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Beilage zur „Weißeritz-Leitung" Nr. 234 Sonnabend, am 6. Oktober 1934 100. Jahrgang l^aenaruelc «uvtQoavr uoa Musrr»uoavo vordotoo! Ungewöhnlicher Formenreichtum an Kleidern. 310S Gr. 42: Hochschließendes unsere rnooene. Kleid aus in sich geripptem Woll- stoss. Ledergürtel, Pelzumrandung an Hals und Aermel. Zlvö Gr. 44: Samtkleid mit Spitzenkragen und Jabot in Prin- zehsorm. Knopsgarnitur. 3107 Gr. 44: Kleid aus Wollstoff oder Seide. Dreiviertel lange Aermel. Einseitig geschlungenes Jabot. 310S Gr. 42: Kleid aus karriertem Tast mit Plissee reich gar niert ' 310S Gr. 44: Samtkleid in Ku,uiform mit Hellem plissiertem Jabot. 3110 Gr. 42: Kleid aus Wolle mit großer Samtschleise. Die Steppereiblenden garnieren die Bluse jäckchenförmig, am Rock mar kieren sie Taschen. -Das wesentlichste Merkmal der neuen Kleider liegt in ihrer anschmiegend schlanken Liniensührung. Durch Wicke'- und Prinzeßsorm sowie Abnäher an Hängerkleidern läßt sich diese Absicht leicht verwirklichen. Bei dünnen Webarlen von Wolle und Seide tragen auch Faltenpartisn dazu bei, die Körperform vorteilhaft herauszuarbeiten. Sehr modern sind runde sowie viereckige Passen, ferner Blenden, Paspeln, die der Naht des Raglanärmels folgen und Abnäher. Letztere bilden häufig eine Zier des Kleides. Zu diesem Zweck be- In der gesamten Modenschöpsung ist ein gewaltiger innerer Um schwung wahrzunehmen. Die Mode berücksichtigt nicht mehr aus- jchließlich ganz junge und schlanke Frauen, wie dies bis vor kur zem der Fall war, sondern nimmt sich auch liebevoll sener Jahr gänge an, sür die nicht die erste Jugend sondern bereits aus geprägte Fraulichkeit den Hauptreiz bildet. „Wer manches bringt, wird Jedem etwas bringen", gilt diesmal als modischer Leitspruch, aus dem sich jedessalls der große Farben- und Formenreichtum der Herbstkleider erklärt. Es ist interessant, wieoiele Stilarten an den neuen Kleidern zu finden sind. Der sportlich-hemdartige Schnitt, ohne den man sich die schlichten Laus- und Berusskleider gar nicht vorstellen könnte, ist selbstredend geblieben. Daneben behaupten sich Kasak-Wickel- jormen und der Empirestil, der sür die vielen Taftkleider als be- ondere Neuheit gilt; ferner sieht man Kleider Im Direktoirestil und in Prinzeßsorm. Diese hat ganz besonders gute modische Aussich- ten, weil sie den Linien des Körpers folgend, die Figur vorteilhaft zur Geltung zu bringen vermag. — Auch an Stossarten und Stoss- mustern herrscht eine ungewöhnlich große Auswahl. Wellige Strei fen, reliesartige Erhöhungen, derb gekräuselte Oberflächen, Nop- endet man sie mit sorgsam eingestickten Raupen oder Pfei len. Als Neuheit an Seidenkleidern sind Schürzenteile zu erwähnen, die einen beschwingten jugendlichen Eindruck Her vorrufen. Die Vorliebe für Taft äußert sich nicht nur bei Blusen, sondern auch bei Kleidern. Man sieht sehr viel ka rierte schottische und glatte Taftkleider in verschiedenen Stil arten. Dunkle, vornehmlich schwarze und braune Wollkleider werden jetzt häusig mit einer Helle« Tastkrawatte verziert. Auch Kragen- und Stulpenteile aus Tast, die man mit re- liesartiger Stepparbeit versieht, gehören zu den letzten Mo- pen, stichelhaarige Effekte, Wollgewebe, die sich wie Rupjen an- sühlen, Karomuster und Krepp in allen möglichen Arten wetteifern um die Gunst der Frauen. Die Modeeinsälle sind so zahlreich, daß die richtige Auswahl in diesem Herbst nicht ganz leicht fallen dürste. Auch die Modefarben stehen an Mannigfaltigkeit nicht zurück und übertreffen beinahe die Reichhaltigkeit des 'Regenbogens. Neben schwarz und allen dunklen Tonen meiden die vom Sommer über nommenen Nüancen in Grau, Grün, Blau und Rot in Gunst. Die Modeschöpfer nahmen das Gesamtgebiet der Gastronomie zuhilfe, um reizvolle Einfälle zu verwirklichen. Der Satz des Weines, der Ton der Brombeere, der Himbeere und Heidelbeere, derjenige des Kakaos, des Zimmts, der Pflaume und Korinthe sind heute Mode farben. Dazu kommen noch Mahagonirot sowie Mattblau und Lila, das man als Garnitur sür schwarze Kleider zu verwenden gedenkt. Wir müssen uns damit begnügen, nur die allgemeinen Richt linien und besonders neuartigen Einfälle der Macharten anzusüh- ren. Die Ausschnitte werden seltener, ja sie fehlen vielfach völlig, und das Kleid schließt lose aber hoch am Halse an. Wo sich Ausschnitte behaupten, werden sie unregelmäßig geschnitten. Nur der regel mäßige spitze V-Ausschnitt olieb erhalten. Er wird bei dunklen deneuhelten. Die Vorliebe für Knöpfe besteht unverändert fori. Warme Woll- oder aus Strickstosfen verfertigte Klei der werden ulanenmähig zugeknöpft. Während hierbei sport liche runde Knöpfe am Platze sind, gehören aus die seidene« und Samtkleider drei-, vier- oder sechseckige Gebilde «tu» allen möglichen Materialarte«, wie Jett, Straß, Glas, Achat, Bernsteinimitatton usw. Hier zeigt sich da» modische Bestre ben, die Garnierung nicht nur vorn, sondern auch rückwärts, in diesem Falle also als ziemlich tief in den Rücken lallend» Knopfleiste anzubringen Kleidern gerne mit einem glitzernden Clip geschlossen. Bemerkens wert ist ferner das Bestreben, die Garnierung rückwärts anzu- brinzen. Schärpenenden, Schleifen und Knopfleisten werden dort hin verlegt. Die von der Achsel ausgehenden Schlupfen fallen eben falls nach hinten. Noch immer gefallen aus zwei Stossarten zu sammengesetzte Kleider. Im Augenblick werden auch Samtkleider kombiniert. Karrierter, meist in kleinen Würfeln gemusterter und einfarbiger Samt ergeben reizvolle Zusammenstellungen. Schwarz rot oder in verschiedenem Blau gemusterter Samt ist das Aller neueste. Bei solchen Kombinationen kann die Mode der Kafat- kleider bestens zur Entfaltung gelangen. An den neuen Taftkleidern, die karriert, schottisch und auch einfarbig zu sehen sind, werden Knopfgarnituren angebracht. Diese und die vielen weihen Gar nituren ergeben einen praktisch - sportlichen Eindruck. Abstehende Tüientaschen, nach außen gerichtete Abnäher bei Prinzeßkleidern, gewickelte Blusensormen aus leichter Wolle oder Krepp, sowie regelrechte Schürzenteile an Seidenkleidern bilden ebenfalls wichtige Merkmale der neuen Kletdermode. Obwohl der Aermel im Mittel punkt des Interesses steht, werden Uebertreibungen des Schnitt» vermieden. . , . . , -e-r.' 7 VS« PlsiivGrs«»« rinrichtungsgegenstän-e früherer Zelten. Unsere Gebiete stehen hinsichtlich der Wohnkultur unter allen Ländern der Erde an erster Stelle. Bedenkt man, daß die ersten Ansätze gesundheitlichen Wohnens verhältnismäßig jung sind, und daß man noch vor einem Jahrhundert unhygienisch und unbequem wohnte, so wird man die rasche und durchgreifende Entwicklung auf diesem Gebiete besonders schätzen. Wir sind gewohnt, sür jeden Daseinszweck besondere sachgemäße Möbel zu benützen. In alter Zeit gab es nur Tische, Bänke und den sehr wichtigen Herd. Die Bank diente zum Sitzen, Schlafen und zur Ausnahme verschiedener Gegenstände, die man darauf schichtete oder in ihrem Innern barg. In diesem Falle handelle es sich um Truhenbänke. Nur sehr Reiche leisteten sich Schreine und eigene Betten sowie Büsjets, doch sind diese ebensalls erst verhältnismäßig spät anzutrejjen. Bei den alten Germanen bildete der Herd eine heilige Stätte. Er war das Symbol der Ehe und Familie, und selbst der verhaß teste Feind war, wenn er sich an den Herd rettete, vor Verfol gungen sicher. Die Lage des Herdes wechselte öfter. Zuerst gab es nur Einraumhäufer, später jedoch kamen, wie wir aus der Edda ersehen können, eigene Back- und Küchenhäuser hinzu. Selbst von einem Brathaus, das im Backhaus untergebracht war, ist die Rede. In Island war es bis ins dreizehnte Jahrhundert üblich, das Gesinde Im warmen Backhaus nächtigen zu lassen. Aus alten Klosterchrontken ist bekannt, daß die Armen im Backhaus bewirtet wurden, wo es warm war und sich auch Borräte zum Verteilen befanden. Schon Tacitus spricht übrigens von Webhäusern, in denen die Frauen der damals alltäglichen Verrichtung des Webens und Stickens oblaqen. Die hölzernen Bänke, die ehemals In jedem Wohnhaus standen, waren nichts weniger als bequem. Deswegen wurden sie mit Kis sen verkleidet. Diese Vorläufer unseres modernen Sosas nennt Hans Sachs „Faulbett". Die Ausdrücke Kanapee" und .Lotter bett" entstanden etwa« später, als man gegen diese Art Ruhe lager zu Felde zog, weil man daraus eine Verweichlichung ab zuleiten vermeinte. Die ungeheuren Schriftrollen und Pergamentbogen, deren sich die geistigen Arbeiter des Mittelalters bedienten, machten eine schnelle Ueberstcht höchst schwierig. Im sechzehnten Jahrhundert ging man dazu über, in Studierstuben Lederriemen an die Wand zu nageln. Diese nahmen die beschriebenen Papiere auf und mach ten sie von außen kenntlich. In Ihnen find die Vorläufer unserer modernen Registratur zu erblicken. Um diese Zeit kamen auch die sogenannten Bettpfannen, Ur- ahnen des modernen Heizkissens, auf. Sie bestanden zumeist au» Küpser, wurden reich ziseliert und sanden ihren Platz neben dem Bett, das sie vor Gebrauch angenehm durchwärmten. In länd lichen, besonders in Bauernhäusern Deutschlands, wurden dieBet- ten gerne in die Wand eingelassen. Zu diesen BettschreiNett' führ ten ein paar Holzstufen empor. Tagsüber olieb das Bett unsicht bar. Unsere moderne Architektur, die in .KletzMchywM» Bett? Nischen bezw. Betteinbauten anbringt, lebnt sich in dieser Hinsicht an eine alte Einrichtung an. Verlaatschuittmukter au- kür Abonnenten. Mäntel, «öltüme. «leider VM M- Blulen. Röck». Kinderaarderobt. Wäsche 0.SS M. Lu beriebeu durch die Geschäftsstelle