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Weitzeritz-Jeilung Tageszeitung unö Anzeiger für Dippol-iswal-e, Schmieöeberg u. A. - Bezugspreis: Für einen Monat 2.— AM - - mit Zutragen; einzelne Nummer 10 Rpfg. - - :: Gemeinde-Berbands-Glrokonto Nr. 3 :: - - Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 403 Postscheckkonto Dresden 125 48 L ....j Netteste Zeitung des Bezirks Dieses Mali enthält di« amtlichen Bekannimachangen der Amtshauptmannschaft, des Stadtrals and des Finanzamts Dippoldiswalde - Anzeigenpreis: Dt« 4« Millimeter Kreit» - - Mimmeterzette 6 Rpfg.; im Tertttll di« » - - Millimeter breii« Milllmeterzellr 18 Rpfg. i Anzrlgenschlatz 10 Uhr norm. - Zur Zeit Ist Preisliste Nr. 3 gültig. - s Nr. 274 Sonnabend, am 24. November 1934 100. Jahrgang Artliches und Sächsisches Dippoldiswalde. 2m Schützenhaus ist heute vormittag 10 Uhr die Ausstellung „Das DBG.-Eigenheim" ohne be sondere Feierlichkeit eröffnet worden. Die Ausstellung, deren Besuch frei ist, zeigt dem Beschauer wieder außerordentlich viel Interessantes und Neues. Die hiesige Ortsgruppe der DBG. hat bereits 23 Darlehen im Gesamtbeträge von 255 000 M. (nicht 225 000 M-, wie gestern infolge eines Druckfehlers im Inserat stand) erhalten. Dippoldiswalde. Bon einem städtischen Polizeibeamten wurde in der Nacht zum Freitag an der Mendenmühle der früher dort beschäftigte und nach Verübung eines Diebstahls seit Ok tober slüchtige und steckbrieflich gesuchte Kühn aufgegriffen. Mit Kühn wurde ein gefährlicher Spitzbube gefaßt, der meh rere Diebstähle begangen hat. Er reiste auf falsche Papiere, hatte sich einen Glasschneider besorgt und wollte erneut bei seinem früheren Arbeitgeber einbrechen. Die von der hiesigen Gendarmerie vorgenommene weitere Untersuchung ergab, daß an den Diebstählen auch die hier wohnhaften Kurt Mende und Kurt Werner beteiligt gewesen sind. Beide wurden in Haft genommen. Dippoldiswalde. Die hiesige Ortsgruppe des Volksbun des für das Deutschtum im Auslande pflegt in Vierteljahrsversammlungen zusammenzukommen, in denen im Anschluß an geschäftliche Beratungen ein Vortrag über irgend em auslanddeutsches Sprachgebiet gehalten wird. Gestern abend trafen sich die Mitglieder im Kaffeehaus Schwarz. Vereins leiter Oberlehrer Günther berichtete zunächst über die Gründe, die zum Wegfall des Herbstausfluges führten, empfahl den Bezug von VDA.-Kalendern und von blauen, Volksdeutschen Weihnachtskerzen, die in der Weihnachknacht am Christbaum brennend, die Verbundenhtit der Deutschen in aller Welt dar stellen, bat um Angabe von Adressen im Auslande aufhältiger Deutscher und gab eine ganze Reihe geplanter Grenzland fahrten bekannt. Dann sprach er selbst über „das Wolga-Deutsch tum, seine Geschichte und jetzige Lage". Vor 170 Jahren ließ die Kaiserin Katharina ll von Rußland, eine anhaltische Prinzessin voll hoher Geistrsgaben in Deutschland Kolonisten werben, die den Kulturzustand Rußlands heben sollten. Be sonders aus Mitteldeutschland stellten sich viele ein. Sie wurden in Travemünde gesammelt und mit Schiss nach Oranienbaum, gegenüber Kronstadt, gebracht. Unter vielen Entbehrungen langten sie nach über einem Jahr am Ziel, östlich Saratow, an und fanden anstatt des versprochenen Paradieses eine Wüste. Aber sie arbeiteten und kamen zu Wohlstand, trotz klimatischer Unbilden, Heuschreckenschwärmen und Mongolen- Ueberfällen. Das Land gehörte den Dörfern. 23 000 Kolonisten siedelten in 100 Dörfern. Der Boden wurde von den Dörfern an die Siedler weitergegeben. Mehrere Dörfer bildeten einen Bezirk (Wolost), die Unterbrhörde hatte ihren Sitz in Saratow, die Oberbehörde in Petersburg. Dieser Verwaltungs-Ausbau war für die Entwicklung sehr günstig. Ls blieb dabei das deut sche Blut unvermischr. Auch die Kirche hat sich große Der- dienste erworben; sie war auch die Trägerin deutscher Sitte und geistiger Kultur, gründete Schulen und schützte das Deutsch tum in jeder Weise. Der Wohlstand hob sich zusehends. Da zu verhalf auch das Bestehen von Großfämilien. Ein Groß vater mit Söhnen und En'eln schaltete auf einem Gut. Erst wenn diese« nicht mehr alle ernähren konnte, gründete man ein neues Anwesen. Wölfe waren wenig gefürchtet, viel mehr die Züge Deportierter nach Sibirien. Die evangelische Kirche bezog ihre Geistlichen aus den baltischen Provinzen, di« katho lische Kirche errichtete 1847 ein Bistum und gründete «in Prediger Seminar. Um 1870 begann der Panslavismus seinen Einfluß in Rußland geltend zu machen: alle Slaven unter Zaren Herrschaft. Die Sprachinseln im Innern des Landes sollten aufgesaugt werden, die Schulen wurden russifiziert. An die Kirche wagte man sich allerdings nicht, und sie blieb der Träger der deut schen Sprache. Gewährte Freiheiten (Befreiung vom Militär dienst, Steuerfreiheit usw.) wurden aufgehoben. War die Lage der Wolgadeutschen bisher gut, so wurde st» im Kriege schlimm. Nach der Frühjahrsrevolution 1917 entstanden überall deut sche Vereine in den deutschen Sprachgebieten Rußlands, die in lebhaften Verkehr miteinander traten und die nationale Autonomie forderten. Die zweite Revolution zerschlug alles Wünschen und brachte die Bolschewisten-Herrschaft. Diese hat die nationale Selbständigkeit nicht angetastet, forderte aber die wirtschaftliche Kollektivierung. Durch Abrundung de« Be- isirk wurden Fremdstämmige zugeteilt und es gab 6 deutsche, 2 deutsch-russische und 4 gemischt« Kanton«. Ablieserungszwang und Mißernten brachten harte Not. Von 600000 Einwohnern Ling der Bezirk auf 370000 zurück. Amerika und das deut- WMliickis?M-W8>(gu in äsr k?LN2Ö8i86k6N LLININ6I' der französischen Kammer deutete der Berichter statter des Heeresausschusses, der radikalsozialistische Abge ordnete Archimbaud, das Bestehen eines französisch-sowiet- russlschen Militärbündnisses an. Die Ausführungen des Redners, der als Befürworter der französisch-russischen An näherung seit langem bekannt ist, haben in Paris großes Aussehen erregt. Archimbaud soll in seiner Rede erklärt haben, daß die französisch-sowjetrussische Annäherung weiter fortgeschrit ten sei, als es der französischen Oeffentlichkeit bisher be kannt gewesen sei. Das militärische Bündnis bestehe, weil die Sowjetunion die erste Macht gewesen sei, die Frank reich versichert habe, daß Deutschland nicht den Frieden andern den Krieg wolle! Frankreichs Bourgeoisie müsse ich an den Gedanken eines französisch-sowjetrussischen öündnisses gewöhnen. Die Sowjetunion habe ihre Armee und ihre hochklassige Luftflotte Frankreich zur Verfügung gestellt. Nach einer anderen Lesart soll Archimbaud in seiner Rede erklärt haben: „Wir wollen den Ausdruck Allianz nicht gebrauchen". Er soll aber unter Anspielung auf den früheren russisch-französischen Vertrag mit Nachdruck der Hoffnung auf ein künftiges Bündnis mit Rukland Aus druck verliehen haben. Wer sprach di« Wahrheit; von amtlicher französischer Seite werden die lm An schluß an die Ausführungen de» Abgeordneten Archimbaud in, der Kammer verbreiteten Gerüchte von dem Abschluß eines französisch-russischen Militärbündnisses für unzutreffend erklärt. Vrotzes Aussehen in London und Röm „Rußland marschiert mit Frankreich" und ähnliche Ueberschriften beherrschen in Sperrdruck die ersten Seiten der gesamten Abendprelse in London, die eingehende Pariser Berichte über die „amtliche Enthüllung des geheimen Paktes gegen Deutschland" veröffentlicht. Aus Genf berichten die Blätter, daß die Erklärung Archimbaud» dort starke Ueberraschung erzeugt habe. Es werde auch angedeutet, daß es sich nicht nur um ein Bünd nis zwischen Frankreich und der Sowjetreaierung sondern um ein Dreierbündnis, das die Tschechoslowa- k e i einschliekt.. handele. Wette» für morgen Allenthalben Nacktfrost und vielfach Morgennebel, sonst teils heiteres, teil» wolkiges, niederschlagsfreie, und ruhiger Wetter mit Tagestrmprratunn wenig über Null. sche Rote Kreuz halfen, so gut sie konnten. Es ging dann wieder etwas aufwärts, bis 1928 der erste Fünf-Jahresplan vollständige Kollektivierung und das Jahr 1933 nicht nur eine erneute Hungersnot, sondem im zweiten Fünf-Jahres- plan auch eine Sozialisierung des ganzen Menschen brachte. Haus und Hof wurde den Bewohnern genommen, sie waren nicht mehr Träger der Wirtschaft, sondern beziehen ein mo natliches Gehalt. Eigenartig ist dabei, daß nirgendwo so scharf kollektiviert wurde, wie in diesem Gebiete Rußlands. So stehen unsere Brüder und Schwestern im Wolgagebiet im schwersten Kampfe. Oberlehrer Günther schloß mit dem Wunsche, daß es ihnen gelangen möchte, ihr Deutschtum unter allen Um ständen zu behaupten. Die Ausführungen wurden dankbar ausgenommen, und nach dem Vortrage blieb die zahlreiche Gemeinde noch längere Zeit in anregender Unterhaltung bei sammen. — Wie eine Notiz in einer anderen Zeitung besagt, er gab die Sammlung für das Eintopfgericht im Kreis am 18. Novemaer insgesamt 3933,35 RM. Davon entfallen auf die Haushaltungen 3723,92 RM. und auf die Gaststätten 209,43 RM. Das etwas niedrigere Ergebnis gegenüber dem ersten Eintopfgerichtsonntag erklärt sich aus den etwas geringeren Einnahmen der Gaststätten im Gebirge, da dieser Sonntag weniger Fremdenverkehr aufzuweisen hatte als der vorherge gangene. — Das im Grundbuche für Falkenhain Blatt 26 auf den Na men des Landwirt Edwin Bruno Bögler in Falkenhain einge tragene Grundstück soll am Dienstag, 15. Januar 1935, norm. 10 Uhr, an der GerichtSstell« im Weg« der Zwangsvollstreckung ver steigert werden. DaS Grundstück ist nach dem Flurbuch« 6 Hek tar 98,8 Ar groß und nach dem BerkehrSwert auf 38 894 RM. (einschl. 4594 RM. für das Inventar) geschützt. Die Branöver- stcherungssumme beträgt 12 190 RM. Das Grundstück liegt mit ten Im Orte Falkenhain (Nr. 27) und ist mit einem Mohngebäude mit Futterboden, 1 Holzschuppen, 1 Scheune und 2 Anbauten so wie einem DensionshauS („Zugspitze") bebaut. Dippoldiswalde. Gestern abend wurde in der Schul-Turnhalle ein Interessanter Filmabend geboten. Sein Zweck war die Gründung eines Tierschutzvereins In hiesiger Stadt. Darauf wies bei der Eröffnung des Borkrages der Geschäftsfüh rer des Dresdner Tierschuhvereins hin. Er betonte, daß Dres den den ältesten Tierschuhverein In Deutschland habe und daß nach den neuen Gesetzen In allen Schulen der Tlerschuhgedanke In den Lehrplan ausgenommen werden müsse. ES sei nach den neuen Gesehen auch nicht mehr zulässig, Tier« auszusehen, den Pferden den Schwanz zu kupieren oder ähnllches. Die vorläufige Geschäftsstelle des hiesigen TierschutzvereinS sei Schuhgasse 103 bei Wendler, wo auch Anmeldungen entaegengenommen würden. Der Beitrag sei ein ganz niedriger, auch die Jugend solle mit dazu beitragen, daß alle Tierquälereien zur Anzeige kämen. Erstre benswert sei es auch, Tierhelme zu schaffen, wo herrenlose Tiere Aufnahme finden. Anschließend führte der Privatgelehrte Alfred G. Radtke, Dresden, die Anwesenden in einem interessanten Fllmvorltag In fremde Länder. Aut einer Seereise mit Kapitän Günther Plüschow ging eS von Blankenese durch die Nordsee über 1 England, Frankreich, an der spanischen Küste entlang. Bielei schöne Punkte waren Im Bilde zu sehen, auch eine Feuertaufe am Aequator gab eS zu sehen, dann Bilder von den großen Ne- gris-Eisglelschern, vom Feuerland und aus dem Märchenland Pa tagonien. Ein Haifischfang und Schießen von Waldenten vom Kahne aus wurden gezeigt, ein Aufstieg im Flugzeug, wobei die Raubseemöven und Pinguine auS ihren Lagern aufgescheucht wur den, und wie die Tiere nicht eher zur Ruhe kamen, als biS daS Flugzeug wieder verschwunden war. Redner betonte, eS wirke vielleicht bei manchem komisch, daß er mit einer Seereise begon nen babe, bevor er auf den eigentlichen Tierschutz eingegangen sei, aber es sei nur eine Einleitung gewesen. Darauf erklärte er an Hand von Bildern die Stiernämpfe in Bar«1ona, wie sie heule noch vorkommen. Es sei ganz unverantwortlich, daß solch« Tierquälereien In der heutigen Zeit noch möglich feien. Mes müßt« eben durch di« Derschutzvereine vollständig unterbunden werden. Weniger lierquälerikch seien die Wettfahrten von Stier- aespannen sowie die Widderkämpfe auf Java, unverantwortlich dagegen di« indischen Hahnen- und Grlllenkämpfe, wodurch die Tiere bis zum Tode gehetzt werden. MeS Gezeigte solle dazu bei tragen, dem Tierschutz immer-mehr Anhänger zu gewinnen: Für seinen hochinteressanten Bortrag erntete der vorzügliche Redner wohlverdienten Beifall. Nachdem noch ein humoristischer Film „Primback« auf Reisen" abgerollt worden war, schloß Redner mit Dankesworten an die Erschienenen für ihre Aufmerkjamkeik mit einem dreifachen „Sieg Heil" auf den Führer und Reichs kanzler Adolf Hiller, dem wir die neuen Tierschuhgesehe zu ver danken haben, den hochwertigen Bortrag, mit dem Wunsche auf einen recht starken Zusammenschub zum Zwecke des Tierschutzes In Dippoldiswalde. Schmiedeberg. Kirchenmusik am Totensonntag: „Wenn ich In Todesnöten bin", vierstimmiger Chor von Melchior Franck, * 1753 in Zittau, s 1639 in Koburg (Kantorei Schmiedeberg). Sbei>c«nneps-0l'k. Der Präsident des Landessinanzamts Dresden hat dem Verwalter der hiesigen Schlachtsteuerhilfs stelle Gustav Petzold für seine langjährige und gewissenhafte Pflichterfüllung seine vollste Anerkennung ausgesprochen und dies in einer Urkunde zum Ausdruck gebracht. Die Urkunde wurde Petzold vom Vorsteher des Hauptzollamts Dresden-A. im Beisein de« Bürgermeisters und der Bezirkbeamten unter ehrenden Worten ausgehändigt. Dresden. Auf der Marienbrücke wurde am Freitag abend ein Mann, der einen Handkarren schob, von einem Personen- kraftwagen angefahren und schwer verletzt. Mit einem Schädel- bruch mußte der Verunglückt« dem Friedrichstädter Kranken hause zugesührt werden. Der Handwagen hatte keinen Rückstrahler. Leipzig. Am Freitag vormittag wurde das Ehepaar Wag ner in seiner Wohnung in Leipzig-Großzschocher gasvergiftet tot aufgefunden. Die polizeilichen Ermittlungen haben ergeben, daß ein Unglücksfall vorliegt. Da« Gas ist au« dem Bruch einer Leitung ausgesttömt, die außerhalb de» Grundstück« liegt.