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handel und Börse Dresdener Börse vom 24. November Obwohl es zum ^»ochenschluh noch überwiegend zu Abschläge» kam, war doch eine freundlichere Grundstimmung unvertennbar. Anleihen zeigten mit Ausnahnic von Reichsanleihe Altbesitz leichte Rück gänge. Krüner Bräu waren um 2. Loserinc um 2. Hotel Bel levue um 2,5 Prozent, Dresdener Albumin-Eenußschcmc um 4 RM und Bereinigte Photo-Eenugscheine um 2 RM niedriger, , während Dr. Kurz 16, Berliner Kindl 3 und Geraer Strickgarn ' um 1,75 Prozent höher lagen. Berliner Effektenbörse. Bei weiterer Zurückhaltung der Kulisse und der Bankenkund- schaft nahm das Geschäft ani Aktienmarkt der Berliner Effekten börse vom Sonnabend einen ruhigen Verlaus. Die Kursentwick lung war nicht ganz einheitlich, die Tendenz aber überwiegend sreundlich. Während Montanwerte zumeist etwas schwächer la gen, waren Braunkohlenakticn größtenteils gebessert. (Jlse-Ge- nuhßheine plus N/s Prozent s Von Kaliwerten büßten Wester egeln lX Prozent em. Am Markl der chemischen Papiere brök- kelten IG. Farben um 14 Prozent ab. Rütacrswerke (minus 1>6 Prozents waren stärker gedrückt. Elektrowerte hatten unter Führung von Siemens und Halske (plus 2 Prozent) in der Mehr zahl Gewinne zu verzeichnen. Kräftiger erholt waren von den sonstigen Werten noch Schubert u. Salzer plus 11L Prozent, Aschaffenburger Zellstoff plus l Prozent und Dt. Eisenhandel plus 3 Prozent. Schisfahrtsaktien tendierten schwächer. In Ban ken sanden kaum Umsätze statt. Am Rentenmarkt war die Hal tung bei gleichfalls nur geringer Umsatztätigkeit recht widerstands fähig. Steuergutfcheine erzielten bei reger Nachfrage erneut Kursbesserungen. 27. November. Sonnenaufgang 7.40 Sonnenuntergang 15.54 Monduntergang 12.09 Mondaufgang 21.53 1701: Der Astronom Anders Celsius in Upsala geb. (gest. s 1744). — 1831: Der Kaukasusforfcher Gustav Radde in Dan- § ;ig geb. (gest. 1903). — 1850: Der Geograph Rudolf Credner in Gotha geb. (gest. 1908). Namenstag: Prot. Otto, kath. Vlrgilius. — VrZLKL-R — SUDZErL ATB. Dippoldiswalde Jugend — Possendorf Jugend 6:1 (3:6). In dem äußerst anständig durchaeführtcn Kampfe waren die ATVer im Sturm durchschlagskräftiger und siegten verdient. Belm ATB waren rechter Verteidiger, Mittelläufer und der In nensturm die besten. Mik dem Schlußpfiff erzielten die Gäste den verdienten Ehrenkreffcr. Schiri hatte bei der fairen Spielwcisc leichtes Amtieren. Reichstädt gegen Possendorf juii. 11:1 (2 :0) " Im Bezirk Dresden-Bautzen holte sich im einzigen Punktspiel Dresdensia Dresden mit 4:6 einen neuen Sieg gegen die Sportgcm. 93 Dresden. In Riesa hatte in einem 'Gesell schaftsspiel der Riesaer SV mit 2:3 das Nachsehen gegen FV Sachsen Dresden. Die Freiberger Sportfreunde zeigten sich Poitsportvereinigung Dresden mit 5:6 hoch überlegen, dagegen mußte VfB 03 Dresden gegen die Kreisklasscnelf von Südwest Dresden eine 2:3-Niederlage einsteckcn. SV 08 Bischofswerda erzielte gegen VfB Löbau nur ein 2:2. Im Bezirk Leipzig wurden die Punktspiele der ersten Runde bis auf ein noch ausstehendes Tressen beendet. Sport freunde Leipzig sicherten sich durch einen 4:2-Sieg gegen Sport freunde Markranstädt die alleinige Führung, weil Spielverci- I nigung Leipzig durch eine 1:3-Niederlage gegen Eintracht zu- -riicksiel. Den zweiten Platz erkämpfte sich VfB Zwenkau durch -einen 1:0-Sieg über Pfeil Leipzig. SV 99 Leipzig gewann -knapp 4:3 gegen Sportvereinigung Leizig. TuB Leipzig und !Tura trennten sich 3:3. Im Bezirk Chemnitz war der Spielbetrieb in der Be- ;z!rkskloöe nur gering. In den zwei Punktspielen, die zum Aus trag gelangten siegten SC Limbach mit 4:1 über VfB Ober- frohna und FC Roßwein mit 2:1 über Germania Mittweida. In einem Freundschaftssviel unterlag VfB Chemnitz der Spiel- - Vereinigung Dresden 1:3. ' Im Bezirk Plauen-Zwickau fanden nur Eesellschafts- !st>iele statt. VfB Zwickau ließ sich von dem Kreisklassenverein !FC 62 Zwickau mit 7:4 schlagen, dagegen gewann SC Zwickau 3:9 gegen Konkordia Gera. Auch Spielvereinigung Plauen zox gegen einen Vertreter der Kreisklasse, VsN Plauen, mit 1:2 den Kürzeren. Teutonia Netzschkau und Saxonia Bernsbach !gingen 2:2 auseinander. Winlersporleröfsnung auf der Zugspitze Vor Hunderten von Zuschauern, unter denen sich auch Neichssportführer von Tschammcr befand, wurde am Sonntag aus dem Zugspitzplatt die Wintersportzeit begonnen. Bei Herr- lichem Sonnenschein gab es zwar weniger Schnee als sonst, trotzdem befand sich die Schanze in bester Verfassung. Von den 76 Springern wurde der norwegische Springer Birger Ruud der Beste. Mit Sprüngen von 31,5, 34 und 35 Meter erreicht« er mit 337.8 Punkten die Bestnote des Tages und bracht« damit den Zugspitzplatt-Pokal in seinen Besitz. Zweiter wurd« sein Landsmann Johnsen mit 316,9 Punkten. In Klasse 2 siegt« Hans Reiser. Earmisch, mit 286,1 Punkten. Die Strecke des Olympia-Morolhonlauses wurde jetzt durch den Generalsekretär C. Diem und den Fachamtsleiter für Leicht athletik, Lr. v. Halt, sestgelegt. Sie führt vom Olympiastadion i durch ein Waldgclände zum Stössensee. dann die Havel entlang ' zur Südkurvc der Avus und von dort aus über die Autorcnn- strecke wieder zum Stadion zurück. Adolf Heuser crsocht beim Berliner Berufsboxkampsabcnü einen Blitzsieg über Vauclard. Bereits in der ersten Runde, nach säst zwei Mauten Kampfdauer, mußte sich der Franzose aus- zählcn lassen. Stegemann punktete den polnischen Leichtgewichts meister Gorny aus, und Hieber-Jugoslawien besiegte den Berliner Paulisch in der vierten Runde entscheidend. Der frühere Ama- teur-Halbschwergewichtsmeister Pllrsch gewann seinen ersten Kamps als Bsrussboxer gegen Hülsebus nach Punkten. Hein Müller, der srühere deutsche Europameister im Schwer- gewichtsboxen, hat sich ganz ins Privatleben zurückgezogen. Der Kölner hat sich einen Fcrnlastzug zugelegt und betätigt sich neuer dings als Fuhrunternehmer. King Levwinsky und Artur Lasky standen sich in USA. in einem Ausscheidungskamps um die Weltmeisterschaft im Schwer gewicht gegenüber. Nach zehn Runden lautete das Urteil Unent schieden. Vines schlug Rühlein beim Turnier der Berussspieler in London in vier Sätzen mit 4:6, 7:5, 6:3, 6:3 vor 7060 Zuschauern. Tilden besiegte Martin Plaa und Barntzs seinen Gegner Maskell. Lines nimmt nunmehr ungeschlagen den ersten Platz vor Nüß- lsin und Tilden mit le einer Niederlage ein. Alle sportlichen Veranstaltungen am Totensonntag wurden e'ngeleiter mit einer Gedenkminute an die Gefallenen des Welt krieges der Opfer für die Erhebung Deutschlands und der ver storbene» Svortkamerade». Zum zweitenmal Sportfreunde 61 Dresden gegen SC Planitz unentschieden 2n der sächsischen Fußball-Gauliga gab es am Sonntag nur ein Punktspiel, dafür aber zahlreiche Gesellichaftswiele. Die Sportfreunde V1 Dresden und der SC Planitz eröffneten in Dresden die zweite Runde und trennten sich, wie schon in Pla nitz, mit einem 2:2. Die drei sächsischen Spitzenmannschaften hatten sich auswärtige Gegner eingeladen. Der Polizellport- vsrein Chemnitz besiegte Cricket Viktoria Magdeburg sicher mit 4:0 der Dresdner SC gewann in einem Spiel gegen Borussia Fulda mit 3:1, Guts Muts Dresden mußte vom Spitzenreiter der Berliner Eauliga, Minerva 93. einen knappe 3:4-Nieder- lage einstecken. Gesellschaftsspiele trugen auch der VsB Leipzig sowie Fortuna Leipzig und der SuDC Plauen aus. Württemberg gegen Siidmest 6:3. Das in Göppingen aus- getragene Sviel der Auswahlmannschaften von Württemberg und Südwestocutschland gewannen die Schwaben mit 6:3 und erzielten damit einen nicht erwarteten Sieg gegen die Mann schaft des Kampispielsicgers, nachdem zur Halbzeit Südwest noch mit 3:2 geführt hatte. Das Spiel der Gaumannschaften von Mitte und Nordhessen brachte nach mäßigem Verlaus einen knappen Sieg von 2:1 für die Nordhcssen' MMM-Programm Deutschlandkender. Dienstag, den 27. Rovcmbe. a.00 und 9.00: Sperrzeit. — 10.15: Streifzllge durch Schott land. — 10.45: Fröhlicher Kindergarten. —. 11.30: Obstbauformen, die Erfolg versprechen. Sauberkeit — das halbe Leben. — Anschl.: Wetterbericht. — 14.00: Sperrzeit. — 15.15: Für die Frau: Alte deutsche Verlobungsbräuche. — 15.40: Erziehersragcn. — 17.30: Iugeudsportstunde: Durch Stromschnellen und Wasserfälle zum nördlichen Eismeer — 17.S0: Verhütet erbkranken Nachwuchs! — 18.10: Kleines Bilderbuch aus Schallplatte». — 18.40: Politische Zeituugsschau des Drahtlosen Dienstes. — Anschl.: Das Gedicht; anschl.: Wetterbericht. — 19.00: Aus Stuttgart: Unterhaltungs konzert. — .20.15: ,,Olle Kamellen — beliebte Kapellen." — 20.45: Ein Jahr „Kraft durch Freude". Kundgebung der NS.-Gemein schaft „Kraft durch Freude" im Sportpalast Berlin. — 22.30: Zeit-, funk. — 23.00—24.00: Aus Kiel: Spätmusik. Reichssender Leipzig: Dienstag, 27. November 9,00 Für die Frau: Von Wende zu Wende: 10,15 Schulfunk: Wilhelm Conrad Röntgen, der Entdecker der unsichtbaren Strahlen: 12,00 Mittaaskonzert; 13,10 Rund um die Welt auf Schallplatten: 14,10 Kammermusik aus Schallplatten: 14,45 Kameradschaft im Sport; 15,05 Konzertstunde; 16,00 Nachmit tagskonzert; 17,00 Nach Nordland wollen wir fahren; Hörfolge oom VDM und HI Grimma; 18,00 Der Schöpfer des Reichs heeres Generaloberst von Seeckt: 18,20 Volksweisen und Volks tänze der Grenz- und Ausländsdeutschen; 19,35 Kaiser Otto der Große; 19,55 Kulturpropagunda; 20,00 Nachrichten; 20,10 Kyff häuser. Hörszenen; 20,50 Irgendwo — Irgendwas: Zeitsunk; 21.10 Ein Reigen alter und neuer Tän^e; dazwischen 2?.lo Nachrichten und Sportfunk. ( (1S.F,rqe»«z) so schwieg Valerie lange still. Gelassen arbeiteten sich beim Wareordnen die Frauen Hand in Hand, einig und einheitlich ihre wirtschaftlichen Interessen wahrend. Je länger Valerie schwieg, desto beißender wurden die Won der Mutter, die verletzen und reizen wollte. schließlich wurde es dem jungen Mädchen zu oie.. „Dann mach allein weiter-, sagte sie, ließ die Arbeit liegen und ging nach oben. Da setzte sie sich in die gute Stube, die kalt und staubig war — zufällig befand sich die Privatwohnung im gleichen Hause wie der Keller — und weinte bitterlich. Allein, ach, s o allein fühlte sie sich. Emil? Der, das hatte sie längst erfahren!, wollte ja nur das Pflastersche Geld — und hielt es daher mit der Mutter. Wenn sie an Bodenbach dachte, dann wurde ihr Herz warm. In dem steckte wirklich Menschenfreundlich keit. Ach, aber sie wußte, wie ihn nur und allein die N o t ausharrcn ließ. Er mochte zwar sie, Valerie, am Liebsten. Doch was wollte das sagen? Deshalb mochte er sic noch nicht besonders gern. Unten kamen die ersten Kunden. Noch brannte die elektrische Birne unter der Kellerdecke. Acht Uhr morgens 4m Dezember — da ist es noch nicht hell. Frau Laura vcdiente mit zornigem Gesicht, verrechnete sich, gab einer Kundin einen Groschen zu wenig heraus und fand nun «ine ebenbürtige Gegnerin, mit der sie sich nach Herzens- Lust ausschimpfen konnte. Das beruhigte sie. Ihr Kraft überschuß war angewandt. Mit dem steigenden Tages licht stieß das Barometer ihrer guten Laune. Wenn Valerie dachte, sic würde sie holen oder holen Lassen? Dann irrte sie sich. Sie, Laura Pflaster, wußte Imit der Arbeit allein fertig zu werpen. Der Kundenschwarm ebbte gegen zehn Uhr ab. sie schürte das Feuerchen in dem kleinen Ofen und setzte Wasser für frischen Kaffee auf, fing auch an, die Möhren zu schrappen, die es zum eigenen Mittagessen geben sollte. Der lange, sehr dünne Herr, elegant gekleidet, daß man richtig Herzklopfen bekam — nicht gerade hübsch, nee —, aber mit so etwas Gewissem, das das Herz „bnbbern" machte..., stieg direkt di- stufen herab und begrüßte sie zielbewußt. „Frau Pflaster?" „Zu Befehl!* machte dle und verbeugte sich leicht. Himmel, der kommt doch wohl nicht von der Steuer?, Rächte sie. Ihr-Herz war da nicht so ganz rein!" „Darf ich mal ..." „Bitte — bitte sehr..." „Wegen einer Erkundigung ... Sie Ham da — in Dienst — einn gewissen — wi» heißt der Mann? — Udo von ..." „Ach wejen dem kommen Se? Was is denn mit dem los?" „Tja, sa'en Se maa. Is denn der Kerl ehrlich? „Ich mein' doch...", bekannte Frau Laura, unwill kürlich wahr, weil sie sich so schnell nicht besinnen konnte. „Tja — ich habe dem da gestern amd einen Zwanzig- - Mark-Schein gegem — und der Kerl gibt mir bloß auf zehn heraus." „Bei der Abrechnung, heute morrn hat's gestimmt." „Jh, das müßte er aber doch gemerkt Hain. Hat 'r viel leicht in der Tasche behalten. Ich komm' ja sowieso jed'n Amd... will er mir wohl heute amd zurückgem. Gemerkt Ham muß er's ja!" „Gewiß, das muß er!" bestätigte nachdenklich Frau Pflaster. „Sa'n Se mal, der Kerl hat mir aufgebun'n, er wär' ein Baron. Aber das wissen Se doch. Die Papiere sind falsch." „Nee!" „Doch! Ich hab' für so was 'nen Blick! Ich bin ein Kriminaler oder doch so was Aehnlichcs. Ich hab' das gleich weggehabt. Alle Stempel sind falsch." „Nee!" „Bestimmt! Sein Se 'n bißchen vorsichtig mit dem!" „Wenn das wahr ist!" „Wahr ist das!" „Der — fliegt!" „Sa'n Se 'n aber nich, daß ich bei Ihn'» war. Der hat auch sonst noch was auf 'm Kerbholz. Ich bin ihzn auf der Spur. Der wohnt Ackerstraße achtundvierzig, Hinterhaus rechts, vier Treppen. Da werr' ich 'n mir holen. Wenn Se ihm was sa'n, dann is er gewarnt und geht stiften!" „So 'n Schweinehund! Der — um wieviel mag der mich betrogen Ham!" „Das kommt alles 'raus,' wenn Se mir freie Hand lassen und schweigen!" „Is das bestimmt!" „Ganz bestimmt!" „Manches ist mir ja manchmal aufgefallen! Gott, aber 'n hübscher Mann. Und fleißig. Da kann keiner was gegen sagen. Und doch! So kühl ... so unnahbar. Ich habe mir manchmal gesagt: Laura, da stimmt was nicht. — Wieviel kriegt er denn?" „Das weiß ich nicht! Ich weiß nur, wieviel er sc habt hat!" „Vorbestraft?" — j „Das wissn Se nich?" ' „Nee!" ' „Das har er Jhn'n nich gesagt?" „Nee!" „Na, seh'n Se!" „Der Kerl fliegt!" „Wann kommt'r denn?" „Um zwölf — zu Mittag!' „Dem würd' ich keinen Löffel mehr gönnen!" „Kriegt er auch nicht. Lohn ... wjir' ich ihm ja noch schuldig. So sechs, sieben Mark. Die — behalt' ich zurück. Für die Unterschlagungen." „Tun Se's. Machen Se alles, wie Se sich das denken. Is recht so. Is gut. Aber sa'n Se ihm nischts von mir. Vastanden? Bloß nicht warnen. Dann geht er mir aus dem Netz — un dann sind Sie mitschuldig, 'n Tag auch, gnädige Frau!" Schmunzelnd ging Straw die Pantstratze entlang, bis zur Ecks, wo sein Wagen wartete. Mit leerem Magen mnd ohne den leisen Trost seiner Beziehungen zu den Pflasters würde Bodenbach noch geneigter sein, über legungslos anzunehmen. , Frau Laura lächelte böse. Da würde Valerie staunen. Nichts, nichts sollte sie vorher wissen. Dunkel empfand Frau Pflaster, daß es eigentlich leichtfertig wäre, einem Fremden zu trauen, den man so gar nicht kannte. Aber war bei dem Freiherrn nicht mehr als eine Frage offen geblieben? Und niemals würde er ihr, Laura, sein Herz schenken. Wenn er sie liebte: alles, alles würde sie ver geben. Aber so? , Ein heißer Haß kam in ihr hoch, und sie freute sich ihrer aufdämmernden Rache. Zehntes Kapitel. „Aber ich bitte dich, lieber Onkel, das hat doch gar nichts zu bedeuten! Ich wäre längst einmal wieder vor gekommen, wenn ich Zeit gehabt hätte. Zufällig bringt mich mein Wohnungswechsel euch nun um so vieles näher. Und weil ich heute gerade im Dreß bin und nicht, wie damals, dreckig vom Sportplatz komme, denke ich: Ver suchs noch mal, und freue mich, daß es geglückt ist." Bodenbach fing schon jetzt — knapp acht Tage, seit et dem quälenden Deklassement entronnen, an, zu vergessen. Nun er, gut gekleidet und satt gegessen (in herrschaftlicher Form, nicht mehr an der Kiste im Gemüsekeller), bei dem entfernten Verwandten im Zimmer saß und merkte, daß er wieder für voll galt, kam ihm die gesellschaftliche, die selbstverständliche Lüge bereits fast wieder wie Wahr heit vor. „Was treibst du eigentlich?" fragte rundheraus ver alte Herr, ver im Hause, wie fast immer, so auch jetzt, in ver ausgedienten Uniform herumsaß — ein bißchen bunt für den modernen Geschmack. Er empfand es als Erinne rung an verlorene HerrlichkLlten. (Fortsetzung folgt.)