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Tageszeitung unü Anzeiger sür Dippolöiswalöe, Schmie-eberg u. U Aelteste Zeitung des Bezirks 101. Jahrgang Montag, am 2. September 1935 Nr. 204 Kill ZG« AM Julien Dieses Mail enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amlshauplmannschaft, des Sladkals und des Finanzamts Dippoldiswalde Abessiniens Bodenschätze in englisch - amerikanischer Hand ! Artliches und SWsches Dippoldiswalde. Der September hat sich mit Sonnen schein und Wärme eingeführt. Es war ein herrlicher Sonn tag, dieser gestrige l. September, der viele hinauslockte in die t mehr und mehr sich herbstlich färbende Natur. Der Feuer-, wehrtag brachte unserer Stadt viel Zuzug von auswärts, I aber auch der Durchgangsverkehr war stark, mehr allerdings I ins Gebirge als nach der Talsperre. Der verhältnismäßig frühe Nachteinbruch ließ auch die Wanderer zu Fuß, Rad und Auto I zeitiger heimkehren. . Dippoldiswalde. Im gestrigen Hauptgottesdienste gab I Pfarrvikar Petzold der Kirchgemeinde bekannt, daß er am 2. September in gleicher Eigenschaft nach Kipsdorf versetzt I werde. Der Eingangsspruch und die Vorlesungen deuteten be- I reits darauf hin. Kantor Bernau schien als Orgelvorspiel I zmn Hauptliede eine besondere Auswahl getroffen zu haben. I Nicht die jubilierenden Präludien der letzten Sonntage klangen D durch den weiten Kirchenraum, sondern ernste Akkorde packten die Herzen der Kirchenbesucher, im Finale Hoffnungsfreude zum Ausdruck bringend. Im Hauptlied Nr. 285 hat Paul Gerhard den 23. Psalm verherrlicht. Auf Grund des verord neten Predigttertes, Lukas-Evangelium l5, 11 bis 32, behan delte Pfarrvikar Petzold das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Der Prediger verstand es auch diesmal wieder, eine Fülle I von Gedanken tief in die Herzen der Zuhörer einzuprägen. Schuld und Sünde verschwinden durch die Rückkehr des Sohnes zum Vater, die Umkehr zu Gott findet Gnade und Aner kennung des Sohnes durch den Vater. In der Erfüllung des Willens seines Gottes sieht er Erfüllung und Ausblick, ; nach denen seine und auch unsere Seele brennet. Des Herzens Kraft und Trost, Zuversicht im Leben unserer Kirche, unsere Heimkehr zu Gott ist Kraft und Sieg. Dorthin lassen wir uns führen durch Jesum Christum, unseren Herrn. — Nach beendetem Gottesdienste nahm der stellvertretende Vorsitzende der Kirchgemeindevertretung Veranlassung, dem Scheidenden für seine ersprießliche Wirksamkeit in der Kirchgemeinde Dippol diswalde herzlichst zu danken und ihm die besten Segens- ü wünsche für seine Zukunft zum Ausdruck zu bringen. — Nach- I folger des Pfarrvikars wird Ephoralvikar Aechtner. Reichstädt. An der Einmündung der Dorfstraße in die I Staatsstraße Dippoldiswalde—Freiberg beim Niederen Gast- U Hose kam es am Sonnabendnachmittag zu einem Verkehrs- L Unfall, weil der Fahrer eines aus dem Dorfe kommenden h Grünwarenautos das Vorfahrtsrecht eines aus Richtung ' Ruppendorf kommenden Motorradfahrers nicht beachtete. Der - vordere Wagenteil streifte das Motorrad und schleifte dieses samt Fahrer l 8 Meter weit mit, bis der Kraftwagen an der z Hausecke des Gasthofes zum Stehen kam. Der Motorradfahrer k erlitt einen komplizierten Bruch des rechten Fußgelenkes und f Kopfverletzungen. Nach ärztlicher Behandlung wurde er ins Freitaler Krankenhaus übergeführt. Das Motorrad ist voll ständig zertrümmert, während der Kraftwagen nur durch den Anprall an die Hausecke beschädigt wurde. Allenberg. Die 33. Straskammer des Landgerichts Dresden verurteilte in nichtöffentlicher Verhandlung, die am Donnerstag im Ratskeller, hier, stattfand, den am 17.5. 1882 in Alten berg geborenen Karl Hugo Schütze wegen Verbrechens gegen § 176,3 Str.G.B. in acht Fällen zu sieben Jahren Zuchthaus und sieben Jahren Ehrenrechtsverlust. Die seit 29. 4. erlittene Untersuchungshaft wird voll angerechnet. Sch. hat die Ver- brechen als Schulhausmann an Schulmädchen unter 14 Jahren begangen. Das Urteil wurde sofort rechtskräftig. Dresden. Die Jahresschau „Der Rote Hahn" geht ihrem Ende entgegen. Als Schlußtag ist nun endgültig der 15. Sep tember festgesetzt. Radeberg. Auf der Staatsstraße Großerkmannsdorf— > Radeberg geriet in der Nähe der Radeberger Stadtgrenze ein ' Personenkraftwagen in den Straßengraben und fuhr gegen einen Tclegrafenmast. Die beiden aus Königstein stammenden Autoinsassen mußten dem Radeberger Krankenhaus zugesührt werden. Döbeln. Dieser Tage fanden Pilzsi-cher im Walde bei Scheergrund ein verlassenes Personenauto, das, wie sich her- ausstcllte, schon mehrere Tgge dort stand und einem Kaufmann aus der Riesaer Gegend gehörte, der seit acht Tagen vermißt wurde. Die alsbald aufgenommene Nachsuche führte nach längerem Bemühen zur Auffindung der Leiche des Vermißten im Staatsforstreoier Klosterbuch. Die Leiche war bereits in Verwesung übergegangen. Es lag Selbstmord durch Oesfnen der Pulsader vor. MtttMkhttsW du RtWMtlnrWu Ausgabeort Dresden für Dienstag, den 3. September: Schwache bis mäßige südwestliche Winde. Heiter bis wolkig. Aufkommende Gewitterneigung. Zunächst noch warm später kühler. - Anzeigenpreis: Di« 48 Millimeter drett» - Millimeterzeile S HA im Texttetl dl« » i Millimeter breite Mtlllmeterzeile 18 : Anzeigenschluß: 10 Uhr vormittags. - Zur Zeit ist Preisliste Nr. 3 gatttz Bodenbach. Achtzehnjährigeralsdreifache,. B r a n d st i f t e r. In Peterswald waren vor einiger Zeit drei Häuser durch ein Großfeuer eingeäschert worden; man vermutete Brandstiftung. Jetzt konnte ein achtzehnjähriger. Bursche als Brandstifter sestgestellt werden. Man hatte ihn gleich nach Ausbruch des Feuers einem Verhör unterzogen, doch leugnete er hartnäckig. Bei einem neuerlichen Kreuz verhör verwickelte er sich in Widersprüche und legte ein Teilgeständnis ab. Der Festgenommene leidet offenbar an einer Geisteskrankheit; er war bereits vorübergehend in einer Irrenanstalt untergebracht. 3m Ostafrikakonflikt ist eine dramatische Wendung zu verzeichnen: Der Kaiser von Abessinien hat die Ausbeutung der Bodenschätze im größten Teil seines Landes für die Dauer von 75 Jahren an eine englisch-amerikanische Gesell schaft verpachtet, die ihren Sih in London hat und das er forderliche Kapital von ungefähr 10 Millionen Pfund Ster ling (125 Millionen RM) in New Zock aufbringen will. Hinter dem Geschäft, so heißt es, siehe ein Engländer namens L. W. Rickett, der im Nahen Orient die Rotte des verstor benen Oberst Lawrence übernommen habe. Der Vertrags abschluß, der in den Tagen politischer Hochspannung erfolgt ist, Kat in der ganzen Welt größtes Aufsehen erregt. In Parrs bezweifelte man zunächst die Richtigkeit dieser Mel dungen, mußte sich dann aber sehr rasch davon überzeugen, daß es fick um Tatsachen handelte. Die Ueberrafchung war danach allgemein. In London distanzierte sich das amtliche England von der Sonzessionsangelegcnheit. In Rom löste das Bekanntwerdcn des Vertrags stärkste Entrüstung aus. Die ersten Mitteilungen über den Vertragsabschluß machten zwei Londoner Zeitungen. So hieß es in einer Meldung des Sonderkorrespondenten der „News Chronicle" aus Addis Abeba, der Kaiser von'Abessinien habe am Frei tag einer englisch-amerikanischen Gesellschaft mit dem Sitz in London eine bedeutungsvolle Konzession zur Ausbeu tung der Mineral- und Petroleumschätze Abessiniens ge währt. In Addis Abeba werde vorläufig strengste Geheim haltung beobachtet. Die Konzession, bei der es sich um viele Millionen Pfund Sterling handeln werde, beziehe sich auf die Ausbeutung der Bodenschätze von Gebietsteilen, zn denen auch das südliche Harrar an der Grenze der Ogaden- Wüite gehören solle. Tag und Nacht verhandelt Der Engländer E. W. Rickett, der die Vereinbarung unterzeichnet hat, habe sich acht Tage in Addis Abeba auf gehalten und in dieser Zeit in einem Regierungsgebäude bei Tag und Nacht Verhandlungen geführt. Rickett sei in der Nacht zum Freitag von einem Beamten aus dem Bett geholt und in einem Kraftwagen zum Palast gefahren wor den, wo nach einer abschließenden Besprechung mit den: Kaiser die Unterschrift bei Tagesanbruch vollzogen worden sei. Hierauf sei Rickett sofort über Djibuti nach London ab gereist. ten, Angestellten und Arbeitern der Städtischen Verwaltung und Betriebe bekanntgegeben, daß niemand die Juden unter stützen dürfe; wer es dennoch tue, verwirke damit seine Stellung. Zwickau. Falsch gefahren. — Führerflucht. Bei einem Verkehrsunfall in Leubnitz wurde der zweiund sechzigjährige Schmiedemeister Gutschall aus Fraureuth schwer verletzt. Gutschall, der auf einem Kraftrad fuhr, wurde von einem 4>uf der linken Straßenseite fahrenden Kraft wagen angefahren. Der Kraftwaaenführer flüchtete, konnte aber in der Person eines achtundzwanzigjährigen hiesigen Einwohners ermittelt werden. Löbau. Ob st sammel st eile undSüßmosterei für die Amtshaupt mannichost. Um eine besjere Ausnutzung der einheimischen Obsternte herbeizuführen, ist für den gesamten Bezirksverband der Amtshauptmannschast Löbau in der früheren Konservenfabrik von Berndt in Löbau eine Obstfammelstelle und in Gemeinschaft mit dem Obst- und Gartenbauverein für Löbau und Umgebung eine leistungsfähige Süßmosterei eingerichtet worden. Beide Stellen arbeiten zusammen und auf rein gemeinnütziger Grundlage; etwaige Ueberschüsse kommen der Unterstützung des heimischen Obstbaues zugute. Die Sammelstelle' soll einesteils durch sorgsame Sortierung und Verpackung das Obst marktgängig machen, um dadurch dem ausländischen Obst wettbewerbsfähig entgegenzutreten. Die Süßmosterei, die im Austauschoerfahren Obst annimmt und dafür Most ausgibt, aber auch Lohnmosterei betreibt, soll der Verarbei tung weniger wertvollen Obstes zu Most dienen. Stolpen. Ein Toter, ein Verletzter. An einer unübersichtlichen Kurve aus der Straße nach Dresden stießen ein Kraftwagen und ein Kraftrad zusammen. Der Krast- radfahrer Arno Müller, der mit dem Angestellten Erich Weinhold, beide aus Jonsdorf, fuhr, erlitt einen so schweren Schädelbruch, daß er bald darauf starb. Weinhold trug einen Unterschenkelbruch davon. Olbernhau. Eine Witwe und sechs Waisen. Aus der Freiberger Staatsstraße zwischen Hallbach und Pfaffroda wurde ein dreiundvierzigjähriger Ullersdorfer Einwohner neben seinem Fahrrad lieaend tot aufgefunden. Der Arzt stellte fest, daß o» Tod infolge Eindrückens des Brustkorbes eingetreten ist. Wie das llngiäa^geicyay, ronnre noch nicht festgestellt werden. Um den Toten trauern eine Witwe und sechs Kinder. Mittweida. Wer den Juden unterstützt, ver- liertdie Arbeit! Der Bürgermeister hat allen Beam- Nach dem „Daily Telegraph" soll es sich um die bri- lisch-amerikanische „African Exploitation and Development Corporation" handeln, der das Recht aus die Ausbeutung der pelroleumvorkommen, der Mineralschähe und der son stigen natürlichen Hilfsquellen van „halb Abessinien" sür die Zeit von 75 Jahren gewährt worden sein soll. Der amerika nische finanzielle Ratgeber des Kaisers sei als Zeuge bei der Unterzeichnung des Vertrages zugegen gewesen. Das vec- tragsgebiet schließe die wertvollen petroleumvorkommen von Auiia-Jiaüaaa ein. Wie „Daily Telegraph" weiter meldet, soll dem Kaiser kürzlich vorgeschlagen worden sein, das Petroleumgebiet von Aussa gegen Bezahlung an Italien abzutreten, doch sei aus diesem Angebot nichts geworden. Es handele sich, so schreibt der Korrespondent, um bas wichtigste und weittragendste Ereignis in der Ge schichte Abessiniens. Es sei beabsichtigt, die Petroleumfelder durch den Bau einer ungefähr 500 Kilometer langen Rohrleitung mit Geludia und von dort aus mit einem Hafen am Roten Meer zu verbinden. Man rechnet damit, daß bereits in den nächsten Tagen Geologen und Bohrsachverständige in Abessinien ein treffen werden, um die ersten Untersuchungen anzustellen. Gleichzeitig sollen nach dem Blatt Verhandlungen über den Bäu eines Sperrdammes und eines Systems von Pump stationen am Tanasee schweben. Jährlich fünf Millionen Dollar lür Avellinien In Addis Abeba ist bisher eine amtliche Mitteilung über die Konzessionsangelegenheit nicht veröffentlicht worden, doch wird folgendes bestätigt: Der Vertrag wurde am 29. August unterzeichnet. Die Verhandlungen für die Ge sellschaft, die von Standard Oil kontrolliert wird, führte F. W. Rickett, eine bekannte internationale Finanzpersönlich keit. Der Vertrag überträgt für 75 Jahre das alleinige Recht zur Ausbeutung von Oel, Mineralien und sonstigen Boden schätzen im Osten Abessiniens auf die genannte Gesellschaft. Das Konzessionsgebiet beginnt an der Grenze von Eritrea, läuft dann längs des 40. Längengrades südlich bis an den Kauwalck-'kluk. von dort geht die Grenze zur Eisenbahn - Bezugspreis: Für «lnen Monat 2.— - Zutragen: einzelne Nummer 1v - - Gemeinde-Verbands-Girokonto Nr. 8 :: - lkern sprechen Amt Dippoldiswalde Nr. 403 i o -Postscheckkonto Dresden 125 48 --