bereits erwähnten Angeklagten hätten sich dem englischen bzw. dem polnischen Nachrichtendienst zu verschiedenen Zeit punkten zur Verfügung gestellt. Rykow und Bucharin hätten gemäß den Weisungen Trotzkis, die Rqdök ihnen übermittelt haben soll, eine „bewaffneteJnvasion auswärtiger Mächte" vorbereitet in der Absicht, diesen als Kaufpreis Weißrußland und die Ukraine, fer ner die kaukasischen und mittelasiatischen Sowjetrepubliken (letztere unter dem Protektorat Englands!) auszuliefern. Zu dem Zweck, die militärische Macht der Sowjetunion zü untergraben, hätten die Leiter des „Blocks" mit der „mili tärischen Verschwörergruppe", nämlich mit Tuchatschewski und den übrigen bereits erschossenen Generalen, zusam mengearbeitet. VPll. selbst ermordete Kirow Der zweite Teil der Anklageschrift behandelt die angebliche terroristische Tätigkeit des „Blocks". Hier ist dem früheren GPU.°Gewaltigen Jagoda die führende Rolle zugewiesen worden. Wiederum auf Anweisung Trotzkis und des bereits vor einem Jahr erschossenen Pjatakow hatte sich der „Block" die Aufgabe gestellt, die führenden Sowjetpolttiker, vor allem Stalin, Molotow, Woroschilow und andere durch Terrorakte zu beseitigen. Das erste Opfer des Terrors sei der im Jahre 1924 tn Leningrad dem bekannten Attentat zum Opfer gefallene Kirow gewesen. Bei dem Attentat gegen Kirow sei kein anderer als Jagoda als direkter Organisator beteiligt ge wesen. Jagoda habe „gestanden": „Ich wußte bereits zu vor von dem Attentat gegen Kirow, und zwar durch Jenukidse." Dieser, der im Dezember des Vorjahres nach einem Geheimprozeß erschossen wurde, habe, wie die An klageschrift behauptet, ein gleichlautendes „Geständnis" abgelegt. In diesem Punkte dürste die Anklage übrigens dem Sachverhalt nahekommen. Seit langer Zeit bestand be reits der Verdacht, daß die GPU. selbst den Kirow-Mord in Szene gesetzt habe, eine Vermutung, die übrigens auch Trotzki schon vor Jahren in seinen Schriften aussprach! Angebliches kistattentat gegen Jeschow Jagoda habe ferner die Ermordung des Schrift stellers Gorki mit Hilfe der in dem gegenwärtigen Prozeß angeklagten Aerzte organisiert. Mit Unterstützung des Privatsekretärs Gorkis, des Angeklagten Krjutschkow, sei Gorki von seinen Aerzten veranlaßt worden, „sich zu er kälten", was bei der akuten Lungenkrankheit des Schrift stellers dessen Tod zur Folge gehabt habe. In gleicher Weise habe Jagoda Kuibyschew, seinen Vorgänger in der GPU„ Krestinski, sowie den Sohn Gorkis, Peschkow, auS dem Wege geräumt, indem er die behandelnden Aerzte zur Anwendung falscher Heilmethoden veranlaßt habe, was den Tod der Betrefsenden zur Folge gehabt hätte. Schließlich wird Jagoda auch ein Attentatsversuch gegen Heinen Rachsolger Jeschow, den gegenwärtigen HPU.-Gewattigen, tn die Schuhe geschoben. Jagoda habe versucht, Jeschow durch seinen Sekretär Bulanow, der gleichfalls in dem jetzigen Prozeß angettagt ist, durch Gift zu beseitigen. Die „historische Fundierung" der behaup teten Greueltaten der Angeklagten liefert einen besonderen Teil der Anklageschrift, der sich mit den angeblichen Alten- tatsplSnen Bucharins, Trotzkis und RykowS gegen Lenin und Stalin auS dem Jahre 1918 besaßt und diese z. B. auch der Ansttstnng deS bekannten Attentats aus Lenin bezichtigt, daS der Revolutionär Kaplan im Jahre 1918 auszuüven versuchte. Zum Schluß weist die Anklage-, schrist noch einmal darauf hin, daß sSmUiche aufgezählten Verbrechen der AngeNagten lediglich durch deren „Ge ständnisse" als „erwiesen" betrachtet würden.