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WeifjeritzZeitung Tageszeitung un» Anzeiger slir Dippolaiswalde, Schmiedeberg u. A. - Bezugspreis: Für einen Monat 2.— mit Zulragen; «'"Z^lne Nummer 10 H/ :: Gemeinde-Verbands-Glrokonto Nr. 3 .. Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 403 Postscheckkonto Dresden 125 48 Netteste Zeitung des Bezirks Mes«< Mali enthält dl« amtlichen Bekanntmachungen d« Amlshanpkmannschasl, de« Stadlrat« und de« Finanzamt« Dippoldiswalde - Anzeigenpreis: Die 43 Millimeter breite - Mlllimeterzeile 6 HA lm Texttetl die W j Millimeter breite Miklmeterzelle 18 H/ - Anzeigenschluß: 10 Uhr vormitta-t. Zur Zelt ist Preisliste Nr. 3 gülttz Freitag, am 28. Juni 1935 101. Jahrgang Nr. 148 Deutliches und SachWes Dippoldiswalde. Nachdem in der vorangegangenen Nacht die Temperatur nicht unter 17 Grad gesunken war, stieg sie gestern schon in den Morgenstunden wieder stark an und erreichte am Nachmittag wieder die 35 Grad im Schat ten. Wohl zogen verschiedentlich Gewitter auf, doch sie ka men nicht über die Stadt. Nur einmal fiel auf wenige Mi nuten leichter Negen, sonst nur vereinzelt große Tropfen. Dabei fielen 7 Kilometer entfernt, in Schmiedeberg, Schlos sen, eigentümlicherweise ohne jeglichen Regen. Nennens werte Abkühlung war nicht eingetreten. Heuke Freitag zog gegen V-9 Uhr ein heftiges Gewitter über die Stadt. Die elektrischen Entladungen folgten einander sehr rasch, Sturm peitschte den starken Regen durch die Straßen und über die Dächer. Vereinzelt fielen auch Schloßen von Haselnuhgröße. Ein Blitz schlug in ein Kartoffelfeld am Heidewege, wobei etwas Kraut verbrannte. Personen, die nicht weit entfernt waren, wurden nicht verletzt. Auch dieses Gewitter hatte keine Abkühlung gebracht. Bereits um 10 Uhr zog erneut ein neues, heftiges Gewitter auf. Erst jagten bald fahl gelbe, bald schwarzblaue Wolken über den Himmel, bis dann in ununterbrochener Folge die Blitze zuckten und in Strö men der Regen vom Himmel floß. Schaden durch Blitz schlag ist nicht entstanden, doch hat der heftige Regen hier und da in den Gärten und auf den Feldern Unheil ange- richtek. — Hat das Wetter auch in der Stadt weniger Scha den angerichtek, so umso mehr in der Umgebung. 3n Reichstädt und in C u n e r s d o r f - L u ch a u hat es be sonders hart gehaust. 3n Reichstädt wurde bei Gutsbesitzer Hirschel ein Fohlen auf der Weide vom Blitz erschlagen, und bei Gutsbesitzer Hänel wurden eine Frau und eilige Kühe betäubt. 3m Oberdorfs ist die gesamte Ernte vernich tet. Das Getreide wurde zusammengedroschen, Kartoffeln hcrausgespült, ja, starke Bäume wurden umgelegt, daß die Straße nach der Lehnmühlc gegenwärtig gesperrt ist. Hun derte von Fensterscheiben wurden zerschlagen. 3n gleicher Meise hauste das Unwetter auch in Oberfrauendorf, wo ebenfalls Bäume entwurzelt und Dächer abgedeckk wurden. 3n Cunnersdorf ist die Ernte fast völlig vernichtet. Hier ging auch schwerer Hagelschlag nieder. — Außerhalb unserer Amlshauptmannschaft beginnen Heuke die großen Sommerferien, im Bezirke nur an der höheren Grenzlandschule in Altenberg und an der Deutschen Müllerschule. Dippoldiswalde. Am nächsten Montag werden mit dem Mittagszuge 30 Zungen vom Iungbann Dippoldiswalde ihre Fahrt nach Ostpreußen ankreten. Von Dresden fährt der Sonderzug, der das sächsische Jungvolk dorthin bringt, zwi schen 18 und 19 Uhr ab. Am Dienstag morgens werden sie ihr Ziel am Spirdingsee erreichen. Die Teilnehmer aus dem Bann Dippoldiswalde, Pirna, Freiberg, Freital bilden das Lager 1, Führer Rud. Frisch- Postanschrift: An den Leiter des Zungvolklagers Ostpreußen 1, Sächsische Schweiz-Ost erzgebirge, Rud. Frisch, für (Name des Zungoolkjungen) Dächer. Vereinzelt fielen auch Schloßen vo Haselnuhgröße. Nikolaiken (Masuren). Die Rückkehr erfolgt am Montag, 15. Juli, gegen Mittag. Iohnsbach. Auf dem Nachhausewege von einer Versammlung In Falkenhain kam auf der stark fallenden Dorsstrahe am Mitt woch abend gegenüber der Kochschule des Fortbildungsschulver- bandcs der Sohn Kurt des Bauern Neinh. Zimmermann von hier mit dem Fahrrad zum Stürzen und zog sich dabei erhebliche Ver- -hungen an Arm und Hand zu. Hilfsbereite Hände brachten ihn In die Kochschule. Dr. Flach, Glashütte, ordnete seine Uebcrfüh- rung tn das Krankenhaus an. Dresden. Besseres Frachtgeschäft auf der Elbe. Seit elniaen Tagen hat sich der Frachtverkehr auf der Elbe von Aussig talwärts nach Hamburg für die Schiff fahrt in erfreulicher Weise gebessert. Am Mittwoch fuhren -twa fünfzehn Kähne durch Dresden auf der Talfahrt. Je doch können die Kähne bei dem ungünstigen Wasserstand nur halbe Ladung an den Bestimmungsort schaffen. Auch der Bergverkehr entwickelt sich günstig; in Hamburg lagern mehrere hundert Kahne mit Getreide. Dresden. ZumKapitändesLloyddampfers „Potsdam" ernann t. Der Norddeutsche Lloyd in Bre men hat beschlossen, die Führung des Dampfers „Potsdam", des zweiten Schiffes seines Ostasien-Schnelldienstes, dem Kapitän Richard Arndt zu übertragen. Bei Arndt handelt es sich um einen alten und bewährten Ostasienfahrer- er ist ein geborener Dresdner und steht seit 1899 im Lloyddienst. Bad Schandau. Der Tetschener Hunger st ein wieder sichtbar* Der Hungerstein in der Elbe in der Nahe der Tetschener Brücke ist wieder über die Hälfte sicht bar; der Elbewasserspieael sinkt weiter. Unwetter in Süd-Deutschland Nahbeben am Bodensee München, 28. Juni. Am Donnerstag um 18.20 Uhr wurde in München ein kräftiges etwa 3 Sekunden dauerndes Erdbeben wahrge- nommcn. Man hatte das Gefühl, daß das Zimmer schwankte. Leichte Einrichtungsgegenstände bewegten sich j und fielen teilweise zu Boden; die Drahkverankerungen der j Straßenbeleuchtung schwankten stark hin und her. Auch in Nürnberg wurde das Beben verspürt. In Karlsruhe war das Beben so heftig, daß verschie dentlich Häuser erheblich erschüttert wurden. Ueberall kamen Möbel und andere Einrichtungsgegenstünde ins Schwanken. Ueber Schäden ist bisher nichts bekannt gewor den. Der Erdstoß wurde auch in Mannheim wahrgenom men, doch weniger erheblich als die Meldung aus Karls ruhe besagt. Sehr stark ist der Erdstoß im Murgtal ver- jpürt worden, besonders in Rotenfels. Aus Freiburg wird gemeldet, daß dort um 18.21 Uhr zwei ziemlich kräftige Erdstöße wahrgenommen" wurden, das gleiche wird aus Offenburg berichtet, wo die Dauer der Erdbewegung mit zwei Sekunden angegeben wird. Bon besonderer Heftigkeit scheint die Erdbewegung im Hegau und im Bodenseegebiek gewesen zu sein, doch steht noch nicht genau fest, ob der Herd des Bebens tatsächlich vom Vodenseegebiet ausging, wie das bekanntlich früher schon der Aall war. Nach einer Meldung aus Singen im Hohentwiel wur den dort 5 bis 6 ziemlich heftige Erdstöße mit einer Ge samtdauer von 5 Sekunden wahrgenommen. Das Erdbeben war nicht wellenförmig, sondern stoßartig. In verschiedenen Wohnungen sprangen Türen auf und Möbel kamen ins Rutschen. Die gleichen Beobachtungen werden aus der Bodenleegeoend gemeldet Demitz-Thumih. ,Z w ölfjühriger Lebensret ter. Im Volksbad an der Lehde rettete der zwölfjährige Schüler Rudhart Wünsche aus Birkenrode einen sechsjäh rigen Jungen vor dem Ertrinken. Der Knabe war beim Spiel in etwa zehn Meter tiefes Wasser gesalien und unter- zegangen. Wünsche sprang ihm nach und konnte den bereits zcsinnungslosen Knaben an Land bringen. Riesa. Zahlreiche Diebstähle aufgeklärt, hier wurde ein Erwerbsloser festaenommen, dem zahlreiche Diebstähle in der Lommatzscher Pflege nachgew-.esen werden konnten; so hatte er zahlreiche Wäschediebstähle m Strieg nitz, Dösnitz, Lautzschen, Barmenitz, Trogen und Treben begangen, außerdem noch in Staucha und Roitzsch Einbrüche und Diebstähle in Gärtnereien. Olbernhau. Guter Besuch der Erzgebirgs- s ch a u. In den ersten beiden Tagen seit der Eröffnung der Lrzgebirgsschau konnten bereits mehr als 2000 Besucher gezählt werden. Zwenkau. Mitdem Todgespielt. Auf der Staats straße nach Borna wurde die geschlossene Schranke des Bahnüberganges von einem Lastkraftzug durchfahren, als sich die Lokomotive bereits in unmittelbarer Nähe befand. Ohne zu halten fuhr der Führer des Lastzuges davon. Der Wärter des Bahnüberganges kann keine nähere Beschrei bung des Lastkraftzuges abaeben, weil er durch die rück sichtslose Fahrweise des Kraftfahrers gefährdet war. Hainichen. Jeder Volksgenosse feiert mitl Zu dem bevorstehenden Fest der 750-Iahrfeier erläßt der Bürgermeister eine Bekanntmachung, in der es heißt, die Stadtverwaltung wünsche, daß alle Bewohner ohne Unter schied an den Veranstaltungen der Festtage teilnehmen sollen. Es sollen Tage der wahren Volksgemeinschaft werden. An Ke Arbeitslose^-. Krisen- und Wohlsahrtsunterstützungs- nnpsänger sowie an die Sozial- und Kleinrenter werden Butscheine ausgegeben, die aus dem Parksest im Stadtpark bei den Unternehmern in Zahlung gegeben werden können; die Gutscheine besitzen einen Wert von einer bis vier Reichs mark. Zittau. Der Bezirksausschuß der Amtshaupt mannschaft Zittau nahm Kenntnis von der Geldlage des Bezirksoerbandes, die sich geordnet abwickelt, obwohl immer noch 258 921 Bezirksumlagen und 151 WO Psla- sterzinsen ausstehen. Die Arbeitslage im Bezirk hat sich wei ter gebessert. Große Beachtung fand die Neuaufteilung der Straßen im Bezirk; es gibt in Zukunft in der Amtshaupt- mannschaft Zittau 35,441 Kilometer Reichsstraßen, 171,38 Kilometer Landstraßen erster Ordnung, die vom Staat unter halten werden, und 200,342 Kilometer Landstraßen zweiter d'e in der Unterhaltspflicht des Bezirksoerbandes verbleiben. , » In Balingen ^Schwäbische Alb) war der Erdstoß sc» stark, daß die Bewohner im ersten Schrecken zum Teil die Häuser verließen. In Biberach in Oberschwaben war das Erdbeben von donnerähnlichem Getöse begleitet. In ver schiedenen Straßenzügen wurden die Kaminbedachungen ab geworfen, mehrfach sind Schornsteine eingestürzt. Wie die Erdbebenwarte München mitteilt, handelt es sich bei dem Erdbeben um das stärkste Nahbeben seit dem 16. Novem ber 1911. vrlan in NordweftdeutWand Die in der Nacht zum Donnerstag über Nordwestdeutsch land hereingebrochene Unwetterkatastrophe war eine der schwersten seit langer Zeit. Die Blitze zündeten wiederholt und Hag e,l schlag und Wolkenbrüche richteten un übersehbaren Schaden an. Das Unwetter brachte in einer Nachtstunde Rekordnie derschläge. In Bremen siel achtzehn Millimeter Regen, in Hamburg sogar 28,7 Millimeter. Unzählige Fensterscheiben wurden zertrümmert, der Orkan entwurzelte Tausende von Bäumen. Zahlreiche Anwesen wurden durch Blitzschläge eingeäschert. Ueberaus groß sind auch die Viehverluste durch Feuer oder Blitzschlag aus den Weiden. Tiele lausend Hektar Wiesen und Weiden stehen unter Wasser. Das abge mähte Gras schwimmt auf riesigen Seen und verstopft die Abflußgräben. Der Bahndamm der Vuchholzer Strecke zwi schen Bremerförde und hesedobs wurde auf fünfzehn Meter unterspült und fortgeschwemmt. Das stärkste seit 1911 in München verzeichnete Nahbeben Aus Anfrage bei der Erdbebenwarte München wird mitgeteilt, daß es sich bei dem Erdbeben um das stärkste Tropische iMr Die außergewöhnlich hohe Temperatur, die uns die letz ten Tage brachten und die seit 80 Jahren in Deutschland nicht zu verzeichnen war, bildet natürlich den allgemeinen llnterhaltungsstofs, soweit die schwitzenden, stöhnenden Men schen sich überhaupt bei dieser Hitze zu der Anstrengung nner Unterhaltung ausraffen. „Da sollten Sie aber mal rrst in die Tropen kommen!" sagt vielleicht tröstend der Kne oder andere. Nun. wir können in Deutschland mit Recht von der „tropischen" Hitze der letzten Tage sprechen, lenn 35 Grad Celsius und mehr sind auch in den Tropen :in« überdurchschnittlich hohe Temperatur. Die mittlere Jahrestemperatur wird im Tropengürtel der Erde aus 30 Grad berechnet. Zu den Tropen rechnet man die Gebiete, in denen die Mitteltemperatur des kältesten Monats nicht unter 20 Grad herabsinkti Dabei ist aber zu berücksichtigen, daß in der Nähe des Aequators die Temperaturunter- chiede in den verschiedenen Jahreszeiten sehr gering sind, io daß das Mittel von 30 Grad auch in den heißesten Mo naten nicht sehr wesentlich überschritten wird. Die höchste durchschnittliche Monatstemperatur weisen Ke zentralamerikanischen Staaten im Juli mit 38 Grad ruf. In Südasien beträgt die mittlere Juli-Temperatur )4 Grad, in Aequatorial-Asrika 30 Grad. In Australien Mt die heißeste Jahreszeit in den Januar. Das Januar- Mittel beträgt dort etwas über 30 Grad. Für uns ist der Besuch der Tropentemperatur insofern noch eine besonders zarte Prüfung, als bei uns auch die Nächte nicht die Ab kühlung brachten, die in den wirklichen Tropen selbst dem zeißesten Tage folgt. Wie sehr die letzten heißen Tage den Monatsdurchschnitt überstiegen haben, geht aus folgenden Zahlen hervor. Selbst in Afrika beträgt die durchschnittliche Juli-Temperatur nur 27,1 Grad, in Europa und Asien zu- ammen, also mit Einschluß der südasiatischen Tropen. 23,1 Brad, in Südamerika 20,9 Grad und in Nordamerika 19,7 Zrad, In Australien beträgt der Durchschnitt sogar nur 16.4 Grad, aber dort ist der Juli auch der kälteste Monat. S Wetter für morgen: (Meldung des Reichswetterdlenstes: Ausgabeorl Dresden.) Mäßige Westwinde. Zunächst noch wechselnd bewölkt und einzelne kurze Regenschauer, dann Aufheiterung und wieder zunehmende Erwärmung.