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Veila-e Mr „Weißentz-Leitung" Sonnabend, am 3. November-1934 1V0. Jahrgang Nr. 257 Kurze Notizen Die österreichische Regierung beabsichtigt, den österreichi schen Luftschutzvervand zu einer vaterländischen Pflichtorga nisation auszubauen. Demnach wäre jeder Oesterreicher ver pflichtet, dem Luftschutzoerband beizutreten und auch an der von ihm geleisteten Arbeit teilzunehmen. Der Fehlbetrag des amerikanischen Schatzamtes hat nunmehr die Milliardengrenze erreicht. Die Gesamtausgaben belaufen sich auf 2235 Millionen Dollar, darunter 1106 Millionen Dollar Not hilfeausgaben; die Gesamteinnahmen betragen 1208 Millionen Dollar. Dr. Goebbels beim Winterhilkwerl Reichsminister und Gauleiter Dr. Goebbels besichtigte, begleitet von dem stellvertretenden Gauleiter Görlitzer, das Berliner Winterhilfswerk. Er überzeugte sich davon, daß eine Versorgung aller Bedürftigen in der Reichshauptstadt mit Kohlen und Kartoffeln für diesen Winter in ausreichen dem Maß gesichert ist. Alle vom Winterhilfswerk Betreuten können damit rechnen, daß sich die Leistungen mindestens in denselben Ausmaßen wie im Vorjahre bewegen werden. Dr. Goebbels besichtigte u. a. die Kleidersammlung; vor allem aber ließ er sich auch eingehend Bericht ermatten über die Maßnahmen für „Mutter und Kind". Dr. Goebbels besuchte auch das Frauenwert am Maybach-Ufer, wo ihm Pg. Scholtz-Klink über die Aufgaben und Arbeiten ihrer Dienststelle eingehend Bericht erstattete Ebrenkamerab des Goldenen Militär-Verdienstkreuzes. Der Bundesführer des NS. Deutschen Frontkämpfer- Bundes (Stahlhelm), Reichsarbeitsminister Franz Seldte, hat die Ehrenkameradschaft der Kameradschaftlichen Vereini gung der Inhaber des Preußischen Goldenen Militär-Ver dienstkreuzes angenommen. Es wurde ihm ein künstlerisch ausgeführtes Ehrendiplom vom Kameradschaftsführer Ma jor Ramcke und vom Geschäftsführer Ophaus überreicht. Die gleiche Ehrung wurde dem Führer der NS.-Kriegs- opferoerforgung Oberlindober und dem Bundesfiihrer des Reichskriegerbundes „Kyffhäuser" Oberst a, D. Reinhard an getragen . Mm llllii Beginn des groben Nundlunkprozesses Berlin, 3. November. Am Montag beginnt in Berlin der große Rundfunk- prozeß, der unter dem Rubrum „Magnus und Genossen" läuft. Es ist unter dem 16. Juni 1934 Anklage erhoben wor den gegen folgende Versonen: 1. den früheren Rechtsanwall Dr. Kurt Magnus, der sich seit dem 17. September 1933 in Untersuchun^sbast befindet; 2. den Staatssekretär a. v. und früheren Relthsrundsunkkommissar Dr. Hans Bredow, der sich gleichfalls in Untersuchungshaft befindet; 3. den früheren Rundfunkintendanten Dr. med. Hans Flesch, der zunächst zunächst in Frankfurt a. M. und dann in Berlin Rundfunk- mtendant war; Flesch war bis 23. August d. 3. in Unter suchungshaft und ist gegen Sicherheitsleistung mit der wei teren Untersuchungshaft verschont worden; 4. den Rechtsan walt und Notar Han» Otto, der zum Fall Mirag-Leipzig gehört; S. den Kaufmann Dr. Aritz kohl, Mirag-Leipzig; S. Dr. Erwin Jaeger (Fall Leipzig); 7. den Schriftsteller Ernst Har» (Fall Köln); S. den Direktor Paul Korte (Fall Köln); S. den Schriftsteller und Intendanten Fritz Bischoff, der zum Aall Breslau gehört; Bischof ist amnestiert worden, weil eine höhere Strafe al» ö Monate bei ihm nicht zu erwarten war; 19. den vankdirektor Emil Jarek, Aall Breslau, und 11. den früheren «echl»anwal» Dr. Dr. Erich Arey, der sich zur Zeit im Ausland befindet und dem in diesem Zusammen hang Parteiverrat an dem Schriftsteller Scharnke zur Last gelegt wird, wegen der Abwesenheit diese» Angeklagten ist durch Beschluß der Strafkammer da» Verfahren gegen ihn vorläufig eingestellt worden. Dieser Rundfunkprozeß ist durch den Selbstmord des Geschäftsführers der Funkdienst GmbH, (so hieß der Ver lag der Zeitschrift für die „Funkstunde"), Knöpfke, im September 1933 ins Rollen gekommen. Bei einer Haus- suchung bei der Reichsrundfunkgesellschaft wurden Quittun gen von Knöpfke vorgefunden, aus denen heroorging, daß et in feiner Eigenschaft als Geschäftsführer der Funkdienst GmbH. laufend Zahlungen von insgesamt 200009 Mark als Bestechungsgelder der Firma Preuß (die die Funkstunde druckte) erhalten hat. Im Verlaus der Untersuchung fiel auf, daß sich der angeklagte Staatssekretär a D. Bredow sehr für seinen Freund Knöpske eingesetzt hatte. Die persönlichen Beziehungen, die sich hier angebahnl hatten, machten über haupt erst den ganzen Korruptionssumps möglich. Der Pro- zeß ist deswegen w groß geworden, weil man die beiden Geschäftsführer der Ncichsrundsunkgescllschaft und den Neichsrundfunkkommissar gleichzeitig in die Aussichtsräte je der einzelnen Gesellschaft hincimchickle. womit man an chei- nend glaubte, den Interessen des Reiches und der Rund unk- hörer am besten dienen zu können. Die Staatsanwalt chast kommt bei der Anklageerhebung zu dem Schluß, daß in für die Verfehlungen bei den Sendcgcsell- jchaften außerhalb Berlins Magnus und Bredow strafrecht lich verantwortlich sind. Bei üenz. Prozeß hatte man ursprünglich mit einer Auer von sechs Monaten gerechnet. Um diese Zeit abzu- 2'rz-n, .st «in Teilkomplex. und zwar der sogenannte Fall Erweiterung -er deutschen Rohstoffbasis Die Erklärung Dr. Schachts in Weimar, daß wir viel leicht an Rohstoffen verhältnismäßig knapp, an Fertig waren in den Lagern aber so reicklich versorgt sind, daß insbesondere der Konsument der breiten Masse sich am keine Sorgen zu machen braucht, wirkte auf die Käufer- ichichten ungemein beruhigend. Da Deutschland ein Lani der Rohstoffeinfuhr ist. durch die unsinnige Wirtschaftspoli tik des Auslandes aber gezwungen wurde, seine eigen! Rohstoffbasis wesentlich zu erweitern, waren die Mittei lungen Dr. Schachts über die Fortschritte der deutschen Rohstoffindustrie und im Zusammenhang damit über dü deutsche Exportpolitik gerade für das Ausland von beson derer Wichtigkeit. Denn Maßnahmen wie z. B. die Herstel lung deutscher Spinnfasern müssen durch die Entlastung unserer Einsuhrbilanz eine Aenderung unserer ausländischen Wirtschaftsbeziehungen zur Folge haben. Es muß ausdrück lich darauf hingewiesen werden, wie dies sa auch Dr. Schach; in seiner Rede tat, daß es sich bei diesen neuen Textilpro dukten keineswegs um minderwertige Ersatzstoffe sondern um durchaus brauchbare Neustoffe handelt. Daß diese Fort- schritte der deutschen Nohstoffindustrie gerade jenen Ländern, von denen wir bisher viele Rohstoffe bezogen, sehr zu den ken geben, ist verständlich. Die Erkenntnis, daß man nack Deutschland nur Rohstoffe einführen kann, wenn man auch deutsche Waren für sich bezieht, scheint nun der Welt aufzu gehen. Deutschland will sich nicht vom Ausland abkapseln Im Gegenteil, Dr. Schacht sagte: „Wir wünschen, mit euch Handel zu treiben. Aber dazu müßt ihr 50 Prozent bei- tragen, wenn wir 50 Prozent beitragen." Bis sich diese Erkenntnis überall durchsetzt, ist Deutsch lang gezwungen, alles zu versuchen, um sich in der Roh stoffeinfuhr unabhängiger zu machen. Und hierzu wurdk gerade in der vergangenen Woche ein wichtiger Schritt un ternommen. Um Treibstoffe und Schmieröle aus einheimi schen Rohstoffen zu gewinnen, wurde unter Führung des Reichswirtschaftsministeriums die Braunkohlen-Benzin A.-G von 10 bedeutenden Werken der deutschen Vraunkohlen- wirtschaft gegründet. Die Herstellung von Treibstoff aus Braunkohle wird durch das Verschwelungs- oder Hydrier verfahren erfolgen. Auch die Kraftfahrtechnische Tagung der Automobil- und Flugtechnischen Gesellschaft im Verein deut scher Ingenieure befaßte sich mit dem Treibstoffproblem. Das Bestreben aller einschlägigen Kreise ist, es, den Kraft- ' verkehr in absehbarer Zeit mit heimischen Treibstoffen zu versorgen. Von besonderer Bedeutung sind auch die in der letzten Zeit von maßgeblicher Stelle aus erfolgten Aeußerungen Uber die Förderung der Inländischen Rohstofferz.-ugung durch Maßnahmen der Landeskultur.. Da von der gesamten deutschen Rohstoffeinfuhr etwa die Hälft« auf landwirtschaft lich erzeugte Waren entfällt, handelt es sich bei der Frage der künftigen Einfubrgestaltung auch in hohem Maße um eine Frage der deutschen landwirtschaftlichen Erzeugunzs- fähigkeit. Im Zuge dieser Entwicklung liegen durchgreisc.-ds Meliorationen von bisherigen Moor- und Oedländerelen so wie die Herstellung eines guten Kulturzustandes der laud wirtschaftlichen Nutzflächen. Der im Frühjahr dieses Iahres erfolgten Preisherabsetzung für Stickstoffdüngemittel ist nunmehr auch eine Senkung der Preise für Kali- und Phos^j phorsäure-Düngemittel gefolgt. Dadurch wird die Belebung im Düngergeschäft, die nicht zum wenigstens der Steigerung! der ländlichen Kaufkraft durch die tatkräftigen Maßnahmen! der Regierung zu danken ist. einen weiteren Auftrieb er-l fahren. Wie sehr sich der Reichsnährstand auch in den Einzel-j heiten seiner Verpflichtung gegen oas gesamte deutsche Volk; bewußt ist, das zeigt die elastische Handhabung des Fett-; planes. In diesem Sinne ist es zu verstehen, wenn für den! Winter der städtischen Bevölkerung eine möglichst billige! Konsummargarine zur Verfügung gestellt wird. Außerdem ist für den Monat November der Zwang zur Erzeugung von Neutralschmalz aus deutschen Fettschweinen und dessen Beimischung zur Margarine aufgehoben worden. Infolge der allgemeinen Wirtschaftsbelebung ist es zu einer Steige rung des Fleischverbrauches gekommen, was dann weiter im Zusammenwirken mit der nationalsozialistischen Marktord nung zu einer Gesundung der Viehmärkte geführt hat. Zwei bedeutsame Zusammenkünfte sind noch in der abgelaufenen Woche zu verzeichnen: Die Führertagung des deutschen Handwerks in Braunschweig und die Tagung des deutschen Hausbesitzes in Stuttgart. Durch die Anwesenheit und Ansprache Dr. Schachts bei den Handwerkern in Braun schweig wurde die enge Verbundenheit zwischen Reichsre gierung und Handwerk zum Ausdruck gebracht. Die Stutt garter Tagung des Haus- und Grundbesitzes fand durch das Antworttelegramm des Führers, in dem er die Mit-! arbeit dieses wichtigen Zweiges der Volkswirtschaft an den vor uns liegenden Aufgaben begrüßt, die gebührende Beach tung der Neichsregierung. Im deutschen Haus- und Grund besitz sind nicht nur die Vermögen der Hausbesitzer angelegt! sondern auch ein großer Teil des Sparkapitals aller deut-; schen Volksgenossen. Somit ist der deutsche Haus- und, Grundbesitz der verantwortliche Verwalter eines großen! Teils des deutschen Volksvermögens. rrnopske mit dem Hauptängeklagten Radzijewsti, dem Ge schäftsführer der Firma Preuß äbgetrennt worden, der vor einer für diesen Zweck zu bildenden besonderen Hilfsstraf kammer abgeurteilt wird. Mit dem Beginn dieses Prozesses ist In «Iwa drei Wochen zu rechnen. Da es der Staatssekretär a. D. Bredow verstanden Hal. sich für sein« Tätigkeit !m Rundfunk einen Privatdienstver trag zu verschaffen, offenbar in der Absicht, möglichst viel und unkontrolliert nebenbei verdienen zu können, so ist in der Anklageerhebung die Beamtenqualität für Bredow ver neint worden. Dadurch fallen einige ihm zur Last gelegte Delikte (vor allem der Fall Beamtenbestechung) für die Hauptverhandlung fort. Auch für den Intendanten Flesch ist die Beamteneigen schaft verneint worden. In ihm dürfte man eine der inter- essantesten Persönlichkeiten dieses Prozesses zu erblicken ha ben. Flesch war zuerst Intendant in Frankfurt a. M. und ist auf Vorschlag Bredows nach Berlin gekommen. Die Straf kammer hat einen Fortsetzungszusammenhang zwischen den von Flesch in Frankfurt a. M. und in Berlin begangenen Straftaten verneint. Die Mißwirtschaft im Frankfurter Sender wird also nur insoweit aufgerollt, als Magnus und Bredow beteiligt oewesen sind. Zm» Tage von Tanga Von Gouverneur a. D. Dr. Schnee. , Am 4. November begehen mir die 20jährige Wiederkehr des Tages der glorreichen Schlacht von Tanga, in der 1000 Deutsche und ostafrikanische Askari gegen vielfache Ueber- macht den Sieg davontrugen. Wir gedenken an diesem Tag« des hervorragenden militärischen Führers, -es Generals von Lettow-Vorbeck, seiner ausgezeichneten Unterführer sowiq aller derer, Deutsche und schwarze Askari, die an dem Heldenkampfe teilgenommen haben. Unsere Erinnerung gilt! , vor allem auch denen, die in dieser Schlacht ihr Leben oa- hingegeben haben, darunter der alte ostafrikanische Kämpfer Bwana Sakarani, Hauptmann von Prince. Der Zustand des Landes, vor allem die intakte Eisenbahn ermöglichten es, daß die Truppen rechtzeitig herangezoaen werden konnten, um diese Schlacht zu schlagen. Der Sieg von Tanga war in unserer kurzen Kolonialgeschichte di« glänzendste Waffen tat auf deutschem kolonialen Boden. Er war zwar nicht ent scheidend für das Schicksal Deutsch-Ostafrikas. Das Kriegs ende sah unsere Kolonie in Feindeshänd. Aber er leuchtet hervor als Wahrzeichen glänzender militärischer Führung und Leistung und deutscher Tüchtigkeit und Hingabe. Das gilt auch von der Verteidigung Deutsch-Ostafrikas ! überhaupt. Herrliche Taten deutscher Truppen und farbiaer Appell der SA.-Grrn penführer. In Berlin fand ein ar» ß«r Appell der SA.i Gruppenführer statt Unser Bild zeigt die Be grüßung der Gruppen führer durch den Führer Ganz rechts der Ehef de« Stabes, Viktor Luke.