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MtM. (Nachdruck verböte«.- Ich sag' es ohne Ueberwindung: Diese bayrische Erfindung Mach« mir >edeS Jahr viel Spaßt Noch eine Maßt Hier erst habe ich entdeckt, Daß zum Bier ein Radi schm» Und die weiße Wurst. Ober, ich hab' Durst I Jodler, Gaudi, Schuhaeplatttl. Keiner sitzt mehr fest lm Sattel -» Und dazu dir Blechmusik. Ob ich noch ein Dunkles krieg'> Blau' und weiße Dekorationen! Lei! Hier kann kein Trübsinn wohnen Hier vergißt man seine Qualen — Huu—uppl Herr Ober, zahlen! Läuft das Bier erst aus die Weste, Ist'» zu Ende mit dem Feste. Lo ein Jammer ist nicht nett -- Marsch, ins Bett! MU. Merftolz. .Herr Protze, hauen Sir doch tnal Ihren Jungen tüchtig durch. Eben ha« der Lausebengel mit einer Luftbüchse nach mir geschossen I" .Hat er Sie denn getroffen?' .Nee, Gott sei Dank nicht!' .Re«? Dann war'» mein Sohn auch nicht!' W Wicher ZG Eine moderne Lambie. -zwei Väter sprachen von ihren Kindern. ^l.i .Meine Netteste studier« Medizin und die Jüngste, Jura." ' B.: .Und der Sohn?" A.: „Der Hai eine sehr Möne Stelle in einen konkettionsbause' Arzl mder MN. Eine heitere Skizze aus Großvaters Zetten von Hanna-Marir Batschewski. Volle dreißig Jahre hintereinander batte Meister Josua Marten mgein, tagaus auf dem Schneidertisch gesessen, die Finger wundgestichel» und den Augen eine Brille erworben. Hatte aber dabet auch in aller Heimlichkeit einen hübschen Batzen Geld erspar, und wollte nun eine Reise in dir Welt sich gönnen. Zuerst nach Wengkirch zum Vetter Peter Störz, der Diener beim Erbgrafen Hatzbach war. Dann weiter in die Residenz und hinunter bis Rhein und Donau. Ja, wenn der Meister im alten Atlas suchte, kam's vor. daß sein Finger die Route bis Genua und Venedig zog. Eines MatentagS übergab er den Gesellen dir Arbeit zog sein schmuckes neues WamS an. setzte die goldgerandete Brille auf, strählte sauber den grauen Haarschopf und legte den Spar- vatzen zur blütenweitzen Wäsche in den Koffer. Annmariann, sein Gespans, das nur einen Fehler hatte, öfter zu viel Und zu gu« zu essen, gab ihm Zehrung bis Wengkirch. einen Herz, haften Kuß und ein fröhliches .Geleit'S Gott!' mit aus den Weg. Durch Wald und Flur pilgerte summend Meister Josua zum Bahnhof Sah vom Zug aus so viel Neues und Schönes, daß seine gehobene Globetrotterstimmuna ihn ordentlich ver- iüngte und verschönte. Als er die Allee zum Schloß Hatzbach hinaufwandern wollte, kamen ihm ängstliche Gedanken, ob der Vetter Peter trotz seine» Briefes ihn nach dreißig Jahren auch wiedererkennen möchte, und ein wenig bänglich trat er an eine auf dem Vorplatz hal tende Kutsche, um »u kragen: .Ick möchte nach Schloß Haß- bach . ' .Ich weitz, ich weiß', sagte der Kutscher, .der Henri ist Sie suchen.' Im nämlichen Moment fegte vom Bahnsteig «in Diener herzu, verneigte sich und stotterte: .Ach. der Herr Ge heimrat — »ich« wahr? Verzeihen, datz ich nicht auwatzte. . .' -Aber, aber..wehrte Meister Josua. .eS ist — ich wollt« — ich fragte nur...' .Gewiß, gewitz. Erlaucht warten mi« Ungeduld. Dars ich bitten. Herr Geheimrat?' Und ohne zu wissen, wie ihm geschah, wurde der brave Meister Josua >n die Kutsche bugsiert, lm Trabe davongrfahren, durch-den Schlotzgarten an duftenden Rosenbeetrn. leuchtenden Marmorblldern vorbei, eine breite Freitreppe emporgeführt, über mattenbelegte Flure tn ein hohe«, prächtige» Gemach, darin im seidenen Himmelbett die Frau Erbgräsin lag und stöhnte Sie streckte dem Eintretenden dir weiße Hand entgegen. .Ach, lieber SanitSISrat. heute kann der Herr Professor Bangemann nicht kockmen auS der Residenz, deshalb ließ ick Sie bitten... Ach. Er mach« mir auch Angst, es könnte Ernstes werden.' .Aber, aber', stammelt« der Pseudodoktor, .Euer Gnaden, ich bin so erschrocken...' Die Gräfin winkte der Kammerfrau mit den Augen, anS Fenster zu treten. »Ja, lieber SanitSISrat, so unrecht hat Er wohl nicht. Ich fürchte auch, eS ist das Leiden meiner seligen Mutter, was mich quält. Six Karb an der Wassersucht. Ob. wenn Sie wüßten — dte Angst vom Herzen, der harte Seib, da» Un wohlsein von Kopf bis Fuß Noch vorige Woche war mir nicht so übel, dock ver Professor mein» «S möchte lange schon versteckt sein Meister Josua schwitzte Wenn » wirklich die Wassers«»« war? Aber dann kam ihm wie ein Blitz der Gedanke: der Frau Erbgräsin ging's halt genau wie daheim seiner Ann» mariann — sie hatte die .Purgel' Er tippte mit dem schmalen, zerstochenen Finger auf daS seidene Nachtgewand »Euer Gnaden dürfen nicht Angst haben, die Wassersucht kann'S nicht sein, weit eher die Purgel. Wie s meine Gesponsin daheim öfters befällt, wenn Sie ein zu fettes Stück Ente oder ein zu leckeres Pastetleln gegessen hat. Wann haben Erlaucht zuletzt purgiert?' In dte Wangen der Gräfin stieg ein leises Ro«. „Ach. lieber Herr Geheimrat. daran denk« man nicht. Vor acht Tagen erst zurück au» Rom, dann drei Feste hintereinander beim Herzog, ehegestern ein Bankett in unserm Stadtschlotz: der Graf ist noch dort und kommt erst heute. . .' Meister Josua lächelte fein. „Mit Verlaub, Erlaucht, ich glaube schon, wir haben das Richtige: es ist die Purgel.' Er nestelte aus der Rocktasche ein Weitzes Beutelein mit grünlichem Pulver, schüttete ein gut Teil ins Wasserglas, rührte um, gab'» der Gräfin zu trinken und einen herzhaften Schluck Malvasier aus der nebenstehenden Karaffe danach. „In zwei Stunden werden Erlaucht dte Wirkung spüren und wieder wohlauf sein", tröstete er. Die Patientin sah. ihn dankbar an und schellte einer Zofe. .Ein Imbiß im grünen Saal für den Herrn Geheimrat, und hernach soll der Pierre ihm Schloß und Park zeigen. Er bleib« fürs erste hier" Aufatmend wischte sich draußen der verkannte Doktor den Schweiß von der Stirn. .Gott geb', daß 's nur die Purgel ist, wie Annmariann SS nennt!" Zwei Stunden später hatte daS grüne Pülverlein gewirkt, und die erlauchte Kranke saß erleichtert im Lehnstuhl am Fenster, als thr Gemahl tn Begleitung des Haushofmeisters eintrat. Sie fragte nach dem Arzt, um ihn vorzustellen. Der Mafordom zuckte die Achsel. „Erlaucht, der Herr Ge, heimrat geht draußen Arm in Arm mit dem Pierre, nennt ihn lieber Vetter und redet in einem fon von Trüdlüs und der Reise um die Welt.' .Latz ihn hereinkommen.' Um weniges später »rat Meister Josua fröhlich lächelnd ein und blieb wie erstarrt stehen, als der vornehme Fremde auf ihn zutral. .Ich freu mich sehr, wrrler Herr Doktor, datz Sie der Gräfin so schnell geholfen haben! Wie aber kommt's. daß g'rad' der Pierre Ihr Vetter ist?" Den Meister packte der Mu« der Verzweiflung, alS er die Hobe Frau so munter und wohl im Stuhl sitzen sah. „Ich bin Hal» nicht der Geheimrat Weber, für den Erlaucki Frau Gräfin mich hält, vielmehr der Schneidermeister Josua Marien auS Trüdlüs und wollt' hier meinen Vetter Peter Störz. den Pierre, nach preitzig Jahren eben mal besuchen. Am Bahnhof hab' ich nach ihm kragen wollen, da ha« mich gleich ein Silbergeschnürter gefaßt, Herr Geheimra« geheißen, in den Wagen gehoben — und Heid«! her zum Schloß Ich hab' mir wohl gedacht, daß daS alles ein Irrtum wär': aber so oil ich hab' wollen den Mund auftun hat'S geheißen: .Gewiß, gewitz, Herr Geheimra«. Erlaucht warten mi« Ungeduld!' Und die Erlaucht selber ha« mich nich« zu Wort kommen lassen Und weil ich gesehen hab. was «S war.. ' .WaS war'S denn, neunmal kluger Meister?' kragte lächelnd Graf Hatzbach „Frau Gräfin haben Hal, acht Tage gut und' viel gegessen und nich, zugeschau«. wo's geblieben ist. So geht'S meiner Annmariann pst... Das hab' ich thr eingegeben...' Der Graf nahm das Pulver, beroch «S. nieste und pruschte lau« lachend auf. .Potztausend, Leonlona! Du nahmst Curellal Für drei Groschen Curellal" Bei den Worten brach seine Gemahlin plötzlich in «in solch homerisches, nicht endenwollendeS Gelächter au«, datz Metsttr Josua leise herzutra« und ihr Gewand anrührte. „Erlaucht halte« Gnaden, auck. zu viel Lachen macht Vapeurs.. ' Aber die Gräfin und thr Gatt« lachten noch, als der .brave Helfer auS Trüdlüs längst die Tür hinter sich zugezogen hatte. " ' Eine halbe Stunde später legte Pierre seinem Vetter einen funkelnagelneuen Hundertmarkschein als Honorar hin. nur das Beutlcin mit dem Pulver lieb die Erlaucht sich auSbttten für künftige LeideckSnote. .Geh nach der Residenz', sagte der Pierre, »du machst dein Glück beim Herzog!' Aber Meisten Josua bekam Angst vor so viel Ehre, nahm sein Geld und fuhr heim zur Annmariann, ihr zu erzählen, wie er als Arzt wider Willen die Purgel der Erbgräsin geheilt hatte mit ihrem alten Hausmittel, das n- «dm vorsorglich auf die Weltreise mttgegeben hatte. Schluppes und StruVpes. «Siruppes ist erfinderisch.*