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vlanoarten marlchlerten darauf in die Stadt auf den Alt- narkt, wo der Chef des Stabes, Lutze, und Gruppenführer Schepmann unter andauernd mederprasselndem Regen den Vorbeimarsch abnahmen. Am Abend waren der Chef des Stabes und die Führer der SA Gäste des Rates der Stadt. Lutze trug sich in das Goldene Buch der Stadt Leipzig ein. Er richtete zum Schluß Worte der Mahnung und Aufmunterung an die SA-Führer: „So wie der Führer immer derselbe geblieben ist, so ist es auch unsere Pflicht, ihm in alter Weise treu zu bleiben. Wir stehen stets bereit zum Sieg am großen Werk und in Bescheidenheit genau wie unser Führern Ei» Mader de; aeuen Deutschland Zur S0. Wiederkehr des Geburkskages Nietzsches am 15. 10. Bon Werner Lenz. Der Nationalsozialismus kann in Friedrich Nietzsche einen Propheten von Weitblick und einen Vorkämpfer von ungewöhnlicher Schlagkraft zu den Seinen zählen. Dieser nationale Mensch sah die Gefahr der geistigen Uebersätti- gung, die der glänzende Aufstieg Deutschlands dem satten „Bildungsphilister" ebenso sicher bringen mußte, wie ja der gleiche deutsche Bürger tatsächlich wirtschaftlich von der Leichtfertigkeit der „Gründungszeit" betroffen wurde. Ge rade Zeiten, die großen Siegen folgen, pflegen statt „ver antwortlichen Menschen" eher „leichtfertige Leutchen" zu erziehen; und Nietzsche weist darauf hin, daß ein Sieg ge fährlicher werden kann als manche Niederlage, die letzten Endes doch wieder anspornen wird! Eigennutz und Ge nußsucht sind schlimme Verführer. Und ein Volk soll nicht verführt sondern geführt werden! Deshalb setzt Nietzsche der deutschen Jugend das große Mahnmal des Held en gedankens. Er sagt, daß es die Aufgabe der Mensch heit und der Nation sei, „einzelne große Menschen zu er zeugen". Diese Führernaturen, diese Uebermenschen, die man richtiger Vollmsnschen nennen mag, sind dann jene, die ihr Wissen und Wollen zur befreienden Tat benutzen. „Wollen befreit, das ist die wahre Lehre vom Willen und der Freiheit", verkündet Nietzsche. Er geht feurig für den Sieg der „Herrenmoral" ins Gefecht! Nicht Herdentiere soll ein Staat erzeugen und erziehen sondern eben Voll menschen. Der Uebermensch. der Vollmensch, soll lebens wahr leben; lebenswahres Leben bedeutet, der edlen Na turanlage des menschlichen Leibes und der menschlichen Seele entsprechend zu denken und zu handeln. Gesundheit und Harmonie, Stärke und Edelsinn, Schonung und sittliche Ge walt, Milde und Kraft sind Herrentugenden, zu denen der deutsche Mensch wieder erzogen werden muß, nachdem er gerade in den Zeiten wirtschaftlicher Ueppigkeit nur äußer lich ein Herr war.' der aber innerlich an der Sklavenmoral krankte, an dem giftigen Neidsinn und an der lüsternen Gewinnsucht, an der Spottfreude gegenüber allem Hehren und Hohen, die unserm Volke besonders durch orientalische Einflüsse eingeimpst worden sind! Das erkannte der Mann nach der Reichsgründungszeit bereits, als eben der Marxis mus mitten im deutschen Kaiserreich sehr tätig war, um mit dem erlogenen Gedanken eines deutschen Proletarier- tums die Massen zu fangen und sie als Soldateska des Bürgerkrieges anzuwerben l Immer sieht Nietzsche auf die Zukunft der Mensch heit und des Volkes: „Einheit des künstlerischen Stiles in allen Lebensäußerungen eines Volkes — das ist ihm — und uns! — Kultur! Ueberraschend zeitgemäß sind die Mahnungen dieses Bolksdenkers: „Nicht nur fort sollst du dich pflanzen sondern hinauf! Dazu helfe der Garten der Ehe! Ehe: so heiße ich den Willen zu zweien, das eine zu schaffen, das mehr ist als die, die es schufen!" Das ist evolutionär, ist entwickelungs- und aufbaufreudlg ge- dacht! Ueberhaupt verlangt Nietzsche vom Volksgenoffen den Sinn für das Bedeutende und Lebenswerte! Er spricht von der großen Lebenstat und kündet uns: „Damit ein Er eignis Größe habe, muß zweierlei zusammenkommen: der große Sinn derer, die es vollbringen, und der große Sinn derer, die es erleben!" Unabhängigkeit des Geistes gehört zu aller Menschenwürde! Für den Führer gilt dies wie für den schlichten Bürger. „Wie wenig Anhänger zu bedeuten baden, begreift man erst, wenn man aufgehört hat, der An hänger seiner Anhänger zu sein." Unabhängig von der Parteien Gunst lebt der Geist des Gedankens, der nicht auf Schmeicheleien sondern auf seine eigene Kraft ange wiesen ist. Aber auch der stille Mensch des Alltages soll sich unabhängig halten, zumal von den Lasten des Mate rialismus: „Nur bis zu einem gewissen Grade macht der Besitz den Menschen freier, unabhängiger! Eine Stufe Wei ler — und der Besitz wird zum Herren, der Besitzer zum Sklaven!" Die Sorge um Hab und Gut darf sich nicht zwischen Menschen und Menschenwürde, nicht zwischen Bür ger und Staat, nicht zwischen Kämpfer und Kampfziel, ja sor allem nicht Zwischen Gedanken und Tat stellen! Dann sind wir frei, dann sind wir würdig, deutsches Menschtnm , darzustellen und zu vertreten! Die ungeheuere Vielseitigkeit Nietzsches erlaubt es, sein Wirken schlagwortartig, zu belegen; war er doch ein Mei- Ium 90. Geburtstag Friedrich Nietzsche«. Am 15. Oktober 1844 wurde Friedrich Nietzsche in Röcketz bei Lützen geboren. »er oe» „rrpyorismus, oes «urzwones, oas zewens zur selbA spri^t. So sollen denn als Ausklang drei solcher „Die Geschichte wird nur von starken Persönlichkeiten ^trugen; die schwachen löscht sie vollends aus." „Die Geschichte gehört dem Bewahrenden und Ver- chrenden — dem, der mit Treu« und Liebe dorthin zurück- Mt, woher er kommt, worin er geworden ist. „Schasst euch den Begxiff eines „Volkes": den könnt chr nie edtt und hoch genug denken!" Handel und Börse Dresdner Börse vom 1». Oltober. An der Sonnabendbörsö wiesen die Kurse durchweg Besserungen bis 1 Prozent auf. Radeberger Brauerei 2L, Dortmunder, Schloßbrauerei Chem nitz, Elbewerke je 2 Prozent höher. Dittersdorfer Filztuch büßten 2, Kammgarn Schedewitz 5 Prozent ein. Reichsanleihe' Altbesitz zogen um 0,60 Prozent an. 18. Oktober. Sonnenaufgang 6.25 Sonnenuntergang 17.04 Mondaufgang 14.36 Monduntergang 23.17 1793: Hinrichtung der Königin Marie Antoinette in PariÄ Einführung des republikanischen Kalenders. — 1813 (18s u. 19): Völkerschlacht bei Leipzig: Kämpfe bei Wachau und Möckern. — 1815: Landung Napoleons l. auf St. Helenas — 1827: Der Maler Arnold Böcklin in Basel geb. (gests 1901). — 1868: Franz Ritter von Epp, General und Poli^ tiker, Reichsstatthalter in Bayern, in München geb. ' Namenstag: prot. und kath.: Gallus Rundfunk-Programm Deutschlandsender. Dienstag, 16. Oktober. 8.00: Sperrzeit. — 9.00: Sperrzeit. — 10.1S: Nippok, das Land der ausgehenden Sonne. — 1048: Fröhlicher Kindergarten. — 11.30: Funkstille. — 1140: Die deutsche Apselernte und ihrö Verwertung. — 14.00: Sperrzeit. — 15.15: Für die Muttert Neue Veschästiaungsspiele für Kinder. — 1540: Erzieherfrageh«, Aufgabe und Arbeit der HI. bei der Rückführung der Stadt* jugend aufs Land. — 18.00: Iugendfportstunde. Aus den An fängen des Flugsports. — 18.20: Iungmädelarbeit im BdM. --- 18.35: Politische Zeitungsschau des Drahtlosen Dienstes. — 18.5y.: Das Gedicht; anschließend: Wetterbericht. — 19.00: Aus der Flim merkiste. — 20.15: Alles singt mitl — 21.00: „SchwarzmanÜ und die Magd." Ein Volksstück von Walter Erich Schäfer. -7- 22.30: Diskus — Bumerang, wie entstehen sie? — 23.00—24.00t Himmlische Klänge lSchallplatten). Neichssender Leipzig: Dienstag, 16. Oktober 8,00 Für die Frau: Kind und Buch; 10,10 Schulstmk7 -L'avation"; 12,00 Schalk und Laune, Mittagskonzert; 13,10 Neue llnterhaltungs- und Tanzmusik' 14,15 Neue Schallplatten; 16,00 Nachmittaaskonzert; 17,20 Für die Jugend: Der Schlangenrina; 18,00 Sächsische Kraftsahrtruppe; 18,20 Musikalisches Feuerwerk; 19,00 Hausmusik; 19,35 Bortraa nach Ansage: 20,00 Nachrichten; 20,10 Don Pasquale, komische Oper in drei Akten von Gaetanos Donizetti; 22,00 Nachrichten und Sportfunk; 22,20 Kammer»! musik; 23,00 Unterhaltungsmusik. Orbeberrecbtssekutr: ?ünk Türme «Verlag. Halle (8aa!e) (3. Fortsetzung.) „Ich habe schon einmal gesagt, daß von einer solchen Schuld gar keine Rede sein kann. Was sich da vor Frtede- berg zugetragen hat, habe ich nie anders als eine selbst verständliche Pflicht für mich aufgefatzt. Diese Angelegen heit berechtigt Sie doch nicht, nun ständig von einer Schuld zu sprechen, die Sie mir gegenüber abzutragen hätten. Der Reisebeschluß ist übrigens unabänderlich. Ich habe bereits mit meinen Freunden darüber gesprochen. Einmal müssen wir ja doch abreisen. Bielleicht sehen wir uns ge legentlich wieder." „Sie wollen ja nicht! Sie lehnen es ja ab, in meines Balers Dienste zu treten." „Wäre Ihnen daran so viel gelegen?" Gespannt schaute Thomas Eva an. Eva Atter schlug die Augen nieder. Purpürröte über zog ihr Gesicht. Da wußte Thoma- Burian, wem das Bedauern über diese Abreise galt. Etz war ihm, als ob die Umwelt in diesem Augenblick vor ihm versinke. Er sah nichts anderes als das junge Mädchen vor sich. Er hätte am liebsten die > Geliebte in seine Arme geschloffen und dieses erglühte Ge» sicht mit Küssen bedeckt. Jedoch waren die Anlagen belebt; und gerade auch steuerte Alter mit den beiden Freunden auf sie zu. .Ja, Kinder — wo steckt ihr denn? Wir suchen euch nun schon eine ganze Weile. Nanu — was ist denn los? Meine kilia so beklommen und ihr Begleiter mit einem Gesicht, als ob er das .Große Los' gewonnen hätte." .Ich habe Ihrem Fräulein Tochter gerade die Mit- teilung von unserer Abreise gewacht." »Ihre Freunde haben mir's schon erzählt. Und nun ist Wohl meine verehrte Tochter und Reisebegleiterin ver» ürgert darüber, daß sie mit ihrem alten Herrn während der übrigen Zett des Kuraufenthalts Trübsal blasen muß? Kann ich mir denken! Gleich drei Verehrer auf einmal zu verlieren, das würde auch mir nicht gefallen." .Hat sich wa» mit drei Verehrern", brummte Robert Berger vor sich hi». Dann spitzte er die Lippen, setzte ein trübseliges Gesicht auf und pfiff die Melodie eines alten Schlagers: «Wer wird denn weinen, wenn man aus einander geht ..." ! Me übrigen lachten belustigt auf. . , .Ra, noch sind wir ja veisammen, verehrter junger Freund! Das Abschiedskonzert werden Sie sich für über morgen aufsparen müssen", lachte Alter. „Da ich mich Ihnen verpflichtet fühle für die Unterhaltung meiner jetzt so betrübten Madonna während dieser Ferientage und für die schönen Statnachmittagc, die ich dckdurch gewonnen habe, darf ich Sie wohl zu einer solennen Abschiedsfeier einladen, meine Herren?" .Gemacht!" grinste Robert über das ganze Gesicht und schaute kampfeslustig Thomas an. »Ader wir sind doch so oft Ihre Gäste gewesen, daß ich Nicht.. »Larifari, lieber Burian — wir feiern! Nicht wahr, Herr Schaeffer?" Der nickte abwesend mit dem Kopfe. Er hatte bet dew Zusammentreffen mit Eva und Thomas die Situation er kannt und wußte, daß nicht eine vorübergehende Ent- täuschung diese Niedergeschlagenheit Evas hervorgerufev hatte, zumal ihm das strahlende Gesicht des Freundes dies, Vermutung noch bestätigte. Er gönnte dem einen neidische» Blick und wandte sich dann betont höflich an Eva: »Wenn Sie, gnädiges Fräulein, der Einladung Ihres Herrn Vaters zuftimmen sollten, würde für mich persön lich dieses AbschiedSfest ein besonders gelungener Ab schluß dieser Ferientage sein!" »Herrje — kann der aber schöne Worte drechseln!' lachte Robert auf. »Also noch einmal: Gemacht! Wir sind in der Mehrzahl. Du bist überstimmt, Thomas! Dürfte ich Sie bitten, Allergnädigste, mich schon jetzt als Ihren Tisch herrn bet diesem hoffentlich nicht trockenen Mahle ge- neigtest in Erwägung zu ziehen?" Mit einer komischen Verbeugung verneigte er sich vor Eva, die über den kleinen, dicken Menschen herzlich auflachte. .Sieh da unseren Dicken an, wie der sich zuletzt noch entwickelt. Aber Berehrtester, die väterliche Erlaubnis ist unbedingt für dieses Ritteram» bei meiner noch ganz und gar ledigen Tochter notwendig. — Was ich sonst noch sagen wollte ... Ach so — mir ist da vorhin ein Gedanke gekommen: Wie wäre es, wenn wir den Abschied dort feierten, wo wir uns kennengelernt haben? Ich meine am Greiffenstetn." „Au Backe!" ließ sich betrübt Robert vernehmen. .Ich dachte, es gäbe zur Feier des Tages einmal ein Glas SchampuS. Und den wird wohl der Kneipwirt der Burg nicht auf Lager haben." Resigniert sackte Robert in sich zusammen. „Alter Schlemmer! Denken Sie denn, ich werde Ihret wegen nach meiner Rückkehr nach Hannover Konkurs an- pielden? Käseschnitten bestelle ich und Himbeerwasser dazu." Lustig blinzelte der alte Herr den Betrübten an. „Also es bleibt dabei. Wir fahren morgen am Spät nachmittag zum Greiffenstein und feiern Abschied. Ge haben Sie sich vorläufig wohl. Ich habe Hunger." Sie trennten sich. Vater und Tochter schritten zum Kur-^ Hotel, während die Freunde ihrer Pension zusteuerten, j * * * Die Sonne ging verglühend im Westen unter, als vt« beiden Kraftwagen mit Alter und seinen Gästen dem, Greiffenstein entgegenfuhren. Ein Zimmer des freund»! lichen Burggasthauses war für die Ankömmlinge reser viert. Der Wirt hatte sich mit leinen Angehörigen an-is gestrengt, den Raum recht gemütlich auszugestalten. Eine, kleine gedeckte Tafel lud zum frohen Verweilen ein. Zw seiner Freude bemerkte Roben Berger auch zwei Eis«! kühler. Er betrachtete sie mit liebevollem Blick in Er-, Wartung der kommenden Genüsse. ES entwickelte sich an de Tafel eine recht angeregte! Unterhaltung. Nur Eva und Thomas schauten zuweilen, versonnen in ihr Glas, und wurden erst immer wieder, durch einen trockenen Witz Alters oder Roberts auS ihrer, Betrachtung gerissen. Schaeffer sand seine Vermutung! vom Vortage durch seine jetzigen Beobachtungen bestätig» und versuchte, seinen Reid lind seine Enttäuschung durch! laute Lustigkeit zu verbergen. Rasch vergingen die Stunden. Eine Helle Mondnacht! hüllte den Greiffenstetn in ihren silbernen Mantel. Fmj Zimmer aber lagerte Tabatsqualm um die kleine Tafeln Eva Alter machte de« Vorschlag, diesen wundervolle«! Abend zu einem Spaziergang auf die Burgruine zu be»j nutzen und forderte zur Teilnahme auf. Thomas undj Schaeffer sprangen von ihren Sitzen auf, stellten sich zuH Verfügung, während Robert etwas vor sich hinmurmelte^ was sich wie „Mondscheinprinzesstn" «»hörte. " Aber auch Alter erhob Protest. .Du glaubst doch nicht im Ernst, daß ich zu nacht»! schlafener Zeit kn dieses Gemäuer steige? Dazu sind mir denn doch meine alte« Knochen zu schade, daß ich sie im dieser Dunkelheit breche. Ree, iS nich!" »»Ätzer Paps, es ist ja fast taghell draußen!" »Js nich, Liebste!" »Ein vernünftiger Standpunkt!" schmunzelte Robert vergnügt. .Den Greiffenstetn kenne tch übrigen« wiq weine Taschen. Und nach verborgenen Schätzen gehe ich! nicht auf die Suche, solange noch andere Schätze hier auß de« Tische stehen." »Ei« ««galanter Menschs" küchelte Eva thn an. »Viettoicht auch nicht!" grinste verschwitzt ddr dick«! Robert. .Mso meinetwegen steig da hinauf; aber überlasse unK einen Dritte« zum Skat. Was sollen wir sonst während! dieser Zett tun?" Thomas schaute Schaeffer a«, der jedoch mit einem!! kaum merkbare« ironischen Lächeln an ihm vorbei sah.. Da erwies sich der gute Berger -ls Helfer in der Rot. (Fortsetzung folgt.) - " 1