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Deine Reatna." Vrkvberrecktssebutr: künt l :n>o-Verlag, UaUo (Laalo) Nachdruck verboten. 13s daj h< froh, daß eine De mich lautlos verschwinden, melde nichts davon der Polizei! du hierbleiben wolltest; unsere Liebe soll und muß er L * * zog da, es zurück, doch dein das Es (n Zeit. Frau Hensel nickte tragisa,. Sie! auf per SP Berta Hensel hatte Lutz Gärtner ckblauern und ihm melden müssen, er könne von jetzt an bei Hellem Tage ins Haus kommen, ihr Vater wäre abgereist. Und so kam er schon am Nachmittag, war sehr froh darüber, und beide saßen nun im Wohnzimmer Hand in Hand aus dem Sofa und redeten von ihrer Liebe. „Wenn du das nächste Mal heim nach Deutschland kommst, bittest du Vati mutig um meine Hand. Er wird dann nichts dagegen haben, daß wir uns heiraten", ver sicherte sie mit leuchtenden Augen. Sie trug ein grünes Samtkleid, moosgrün mit weißem Seidenkragen und sah darin entzückend aus. Ihr Gesicht strahlte vor Frohsinn. Es war nach Tisch, und Doraltes bat Frau Hensel, Kaffee zu bereiten. Die brachte denn auch bald das Getränt, und lachend machten sich die beiden Glücklichen ans Trinken und Essen, denn „Hänschen" hatte immer selbstgebackenen Kuchen im Hause. Draußen klingelte es zweimal scharf und kurz. Frau Hensel ging öffnen und trat bald darauf ein bißchen erregt wieder ins Zimmer, rief schon von der Tür her: „Zwei Telegramme für dich, Doraltes — gleich zwei, das ist doch sonderbar." Doraltes bat so, also durfte auch er ntcht auf die Polizei laufen und dort von seiner Angst um Doraltes reden. Er wußte ja nicht, um was eS bei ihr ging. Die Worte: Lüge! Pranger! Selbstmord ist Sünde! Diese Worte tanzten um ihn herum, wie mit schweren, täppischen Schritten, schienen sich über ihn lustig zu machen Er kam zu einem Entschluß. „Laß die Detektivin vorläufig wettersuchen!. Ich gehe jetzt in mein Hotel. Unterwegs werde ich ein Telegramm an meine Haushälterin aufgeben. Die Antwort will ich im Hotel abwarten. Ich möchte jetzt natürlich keine Minute versäumen. Je eher die Depesche fortkommt, desto besser!" Sie wollte ihm anbieten, das Telegramm hier aufzu setzen; aber sie unterließ es, fürchtete sich vor seinem Ge sicht, in dem jetzt kein bißchen mehr von der Wtedersehens- freude war, die es bei seinem Eintritt übersonnte. „Ich werde dir sofort telephonieren, sobald ich Ant wort aus Mooshausen erhallen habe!" versprach er und reichte Ihr, nur von Vatersorge erfüllt, flüchtig die Hand. Edda von Stübnitz empfand das mit leichter Traurig keit. Nachdem er gegangen, erstattete sie Doktor Kon stantin ausführlich Bericht. Der schüttelte verwundert mit dem Kopfe. „Eine sehr merkwürdige und befremdende Geschichte ist das. Eines aber ist sicher — Doraltes Wolfram ist ganz anders veranlagt, wie ihr Vater sie sieht. Er mutz ein Spietzer allerschlimmster Sorte sein, der jede Harmlosigkeit der Jugend als wilden Streich oder dergleichen auffatztl" Edda von Stübnitz gab das nur ungern zu; so glaubte sie den Jugendfreund nicht zu kennen. Dennoch, wie Fritz Wolfram seine Tochter geschildert, so war Doraltes nun und nimmermehr. DoralieS fand eS auch sonderbar, aber sie stellte nicht erst fest, riß lieber rasch das Telegramm auf. war lang. Sie wurde beim Lesen rot und blaß, ihr Gesicht sich sichtlich in die Länge. Ganz verdattert stand sie stotterte endlich: „Aber das ist doch ruppig von Reginy Sie brachte vor Erregung nichts weiter Heraus Frau Hensel fragte: „Wa» gibt'» denn, Rind doch nicht gleich s» wie vor den Kaps geschlagen I" Lutz Gärtner zog DoralieS die Depesche au» der Hand, laS laut: „Mache nicht mehr mit, bin fort von Frau von Stübnitz, die aber nicht Weitz, wo ich mich aufhalte. Hab« Stellung angenommen. D« mutzt deinen Vater sofort darüber aufklüren, was wi, getan; auch Frau von Stübnitz mutz unterrichtet werden. Ich bedaure die Torheit von ganzem Herzen. Wahrheit ist notwendig, Doralies; jede Stunde ist kostbar. Brief folgt in einiger begreifen." " zVüti kann aber schrecklich bockig sein", klagte Doralies. Frau Hensel entschied sich: „Ich telegraphiere, daß DoralieS hier ist, und alles andere wird sich finden. Er ängstigt sich, das darf er nicht — er hängt doch so sehr an dir." Sie lief schon zur Tür, rief noch von dort her: „Das kann ein schönes Kriegsgericht werden!" Lutz Gärtner hatte zu tun, Dorütws zu trösten. Sie klammerte sich an ihn, als wollte man sie ihm tNtrdigen, und flüsterte immer wieder: „Ich gehöre dir, und was konnte ich denn tun, wie konnte ich mir denn helfen, als mich Vati gerade nach Berlin schicken wollte, als du kommen solltest? Jch^wäre ja todkrank geworden, wenn ich dich nicht hätte^wtebersehen dürfen!" Sie küßte ihn. „Lutz, hilf mir — ich kann ohne dich nicht leben." Frau Hensel aber warf nur^ein dickeS Tuch um und eilte, so rasch sie* kvmtte, Nach der Post. Dort am Schreib pult im Schalterraum füllte sie das Depefchenformular aus. Ohne viel zu überlegen und' um jetzt vollständig bei der Wahrheit zu bleiben, schrieb sie: „Doralies befindet sich hier, ist damals hiergtblieben, war überhaupt nie in Berlin bet Stübnitz'." Fritz Wolfram/erhfelt das Telegramm gegen ächt Uhr abends im Hotel Excelsior. Seit ein paar Stunden wartete er schon darauf, obwohl er sich sagen müßte, vor Anbruch des Abends könne keine Antwort einlaufen. Er las das Telegramm mehrmals und zerknitterte es dann in der geballten Hand. Wütend war er, sehr wütend. Doralies befand sich daheim, war überhaupt nicht in Berlin gewesen. Toll war das, ganz toll! Aber es paßte zu den übrigen Dreistigkeiten, in denen sich sein verwöhntes Töchterchen manchmal gefiel. Er saß in seinem Hotelzimmer, und seine Augen hingen an dem Tapetenmuster, als könne er davon die Antwort ablesen auf die schwere Frage, die ihn den Kopf belastete; Wenn Doralies nicht in Berlin bet Frau von Stäbnitz^ gewesen: wer war das, die bei Edda von Stübnitz diese paar Wochen hindurch als Doralies Wolfram gelebt?. Wer war die, die den sonderbaren Brief für Edda von Stübnitz zurückgelassen und betonte: „Selbstmord ist eine schwer« Sünde." Wer war sie? Der Gedanke an diese schwere Sünde mußte sie doch gestreift haben, sonst hätte sie nichts davon erwähnt. Er wagte nicht an Edda von Stübnitz zu telephonieren. Jetzt war ihr Mann sicher zu Hause, und der sollte doch Ruhe haben, bis sein großer Prozeß vorbei wäre. Als» mutzte er bis zum nächsten Vormittag warten. Es klopfte. Ein Hotelpage trat ein, brgchte eine Karte. Er las darauf: Doktor Peter Konstantin. Hm! Der kam eigentlich ganz gelegen. Er lietz bitten. Ein größer, schlanker Herr trat ein, verneigte siu,. Fritz Wolfram erwiderte den Gruß, begann: „Ich hörte von Frau von Stäbnitz, Sie arbeiten mit ihrem Manne zusammen, Herr Doktor." Er reichte ihm die Hand, bot Platz an. Peter Konstantin verneigte sich wieder. „Allerdings, Herr Wolfram! Außerdem bin ich ein Freund des HauseS. Frau von Stübnitz hat mich zu Ihnen geschickt. Sie ist so voll Unruhe. DaS hetHt, ich auch. Ich möchte vorausschicken: Ich las schon viel von Ihnen, Herr Wolfram, und gehöre zu Ihren Anhängern." ,Fortsetzung folgt.) Frau Hensel brummte: „Ich habe keine Brille hier — lies mir also, bitte, vor, Doralies!" Doralies öffnete das Telearamm und las mit stocken dem Atem: „Doralies hat Berlin gestern mittag verlassen. Jsi sie dort angekommen? Sofort, da ich mich ängstige. Antwort an mich, Hotel Excelsior Berlin." „Na, siehst du, Doralies — die Affenkomödie war rasch genug aüs. Gut, daß dein Vater nicht hier ist! Kannst beurteilen DoralieS gleich. Wir halten sie alle für ernst, dich, bis er kommt, wenigstens ein bißchen vorbereiten. tief, auch ein wenig verträumt; finden, ihr Wei-» ist das Ich muß das übrigens auch tun." einer tadellos erzogenen jungen Dame." „So'n Hammel, die Regina — so rasch davynzulausen". Er zuckte mit den Achseln. schimpfte Doralies. „Sie hätte doch wenigstens noch ein „Es hat keinen Zweck, darüber zu streiten. Jetzt ist nur. Weilchen aushalten können." eins wichtig: Wo ist mein Kind? Was soll ich tun? Sie „Du weißt ja nicht, weshalb sie es hat tun müssen", schreibt: Laß mich lautlos verschwinden. Ich möchte nicht warf Lutz ein. „Es war aber auch eine ziemlich tolle und am Pranger stehen müssen!" Er fuhr sich mit beiden für deine Stellvertreterin brenzlige Geschichte, die du Händen an die Schläfen: „Was soll ich tun? Was soll arrangiert hast. Ich muß dir bekennen: ich bin ich tun?" der Schwindel nicht mehr wettergeht." Aus seinem Gesicht wich der letzte Blutstropfen. Ihm Frau Hensel erinnerte: „Hier ist doch noch fiel die späte Abendstunde von neulich ein. Er erzählte Peschel" mit fliegendem Atem sein Erlebnis, wie er im Hellen Doralies nahm das zweite Telegramm, gab Mondschein Doralies auf dem Flur seines Hauses gesehen I „Die Depesche ist nicht für mich, da steht, zu haben glaubte, und daß ihn eigentlich eine unbestimmte Name drauf." Sie setzte hinzu: „Wahrscheinlich will Angst hergetrieben hatte. > s Regina auch von dir was." Edda von Stäbnitz überlies es kalt, und mit entsetzten Augen sahen sich beide an. Aber keiner wagte zu sagen, daß ihm unheimlich zumute war. Frau Edda sprach zuerst. Sie bekannte: „Doktor Konstantin hat schon eine namhafte Detektivln mit Nachforschungen nach Doralies betraut, und ich rate dir, nach Hause zu depeschieren, ob Doraltes dort an- Fritz Wolfram zog die etwas breiten schwarzen Brauen hoch: „Wenn sich Doralies korrekt, damenhaft und tadel los zu benehmen versteht, mutz sie das hier sehr schnell gelernt haben. Soweit ich sie kenne, ist ihr das nicht einen halben Tag möglich." Er schüttelte mit dem Kovfe. „Un glaublich scheint nlir das." Er bat: „Dars ich die vorhin von dir erwähnten paar Zeilen lesen, die Doralies dir hinterlassen hat?" Edda von Stäbnitz trug den Brief bei sich und reichte ihn dem Schriftsteller. Fritz Wolfram las: .Liebe gute Tame Evva. Zwar habe ich kein Recht, Dich so zu nennen; aber nnmal wage ich eS noch, weil es zum letzten Male ist. Ich habe Dich liebgewonnen wie eine gute Mutter, und daß ich dein Haus verlassen muß, ist schwere Strafe für meine Lüge. Niemand soll mich suchen, niemand sich um mich kümmern, das bitte ich Dich von Herzen, Tante Edda. Ich erkläre nichts, denn das Rätsel, das Dir mein Bries ausgibt, wird Dir bald von Mooshausen auS gelöst werden. Suche mich nicht, ich möchte Zeit ge winnen, um etwas Entfernung zu legen zwischen Dein Haus und meine Person. Eine Lüge treibt mich sort. Ich schäme mich in Grund und Boden wegen der Lüge. Wenn Du erst die Wahrheit weißt, dann vergib mir, liebe Tante Edda. Schimpfe nicht zu sehr auf mich, wenn meine Lüge auch überflüssig und schwer war. Denke ein wenig milde darüber! Du hast ja ein gutes Herz. Verzeihung für die Lüge! Laß mich, bitte, laut los verschwinden. Ich möchte nicht am Pranger stehen müssen! Keine Sorge — ich tue mir nichts an! Selbst mord ist eine schwere Sünde. Es wagt Dich noch einmal zu küssen, die du nanntest Doralies." Edda von Stäbnitz hatte sich von der in bestimmtem Ton gemachten Aeußerung, Doralies wäre sicher nach Hause gefahren, wo sie denn sonst hin solle, ganz beruhigen lasten, doch die alte Angst beschlich sie gleich wieder, als sie beobachtete, wie das Briefblatt in der Hand deS ManneS bebte, und wie sich beim Lesen sein Gesicht veränderte. Ganz farblos wurde es. Und ein Blick traf sie jetzt, der tat ihr weh, denn ein unverhohlener Vorwurf lag darin. Jetzt sprang Fritz Wolfram aus. „Um des Himmels willen! So harmlos, wie ich eben noch alles angesehen, ist das Verschwinden von Doralies scheinbar doch nicht. Jetzt bezweifle ich fast, daß sie nach Hause gereist ist. Was sür eine Lüge sollte sie denn auch so sehr belastet haben? Diesen Doktor Konstantin mag übrigens der Teufel holen! Wer Weitz, was sich das arme Ding nach seiner moralischen Salbaderei für Blödsinn in den Kopf gesetzt hat! Der Brief klingt ja, als hätte Dora- lies wer Weitz was auf dem Gewissen, und das kann Ich nicht glauben!" Er lief durch das Zimmer. „Ich möchte nicht am Pranger stehen müssen! WaS soll das heitzen? Das ist doch Unsinn! Doralies kann Dummheiten be gehen, aber nichts Strafwürdiges und schwer Verwerf liches." Er stand jetzt mit blitzenden Augen vor Edda von Stäbnitz. „Habt ihr, du und dieser Doktor Konstantin, mein Kind gequält, datz sie, in Angst gejagt, irgendeine Bagatelle als schlimmes Vergehen ansehen mutzte?" Edda von Stäbnitz berichtete genau, wie man sich bet ' Tisch unterhalten, Und schloß: „Doralies ist überhaupt sehr tief» richtiger Wohl noch, sogar etwas schwerfällig veranlagt." Er antwortete: „Man muß Doralies wirklich tüchtig zugesetzt haben, um sie so völlig zu verwandeln, denn sie ist bestimmt ntcht allzu tief veranlagt, schwerfällig aber schon gar nicht. Sie tst ein frohes, gesundes und übermütiges Ding, das bei jeder paffenden und unpassenden Gelegenheit lacht." Es grollte Zorn in seiner Stimme. „Wie salsch muß sie hier behandelt worden sein, daß sie sich so unnatürlich gab, und «ine wie schlechte Menschenkennerin bist du, Edda, datz du dich von ihr so irreführen lassen konntest!" ES brach wie ein Schrei aus seiner Brust: „Wo ist mein Kind?! Nachdem ich den Brief gelesen, glaube ich nicht mehr daran, daß sie heimgereist ist! Herr gott! Mir tst ganz schwindlig vor Angst." Edda von Stäbnitz sah jetzt alles wieder wie vorher — uetn, noch viel schlimmer. Der erregte Vater machte ihr ja schon Vorwürfe, und sie wußte nicht» zu erwidern als das Weniger „Ein frohe», übermütiges Ding ist Doralies bestimmt nicht. Ob ich Menschenkennerin bin oder ntcht, mag dahin gestellt bletben. Da» aber weiß Ich: du kennst deine eigene Tochter schlechter al» ich, oder sie müßte eine gerissene Komödiantin sein. Dafür aber halt« ich sie Nicht. Alles, La« du mir über sie geschrieben, patzt gar ntcht gu ihr. SS M, »lS wen« wtr zwei ganz verschiedene Personen kennen. Sowohl sch al» auch mein Mann und Doktor Konstantin gekommen ist." Sie erklärte: „Mein Mann hat einen sehr schweren Prozetz vor sich; er glaubt Doralies erkältet im ! Beim letzten Wort sanken, wie auf Kommando, sowoy, Bett ihres Zimmers. Der Prozeß dauert mehrere Tage, Frau HensA als auch Doralies auf einen Stuhl nieder, und ehe er nicht beendigt ist, soll mein Mann nichts von Und Lütz Gärtner stand zwischen ihnen, sah von einer zur dem Vorgefallenen erfahren. Er braucht Ruhe und Samm- anderen, lächelte dann: „Lügen haben kurze Füße, deshalb 'ran an die Wahrheit! Ich stehe dir gut bei, Fritz Wolfram blickte düster vor sich hin und überlegte, Doralieselein, kleine Schwindlerin, falls sich dein Vater datz Doralies Edda von Stäbnitz im Brief gebeten: Latz sehr aufregen sollte. Sage ihm ruhig und offen, warum