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- 17« - Winterhilfe. Nun naht der Winter wieder. Hei, denkt ihr, da wird's schön; Da kann man herrlich rodeln Und Schlittschuhlaufen geh'». Da schnallt man sich Vie Skier Zur Berg- und Talfahrt an, Da steht bei Schneeballschlachten Man tapfer seinen Mann. — Mögt ihr euch freuen immer! Doch habt ihr Wohl bedacht, Daß, ach, gar vielen Menschen Der Winter Sorgen macht? Wie ist's in manchem Stübchen So dunkel doch und kalt, Wenn nun die liebe Sonne Zur Rüste geht so bald! Wie täte doch so vielen Da warme Kleidung not, Wie hungert da so mancher Und hat kein Stücklein Brot! Darum bei all' den Freuden, Die euch der Winter schenkt, Auch au die vielen Armen Im Baterlande denkt! Hielt Gott euch Not und Sorgen Bisher im Leben fern, Dann gebt auch euer Scherslein Der Winterhilfe gern! Tante Holla .rte Peter. „Sehe ich recht oder sehe ich nichts — wo steckt mein Holz?" Berg wärts guckte er jetzt, wo die vielen Kin der sangen und seine Tannenäste in Flammen standen. Und hurtig, wie der Mann mit den Siebenmeilenstiefeln, stelzte Ziegenbein mit einem Stock be waffnet dem Feuer zu. Aber da hatte das Kindervolk die Gefahr schon erkannt und stob wie der Blitz in alle Winde. Und oie Kleinsten, die nicht folgen konnten und über Steine und Schollen kugelten, schrieen auf, als koste es oas Leben.- Gerade konnte Peter noch sehen, wie auch sein eigener „Gassenstrenzer" noch selbem galoppierte. Da machte der Vater den Zeigefinger krumm, steckte ihn in den Mund und tat einen Pfiff, so schrill und hoch, wie die Schwarze bei der Dreschmaschine. Auf der Stelle machte Schorschi „Kehrt" und schlich zö gernd und schuldbewußt zum Vater. „DaS dachte ich doch," brummelte der, „daß du Fittch auch dahinter steckst." „Ei, ich wollte ja das Holz nicht stellen," weinerte der Bub, doch da hatte Peter seinen Sprößling schon übers Knie gezogen und fing eifrig an zu klopfen. Aber nun sprang auch schon Christian Stamm hinzu. „Jetzt lasse nur den Jungen in Ruh'," bettelte der, „er hat ja nichts Böses ge tan " „Christian," knurrte der Peter unt machte im Klopfen eine Pause, „vor aucke das Nestchen Reiser an, das. war heute morgen noch ein großer Haufen. Und jetzt haben ihn die Nixnutzcr zu lösche gemacht." „Ei," ries der Stamm, „unser Jener im Frühjahr auf dem Eichenberg war ja noch viel, viel größer — die Jungen yabeu's den Alten nur nachgctan!" „Ab-rr ich bin kein Millionär," klagte Ziegenbein, „und habe nur Geißen ini Stall, und da kann ich die Feuerung nicht stellen." „Millionen habe ich auch nicht," rief lachend der Christian, ,wber eine Fuhre Hotz waren mir das Feuer und der schöne Kinderaesang schon wert. Und heute noch fahre ich dir einen Meter Stockholz in den Hof. Das gibt noch größere Wärme als Tannenreiser und hält auch besser an. Und Peter — dabei bleibe ich — auf unseren deutschen Ber gen können gar nicht genug Freiheits feuer brennen." Da schmunzelte Peter Ziegenbein vor sich hin und ließ seinen Jungen laufen.