Suche löschen...
- Erscheinungsdatum
- 1934-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-193411292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19341129
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19341129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Weißeritz-Zeitung
-
Jahr
1934
-
Monat
1934-11
- Tag 1934-11-29
-
Monat
1934-11
-
Jahr
1934
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
„Auch diese» Mal habe ich durch den Rundfunk die ein zigartigen Reden des Führer» und de» Minister» Dr. Goeb- fels zur Eröffnung des Winterhilfswdrk» angehört. Ich bin fest davon überzeugt, daß vielen Volksgenossen mit mir diele Worte zu Herzen gegangen sind. Zugleich mit diesem Schrei- ben ist aucy em solches an das für mich zuständige Dersor- gungsamt Dortmund abgegangen mit der Weisung, von meiner Rente wie im vergangenen Jahre 8 RM monatlich an das Winterhilfswerk abzuführen. Außerdem stelle ich in diesem Jahre meine monatlichen 5 RM Frontzulage dem Winterhilfswerk zur Verfügung. Ich möchte nur wünschen, daß alle diejenigen Volksgenossen, welche noch ein aus kömmliches Einkommen haben, meinem und dem Beispiel der NS.-Führgr folgen möchten. Es braucht bestimmt kein Volksgenosse im Winter zu hungern oder zu frieren, wenn die Bessergestellten annähernd den Prozentsatz wie erwähnt abführen. Ich bin 100prozentiger Kriegsbeschädigter und habe mit Frau und meinen fünf Kindern mancherlei Not durchmachen müssen, bevor ich vor sechs Jahren die Vollrente erhielt. Doch gerade darum habe ich das rechte Verständnis dafür, wie es einem armen Menschen zumute ist, wenn es ihm unverschuldet elend ergeht. Ihre eigene Person, Herr Mi nister Dr. Goebbels, bürgt mir dafür, daß mein Schreiben seinem Inhalt entsprechend recht verstanden und demnach gewertet wird. Keinesfalls soll es etwa den Zweck verfolgen, meine an sich geringe Hilfe hervorzuheben. Ich habe ledig lich das Gefühl, als könne eine öffentliche Bekanntgabe die ses doch noch manchem Säumigen, der bessergestellt ist, als Beispiel dienen. Mit deutschem Gruß Karl Geste r/ Kia „Paradier' Ohne Eisenbahn. Telephon und Telegraph. Das indische Fürstentum Bhuton ist für die Europäer ein verbotenes Land und vermutlich der in der ganzen Welt bisher überhaupt am wenigsten bekannte Staat. Es liegt an der Grenze -wischen Indien und Tibet und stellt unter der gegenüber England keineswegs unabhängigen Regierung eines Maharadschas eine Art „Paradies" dar, aus das die Augen der Oeffentlichkeit jetzt wieder gelenkt wurden, weil der 29jährige Fürst des Landes mit allem Pomp zu einer Zusammenkunft mit dem englischen Vize könig nach Kalkutta ging. Europäern ist das Betreten des Gebietes von Bhuton ausdrücklich verboten, und es gibt in jenen „glücklichen Gefilden" weder Eisenbahn noch Tele phon noch Telegraph. Wenn man den Beobachtungen kul tivierter Inder glauben darf, dann lebt die Bevölkerung von Bhuton dennoch durchaus glücklich und zufrieden nach den Regeln ihrer alten Kultur. Insbesondere die Hand werkskunst der Vhutonesen auf dem Gebiete der Verarbei tung von Kupfer, Bronze, und Silber in Verbindung mit " Halbedelsteinen liefert geschätzte Erzeugnisse, die in dem dort für Europäer besonders reizvollen „kleinen Grenz verkehr" glänzenden Absatz finden. Aber auch im Wege der normalen Handelsbeziehungen werden diese Produkte sehr gern an die sonst so unbeliebten Euroväer Sächsische Nachrichten Mittel für Radfahrwege anfordernl Vom Generalin- spektor für das deutsche Straßenwesen werden Radfahrwege an Reicksstraßen aus Reichsmitteln gefördert. Der Deutsche Temeindetag empfiehlt, bereits in den nächsten Wochen die Mittelanforderungen durch die Landes- und Prooin-iaistra- ßenverwaltungen einreichen zu lasten, damit an zentraler Stelle die im Haushaltsjahr 1935 insgesamt erforderlichen Mittel rechtzeitig bereitgestellt werden können. weitere Zunahme der Beschäftigungsziffer. Die gün stige Entwicklung der Arbeitsmarktlage, die selbst im Oktober noch einen Rückgang der Arbeitslosenziffer ergab, wird durch di« Krankenkassen-Mitglie-er-Statistik für Oktober bestätigt. Die Zahl der krankenversicherungspflichtigen Arbeitnehmer hat im Oktober um 15 299 zugenommen. Die Gesamtzahl der Beschäftigten, soweit sie oersicherungspflichtig sind, be trägt mehr als 15,6 Millionen. Gegenüber dem Tiefstand vom Januar 1933 hat di« Beschäftigtenzahl um 36,1 Prozent, gegenüber dem Stand von Ende Oktober 1933 noch um 11,2 Prozent zugenommen. Höckendorf. Am Mittwochnachmiltag wurde das im 13. Le bensjahre stehende Mädchen Dorothea -es Bahnunterhaltungs arbeiters Martin Krause von hier zu Grabe getragen. Eine rie sige Anzahl Einwohner — auch ein großer Teil der Schuljugend — gaben diesem überall sehr beliebten Kind das letzte Geleit, während 8 uniformierte Amtswalter den Sarg von der Behau sung nach dem Friedhof trugen. Der Arzt hat als Todesursache Gelenkrheumatismus und Herzschwäche festgestellt,- nicht ausge schlossen soll sein, daß «Ine Blutvergiftung die Folge des Todes war. Die Berstorbene war von insgesamt 6 Geschwistern die äl teste Tochter ihrer Eltern. — Selk 16 Zähren Ist es in Höckendorf der einzige Fall, daß ein schulpflichtiges Kind in die Ewigkeit eingegangen Ist. Höckendorf. Am Dienstag gegen abend ereignete sich im Nachbarort Obercunnersdorf in der Nähe des Erbgerichkes Mo ritz auf der Staatsstraße nach Klingenberg ein Berkehrsunfall, der als Glück im Unglück zu bezeichnen ist. Der Kaufmann Max Scheumann auS Höckendorf wollte, aus Richtung Ruppendorf kommend, mit seinem Motorrad von der Staatsstraße nach der stark ansteigenden Dorfstraße einbiegen, als zu gleicher Zeit ein Personenkraftwagen einer Autofahrschule aus entgegenkommen der Richtung die Straße passierte und ihn anfuhr. Das Motor rad Scheumanns kam unter das Auto zu liegen und wurde stark i öeschädigk. Ebenso wie der Führer und die übrigen Insassen -es j Personenkraftwagens, blieb -er Motorradler unverletzt. Das - Auto erlitt nur geringfügige Beschädigungen und konnte seine Fahrt fortsehen. Höckendorf. 3m Sitzungszimmer des Gemeindeamtes fand am vergangen«» Montagabend eine nichtöffentliche Gemeindever- ordnetensitzung statt. Zunächst wurden verschiedene Mitteilungen gegeben, die u. a. -le Unterschlagungssache des vormaligen Ge meindekassierers Naumann bclraf. Bon der bevorstehenden Ber- i teilung einer großen Anzahl Waren durch die örtliche Berlrelung j des WinterhilfSwerkS wurde ebenso Kenntnis genomcken wie von den letzten Prüfungsberichten des KassenprüfungSverbandes „Weißeritzkal" Rabenau. Ein nachträglicher Anspruch deS Tief bauunternehmers Holfert, Ruppendorf, für die Schüttung des Schenkberges wurde teilweise anerkannt. Da der Gemeinde- straßxnwärker Emil Richter die Altersgrenze erreicht hat, faßt« das Kollegium den formellen Beschluß, ihn mit Wirkung vom 1. Januar 1935 ab ln den Ruhelohn zu versetzen. Auf die Aus schreibung der freiwerdenden Gemelndeftraßenwärkerstelle sind insgesamt 12 Gesuche einaegangen. Eine Wahl fand zunächst noch nicht statt. Mit dem tiebergang des Pachtverhältnisses, das bisher mit dem Schmle-emelster Petzold, Obercunnersdorf, be stand, auf den neuen Eigentümer des Peholdschen Anwesens Manja, Obercunnersdorf, erklärt« sich daS Kollegium einverstan den. Als letzter Punkt wurden sämtliche Fürsorgeunterstützungs- fälle durchberaken und über neu« UnterstützungSgesuche beschlossen. konlas. Schulleiter Leuchte, hier, wurde im Einvernehmen mit der Kirchenbehörde zum Schulleiter und Kantor von Graupa bei Pirna gewähli. Er tritt sein neues Amt am I. Dezember an. Glashütte. Aufgeboten wurden: der Mechaniker Walker Richard Scholz mlk der Metallarbeiterin Selma Marcha Neubert, beide in Glashütte. Glashütte. Die Tatsache, -ah als einziger schienengleicher Staatsstraßenübergana gerade der inmitten des unteren Stadt teils von Glashütte liegende bleiben sollte, und auch die neue Bollspurbahn der Dresdner Straße entlang, ja sogar mitten auf diese verlegt werden sollte, hatte — wie vorauszusehen war — die Anlieger eifrigst diskutieren lassen, hatte ferner zu Erörte rungen ln maßgebenden und auch nicht maßgebenden Kreisen ge führt und natürlich auch den Stadtrat veranlaßt, in dieser Ange legenheit vorstellig zu werden. Wie wir auS ganz sicherer Quelle erfahren haben, hat man von selten -er Reichsbahn den Wün schen Rechnung getragen und ist gewillt, trotz großer Schwierig keiten, von den«n kürzlich während eines Vortrages Oberbahnrak Frohne sprach, die neue Bahn hinter die Häuserreihe, welche die Dresdner Straße säumen, zu verlegen. Der Strahenübergang wird aber, wenn nicht an der sog. Postbrücke, so doch weiter un ten erfolgen müssen. Dre»o«n. Am Mittwoch mittag wurde am Königsheim platz ein von zwei Lehrlingen gezogener Handwagen von einem Personenauto gerammt. Die beiden Lehrlinge wurden umgerissen und mußten mit erheblichen Verletzungen ins Kran kenhaus gebracht werden. Dresden. Am Sonnabend und Sonntag wird die sächsische Landeshauptstadt Im Zeichen der SS st«hen. Ueber 700 SS-Füh rer aus Sachsen, Thüringen, Anhalt und der Provinz Sachsen treffen am 1. Dezember in Sachsen ein- um an der ersten großen Führerkagung des SS-Oberabschnitts Mitte keilzunehmen. An -er Tagung wird außerdem der Chef des SS-Amtes, SS-Grup penführer Wittje teilnehmen. Das Programm der Führertagung wickelt sich wie folgt ab: Am Sonnabend, 1. Dezember, 11 Uhr Eröffnung der Tagung im großen Saale -es Deutschen Hygiene- museumS durch den Führer -es SS-Oberabschnitts Mitte, SS- Gruppenführer Frhr. v. Eberstein. Darauf Ansprache des Chefs des SS-Amtes, SS-Gruppenführer Wittje, und Beginn der ein zelnen Referate. 13 Uhr gemeinsames einfaches Mittagessen in den Ausstellungshallen. 15 Uhr geschlossene Borstellung im Staat lichen Schauspielhaus. Zur Aufführung gelangt das bekannte Frontstück „Die endlose Straße". 20 Uhr Kameradschafisabenö im Festsaal des Dresdner Rathauses. Am Sonntag, 2. Dezem ber, finden ab 9 Uhr Einzelbesprechungen statt, an die sich um 10 , Uhr eine gemeinsame Besprechung in dem Konzertsaal der Aus- s stellungshallen anschließk. Um 14 Uhr beginnt die aqgemein« l Führertagung im Saal des Deutschen Hygienemuseums, in deren Mittelpunkt die große Ansprache -es OberabschnittSführers, SS- Gruppenführer Frhr. v. Eberstein, steht. Meißen. Am Dienstagnachmittag gegen 18 Uhr wurde in Flur Sörnewitz auf der Straße von Coswig nach Zaschendorf ein dreister Raubüberfall verübt. Ein« in Meißen wohnhafte und In Coswig beschäftigte Stenotypistin, ->« sich mit ihrem Fahrrads auf -er Heimfahrt befand, wur-e von einem Radfahrer elngeholk und mit einem Knüppel niedergeschlagen. Die Ueberfallene erlitt «In« erhebliche Wunde am Hinkerkopf und verlor das Bewußt sein. Als sie wieder zu sich kam, fehlten, Ihr Mantel und ihre Mühe. Der Täter soll etwa 30 Jahre alt gewesen sein. Freiberg. Am Monkagnachmilkag wurde im Staatssorst- revier Deutsch-Einsiedel ein Mann angeschoffen aufgefunden. Er hatte eine Schußverlehung im rechten Bein und einen Durchschuß an der Mühe und konnte sich selbst in seine Wohnung zurückbe geben. Die Kriminalabkeilung Freiberg stellte fest, daß die Be hauptung des Mannes, er sei von fremder Hand verletzt worden, nicht zutriffk. Vermutlich hatte er sich die Schüsse Infolge Sensa tionslust selbst beigebracht. Bischofswerda. Durch einen weithin sichtbaren Feuerschein wurden am Mittwoch abend di« Feuerwehren alarmiert. Aus unbekannter Ursache waren im benachbarten Dörfchen Pickau Wohnhaus und angebaute Stallungen älterer Bauart deS Bauern Lohle in Brand geraten. Das von zwei Familien bewohnte Ge bäude brannte In kurzer Zeit bis aut die Umfassungsmauern nie der. Das Vieh konnte gerettet werden bis auf das Federvieh, das wieder In die Flammen hineinflog. Die Rettung eines we nige Wochen alten Säuglings gelang erst In letzter Minute. Der Besitzer befand sich beim Brandausbruch im Tcmcherwalde beim Reisigabfahren und die Bewohner saßen ahnungslos beim Abend essen. Schneeberg. Der Bergsee Filzleich, eine -er ältesten Tal sperren Sachsens, hat sich in den letzten Jahren zu einem vielbe suchten Frei- und Stran-ba- des Erzgebirges entwickelt. Nach der soeben abgeschlossenen Abrechnung ist das Bad in diesem Sommer von run- 130000 Badegästen besucht worden. Mittweida. Ein 22 Jahre altes Mädchen, das nach Mitter nacht von einem Vergnügen heimkebrl«, wurde von einem Bur sch«» überfallen, -er sich im Hof versteckt hatte. Der unbekannte Täter schlug der Uebersallenen mehrmals mit einem Instrument ins Gesicht, so daß sie aus mehreren Wunden blutete. Als das Mädchen um Hilfe rief, flüchtete der Bursche. Es Ist möglich, -aß sich der Täter blutig« Wunden im Gesicht und an den Hän den zugezogen hat. Bei -er Schläger«! war er mit -er lieber- fallenen zu Boden gestürzt. Syrau i. V. Die Verwaltung -er im Jahre 1928 entdeckte» Drachenhöhle bei Syrau hak seit einiger Zeit begonnen, uner- schloffene Teile der Höhle freizulegen. Die Arbeiten haben sich als überaus lohnend erwiesen. Formenreiche Tropfsteinbnldungen und kleine Seen unter mächtigen Felsgewölben wurden fteigrlegt. Leipzig. Noch im alten Fahrwasser. Der Stadtrat sprach die fristlose Kündigung gegen den bishe rigen Direktor des Zoologischen Gartens, Dr. Gebbing, aus wegen vielfacher Eigenmächtigkeiten, die Dr. Gebbing trotz aller Mahnungen und Warnungen sich immer wieder und zum Schaden der Stadtoerwaltrna erlaubt hatte. Abgesehen von den geldlichen Schäden, die der Stadt durch das Ver halten des Dr. Gebbing erwachsen waren, verging sich dieser wiederholt gegen die einfachsten Voraussetzungen für die Aufrechterhaltung der Volksgemeinschaft; so verschenkte er Der Flüchtling. Wir waren einan-er noch nie so nah gewesen wie In dieser stillen Stunde, da wir in dem behaglichen Herrenzimmer -es Ma- lers zusammensaßen und jeder von seiner „großen Liebe" erzählt«. Doch wunderten wir uns ganz gehörig, als plötzlich auch Nikolai Georgewitsch, -er Wortkarge, -er einstig« Millionärssohn und russische Gardereiterofttzier zu sprechen begann: „Auch ich habe einmal in meinem Leven sehr geliebt, aber eS ist mir schlecht be kommen. Sie wissen, -aß ich mich nach der Vernichtung unserer weiß russischen Armee zum Balkan durchschlug. Um mir, eitern-, Hei mat- und vermögenslos, wie ich geworden war, eine neue Exi stenz zu grüyden, nahm ich einen Posten als serbischer Grenzgen- oarm an und führte ein kullurfernes, mittelalterliches, gefähr liches Leben In den wilden Bergen des Balkans. Ich stand in stetem Kampfe gegen die wohiorganisierken Räuberbanden -er Komitatschis, zusammen mit zwei Kamera-en: -avon war der eine gleich mir russischer Flüchtling, der andere ein serbischer Sergeant, der mich schon deswegen haßte, weil Ich lesen und schreiben kann und einsttgals Offizier gewesen bin. Unsere Staniza sGendarmeriestakion) lag in dem großen Ge birgsdorf Ack-Manai, unmittelbar an der neutralen Zone zwischen Iugoslavien und Albanien. Die Bewohner des Dorfes waren fast ausschließlich Türken. Als ich mir eines Tages In einem Tabakladen Zigaretten kaufte, wur-e ich von dem ehrwürdigen Türken, der mich, wie alle anderen Dorfbewohner, kannte, auf russisch angesprochen. Er erzählte mir, daß er bis zur Revolution in Taganrog gelebt habe und das Rußland der alten Zeit sehr liebe. Ich wurde von Ihm herzlich zu einem ausgiebigen Plauderstündchen eingeladen. , Da er als einer der angesehensten Männer des Dorfes galt, nahm ich dankbar und erfreut an. Ich lernte dann seine Nichte kennen: Hischki. Sie war erst fünfzehn Jahre alt und eine Knosp« von unend lichem Liebreiz. Zum Erblühen reis, ihre scheue Seele voll Sanft heit und Kindlichkeit, gläubig und mitleidsvoll. In der gazellen- baften Schönheit und Anmut ihrer Bewegungen lag -ie Reife Ihrer jungen Weiblichkeit: ich war ihr vom ersten Tage an ver fallen. Ich habe Immer ein romantisches Llebesideal In mir getragen. - Als Ich noch Im Ueberfluß lebte, kreuzte manch schöne Frau mei nen Weg, keine aber konnte den Wunsch zur Heirat In mir erre gen. Dies Märchen aber erfüllte mein Ideal In jedem Zuge, und Ich hatte keinen anderen Wunsch, als mich durch unlösliche Fes seln an sie zu binden. Von ihrer Seite wußte Ich mir keinen Wi derstand: Ihr junges Herz war frei und liebesbereik, und überdies erregte mein Unglück ihr volles Mitleid. ES wurde mir nicht all- > zu schwer, -les Mitleid In Gegenliebe zu verwandeln. Als ich ' ihrer sicher war, sprach ich mit Omar Zenel, ihrem Onkel. Er nahm meine Werbung voll Freundlichkeit an, der Alke schien großes Wohlwollen für meine Person zu empfinden. Mein Pla», hier ansässig zu bleiben, und meinen Lebensunterhalt weiter als Gendarm zu verdienen, wobei ich bald einen höheren Posten zu erreiche» hoffte, fand durchaus feine Billigung. Er stellte nur eine Bedingung: ich mußte zum Islam übertreten. Sie werden sich sicher wundern, meine Herren: aber diese Bedingung schien mir geradezu selbstverständlich. Es war ja mein fester Wille, mich völlig von meiner Vergangenheit zu trennen und das Glück mei nes Lebens an der Sette meiner Geliebten, ganz In ihrem Rah men bleibend, zu suchen. Da der uebertrilt zum mohammedanischen Glauben einige Vorbereitungen erfordert und der ganze Akt überhaupt nicht hier, sondern in der kleinen Grenzstadt vollzogen werden mußte, erbat j Ich mir zu diesem Zweck einen dreiwöchigen Urlaub, -en tch auch ' erhielt. ! Ich trat mit meiner Bitte vor -en Sergeanten. Er hatte nicht das Recht, sie mir zu verweigern. Aber Ich empfand deutlich, > -aß dieser Mann mein Widersacher war. Ich hakte all -ie Wo- > chen so sehr meinen Liebesgedanken und Plänen gelebt, daß Ich nicht darauf geachtet hatte, ob sich seine ursprüngliche Abneigung vermehrt oder vermindert hatte. AuS der Art, wie er meine ! Bitte gewährte, sprach -er Haß. Der Grund war wohl klar: Er kannte meine Absichten ebenso wie jeder Im Dorfe und sah mich unliebsamen Fremdkörper nicht nur Im Dorfe Wurzel fassen, son dern womöglich seine eigen« Stellung, dank meiner besseren Eig nung, bedrohen. Ich verstand dies vollkommen und beschloß, mich nach meiner Rückkehr mit diesem Mann zu befreunden. Nach drei Wochen war ich ein Muselmann und kehrte voll unendlichen Glückes nach Ack-Manai zurück, um die Geliebte mein nennen zu dürfen. Aber Hischki erwartete mich nicht wie verabredet am Rande des Dorfes. Ich eilte zum Hause Omar Zenels — es war ver schlossen! Ich fragte den ersten besten, den ich traf, was denn ge schehen sei — er wich mir aus. Endlich erfuhr Ich von einem Dritten die ungeheuerliche Wahrheit: Omar Zenel sah im Ge fängnis des Städtchens, daS Ich eben verlassen hatte, und Hischki hatte sich das Leben genommen . . . Ich glaubte eS nicht, es schien ein unfaßbarer gräßlicher Traum. Ich fragte immer wieder: alle, alle fragte ich. Aber alle sagten dasselbe: der Alte wäre von den Gendarmen abgeführk worden, und Hischki hätte sich drüben am Stellabsturz von dem Felsen geworfen. Aber die Gründe, die Gründe all dieses grau sigen Geschehens konnte oder mochte keiner mir nennen. Ich meldete mich zum Dienst, der Landsmann wich mir aus. Nur der Sergeant halte die Dreistigkeit, sich an meiner gänzlichen Verstörtheit zu weiden. Ich faßte dies alles nicht. Auch hier be kam ich ausweichende Antworten. Der Sergeant verbat sich schließlich mein immer wilder drängendes Ungestüm und befahl mir, mit ihm und dem anderen noch diesen Abend in die Berge zu gehen, denn ein guter Fang würde mich ablenken. Er forderte mich vor unserem Abmarsch fleißig zum Trinken auf und trank selbst sehr viel. Ich war aber noch viel zu fassungslos, um Im Trinken Vergessenheit zu suchen. Als wir im ersten Dämmer aufbrachen, war -er Sergeant nicht mehr nüchtern. Er ging uns voran, seine breite Gestalt schwankte ein wenig, aber er schlug doch den Weg nach dem schmalen gefährlichen Felspfad ein. Als wir an den Sleilabsturz »amen, drehte er den Kopf nach mir und wies über die Schulter: „Hier ist sie Hinunkerl" „Warum!?" schrie ich. „Warum hat sie nur das getan?" Er ging ein paar Schritte welker, bis die gefährliche Stelle vorbei war, da blieb er stehen und wandt« sich mir zu. Sein trunkenes Gesicht war verzerrt vor teuflischer Genugtuung: „Wa rum? Well eines Abends, als sie wieder draußen auf d«n Post boten wartete, Ich sie an mich riß und . . ." Er hat nicht zu Ende sprechen können. Ich hab« getan, was mancher Mann an meiner Stelle getan hätte: ihm mein Seiten gewehr durch den Leib gerannt. Er war sofort tot. Der Kame rad reichte mir stumm die Hand und blieb bei der Leiche. Ich aber stieg hinauf In die Berge und überschritt die Grenze der neutralen Zone und floh . . ." Der Russe schwieg. Nach einer kleinen Mdile sagte er leise: „Vielleicht verstehen Sie nun, daß ich vor jeder neuen Frauen liebe Scheu empfinde, weil sie diese Erinnerung mit ihrer uner träglichen Qual aufs neue In mir wach ruft."
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)