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- Erscheinungsdatum
- 1934-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-193410068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19341006
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19341006
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Weißeritz-Zeitung
-
Jahr
1934
-
Monat
1934-10
- Tag 1934-10-06
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Monat
1934-10
-
Jahr
1934
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Kredit- M MMM Von besonderer Bedeutung für di« Entwicklung des Bauernstandes sind die Untersuchungen -er Deutschen Ren tenbank-Kreditanstalt über die Kreditlage der deut schen Landwirtschaft. Handelt es sich hier doch um einen Zeitabschnitt, -er in der allgemeinen Lage einen Wendepunkt darstellt. Die bis zum Jahre 1931/32 immer noch festzustellende Verschuldungszunahme ist in Ostdeutsch- land auf die Hälfte zurückgegangen, und in Westdeutsch- land hat bereits eine — wenn auch geringe — Abnahme der Verschuldung stattgefunden. Zu berücksichtigen ist. daß die Untersuchung mit dem 1. Juli 1933 abgeschlossen ist, also zu einem Zeitpunkt, als der Nationalsozialismus di« Geschicke der Landwirtschaft in die Hand nahm. Die Er gebnisse zeigen aber auch in voller Deutlichkeit, -aß bei den Schwierigkeiten der Schuldverhältnisse die Gesundung der Landwirtschaft erst allmählich herbeigeführt werden kann. Als erfreuliche Erscheinung ist in letzter Zeit auch die beachtenswerte Zunahme des Jnlandoerbrauches an Zucker zu vermerken, die ihrerseits wieder auf die Besserung der Wirtschaftslage durch Wiedereinstellung von Millionen in den Arbeitsprozeß und zum Teil auch auf die gute Obsternte zurückzuführen ist. Im weiteren Zusammenhang mit den Bestrebungen der deutschen Landwirtschaft, die Erzeu gung an. solchen Roh st offen, die wir bisher e!n- ühren mußten, durch entsprechende Kulturmaßnahmen zu teigern, ist auch die Zunahme des Düngerverbrauches zu werten. Besonders Oelfrüchte und ferner Wiesen und Wei den, die in Zukunft für di« Beschaffung von hochwertigem eiweißhaltigen Futter von größter Wichtigkeit sind, dürften reicher gedüngt worden sein als bisher. Die Deoisennot und das Bestreben d«r Reichs- regierung, möglichst viel ausländische Rohstoffe durch hei mische Produkte zu ersetzen, veranlaßte den Reichswirtschafts. Minister, Maßnahmen zu treffen, um eine stärkere Aus- Nutzung -er Braunkohle für Benzingewinnung zu erzielen. Er bat -eshalb eine Verordnung erlassen, nach der sämtliche Unternehmen des deutschen Braunkohlenberg baues Zu wirtschaftlichen Pflichtgemeinschaften zusammen- geschlossen werden. Dies« „Hflichtgemeinschast Braun kohle" soll eine Anlage zur Gewinnung von Benzin aus Braunkohle errichten, die zwar Eigentum der Gemeinschaft ist, aber unter Aufsicht des Reichswirtschaftsministeriums steht. Di« Benzingewinnung aus Braunkohle wird in Deutschland schon seit mehreren Jahren betrieben, und zwar mit Hilf« von zwei Verfahren: Hydrierung -er Braunkohl« und Verschwelung der Braunkohl«. Bahnbrechend auf dem Gebiet der Benzingewinnung aus Braunkohle ist die I. G. Farbenindustrie die bekanntlich in Leuna eine große Hy- -rieranlage besitzt. Man begibt sich also mit den vom Reichswirtschaftsmimsterium geplanten Maßnahmen keines wegs auf Neuland. Auch die finanziellen Schwierigkeiten wird man beseitigen können. c Neben dieser fabrikationsmäßigen Benzingewinnung Ist man auch verstärkt mit Erdölbohrungen beschäf tigt. Dieses groß« Interesse am Erdölmarkt rief das Spe- tulantentum In der Erdölindustrie so stark auf den Plan, daß sich sowohl das Reichswirtschaftsministerium als auch die Bereinigung der am Handel mit Kuren und amtlich nicht notierten Werten beteiligten Bankgeschäfte'Rheinlands und Westfalens «. V., Essen, zu Warnungen vor Erdölspekulatio nen entschließen mußten. Leider hatte di« deutsche Erd ölindustrie durch den größten Oelbrand Deutschlands auf der Zeche in Nienhagen am vergangenen Sonnabend einen großen Schaden zu verzeichnen. Er wäre noch erheblich grö ßer geworden, wenn es nicht durch «In n«ues Schaumldsch- oerfahren gelungen wäre, den Brand am Sonntag früh in genau 28 Minuten zu löschen, nachdem das Feuer 24 Stunden lang jeder Bekämpfung getrotzt hatte. Mit dieser Tatsache Kat deutsche Forscherarbeit «inen schönen Erfolg zu verzeichnen. In der abgelaufenen Woche konnte «ine Reihe Han- delsverträgsverhandlungen und Besprechungen über Verrechnungsabkommen zu Ende geführt werden. So wurden di« deutsch-ungarischen Wirtschaftsberatungen im beiderseitigen völligen Einverständnis abgefchlossen, das deutsch-argentinische Handels- und Zahlungsabkommen, das wesentlich von dem Gedanken unserer Rohstoffsicherung aus Argentinien getragen ist, wurde unterzeichnet, und der Zah lungsverkehr mit den Niederlanden ist neu geregelt wor den. Das gleiche gilt für Finnland, mit dem ein am 1V. Oktober in Kraft tretendes V«rrechnungsabkomm«n ge schlossen wurde. Das Abkommen geht davon aus, daß Deutschland aus dem Handelsverk«hr mit Finnland einen De visenüberschuß erzielt. Man sieht, daß die deutsche Handelspolitik zur Zeit mit Hochdruck arbeitet, um der deutschen Wirtschaft neuen Impuls zu geben und all di« Schwierigkeiten zu bannen, die sich durch unsere Devisenlage einstellen. In gleicher Rich tung geht die Privatinitiative, die sich durch Vermitt lung von Tauschgeschäften betätigt. So hat das Leipziger Meßamt «ine Vermittlungsstelle für Tauschge schäfte eröffnet, die Handelskammern In Bremen und Ham burg unterhalten Beratungsstellen für den Warenaus- tausch,-und auch einige Zeitungen sind bereits dazu über gegangen, Dienste für Kompensationsgeschäfte einzurichtem Neuer Elam «m Hamburg Da« vom Staat zurückgegeben werden soll. Wien, 6. Oktober. Das christlichsozial« „Linzer Bolksblatt" veröffentlich! Einzelheiten aus den Verhandlungen mit den Vertretern des Hauses Habsburg über die Rückgabe des Habsburger Vermögens. Bei diesen Verhandlungen wird unterschieden zwischen dem Fideikommißvermögen der Habsburger und dem eigentlichen Kronoermögen. Das ehemalige Kronver- mögen, zu dem die Hofburg, das Schloß Schönbrunn und auch di« Schatzkammer gehören, steht außerhalb des Be reichs der Verhandlungen und verbleibt im Besitz des öster reichischen Staates. Beim Fideikommißvermögen wird eine Teilung vorge nommen. Vermögensteile, die einen mehr gemeinnützigen Charakter ! tragen, wie die Staatsbibliothek und die Familienbibliothek des Hauses Habsburg, sollen dem Staate verbleiben, wäh- >rend die Kunstschäke, das sogenannte Fideikommiß der j Sammlungen, einschließlich des wichtigsten österreichischen Kunstbesitzes i« den Hofmuseen, dem Hause Habsburg zu- rückgegeben werden sollen, allerdings mit der Einschrän kung, daß sie der Oeffentlichkeit ungeschmälert zur Verfü gung stehen müssen. Auch da« große Naturhistorische Mu seum soll zurückerstattet werden. , Zahlreiche Güler wie die berühmten Schlösser Laxen- burg, vrlh und Lckarlsau, dann die Güler Groh-Lnzer»- dorft Ruhendorf, Pöggslall, Matligbofen, Slein-Arampen, fünf wiener Häuser sowie zwei Palais und der Habsburg- Lothringische Hausschah sowie der Privatschmuck sollen ebenfalls zurückgegeben werden. Aus dieser Darlegung er sieht man, daß die Vermögenskelle, die den habsburgern iurückerssattet werden sollen, einen unermeßlichen Wert -ar- stelle»- Doumergues Resormplime Der französische Ministerpräsident im Rundfunk. pari», 5. Oktober. Der französische Ministerpräsident Doumergue sprach erneut im Rundfunk zum französischen Volk. Er bezeichnete ich als ergebenen Verteidiger der freien französischen Jn- titutionen, kündigte jedoch Reformen an, die diese Jnstitu- tonen durch die Schaffung einer Regierung mit genügend Autorität vervollständigen sollen, so daß die Regierung ge- wiß sei, zur Erfüllung ihrer Aufgabe lange genug leben zu können. Die Erfahrung habe bewiesen, daß die französischen Regierungen diese Autorität nicht mehr gehabt hätten. Wenn ein Land soweit gekommen sei, dann trete Unordnung ein, und auf sie folge Anarchie. Die Anarchie ziehe unvermeid lich die Diktatur entweder eines Mannes oder einiger Män ner oder eines siegreichen Landes nach sich. Er wolle Frank reick, ein solches Schicksal ersparen. Die von Ihm geplanten Bestimmungen würden die Institution des Parlaments, die von verschiedenen Seiten sichtlich bedroht sei, festigen. Seine Absicht gehe dahin, eine Mnisterpräsidentschaft zu schaffen, die über ein ständige» Büro und ein ausgesuchtes Personal verfüge. Außer dem Statistischen Amt würde der Ministerpräsidentschas» da» Generalsekretariat de» Obersten Rate» der Landesverteidigung und der neu zu organisierende Wirsschaftsrat angegliedert werden. Dieser Wirtschaftsrat werde aus von der Regierung be stimmten, qualifizierten Vertretern der Wirtschaft des Lan des — Bauern, Kaufleuten, Industriellen, Äerkehrsunter- nehmern, Bankiers und Kredttoerteuern, Handwerkern und Arbeitern — zusammengesetzt sein. Er werde nur beratende Befugnisse haben. Zur Verstärkung des nationalen Wirt schaftsrates werden eine Anzahl regionaler Wirtschaftsräte geschaffen werden. Doumergue betonte den dringlichen Cha rakter der Reformmaßnahmen. Zur Außenpolitik führte er aus: „Die Regierung hat ich in der Ferienzeit auch sehr mit der Außenpolitik ve- chäfttgt. Sie ist fest entschlossen, alles nur Mögliche Zu un, um den Frieden aufrecht zu erhalten. Die französische Politik hat sich durch die ergriffenen Initiativen oder durch Unterstützung aller Jnktiatioen, die die gleichen friedlichen Ziele verfolgen wie Frankreich, besonders tätig gezeigt. Die Aufrechterhaltung des Friedens bedingt unsere ganze Außen politik. Frankreich hegt, wie ich ost und ost gesagt habe, keine Rachsucht und keinen Hatz gegen irgendein anderes Land. Es nährt keine ehrgeizigen Pläne, über die dieses oder jenes Volk in Erregung geraten könnte. Es wird sich stets aerü zu allen Ententen bereitfinden, deren aufrichtiges Ziel die Aufrechterhaltung des Friedens sein wird, selbstverständ lich unter der Bedingung, daß keine dieser Ententen Frank- reich verpflichtet, auf etwas zu verzichten, was es für seine Sicherheit als unerläßlich ansieht. Frankreich weiß aus grausamer Erfahrung nur zu gut, was es kostet, allzu schwächlich zu scheinen. Diejenigen, die wirklich den Frieden wollen, sind nicht die, die sich damit begnügen, „Frieden zu blöken^ und die Arme zu verschränken. Jene beschwören, wie ich gern zugeben will, unbewußt, aber sicher eines Tages den Krieg über ihr Land herauf. DK Leute, die diese Gefahr abwenden wollen, halten ihr Land in dem Zustand einer guten Verteidigung für den Fall, daß e» angegriffen werden sollte. Ich verabscheue den Krieg, ich erkenne seine Schönheit nicht. Vie fürchter lichen Hekatomben bleiben für mich eine sehr schmerzliche Erinnerung." Doumergues Rede klang in einen Aufruf zur Einig keit aus. WMM Rkiltenimlt Der Rückschlag, d«r am Renienmarkt nach -er teilweise speku lativ bedingten ÄufwürtSbeivegwng um die Aahre-iwe^e herum eingetreten war, ist überwunden. Seit Anfang August ist der amt liche 2nLex der Rentenkurse langsam! aber ohne Unterbrechung bis jetzt von 87, 44 auf 88,25 angestiegen, und besonders in den letzten Tagen hat sich diese Entwicklung verstärkt fortgesetzt, wobei vor allem der Pfandbriefmorkt im Vordergrund stano. Neben den er- he bliche ren Schwankungen, die am Aktienmarkt zu beobachten waren, bewahrte der Reiitenmarkt in allen seinen Teilen «ine er freuliche, von spekulativen Schwankungen freibleibend« Stabilllät. Di«» lfl vielleicht da» beste Zeichen für die Wiederkehr de» Ver trauen» breitester Bevölkerungsschichten in den Pfandbrief und in die öffentlichen Anleihen. Zn d«r Tat sind im Gefolge d«r Ausbaupolitik des National- so-ialiSmu» die Grundlagen des Rentenmarktes erheblich erstarkt. Der Kredit de» Reiches, der Länder und Gemeinden ist dank der vorsichtigen Finanzpolitik und der steigenden Steuereingänge völlig , wiederhergestellt, was für die Stabilität der Anleihen von entschei dender Bedeutung ist. B«i den Pfandbriefen und Renkenbriefen, deren Zinsen noch zu jeder Zeit — auch in der schwersten Krise — prompt gezahlt worden sind, verbessert sich die Deckungsmasse erst- j klastiaer Hypotheken ständig. Die Hyvolhekenzinsen der Grund- ! Kreditinstitute gehen vollständiger als bisher ein, weil mit der He bung der allgemeinen Kaufkraft auch die Lage de» HauSbesitzes und der Landwirtschaft eine nicht unbeträchtliche Erleichterung erfahren Hal. Angesicht» dieser günstigen Entwicklung und der Stabilität der Kurse, die Einbuhen bei Veräußerung von Renten heute im Gegen satz zu früher ausschllehen, ist es verständlich, dah die Anlage von Ersparnissen in Pfandbriefen und öffentlichen Anleihen mehr und mehr wieder jene Bedeutung erlangt die sie vor den Brünlngschen Zwangseingriffen hatte. Die Kurshebung am Markt der Pfandbriefe und öffentlichen Anleihen, durch die allein zunächst die Senkung de» landesüblich«» Zinssatzes erreicht werden kann, wird «rfreutlcherweife von zahl reichen öffentlichen und privaten Grohanlegern unterstützt. So hat der Präsident de» Relchsocrsjchcrungsaime» kürzlich In einem Schreiben an die önoalidenversicherungSträger betont, -ah die von der Regierung gesetzlen Ziele in der Kreditpolitik nicht nur durch Gewährung dlrekier Hypotheken, sondern auch durch Anlage in Rentenwerten, insbesondere auch in Pfandbriefen wirksam ge fördert werden könne. Die VersichenmaSgefestschmten, insbesondere die Lebensversicherungen, l«en in wachsendem Matze thre steigen den Prämienreserven in feswerzinStichen Werten, wie Pfmchhrie- fen^ öffentlichen Anleihen «sw. an. Auch die Sparkassen sind ge- willt, sich in den Dienst einer «v-gMigen Gesundung de» Renlen- markkes zu stellen. Der Präsident de» Deutschen Sparkassen- und Giroverbaube», Dr. Kleiner, betonte kürzlich auf dem Hessen- Nassauischen Sparkastenverbandstag: „Dio Zinskonversion könnte gefördert werden, wenn vielleicht -Ze Sparkassen über die genannte LiquiditälSreserve hinan» Beträge zur Anlage in festverzinslichen Merten frekbekämen. Die angekauften Wertpapiere mühten aller dings zu pari in der Bilanz ausgenommen werden können." Erziehung -es CharaNers Da» Ziel der nationalpolitischen Erziehungsanstalten. Ausgehend vün der Erkenntnis, daß es nicht dem Zu- all überlassen bleiben darf, ob der nationalsozialistische Staat in den kommenden Jahrzehnten Führernachwuchs be sitzt, hat Reichsminister R nst in stiller Arbeit zunächst für Preußen einen neuen Schultyp geschaffen, der im Erzie hungswesen eine besondere Stellung einnimmt: Di« natio nalpolitischen Erziehungsanstalten. Was wollen diese Schulen, von denen es bisher zehn in Preußen gibt? Ihre Einrichtung bedeutet nichts mehr und nichts weniger als eine Revolutionierung des bisherigen Schulsystems im nationalsozialistischen Sinne, dessen Auf gabe hauptsächlich darin bestand, den Schülern ein bestimm tes Maß von Wissen, das auf den höheren Schulen in einer Abschlußprüfung überprüft wurde, mit auf den Lebensweg zu geben. Darüber hinaus begnügte man sich mit dem Ziel, die Schüler zu moralisch einwandfreien Menschen zu erzie hen. Die nationalpolitischen Erziehungsanstalten wollen mehr, si« wollen den einzelnen Berufen einen Nachwuchs zufuhren, der in Gesinnung und Charakter mit jeder Faser des Herzens nationalsozialistisch ist unü in seiner ganzen Lebenshaltung im Sinne der nationalsozialistischen Weltan schauung später vorbildlich wirkt. Das läßt sich nur in Form einer Gemeinschaftserziehung erreichen. Von Sexta bis Prima leben die Jungen mit Ausnahme der Ferien in den Schulen. Hier erhalten sie das notwendige geistige Rüstzeug, wobei die Jungens in den Fächern, für die sie eine besondere Neigung zeigen, schon frühzeitig ge fördert werden. Hand in Hand mit dem Unterricht geht die weltanschauliche Schulung, von deren Warte aus jedes Lehrfach durch die Lehrkräfte, die durchweg alte Parteimit- gli^ier und Kämpfer sind, beleuchtet wird. Neben der Uebermittlung des notwendigen, wissenschaft lichen Stoffes, der allerdings frei ist von allem unnötigen Ballast, steht in erster Linie die Erziehung des Charak ters als Lehrziel der Anstalten. Ganze Kerle sollen er zogen werden, keine wissenschaftlich hochgebildete Schwäch linge, keine Feiglinge und Angeber. Dementsprechend nimmt auch die körperliche Ausbildung einen breiten Raum ein. Alle Arten von Sports werden in den Anstalten getrieben, die Schüler können sich betätigen, wo ihre besonderen Nei gungen liegen, sie lernen aber auch Reiten, Autojahren und Segelfliegen. Dazu tritt der Seländesport mit seinen hohen erzieherischen Werten. Zum letzten Mate- in diesem Jahre waren in der ver gangenen Woche -le Schüler sämtlicher nationalpolitischer Erziehungsanstalten zu> einer großen geländesportlichen Uebung m dem Bergland zwischen Lein« unü Weser zu sammengezogen worden, um dort zu überprüfen, was aus diesem Gebiete bisher geleistet worden ist. Acht Tage lang hallten die sonst so stillen Täler und Berge wider von den Kampfgesängen einer begeisterten Jugend, von den Wir beln der Trommeln und den Klängen der Hörner. Gemein sames Ertragen von Strapazen härtet den Willen, frei willige Unterordnung stählt den Charakter, Mannschafts leistung erfordert sozialistisches Gemeinschaftsgefühl. Tag für Tag wurden Geländemärsche von 35 und mehr Kilome tern durchgeführt, bei denen auch die Jüngsten der teilneh menden Klassen, di« Quartaner, tapfer mithielten: sie sind sögar die eifrigsten unü begeistertsten von allen. Dann marschierten die Jungmannen zur Weser, wo bei Polle, gegenüber der aki die Taten der Vorväter erin nernden Burgruine, ein Gemeinschaftslager bezogen wurde. Die schönen Tage, die uns dieser Herbst geschenkt hat, wur- üen weidlich ausgenutzt. Durch die Weser schnellten braune Iungenkörper, auf den Wiesen wurde gelaufen, gesprungen, gespielt, gerauft und geworfen. 1500 Jungmannen ermittel ten in einem Dreikampf den Besten jeder Altersklasse und die beste der zehn Schulen. Dann ging es heim, Ferientage winken im Elternhaus. . Von dem Erlebten werden die Jungen aber noch lange spre chen, wenn die Arbeit in den Schulen sie bereits neuen Zielen entgegenführt. Dr. St Kartoflelseuer Kartoffelfeuer senden ihre Rauchschwaden über das braune Feld. Da und dort hat die Kartoffelernte begonnen und so erleben wir wieder das herbstliche Schauspiel der Verbrennung des Kartoffelkrautes. Wenn wir diese Feuer sehen, dann wissen wir, dah der Herbst im Lande ist. Ich möchte die Kartoffelfeuer die Feuer der Jugend nennen. Denn die Jungen zumal haben an diesem Feuer ihre köst liche Freuüe. Sie mögen es gerne so hoch als nur angängig lodern sehen, ihr Kartoffelfeuer, sie häufen das Kraut von den zertretenen Furchen, von den aufgeschichteten Ablage plätzen nochmals zu einem großen Haufen und setzen ihn in Flammen. Das Köstlichste dabei ist aber nicht der feurig« Schein oder der in einer schier endlosen Fahne abziehende Rauch. Nein, das Schönste daran sind die in diesem Feuer gebratenen selbst aufgelesenen Kartoffeln. Glaubt mir, sie schmecken hier auf freiem Felde viel besser als zu Haus«, wenn sie die Mutter auf den Tisch bringt. Diese Kartoffeln, aus dem Kartoffelfeuer herausgeholt, munden auch ohne Fett oder Salz wie eine herrliche Speise. An diesen Feuern der Jugend saßen einst die Knaben aus der Stadt, die auf dem Lande zu Besuch waren. Ihnen waren die Feuer etwas Neues, ein Symbol der Ungebundenheit ländlichen Lebens. Sie haben nicht nur von diesen selbstgebratenen Kartoffeln gegessen, sie haben gleichzeitig auch dabei ihre ersten Pfeifen geraucht, unü zwar bestanden die Pfeifen «us einem Stück Holunder unü der Tabak waren die brau nen Blätter, die zu Boden gefallen waren. Diese ersten Pfeifen wurden mit größter Andacht geschmaucht, aber was hintecher kam — nun ja, auch das gehörte von da ab zu! tem Begriff „Kartoffelfeuer*..
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