Volltext Seite (XML)
Rundsunl-Progromm Deutschlandsender. Dienstag, 2. Oktober. 10.50: Fröhlicher Kindergarten. -- 11.30: „Der Glasbläser". — 15.15: Besuch aus einem Erbhof im deutschen Osten. — 15.40: Das hauswirtschaftbche Jahr sür Mädchen. — 17.30: Iugendsport- stunde: Indianer als Pioniere moderner Sportspiele. — 17.50: Die Kunstfaser als Helferin im Kampf um die Rohstoffversorgung. — 18.10: Beethoven: Waldsteinsonate. — .18.35: Politische Zei- lungsschau des Drahtlosen Dienstes. — 18.55: Das Gedicht; an schließend Wetterbericht. — 19.00: Deutscher Kalender: Oktober. — S0.00: Kernspruch; Kurznachrichten des Drahtlosen Dienstes. — 20.10: Aus Hamburg: Orchestcrkonzert. — 21.20: Film bei der Arbeit. — 22.30: Wir und die Sterne. — 23.00—24.00: Aus Bre men: Blumengeslüster. Reichssender Leipzig: Dienstag, 2. Oktober 9,00 Für die Frau; 10,10 Schulfunk: „Der Schmied von Ruhla"; 12,00 Mittagskonzert: 15,15 Kinderstunde: Die Feld- biumen feiern Kirmes; 16,00 Herbert Ernst Groh singt und Barnabas von Geczn spielt; 16,50 Der Mensch in der Landschaft; 17 10 Turt Noth: Sonate in a-moll für Violine und Klavier; 17,40 Lebensbilder deutscher Dichter: Josef Magnus Mehner; 18,05 Der Schöpfer des Neichsheeres: Generaloberst von Sceckt; 18,25 Jedes Tierchen hat sein Pläsierchen; lustiges Allerlei von sommerlichen Plaaegeiltern: 19,55 Kulturvropaganda; 20,00 Nachrichten: 20,10 Geistliche Abendmusik Im Petridom in Baut zen: 21,10 Unterhaltungskonzert; 22,00 Nachrichten und Sport- kunk; 22,30 Busoni-Stunde. Turnen—Sport WOisuMrSMt Kreischa 1. — A.T.V. 1. Dippoldiswalde 2:4 <1:0) Ecken 0:14. 3n Kreischa kam es zu dem erwartclen Grohkampf zwischen den beiden führenden Mannschaslen. In einem rasanten End spurt konnte der A.T.V. die Kreischaer klar Distanzieren und hat somit die Führung in der Punkttabelle. Zum Spielverlauf: Der A.T.V. erreichte sofort eine Feld überlegenheit, doch durch Pech wurden keine Erfolge erzielt. Die Angriffe der Kreischaer waren wuchtiger und wurden durch die beiden vorzüglichen Außenstürmer, die der Mittelläufer mit weilen Vorlagen bediente, vorgctragcn. Trotz Ueberlegenhsit der A.T.V.er schoß Kreischa den Führungstreffer. Bis zur Halbzeit bemühten sich die schwarzweißen Stürmer vergeblich um den Ausgleich. Nach der Pause stellte Dippoldiswalde um. Vorläufig drückte Kreischa 15 Minuten stark und der Linksaußen sandle zum 2. Male ein. Wiederum half die A.T.V.-Verteidigung durch Fehlschläge dazu. Nun aber besann sich der A.T.V. auf sein ' Können und Matlha verwandelte eine Linksflanke unter dem Beifall der zahlreichen Dippoldiswalder Schlachtenbummler zum 1:2. Eine schön getretene Ecke köpfte Müller präzis ein. Kreischa hatte nach dem Ausgleich nichts mehr zu bestellen. Bei einem in der Luft hängenden toksicheren Tor wurde Mallha ganz regelwidrig behindert und der verhängte Elfmeter von Müller plaziert eingeschossen. Beim nächsten Angriff behinderte derselbe Kreischaer Spieler wiederum Maktha lm Strafraum. Der linke Läufer Kreischas erhielt Platzverweis und der fällige Elfmeter- MWWd MW (33. Fortsetzung.) . ILM sportliches Lachen unterbrach ihn. „Bist du wirklich so naiv, Bertl, oder tust du nur so? Außerdem — was fällt dir ein, dich in meine Angelegen heiten zu mischen? Ich weiß selbst, was ich zu tun, wie ich mir mein Leben einzurichten habe. Von keinem Menschen lasse ich mir irgend etwas dreinreden, das mutzt du vir merken, ehe wir unsere Unterredung beginnen." Gisa zitterte immer mehr. Noch nie hatte sie Berts Gesicht so gesehen. Die Zornader war angeschwollen, seine Augen funkelten. Man sah, lange tonnte er nicht mehr an sich halten. Bebend war sie nähergetretcn, sagte leise einige Worte: „Ich gehe, Dietmar! Ihr sollt euch nicht meinetwegen zanken." Wie ein Wiesel war sie im nächsten Augenblick aus dem Zimmer verschwunden. Dietmar war mit einem Male ganz ruhig geworden. „So, Bertl, jetzt sind wir allein, wie du es gewünscht hast! Aber jetzt will ich dir noch einmal wiederholen, dah Gisa die Frau ist, die ich liebe. Meine einzige, richtige Frau." „Und Viola?" „Viola? Diese gelbhaarige Kokotte?" Er lächelte frivol. „So sprichst du von deiner Frau, Dietmar?" „Ach was, Frau! Eine schöne Fra» ist das, die mich mit den Männern betrügt, die mein Gastrecht genietzen." „Willst du vielleicht ihr Richter sein? Du, der du selbst.. „Ein Mann ist etwas anderes als eine Frau, das wirst du doch zugebcn. Und — Viola treibt es immer toller. Du hast freilich gut Moral predigen. Du hast eine Frau wie sie sein soll, bist geborgen in deinem warmen Nest. Hätte ich die Gisa heiraten können, da wäre alles anders geworden. Ach, ihr ahnt ja nicht, was es heißt, mit Viola verheiratet zu sein. Ich wäre vielleicht ein guter Ehemann geworden, wenn ich die richtige Frau bekommen hätte. Ich hatte die besten Grundsätze, damals, als ich Viola heiratete. Du weißt nicht, Bertl, was einem eine Frau wie Viola amun kann. Schon während der Verlobungszeit fing es an. Ich tat ihr den Willen, weil ich glaubte, später, wenn wir erst verheiratet waren, würde sie vernünftig werden, meinem Einfluß zugänglich sein Ich hatte mich gründlich geirrt. Es wurde von Taa zu Taa schlimmer. ball wieder von Müller In der letzten Spielminute scharf ver wandelt. Dieses Ergebnis hatte sich Kreischa nach der 2:0- Führung nicht träumen lassen. Auch das Eckenverhältnis spricht für den verdienten Sieg deS A.T.V. Schirl Ströbel—Possendorf ließ sich nichts vormachen und hat großes Verdienst an der ein wandfreien Durchführung des harten Kampfes. A.T.V. 2. — Reichstädt 1. 0 :1 <5 :0). Auch die Reserve vom A.T.V. erzielte einen Bombensteg. Der Sieg fiel etwas zu hoch aus, denn Reichstädt zeigte ein schönes ruhiges Spiel. Der Dlppjer Sturm war in bester Schuß- laune, der Rechtsaußen schoß allein 5 Tore! Schiri leitete gut. Neuer Sieg der Auto-Union Das »etzte Rennen 1934, das S. Ma j a ryt-R ing-Ren- nen bei Brünn, endete vor 200000 Zuschauern mit einem deutschen Doppeler so Ig. Hans Stuck aus Auto-Union holte sür Deutschland den ersten Preis, Fagioli aus Mercedes- Benz belegte den zweiten Platz. Stuck erreichte eine Zeit von -3:53:27,9 (Stundenmittel 127,044 Kilometer) und verbesserte alle bisherigen Rekorde. Den vierten Platz belegte Prinz Leininigen (Auto-Union), und auch aus dem sechsten Platz sah man einen Deutschen: Ernst Henne auf Mercedes-Benz, so daß der deutsche Triumph voll ständig war und alles bisher Dagewesene in den Schatten stellte. Chiron blieb mit Achsenbruch aus der Bahn liegen. Den dritten Platz belegte Nuvolari (Maserati) in 3:57:14,1 und stellte damit seine großen Fahrereigenschaften erneut unter Be weis. Siegeszug der Chemnitzer Polizisten unterbrochen Die Spiele in der Fußball-Eauliga standen am Sonntag im Zeichen eines besonderen Treffens, der Begegnung zwischen dem Polizeisporiverein Chemnitz und den Sportfreunden 01 Dres den. Die Dresdner, die erst am letzten Sonntag dem DSC beide Punkte abnahmen, konnten auch den Siegeszug der Chem nitzer unterbrechen und ein 2:2-Ergcbnis erzielen, das noch als schmeichelhaft für die Polizisten anzusehen ist. Der Dresdner SC, der SC Planitz mit 4:1 besiegte, rückte durch den Punkt verlust der Chemnitzer wieder aus den zweiten Platz. Auch Guts Muts vertrat den Dresdner Fußball gut und schlug mit 6:1 VfB Glauchau, besten Mannschaft allerdings stark unter dem Eindruck eines kurz vor dem Spiel erlittenen Krastwagen- unsalles kämpfte, bei dem zwei Spieler leicht verletzt worden waren. VfB Leipzig erlitt eine neue Niederlage durch seinen Ortsgegner Fortuna, der 2:1 gewann und den Vewegungs- spielern damit endgültig die Aussicht, noch zur Spitzengruppe auszuschließen, nahm. In Planen halte sich SuBC Plauen mit 2:1 beide Punkte gegen Wacker Leipzig. In der Vezirksklaste Leipzig fielen die Punktspiele mit Rücksicht aus die Veranstaltungen des Erntedankfestes aus. 2n Gesellschaftsspielen siegten Pfeil Leipzig init 5:3 gegen TuB Leipzig, Sportfreunde Leipzig mit 3:1 gegen Leipziger VC und Eintracht Leipzig mit 3:1 gegen BV Pegau. Im Bezirk Plauen-Zwickau wurde der Spitzenreiter BC Elsterberg vom VfB Auerbach mit 1:0 geschlagen; dadurch gelangte Spielnereinigung Falkenstein, die SC Zwickau 3:2 bezwang, an die Spitze vor Meerane 07. die den 1. Vogtl. FC Plauen mit 5:0 abfertigte. VfB Plauen erzielte gegen Spiel vereinigung Plauen nur ein 2:2. Teutonia Netzschkau setzte sich mit 2:1 knapp gegen SV Grünbach durch; auch SV Eeor- qenthal siegte nur 4:3 gegen VfL Zwickau. Im Bezirk Chemnitz blieb der Chemnitzer BC weiter ungeschlagen; diesmal mußte SC Limbach mit 3:0 eine Nieder lage hinnchmen: BC Hartha holte sich den erwarteten 6:2-Sieg gegen ViA Chemnitz. Olme Vlussunkte blieben weiterhin neben den Limbacherp FC Roßwein, der den Harthauer Sport» freunden 4;5 unterlag, und Sturm Chemnitz, die gegen Teu tonia Chemnitz 0:3 verloren National Cnemnlß und Ger mania Mittweida trennten sich 2:2. Das Spiel der Klngen- neulinge entschied VkL Hohenstein-ErNstthal überlegen mit 7;i gegen VsB Obersrohna sür sich. Im Bezirk Dresden-B außen büßte der Spitzenreiter Sachsen Dresden durch ein 1:1 gegen die Freiberger Sport freunde leinen ersten Punkt ein. VfB 03 Dresden siegte in Zittau gegen Sportlust 8:1. dagegen wurden Spieloereiniguna Dresden 2:3 durch SB Riesa und Sportgem. 93 Dresden 1:4 durch SV 08 Bischofswerda geschlagen. In einem Eesellschasts- spiel unterlag Dresdens!« Dresden dem ST Allianz Dresden mit 3:5. Handball ln der Gauliga Die Handballspiele der Eauliga brachten am Sonntag durchweg die erwarteten Siege. Recht schwer hatten es die Sportfreunde Leipzig, Vie in Dresden den Polizel-SV Dresden nur mit 9'8 nleberrangen. Die Dresdner Sportfreunde 01 zeigten sich TV Lhemnitz-Eablenz mit 12:5 überlegen. In Leipzig siegte Spielvg. Leipzig gegen Turngemeinde Pirna überraschend knapp mit 6.5. ZTV Leipzig-Schönefeld gab TuSV 1867 Leipzig mit 9:6 das Nachsehen. TuB Werdau kam zu seinen ersten Punkten gegen TV Beierfeld, der aber nur 8:9 unterlag. NS-Grobfiugtag in Chemnitz Ler von der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude" und der Fliegerortsgruppe Chemnitz des Deutschen Luft sportoerbandes angesetzte NS-Großfluatag in Chemnitz konnte bei strahlendem Sonnenschein und starkem Besuch durchgeführt werden. Vormittags fand eine Besichtigung der Segelfliegerstürme durch Landesgruppenführer von Wedelstädt statt. Gleichzeitig wurden die bereits am vorigen Sonntag begonnenen Freiflüge für zweihundert Arbeitskameraden der DAF fortgesetzt, die viel Freude aus lösten; bei den meisten Fluggästen handelte es sich um den ersten Flug ihres Lebens. Nachdem gegen Mittag Vizekommodore Udet und kurz darauf die aus Dresden kommende Sachsenstaffel einge- lroffen waren, wurde zunächst die Taufe eines Segelflug zeuges und einer Kraftflugmaschine vorgenommen; ersteres wurde auf den Namen „Isenburg", die Kraftflugmaichine ruf den Namen des im März ds Js. verunglückten Chem nitzer Fliegers Edgar Hielscher getauft. Dann startete Flugzeugführer Haubold mit der neuen Maschine zu einem Legrüßungsslug, ebenso der Chemnitzer Segelflieger Späte mit dem von der Chemnitzer Segelfliegergruppe erbauten Flugzeug „Isenburg". Flugkapitän Willi Stör zeigte eine ausgezeichneten Kunstslüge. Daraus folgte Ernst Udet ml seiner 7S0-PS-Courtiß-Acrobatic-Maschine. Mit seinen Kunstflugfiguren hielt er die Tausende in atemloser Span nung; auch ihn belohnte donnernder Beifall für seine Vor führungen. Unter großem Jubel der Zuschauer startete hierauf Altmeister Hans Grademit seinem im Jahre 1910 erbauten Grade-Flugzeug und bewies, daß diese Maschine noch durchaus lufttüchtig geblieben ist. Sehr gut gefielen auch die Vorführungen von Chefpilot Lüber auf einem 20-PS-DKW-Flugzeug. Nach Fallschirmabsprüngen rissen Udet und Stör die Zuschauer nochmals zu Heller Begeiste- ; rung hin. Mit einem Geschwaderflug der Sachsenstaffel ! fand der Flugtag seiner? Abschluß. > Du kannst dir nicht denken, was dieser gclbhaarige Kopf sich alles ausdachte, um mich zu quälen und zu demütigen. Und dieses Komödiespielcn vor den Leuten! Vor dir, vor Monika, vor allen anderen. Es war grauen haft! Ich hatte Viola nicht geliebt. Aber ich habe in der Zeit unserer Verlobung und in den ersten Ehemonaten alles versucht, mich an sie zu gewöhnen, eine gute Ehe mit ihr zu führen. Es war vergeblich. Sie ist ein Teufel, du kannst mir das glauben, Bertl!" „Du hast Viola nicht geliebt, Dietmar? Weshalb hast du sie dann geheiratet?" Ganz ruhig sah Dietmar den erregten Bruder an. „Es ging um Viola Johnstons Geld. Ich brauchte es. Das Wasser stand mir oamals an der Kehle. Ich hatte enorme Schulden; ich war verloren, wenn ich nicht das Geld aufbrachte, sie zu begleichen. Jetzt wirst du ja alles verstehen?" Diese Worte waren es, die Bert plötzlich an das er innerten, weshalb er hergekommen war. Wie hatte er auch nur eine Sekunde das Furchtbare vergessen können?! Er packte den Bruder an beiden Schultern, sah ihm scharf in die Augen: „Und weißt du, Dietmar, weshalb ich jetzt zu dir ge kommen bin?" Ohne mit der Wimper zu zucken, gab Dietmar de» Blick zurück. „So, Bertl, du weißt also alles?" „Ja, alles! Und vielleicht noch mehr als" du ahnst Man macht mich verantwortlich, hält mich für Mitschuld!, an deinen Schurkereien. Die Staatsanwaltschaft wird au mich gehetzt, wenn ich die Wechsel nicht rechtzeitig einlöse Und ich kann sie nicht einlösen. Man wird mich ehrlos machen, mich mit Weib uni Kind vom Wcsthof jagen. Und du ... du bist schuld. Unr während es wie Keulenschläge auf mich und Monika her- niedcrsaust, feierst du hier süße Schäferstündchen unr kümmerst dich nicht um das Unglück, das du auf uns herabbeschworen hast. Du... du..." Berts Zorn war ius Maßlose gestiegen. „Was hast du mit den Geldern gemacht? Unterschlagen hast du, Bücher gefälscht, weiter und immer weiter speku- liert und zuletzt falsche Wechsel ausgestellt. Meine Unter- schrift mißbraucht. Und ich habe dir vertraut, schrankenlos. Wie ich nie einem anderen Menschen vertraut habe." Plötzlich war seine Stimme umgeschlagen, hatte einen wehen, schmerzlichen Ton. „Das ... oas ist nun der leibliche Bruder, mit dem zusammen man aufgewachsen ist, mit dem man das Leben geteilt hatte seit ver Kinderzeit, den man gern gehabt hat. Und jetzt — was bleibt davon übrig? Daß dieser Bruder ein Betrüger ist, der einem das Leben vernichtet, einen an den Bettelstab bringt. Der Wcsthof! Unser guter, alter, ehrlicher Name! Nichts ist mehr davon übriggeblicben. Wie war das nur möglich, Dietmar, daß du ein so schlechter Mensch ge worden bist?" Totenbleich stand Dietmar vor Bert. Es dauerte eine Weile, ehe er sprechen konnte. „Höre mich erst an, Bertl, ehe du mich ganz verdammst! Ich habe vielleicht nicht so gehandelt wie cs den Gesetzen entspricht. Aber — es gibt Dinge, die, obzwar sie mein Vorgehen auch nicht entschuldigen, aber vielleicht eher be greiflich machen können. Du, du kannst überhaupt nicht mitreden. Du warst und bist der Erbherr des Westhofs. Ich bin der Zweitgeborene, trage von Geburt an eine Art Fluch mit mir herum. Ich bekam den Wanderstab in die Wiege gelegt. Der zweite Westhofer, der mußte selber sehen, wo er bliebe. Mußte sich mit allem abfinden. Und bin ich denn geringer als du? Warum bekamst du vcn Hof und alles andere und ich nur meinen Pflichtteil? Warum gibt es solche Un gerechtigkeit? Nur, damit der Hof zusammenbleibt, damit nichts verlorengeht, wenn er geteilt würde. Ich liebe den Westhof nicht weniger als du. Ich lieb» ihn mit einer schmerzlicheren Liebe als du, liebe ihn mehr,, als du ahnst. Und diese Liebe mußte unerwidert bleiben, ich wußte: es. Ich stürzte mich ins Leben, um das zu vergessen, sog es- in mich ein, dieses süße, herrliche Leben. Ich genoß dach Berauschendste, was es uns gibt: die Frau. Und dach Aufreizendste: das Spiel. Beides mochte daran schuld sein, daß ich anders, ein schlechterer Mensch geworden bin, alS' ich es ursprünglich war. Du kannst das nicht verstehen, Bertl — ich weiß es. Dm bist an sich ein anderer Mensch als ich, du bist gefestigter)! du wärst auch nicht so geworden wie ich, wenn du der Zweitgeborene gewesen wärest. Ich mache mir da nichts! vor, du siehst es. Du hättest irgend etwas angefangen, um es weiter zu! bringen. Ich griff zu den Karten, um zu Geld zu kommen. Ich wollte viel, viel Geld haben, mehr, als man bei uns durch ehrliche Arbeit verdienen kann. Ich wollte so viel! Geld verdienen, um mir einen eigenen Hof kaufen, um dem Westhof vergessen zu können. Und dann, als ich zu verlieren begann — im großem zu verlieren —, da verlor ich die Besinnung; da riß mich! das Spiel mit fort, bis in den Abgrund hinein. Viola war meine Rettung. Eine Zeitlang hatte ich> Ruhe. Ich arbeitete viel in dieser ersten Zeit meiner Ehe, vielleicht erinnerst du dich daran. Du hattest mir einen Ver- trauensposten gegeben — nicht nur, weil das Geld meiner Frau an Paddyscholle beteiligt lvar, sondern wohl auch deshalb, weil du mit meiner Arbeit zufrieden warft.