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Beilage Mr „Weißerch-Leitung" Mittwoch, am 19. Dezember 1S34 Nr. 205 100. Jahrgang Kurze Nottzen Alle deutschen Sender übertragen am 31. Dezember 19^45 Uhr bi, 20.00 Uhr aus Freiburg im Breisgau ein« Rede des Reichsministers für Volksausklärung und Pro paganda, Dr. Goebbels zur Jahreswende. Der Chef der Marineleitung, Admiral Dr. h. c. Raeder, hat sich für zwei Tage nach Flensburg-Mürwik begeben, um dort die Marineschule, Torpedoschule, Nachrichtenschule und Sportschule der Reichsmarine zu besichtigen Papst Pius XI. hat den bisherigen Titularbischof und apo stolischen Administrator von Innsbruck, Waitz, zum Erzbischos von Salzburg ernannt. In feierlicher Sitzung des Landesbauernrates erfolgte die Er nennung des österreichischen Landwirtschaftsministers Reicher zum Führer der österreichischen Bauernschaft. Di« Ernennung wurde Reicher durch Bundeskanzler Dr. Schuschnigg mitgeteilt, in dessen Hände der neue Bauernsührer den Eid ablegte. Der Große Rat des Kantons Genf hat mit 49 gegen 40 Stimmen eine Entschließung angenommen/in der die Kantonsre gierung, die sich aus Mehrheitssozialisten zusammcnsetzt, aufgefor dert wird zuriickzutreten. Im Auftrage der Regierung der Sowjet-Union hat der rus sische Botschafter in Paris dem französischen Luftfahrtministerium mitgeteilt, daß die russischen Ausstellungsgegenstände aus der Weltausstellung in Paris als Erinnerung an diese Ausstellung von der Sowjetregierung der französischen Luftfahrt zum Geschenk gemacht würden. Weshalb? Zur Verschiebung des Saarbrücker Prozesses. Die urplötzliche Vertagung des mit größtem Interesse erwarteten Prozesses gegen Pirro und die übrigen Unter zeichner der Denkschrift der Deutschen Front im Saargebiet muß nach Lage der Dinge ebenso erstaunen wie enttäuschen, wenn man sich den Sachverhalt vor Augen hält, der es zu diesem Prozeß vor dem Obersten Abstimmungsgerichtshof am 21. Dezember kommen lassen sollte. Bekanntlich hatten die Führer des Saar-Deutschtums vor einiger Zeit eine Denkschrift nach Gens gerichtet, um einige wohlbegründete und seit langer Zeit im Saargebiet vielerörterte Vorwürfe zur Sprache zu bringen, die im Zusammenhang mit der Haussuchung der Deutschen Front vom Juli d. I. gegen ge wisse Beamte der Regierungskommission erhoben werden mußten. An Hand konkreter Einzelbeweise hatten die Ver treter des Deutschtums an der Saar wieder einmal mah nend ihre Stimme gegen die schwerste Belastung der hiesigen Regierungspolitik, die durch nichts gerechtfertigte Einstel lung von Emigranten durch die Negierungskommission, und gegen ihr dienst- und pflichtwidriges Verhalten erhoben. Der Präsident der Regierungskommission, Knox, sah sich, getreu seiner bisher verfolgten Linie des Lmigranten- schuhes und sogar der Bevorzugung dieser Elemente, veran laßt, seine Autorität dazu herzugeben, Sinn und Absicht der Eingabe der Deutschen Fron« zu durchkreuzen, die in der Denkschrift schwerbeschuldigten Beamten zu Klägern gegen die Führer des Saar-Deutschtums zu machen und die Unter zeichner der Denkschrift unter Anklage zu stellen. Statt einer Untersuchung über die ausgezeigten Mißstände in der Re- gierungskommission sollte es unter Befürwortung des Saar- vräsidcnten zum Prozeß der „beleidigten" Emigranten gegen die Führer oes Saar-Deutschtums kommen. Das Saar-Deutschtum, voll bewußt der Ungeheuerlichkeit dieser regierungsamtlichen Verdrehungskünste, sah diesem Prozeß mit Ruhe und in der Zuversicht entgegen, daß er die notwendigen Klärung über gewisse unhaltbare Zustände an der Saar bringen und vor aller Welt beweisen würde, wie moralisch und rechtlich untragbar die bisherige Emigranten politik geworden ist. Mehrere Wochen wurde das Saarge biet in Spannung und Erwartung gehalten, wie dieser Pro zeß auslaufen würde. Den Separatisten und der deutsch feindlichen Auslandspresse war es gestattet, rein an die Tat sache, daß vor dem Abstimmungsgerich! Anklage gegen die Führer des Saar-Deutschtums erhoben worden ist, verleum derische Ausführungen zu knüpfen. wenn man schon ein Strafverfahren einleite«, so muß unbedingt den Angeklagten die Möglichkeit zur Rechtfertigung gegeben werden, uw ihre völlige Schuldlosigkeit zu beweisen. Es kann also nicht verhehlt werden, daß diese Prozeßverschle- bung auf unbestimmte Zeit einige Zweifel aufkommen und einige Fragen unbeantwortet läßt. Polizei md »oll sind ein,! Daher Tag der Deatschea Polizei M4 „Brülle» Über den Rhein" Vberlindober über die Möglichkeiten einer Verständigung. Unter der Ueberschrift „Brücken über den Rhein" veröf fentlicht Reichskriegsopferführer Oberlindober einen Artikel, der sich mit den Möglichkeiten einer deutsch-franzö sischen Verständigung beschäftigt. Es heißt da u. a.: Wenn mein« Kameraden und ich auf eine Einladung der franzö sischen Frontkämpferverbände in Paris waren, um dort mit den Führern der französischen Organisationen in ernsten Aussprachen die Möglichkeiten gegenseitigen Verstehens zu prüfen, so haben diese Unterhaltungen von vornherein des halb mehr Aussicht auf Erfolg als alle bisherigen, weil hier lene Voraussetzung vorhanden war, die bei solchen Schritten unumgänglich notwendig ist. Es war das die Achtung, di« früheren Gegner aus dem großen Kriege ihr ganzes MeWmeiWsW ckrlml Aussagen des Zeugen wurden unterstützt durch ein Schrei den des Kreisbauernführers, daß die Wirtschaft M de« Gut des Barthel schlecht geführt werde, daß etwa zwei vrit- tel der Felder unbestellt geblieben seien und daß die Gebäude vollkommen verwahrlost feien. WiederhoÜ hätte das Getreide zwangsweise gedroschen! werden müssen. Das Gericht verkündete folgendes Urteil: Dem Angeklagten Theodor Barthel wird di« Berechti gung, vetrlebssührer zu sein, aberkannt. Der Angeklagte Martin Barthel erhält einen Verweis. Die kosten des Ver fahrens haben die Angeklagten zu «ragen. Ein trunksüchtiger Vetriebsführer Die zweite Verhandlung vor dem Sozialen Ehrengericht I richtete sich gegen den 39 Jahre alten Stuhlbauer Otto Kürth aus Geringswalde, der mit etwa 400 Löb - nen an seine Gefolgschaft im Rückstand ist und dis vom Arbeitslohn einbehaltenen Sozialabgaben in Höhe von 572,30 für Invalidenversicherung und 615,61 für Kranken- und Arbeitslosenversicherung nicht abgeführt hat. Statt durch äußerste Sparsamkeit für pünktliche Abführung dieser Beträge und Zahlung der Löhne besorgt zu sein, unternahm Kürth ausgedehnte Bier reisen, auf denen er bis zu 150 für sein Vergnügen verausgabte. Wiederholt gelobte er Besserung, doch unmittel bar im Anschluß an eine Gerichtsverhandlung in Rochlitz, in der er ein derartiges Versprechen gegeben hatte, betrank er sich wieder. Einige Zeit später stand, wie schon so ost vorher, die Belegschaft im Betrieb, ohne daß der Angeklagte eingetroffen wäre, oder die zu leistende Arbeit angewiesen hätte. Durch einen Zufall erfuhr man, daß sich Kürth in Mittweida aufhielt; er wurde von Gefolgschaftsmitgliedern im Kraftwagen abgeholt und mußte wegen Trunkenheit in volizeiliches Gewahrsam genommen werden. Sein Be trieb, der an und für sich wegen hoher Schulden und! wegen Rückganges der Aufträge sehr stark zu kämpfen hatte, § wurde durch das liederliche Verhalten des Angeklagten völlig heruntergewirtschaf- tet, so daß Konkurs angemeldet wurde, den aber das Amtsgericht Geringswalde mangels Maste ablehnte. Kürth verteidigte sich damit, daß er den Kopf verloren habe. Der Vertreter des Treuhänders der Arbeit, Gerichts« assessor Dr. Binnenwerg, wies darauf hin, daß ein Betriebs^ führer, der den Kopf verliere, seines Amtes nicht würdig sei, Kürth aber habe darüber hinaus noch durch seine Trun» sucht diejenigen Gelder vergeudet, die die Belegschaft durchs ihrer Hände Arbeit geschaffen habe. - , Das Gericht sprach kürth die Befähigung ab, Betrieb« führer zu sein und verurteilte ihn, die Losten de» versah« rens zu tragen. Lin 105 Hektar großes Bauerngut heruntergewlrlschaftet Vor dem Sozialen Ehrengericht in Dresden wurden Zwei Verhandlungen geaen zwei Betriebsführer durchgeführt, die mit aller Klarheit bewiesen, wie notwendig es ist, daß der Nationalsozialismus alle die Schädlinge zur Verant wortung zieht, die glauben, zum eigenen Nutzen und zum Schaden ihrer Gefolgschaftsmitglieder die Zustände über wundener Zeiten auch im Dritten Reich aufrechterhalten zu können. Die eine Verhandlung richtete sich gegen den 61jährigen Bauer Theodor Barthel und seinen 21jährigen Sohn Martin aus Oberreichenbach; Vater und Sohn sind bereits schon vorbestraft, der Vater mit Geldstrafen und der . Sohn wegen Sittlichkeitsverbrechens. Den Anstoß zur Verhandlung gab ein Vorfall am 6. Mai ds. Js. auf dem Gut des Angeklagten. Der geistig zurückgebliebene Wirtschaftsgehilfe M. sollte gezwungen werden, seiner Arbeit im Kuhstall nachzugehen; schließlich entwickelte sich eine Schlägerei, bei der M. leichte VerleAm- gen erlitt. Die Zeugenaussagen ergaben ein trauriges Bild von den Zuständen auf dem Gut des Barthel; der Orts- dauernführer und Bürgermeister von Oberreichenbach er klärte, daß Barthel sein Gut, das als das größte der Gegend bezeichnet werden müsse, vollkommen habe verwahrlosen las sen; z. B. mußte Barthel 1919 mit Brotkarten ver sehen werden, weil er infolge der geringen Erträge seiner Wirtschaft nicht als Selbstversorger anzusehen gewesen sei. Die Gebäude seien verfallen, die Kammern des Personals wiesen nur zertrümmerte oder keine Fensterscheiben auf, Löhne wurden nur gezahlt, wenn zufälligerweise Geld vor handen war. Betten, Wäsche oder Seife wurden überhaupt nicht geliefert; das Gutspersonal mußte daher in voll kommen verwahrlostem Zustand, zum Teil in wahren Lumpen, seinen Dienst versehen. Wer einigermaßen auf sich hielt, blieb natürlich bei einem solchen „Brotherrn" nur kurze Zeit in Dienst. Klagen wegen rückständigen Lohnes blieben erfolglos. Die wenigen Pferde des Gutes befanden sich in bejammernswertem Zustand. Auf dem Gut blieb nur, wer keine anderen Möglichkeiten, unterzukommen, fand. Mit diesen konnte der Angeklagte dann nach seinem Belieben schalten; sie mußten froh sein, weny sie nur zu essen beka men, wobei es oft genug zur Hauptmahlzeit nur Kartoffeln mit Salz gab. Der Ortsbauernführer wies daraus hin, daß diese Zustände auf dem Gut des Barthel nun schon seit fünfzehn Jahren, d. h. so lange er als Bürgermeister von Oberreichenbach amtiere, andauerten. Seine häufig wiederholten Versuche, Abhilfe zu schaffen, seien früher ergebnislos geblieben; auch ein Enteigungs- versahren gegen Barthel sei nicht durchgesührt worden. Die Leven lang vor oem tapferen Feind im anderen Graben stets empfinden werden. ; Wir haben uns miteinander in jener Offenheit und s in jener Deutlichkeit ausgesprochen, die nun einmal Soldaten ! zu eigen ist. Diese Offenheit der Aussprache und die ge- s genseitige Achtung haben zwischen den deutschen und französi- > schen Frontsoldaten eine Atmosphäre geschaffen, die geeignet ist, die Unterhaltungen fortzusetzen und sie der Frontkämpfer- > generation beider Völker dienstbar zu machen. Unser« Unterhaltungen haben in der deutschen und in s der französischen Oesfentlichkeit einen Widerhall gefunden, der zeigt, wie sehr sowohl in Deutschland wie in Frankreich jede Möglichkeit gegenseitigen Verstehens begrüßt und durch die öffentliche Meinung gefördert wird, und es kommt aus i den vielen Zuschriften, die sowohl an die französischen Front- s kämpfer wie an die deutschen gerichtet sind, immer eines ganz lapidar zum Ausdruck, daß niemand mehr Recht hat, vom l Frieden zu sprechen, als diejenigen, die im Kriege ihre Pflicht getan haben. Die Hoke Achtung, die die französischen Frontkämpfer ' im französischen Volt und die deutschen Frontkämpfer im deutschen Volte genießen, läßt die Möglichkeit erkennen, daß i sich die gegenseitige Wertschätzung der deutschen und franzö- - fischen Frontkämpfer voreinander auf beide Völker wird ! übertragen lassen. Die Organe der französischen Frontkämp- serverbande lassen erkennen, daß die Frontkämpfer gewillt sind, den beschrittenen weg weiterzugehen. Sie wissen, daß dieser Weg sie über den Rhein führt, sie wissen aber auch, daß hier Brücken geschlagen werden, nicht um kämp fende Armeen an den FAnd zu führen, sondern daß diese j Brücken geschlagen wurden, um beide Völker, die beide heute , noch an den Wunden, die ihnen der Krieg geschlagen hat, j zu leiden haben, näher zusammenzuführen. Wir sehen es als ein« der vornehmsten Aufgaben, die i in den Unterhaltungen zwischen deutschen und französischen . Frontsoldaten auch in nächster Zukunft weiter fortgeführt j werden, an, daß die Welt und mit ihr das französische Volk ! erkennen soll, daß das neue Deutschland mit leinen friedlichen > und fleißigen Bürgern die beste Sicherheit für das arbeit- ' same Frankreich ist und damit mit diesem Frankreich, das i seinen östlichen Nachbarn wieder achten gelernt hat, di« ! sicherst« Gewähr sür einen dauerhaften Frieden Dr. Melcher Sondertreuhänder Berlin, 19. Dezember. Der Reichsarbeitsminister hat. im Einvernehmen mit den übrigen Reichsministern den vberpräsidenten i. R. Staatsrat Dr. Melcher zum Sondertreuhänder zur Nachprüfung der Arbeitsoerhältniffe in den öffentlichen Verwaltungen und Betrieben des Reiches, der Länder und d«r Gemeinden bestellt. Ehrend»! wird tiekrgelegt Die Umgestaltung des Tannenberg-Denkmals. , Im Tannenberg-Denkmal beginnen jetzt die Arbeiten für die Umgestaltung des Denkmals zum Grabmal für den verewigten Reichspräsidenten von Hindenburg. Zunächst wird der Ehrenhos um 2 Meter tiefer gelegt und eine Ent wässerungsmöglichkeit geschaffen. Die ausgehobenen Erd masten finden zur Umgestaltung der Kampfbahn hinter dem Denkmal Verwendung. Ueber die Ausgestaltung der Türme werden noch fol gende Einzelheiten bekannt: Im Turm 1 wird das Archiv des Denkmals untergebracht, in dem Akten. Zeichnungen und Bilder aufbewahrt werden. Ein besonderer Raum ist für die Leitung größerer Veranstaltungen vorgesehen. Di« Bismarck-Halle im Turm 3 wird In das Obergeschoß eines Turmes verlegt. Ein ganzer Turm soll Ostpreußen und sei ner Geschichte gewidmet lein. Im Turm 7 wird ein kirch licher Weiheraum ausgebaut. Seine Hintere Wand erhält ein künstlerisches Bildglasfenster von Prof. Uhl-Berlin, das in seiner ganzen Höhe ein Kruzifix zeigt, zu besten Füßen ein Feldgrauer ruht, während rechts und links trauernd« Eltern erscheinen. Im Feldherrnturm finden die Büsten von 16 Heerführern aus der Tannenberg-Schlacht Auf stellung. l Tag der Deatschea Polizei Die gesamte deutsche Polizei hat sich zwei Tage lang! gang in den Dienst des Winterhilfswerks gestellt. In Ber lin bildete am 1. Tage «in Umzug der Polizeihund« mit ihren Führern durch di« Stadt den Auftakt zu der großen Hilfsaktion der Polizei für die notleidenden Volksgenossen. Auch die Polizeihunde, die treuen Helf«r im Kampfe gegen das Verbrechertum, wollten im Kampf gegen Hunger und Kälte nicht zurückstehen. Gegen hundert Diensthund« der Schutzpolizei, der Kriminalpolizei und der Staatlichen Zucht- und Abrichteanstalt für Polizeihunde in Grünheide sammel ten sich morgens im Hofe der Polizciunterkunft in der Co lumbiastraße mit ihren Begleitern. Unter Führung des Polizeihauptmanns Jörs setzte sich der interessante Zug in Dreier-Reihen in Bewegung, di« Hunde mit ihren Führern auf dem Fahrdamm und die Sammlerinnen, meistens Frauen von Polizeibcamten, durch blaue Armbinden „Tag der deutsck)en Polizei" kenntlich gemacht, aus beiden Gehbah-, nen. > Der gut« Gedanke, den Hund in den Dienst der Winter-, hilf« zu stellen, fand bei der Berliner Bevölkerung lebhaften Widerhall. Der Appell an die Tierlieb« des Berliners war nicht vergeblich, und die Sammlerinnen hatten mit der Ausgabe der Plaketten reichlich zu tun.