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Vellas« zur „Weißeritz-Leitung" Nr. 274 ' Sonnabend, am 24. November 1934 10V. Jahrgang ^sek6ruoic sSmtliclier Artikel unck IllustrsNonvo verdaten! Pelzmäntel - öie höchste winterliche Eleganz UnsereMooelle: vcr. oiss. Gr. 44. Siossmaiitel aus quergcripptcm weinrotem oder grünem Wollstoff mit großem Sealkragen und -Aermeln. In braun mit Nutria sieht er gleichfalls elegant aus. Vr. 315V. Gr. 42. Pelzweste au» ^>»uiicy ° Lamm, grau, wem meliert. — Großer Kragen mit geschlungenen Enden. Die Weste ist ärmellos und knöpft in der vorderen Mitte durch. Nr. 3157. Gr. 44. Mantel aus imitiertem Vreitschwanz mit teller artigem Kragen. c oer.3158. Gr. 42. Nerzmurnuu-Mamel, anschließende Form, gro ßer Kragen, Raglanärmel. Nr. 3159. Gr. 44. Mantel aus Ozelot sleopardenartiges Fells, vorn lose, hinten mit Gürtel. Nr. 3169. Gr. 42. Mantel aus Seal, vorn gegürtelt, hinten los' Kurze und lange Jäckchen, Westen, Capes, Paletots und Mäntel aus Pelz sind diesmal in gleichem Maße mo dern. So hat eine jede Frau die Möglichkeit, etwaige Pelz bestände praktisch zu verwenden. Besonders der kurze paletot artige Mantel, eine nette modische Ueberraschung dieses Win ters, bietet viele Möglichkeiten. Seine Länge unterliegt keinem Modegebote und bleibt dem eigenen Belieben anheim- gestellt. Man versieht ihn in der Regel rückwärts mit einem Halbgürtel, während vorne nach Tunlichkeit große Taschen verlaufen Unverwüstlich und für lange Zeit gefertigt, dabei von höchster win- ,erlicher Eleganz und schmeichlerischem Re^z erscheinend: das sind die großen Vorzüge des Pelzmantels, die ihm die Welt eroberten. Vorbei sind die Zeiten, da ein Pelzmantel, ja selbst eine Pelzjacke nur den „obere Zehntausend" Vorbehalten war. Heute stellt ein Pelzmantel keinen unerschwinglichen Wunsch dar, denn die Pelz- Industrie verarbeitet alles, was preiswert, kleidsam und dabei wär- mend wirkt. Wir sind auch nicht mehr so anspruchsvoll wie unsere Großmutter, die nur Edelpelze kannten (allerdings weil sie in einer Zeit lebten, die nur solche verarbeitete), und über die Herstellung von Mänteln aus dem Fell von Katzen, Ziegen, Maulwürfen und anderem „Getier« verächtlich die Nase gerümpft hätten. Wir da gegen freuen uns, daß die moderne Technik das Problem, „mindere" Tierfelle zu wertvollen Pelzen zu verarbeiten, lösen und somit feder Frau einen Pelzmantel oder wenigstens einen Pelzbesatz darbieten konnte. Als besondere Merkmale der diesjährigen Pelzmantelmode gelten taillierte Schnitte mit glockigem Unterteil sowie kelchartige Döppel- kragen. Aermel, die sich nach unten zu verengen und das Hand gelenk eng umschließen, bilden die Regel. Auch bemerkenswerte Gür- telungen kommen vor. Die Mode der breiten Gürtel und aparten Alle braunen und schwarzen Pelzarten stehen in Gunst. Braune sowie getigerte und gescheckte Felle gelten als sport lich, während der schwarze Pelzmantel als elegante Nachmit tags- und Abendhülle anzusehen ist. Persianer, Astrachan, Seal und schwarzer Kanin nehmen einen führenden Platz ein. — Fohlen und Seehund, die jahrelang mindere» In teresse erfuhren, gelangten jetzt wieder in den Vordergrund des modischen Interesses. Besonders die letztere Pelzart steht hoch in Gunst. Ihre gründlich-graue Tönung sichert ihr kaum nachzuahmcnde Reize. Seehund, Fohlen sowie Kalbfell, alle drei flach und zum Bermischen mit anderen Pelzarten wenig Gürtelschließen machte bei den Pelzen keineswegs Halt. So kommt es, daß man Pelze mit Dragonergürtcln lieht, die nur rückwärts verlausen, während andere breite Lederstreisen um die Körpermitte aufweisen. Sportliche Pelze suchen ihren Charakter durch aufgesetzte Taschen, Raglanärmel und lederne Paspelungen zu betonen. Dies ist besonders bei den rötlich-blonden höchst wirksamen Kalbleder mänteln und Fohlenjäckchen der Fall. Auch sonstige slache, nämlich kurzhaarige Pelzarten ahmen diese Richtung nach. Zu ihnen gehören in erster Linie die sehr beliebten turzgeschorenen Lammselle, die unter dem Namen Bueno-Lamm im Handel sind. Sie und der graue oder weiße Krimmer gelten als die Pelzart der jungen Mädchen und jugendlichen Frau. Die Helle Tönung, in der sie erhältlich sind, und die sich vom hellsten Beige und Kaffeebraun zur Farbe des Biskuits, der Banane und des Silbers bewegt, sichert ihnen zahl reiche Anhängerinnen. Als Modepelz der Saison gelten alle braunen Felle. Dies kommt daher, weil diese Farbe den letzten modischen Richtlinie») genau estens entspricht. Dem Biber, Nutria und Biberette kommt aus die sem Grunde eine besondere Bedeutung zu. Auch brauner Bisam rücken muß in diesem Zusammenhangs erwähnt werden. Erscheint geeignet, nehmen eine besondere Stellung ein: ausgesprochen sportliche Pelzarten r ^igt man häufig mit Nappaleder, das als Gürtel, Kn ozug oder Paspelung in Erscheinung ttitt. Nach jahrelanger vergeblicher Anstrengung konnte die Mode in diesem Winter den Muff endgültig zurückerobern. Aus diesem Grunde zeigen die neuesten Pelzmäntel engere nach unten knapp anliegende Aermel. Diese sind geeignet, den modernen Handschuh mit breiter abstehender Stulpe leicht und mühelos überzuziehen Vie Anschaffung eines solchen Pelzes als zu kostspielig, fo Hilst man sich mit einem .Halbpelz"; das ist ein Tuch- oder Samtmantel in brauner Farbe, dessen großer Kragen, unterer Saum und Aermel aus braunem Modepelz bestehen. Die Wirkung eines solchen Win termantels steht einem eleganten Pelze um nichts nach. Tiger- und Ozelotselle, die ebenso wie im vergangenen Jahre unter den sport lichen Vörmittagsmänteln eine führende Stellung einnehmen, wer den, der allgemeinen Moderichtung folgend, ebenfalls mit braunem Reoerstragen verarbeitet. Hier ist ein Lragonergürtel besonders hübsch. Einer alten Kürschnerregel zufolge wirken kurzhaarige Pelze mit einem Kragen von langhaarigen Fellen ungemein. So erklärt sich die stark gefragte Verbrämung eleganter Persianermäntel mit Fuchs-, Skunks- oder Marderbesatz. Selbst der in diesem Jahre sehr beliebte Seal pflegt, sedensalls um lebhafter und daher freundlicher zu wirken, mit grauem oder braunem Pelzkragen bedacht zu wer den. Die enganliegenden Pelzhütchen in der Pelzart des Mantel» zeigen vielfach Spitzen, nach aufwärts strebende Hörner und zier liche Pompons. Selbst die Handschuhstulpe wird, wenn noch kein Muss vorhanden ist, möglichst mit einem zum Pelzmantel harmonie renden Streiken besetzt, und auch der Ueberschuh kannn der Der- vollständigung halber damit umgeben sein DerlagMnlttmuster nur für Abonnenten. Mäntel, Kostüme, Kleider 0,90 M.» Blusen, Röcke, Kludergarderobe, Wäsche 0,SS M. beziehen durch di« Geschäftsstelle verholt zitiert und dichterisch verwendet. Aebnlich wie die heutigen Universitäten verdienstvolle Manner zu Ehrendoktoren ernennen, zeichneten die mittelalterlichen Zünste berühmte oder hochstehende Männer durch Aufnahme In ihre Ver einigung aus. So kam es, daß die Schuhmacherinnung von Schles wig den Dänenprinzen Knud Lavard ehrenhalber zu ihrem Vor steher ernannte, während der Reformator Calvin seiner hohen Ver dienste wegen in die Straßburger Schueiderzunst eintreten durste. -Zu» öem Wer-egang -es Schuhs. Die erste Schuhmacherzunst, von der wir Kunde haben, entstand im Jahre 1168 in Magdeburg. Es war eine der ersten Zünste, die !fich überhaupt bildeten, denn erst seit dem Jahre 1123 kamen der- artige berufliche Vereinigungen überhaupt vor. Im Jahre 1203 entstand die erste Ledersärberzunst in Wien. Später nahm Flandern den Ruhm sür sich in Anspruch, die besten Farben jeder Art zu !Üesern. Besonders kostbare Stoss- und Lederballen wurden nach den dortigen Färbereien entsandt. Erst am Ausgang des Mittelalters trat Venedig mit den flämischen Farbanstalten in Wettbewerb. Im mittelalterlichen Nürnberg, das in handwerklicher Hinsicht allen andem Städten voran war, gab es bezeichnenderweise eine „Ledet- särbergasse". DI« von Karl dem Großen sür Betleidungs- und Wassenhandwerker etngeführte Bezeichnung „Künstler" wurde auch jvon dem großen Nürnberger Schuhmacherpoeten Hans Sachs wie- Noch zur Zeit Friedrichs des Großen pflegten die Höflinge an Regentagen auf Stelzen nach dem königlichen Schloß in Potsdam zu gehen, um mit sauberen Füßen bei ihrem König anzukommen. Ein gepflegter Stiesel galt damals noch nicht als Selbstverständlich keit. Die Ossiziere Ludwigs des Vierzehnten zum Beispiel mußten der großen Vorliebe für Spitzen ihres „Sonnenkönigs" Rechnung tragen und an den Schäften ihrer hohen Reiterstiefel Spitzenrüschen anbringen lassen. In wie unansehnlichem und unsauberem Zustande sich diese nach beschwerlichen Märschen oftmals befanden, läßt sich mühelos vorstellen. Aus den Funden in »ltäayptlschen Gräbern wissen wir, daß ' hon in ältester Zeit eine Vorliebe sür erhöhte Fersen bestand. Da» Tragen von Absätzen scheint in ältesten Zelten ein Vorrecht der Könige gebildet zu haben. Aber selbst in der Neuzeit ist diese Ein- Dle Geburt des Stiefels fällt in das Jahr 1620. Der dreißigjährige Krieg förderte das Tragen hoher Schuhe, die vor Wetter und Un bilden besseren Schutz boten als die bis dahin bekannte niedrige Fußbekleidung. Die Stieselschäfte wurden immer höher. Um die Mitte Ar des siebzehnten Jahrhunderts entsteht der Beruf der Stleselschäste- Kö.„^ — - ... —- macher, der bald ungeheure Verbreitung annimmt. Um diese Zeit stellung noch nicht völlig überwunden, denn erst die französische kommt auch das Schwärzest des Leders auf. Bis dahin waren in Nevolution schuf das Vorrecht des hohen Adels sogenannte Pom- der Hauptsache naturfarbene Ledersorten perarbeitet worden. padourabsätz« zu tragen, restlos ab. Maria Antoinette, die sich al» Das Auskommen des Stiesels rückt dle SchuhbeNeidung ist den modeangebende Frau Frankreichs in dieser Hinsicht besonders Her- Mittelpunkt modischer Aufmerksamkeit. Der Stiesel gehört zum ele- vorzutun suchte, bnu» geradezu lebensgefährlich hohe Absätze ganten Anzug, ja, er war lange Zelt hindurch salon- und ballsähig. i getragen.