Volltext Seite (XML)
Montag, am 29. Juli 1935 101. Jahrgang Nr. 174 Netteste Zeitung des Bezirks Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amkshaupfmannschafk, des Stadkals und des Finanzamts Dippoldiswalde - Anzeigenpreis: Di« 48 Millimeter breit» - MilUmeterzetl« 8 HA Im Textttll di« t» j Millimeter breit« Millimeterzelle 18 - Anzeigenschluß: 10 Uhr vormittags. Zur Zeit ist Preisliste Nr. S gültst Bezugspreis: Für einen Monat 2.— : mit Zutragen; einzeln« Nummer 1V - :: Gemelnde-Beibands-GIrokonko Nr. r V - Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 403 - Postscheckkonto Dresden 123 48 eitzeritz-Jeitung Tageszeitung unö Anzeiger für Dippolüiswalöe, Schmieöeberg u. A. Was sagen die Bischöfe hierzu? - Vündnisangebot der Kommunisten an die katholischen Iugendverbände MINMUlsM litt «tI»Mkl«nllu Ausgabeort Dresden Zunächst noch lebhafte Winde aus West bis Nordwest. Wech» selnde Bewölkung. Unbedeutende Regenschauer. Kühl. Nachdem in den letzten Wochen bereits mehrfach ganz offen Bündnisangebote von den Kommunisten an die katho lischen Jugendverbände in Deutschland gerichtet worden sind und die Zeitschrift des Zentralkomitees des internationalen kommunistischen Jugendoerbandes im Juni in einem Aufsatz sich mit dieser Frage beschäftigt hatte, sind nun als Aus wirkung dieser geheimen Weisungen inMüncheyFlug- blätter gefunden worden, die so bezeichnend sind, daß sie für sich sprechen. Die Flugblätter haben folgenden Inhalt: „An die katholische Bevölkerung Münchens! Gegen die Vergewaltigung Eures Glaubens gilt es, einen ver schärften Kampf zu führen. Mr Kommunisten schlagen Luch von trotz den verschiedenen weltanschaulichen Auffassungen einen gemeinsamen Kampf für die Gewissensfreiheit zu organisieren! Wir schlagen Euch vor, in allen Betrieben, in allen Stadtteilen gemeinsame Komi tees zum Kamps sür Glaubens- und Gewissensfreiheit zu organisieren! Wir schlagen Luch weiter vor, einen gemein samen Kamps für die Befreiung aller eingekerkerter vsarrer und Ordensschwestern, für die Befreiung aller Antifaschistew zu organisieren! Schassung von Selbstfchuhso» malionen zum Schutz der antifaschistischen Bevölkerung. . .. , Die KPD." Ls wäre aufschlußreich, zu erfahren, was die Leitung der katholischen Jugendverbände und die Bischöfe als beru fene Hüter der katholischen Religion zu diesem Bündnis- angebot zu sogen haben. Es ist daraus hinzuweilen, daß bei einem Kaplan in Sachsen vor einiger Zeit in größeren Men gen aus der Tschechoslowakei hereingeschmuggelte marxi stische Werbeschriften gefunden wurden, und daß auch an verschiedenen anderen Stellen Deutschlands eine engere Verbindung zwischen Mitgliedern der Katholischen Kirche und Marxisten festgestellt worden ist. Line Er klärung der zuständigen Stellen der Kirche wäre hier drin gend von Nöten, wenn nicht die katholischen Jugendver bände mit de" Bolschewisten auf eine Stufe gestellt werden sollen. Zschopau. In der Nacht zum Freitag wurde in einem Hause auf der Langestraße ein Stubenbrand entdeckt. Der Türbalken, die Tür und die Diele waren in Brand geraten. Wie festgestellt wurde, war der Wohnungsinhaber am Donners tagvormittag verreist und halte vergessen, den Tauchsieder aus der Steckdose zu ziehen Durch den glühenden Sieder war schließlich der Brand entstanden. Frankenberg. Einem bedauerlichen Unfall fiel der 21jährige M. Schöne aus Mühlbach zum Opfer. Nachdem er sich hier seiner militärischen Musterung unter zogen hatte, stieß er auf der Heimfahrt mit seinem Kraftrad an der Kreuzung Altenhainer Straße—Mühlbacher Dorf weg mit einem Lastkraftwagen so heftig zusammen, daß sein Tod sofort eintrat. Oschatz. Bauernhaus-Einbrecher. In der Gegend von Mutzschen und Mügeln benutzte ein Einbrecher die Abwesenheit der Bauern, um gewaltsam in die Räume und Vorratskammern einzudringen. Zweifellos handelt es sich in der Person des Täters um einen früher in dieser Gegend beschäftigt gewesenen Landarbeiter. In drei Fäl len sind ihm nur geringe Werte in die Hände gefallen, während er in einem vierten Fall 450 entwenden konnte. Beschrieben wird der Einbrecher wie folgt: etwa 30 bis 35 Jahre alt, 1,65 Meter groß, dunkles Haar, lückenhafte Zähne, bekleidet mit dunkelblauem Jackett, schwärz- und graugestreifter langer Hose, dunkelblauer Schif fermütze, rot» und weißgetupstem Selbstbinder; er soll ein Herrenfahrrad und zwei Aktentaschen bei sich führen. Leipzig. Ein Jude flüchtet vor dem Volks- zorn. Vor dem Etagengeschäft von Sonder L Co. in der Petersstraße, dessen Inhaber wegen seines unlauteren Ge schäftsgebarens kürzlich zu 30 000 Geldstrafe verurteilt worden war, sammelte sich eine größere Zahl Volksgenos sen, die ihrem begreiflichen Unwillen über oie angepran- aerten Zustände in dem Geschäft durch Schmährufe gegen den Inhaber Ausdruck verlieh. Zu einem polizeilichen Ein schreiten gab jedoch das Verhalten der Volksgenossen keinerlei Veranlassung. Aus Sicherheitsgründen wurde das Geschäft von der Polizei bis auf weiteres geschlossen. Ein Teil der Volksgenossen zog später zur Sonderschen Wohnung; hier stellte sich heraus, daß Sonder mit seiner Familie bereits verduftet war, und zwar konnte er sich von dem ergauner ten Geld eine Reise nach Marienbad leisten. Oelsnlh i. V. Musterbücherei des Arbeits dienstes. Mitte August wird im Schloß Voigtsdorf die von Reichsminister Dr. Goebbels gestiftete und dem hei mischen Arbeitsdienst Voigtsdorf als Musterlaaer überreichte Musterbücherei aufgestellt werden. Der Arbc sdienstführer Hierl und andere maßgebliche Persönlichkeiten werden aus diesem Anlaß nach Voigtsdorf kommen. Plauen. 90 Eigenheime werden gebaut. Am Krematorium zwischen Reusaer mnd Soraaer Straße soll eine necke Siedlung von Einfamilien- und Einfamilien- Doppelhäuiern entstehen. Von den einzelnen Siedlern wird ein Eiaenzuschuß von 1000 bis 1500 gefordert; vor läufig sollen neunzig Eigenheime erbaut werden. Artliches und Sächsisches Dippoldiswalde. Wir leben in der Zeit der Hundskage. Da soll die Sonne vom Himmel brennen. Aber es ist doch wesentlich anders. Morgens ist es oft recht kühl, und die Sonne läßt sich auch recht wenig sehen. Seit in der vorver gangenen Woche das Wetter umschlug, haben wir wirklich schöne Tage noch nicht wieder gehabt. Auch der gestrige Sonntag stand leider wieder im Zeichen von Regenschauern. Der Vormittagsregen hielt manchen zurück, sich zu einem Tagesausflug zu rüsten. Es setzte der Verkehr auf der Landstraße daher verhältnismäßig spät ein. Das Kinderfest in Kipsdorf lieh dann viele dorthin fahren, schlechter besucht war die Talsperre, dazu war's nicht warm genug. Kurze Regenschauer trieben auch nachmittags die Ausflügler wie derholt unkdr das schützende Dach. Der nächste Sonntag liegt schon im August. Wird der besser werden, als die letz ten Zuli-Sonntage? Dippoldiswalde. Auf dem Wege zum Besuch des „Ro ten Hahns" in Dresden trafen gestern früh 6 Uhr in zwei Kraftwagen 74 Personen feinschließlich ihrer Frauen) der selbständigen Freiwilligen Feuerwehr Klostergrab hier ein. Seit Jahrzehnten schon hat unsere Freiwillige Feuerwehr mit den Klostergrabern enge Freundschaft gehalten, und als bei uns die Inflation wütete, haben letztere echte Kamerad schaft und Treue bewiesen. Die Kameraden von jenseits der Grenze wurden vor der Stadt vom Kommando der Frei willigen Feuerwehr Dippoldiswalde empfangen und nach dem Stadtkaffee geleitet, wo weitere 12 Mann Aufstellung genommen hatten. Hier wurde den Gästen Kaffee geboten und dabei wurden herzliche Worte der Begrüßung und des Dankes gewechselt. Um 7 Uhr setzten die Feuerwehrleute ihre Fahrt fort. Der Aufenthalt hier hakte ihnen aber so gut gefallen, daß sie abends auf der Heimfahrt nochmals hier Rast — diesmal im „Goldnen Stern" — hielten und mit den Dippoldiswalder Kameraden noch einige frohe Stun den verbrachten. — 3n der Nacht zum Sonntag sind im Bahnhotel 7 En ten aus dem Stall gestohlen worden. Der Täter ist im Tier reich zu suchen. Anscheinend ist ein Iltis oder Marder in den Stall eingedrungen und hat die Tiere weggeschleppt. Dippoldiswalde. Unter dumpfem Trommelschlag und Hörner klang zogen am Sonnabend kurz nach 7 Uhr 500 Jungen vom öungvolklager aus der Hirschbacher Heide in Dippoldiswalde ein, um einmal zu zeigen, welcher Geist in so einem Lager gepflegt wird. Es war eine Lust, die braun gebrannten Jungen in straffer Marschdisziplin sehen zu können. Entgegen der Ankündigung fanden die Spiele nicht auf dem Markte, sondern auf der Au« statt. So kam es, daß viele Leute erst nach Beginn auf die Au« kamen. Ein Sprechchor und einige Lieder, die sehr gut wirkten, standen am Anfang der Darbietungen. Dann begrüßte Zungbann- führer Arstch alle Erschienenen und gab bekannt, daß nun der La gerzirkus steigen werde. Er wäre in den freien Stunden zusam mengestellt worden und es sei alles möglich« aufgeboten worden, den Lagerzirkus so reichhaltig wie möglich zu gestalten. Und das kann wohl jeder sagen, daß das tn vollstem Umfang« zutraf. Da war dl« Zirkuskapelle mit Ihrem „schneidigen" Dirigenten, der übrigens auch daS lange Programm, auf ein« große Rolle Papier geschrieben, bekannt gab. Und nun folgten in bunter Reihe die Darbietungen. Da waren Menschenfresser, ein« Riesenschlange, die sich leid«r in der Arena kurz vor der Borstellung häutet«, dann bracht«n die Dienftmänner eine Riesenhankel für den stärk sten Mann der Welt, der vor lauter Kraft kaum laufen konnte. Ein schauriges Trauerspiel wurde aufgeführk: „Der Mord auf der Wendeltreppe". Dann kamen drei Elefanten. Es fand ein rö misches Waaenr«nnen statt. Ein Weitaus- und -anziehen zweier Gruppen mit Hindernissen, bei d«m die guten Zeiten 2,56 und 2,58 Minuten erzielt wurden. Dann ein kleiner Scherz In verschiede nen Bariationen. Zum Schluß kamen noch an dl« 3V Fakire und dann spielte die Hauskapelle „Muß t denn . . ." Der Zirkusbau wurde „abgebrochen und Iungbannführer Frisch bat, die Kochge- schirr« nicht unbeachtet zu lasten; denn «in« Aufbesserung^^! « daß d«r frische, Kamerad- schaftstch« Geist, 3unm>olk herrsch«, wie jeder sehen konnte, anerkannt und nicht spöttisch belächelt und bekrittelt werde Un ter Trommel- und Hörnerklang ging «s dann wieder dem Lager zu. Talsperre Malter. Gestern vorm. gegen 9 Uhr wurde der seit 23. ds. Mts. vermißte 34 Jahre alte Deutsche Reichsan gehörige Willi Borwerg aus Franzensbad (Tschechoslowakei) in der Nähe der Sperrmauer auf Malte, ec Flur als Leich« geborgen. Die Erörterungen ergaben einwandfrei Selbstmord; wirtschaftliche Sorgen dürften Anlaß zur Tat sein. V. hatte sich am 23. ein Zimmer gemietet, dort aber nur seine Sachen abgeftellt und war verschwunden. Die Leiche wurde in di« Friedhofshalle in Stifersdorf gebracht. Niederfrauendorf. Gestern in der 7. Abendstunde wurde in einem hiesigen Gemüsegärten ein Luftballon gesunden, der bei einem Kinder-Sommerfest der NS<Gemeinschaft „Kraft durch Freuds In Oederan ausgelassen wurde. '' Altenberg. Naturbad in 800 MeterHöhe. Ein neues Naturbad ist an den Galgenteichen eröffnet worden; in 800 Meter Höhe schuf die Stadt am Kleinen Galgenteich eine vorbildliche Badeanlage, die als eine der schönsten des Osterzgebirges bezeichnet werden darf; sie ist für 500 Per sonen eingerichtet und bietet außerdem nach in zwölf Einzel zellen und zwei Massenauskleideräumen für Schulen, Ver eine usw. Raum. Die beiden Galgenteiche, deren Wasser flächen 55 000 bezw. 30 000 Quadratmeter groß sind, sind über dreihundert Jahre alt und dienen heute noch wie vor dreihundert Jahren der Wasserversorgung des Zinnberg baues. Mit der Errichtung des Bades sind die herrlich am Fuß des Kahleberges gelegenen Teiche mit ihrem klaren Bergwasser in den Dienst der Volksgesundheit gestellt worden. Lauenstein. Am Sonntag fand in unserem Gebirgs- städtchen ein Marktfest statt. Fast schien es, als seien alle Vorbereitungen umsonst getrosfen, denn die Wolken hingen zeitweise recht tief, der Himmel sandte Regen, dann verlief das Fest aber doch noch recht schön. Nicht allein aus der näheren Umgebung, auch von weiter her, aus der Großstadt, waren die Gäste gekommen. Ein sehr hübsches Festzeichen aus Holz, den Falkenbrunnen darstellend, galt als Ausweis für das niedrig bemessene Eintrittsgeld. Unermüdlich spielte die Kapelle am Brunnen. Ein lebhaftes Gedränge war am Schieß stand und an der Gabenbude, wo die schönen Gewinne der Tombola ausgestellt waren. An einer Ratzbude konnte man Pfefferkuchen gewinnen, Würstel- und Fischelbude und Limonadenbude sorgten, daß niemand verhungere oder ver durste, eine Rutschbahn war aufgebaut, kurz, sür alles war gesorgt die Festbesucher zu unterhalten. Wer aber nicht folgte, wurde arretiert uno bekam vom hohen Marktgericht eine Strafe zudiktiert, wer ausriß, bekam sie doppelt. Am Abend war eine prächtige Markt- und Schloßbeleuchtung. Rathen. In den Abendstunden des Freitag stürzte an der sogenannten Höllenhundspitze ein 29 Jahre alter Berg steiger aus Leipzig ab. Mit einer Verletzung der Wirbelsäule wurde er ins Krankenhaus gebracht. Heidenau. Die Stadtverwaltung hat Im Einvernehmen mit der Ortsgruppenleitung der NSDAP und dem vom Verschönerungsverein eingesetzten Festausschuß die festlichen Veranstaltungen anläßlich des 525jährigen Bestehens des j Stadtteils Großsedlitz auf den 2. und 3. September nächsten Jahres angesetzt. Ein großes Parkfest und ein historischer Festzug werden die Höhepunkte des Ortsjubiläums bilden. Dresden. Bel erfreulicher guter Gesundheit feierte am Mon tag das Ehepaar Johannes Adam das Fest der Diamantenen Hochzeit. Der Jubilar hak vor 60 Zähren das Paplerwarenhäus E. S. Adam In Dresden gegründet. Limbach. Vor dem Schöffengericht hatte sich rin hiesiger 28 jähriger Einwohner wegen ösfentlicher Urkundenfälschung zu verantworten. Der junge Mann hatte seinen alten Kraft wagen bei einem Krastwagrnreparateur gegen einen anderen eingetauscht. Um die Kosten für die Ummeldung de« Wagens z > sparen, brachte der junge-Mann da« Kennzeichen stine- bisherigen Kraftwagens an dem anderen Wagen an und sparte dadurch einig« Mark. Er hatte sich damit aber dn Fälschung einer öfstntlichen Urkunde schuldig gemacht. Da« Gericht verurteilte ihn zu drei Monaten Gefängnis.