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Beilage zur „Weißeritz-Leitung" 100. Jahrgang Montag, am 1. Oktober i934 Nr. 229 WM / WM WWn!M Das Erntedankfest im nationalsozialistischen Staat ist nicht nur eine Angelegenheit des Bauern. Die ganze Nation feiert diesen Tag als ein Bekenntnis zu Blut und Boden. Mit den Bauern und Landarbeitern feierten die Fabrikarbeiter, die Bergleute, die Handwerker, die Gelehrten, die Kaufleute, die Beamten. Alle deutschen Stände nahmen teil an der Feier des Etntedanktaaes und bekundeten damit, daß Stadt und Land zusammensteheq. und beide entschlossen sind, ihre Per- bundxnheit immer mehr zu vertiefen. Den Höhepunkt des deutschen Erntedanktages bildete der Staatsakt aus dem Bückeberg. Vorauf ging diesem Staatsakt ein Empfang der Bauernabordnungen in der alten Kaiser. Pfalz in Goslar. Von 5 Uhr früh hallten die Straßen Gos lars wider vom Gesang der marschierenden Kolonnen. Die ganze Bevölkerung ist auf den Beinen, um Spalier zu bilden; an vielen Stellen standen die Massen 10 und 20 Glieder tief. SA., SS. und PO., Hitlerjugend und BDM., Nationalsozia listischer Frontkämpferbund, alle sind angetreten mit Musik kapellen und Fahnen. Auf dem Marktplatz vor der Kaiser- worth standen die Goslarer Bergleute in ihren schwarzen Trachten und grünen Kappen. Es ist immer das gleiche Bild. Selbst in den Bäumen sitzen sie, auf Zäunen in unbequemster Stellung, auf^Dächern und selbst auf Schornsteinen. Kurz vor 10 Uhr tauchten die beiden Flugzeuge auf, die den Führer mit seiner Begleitung nach Goslar bringen. Don nernder Jubel erschallt. Der Präsentiermarsch wird geschla gen, das Deutschlandlied erklingt. Der Führer schreitet die Front der Ehrenkompagnien ab und tritt dann die Fahrt in die^Stadt an. Bor der Kaiserpfalz steht stramm ausaerichtel wie aus Erz gegossen die Ehrenkompagnic der Reichswehr. Goslarer Jäger, die für ihren Oberbefehlshaber präsentieren. Reichsbauernfübrer und Rcichsernährungsminister Darre empfängt und oegrüßt hier den Führer, gefolgt von seinem gesamten Stab, und geleitet ihn in den historischen Saal der Kaiserpfalz, wo die Bauernabordnungen aus allen deutschen Gauen versammelt sind. Der EmMm in Esslar In seiner Begrüßungsansprache im historischen Katje- saal führte Reichsminister Darre u. a. aus: „Wenn ich Heun Ihnen, mein Führer, die Vertreter des gesamten deutschen Bauerntums mit ihren Landesbauernführern melde, so tue ich das auf einem für das Schicksal des deutschen Bauern tums geschichtlichen Boden. Vor Jahrhunderten waren nie derdeutsche und bayerische Bauern unter einem Herzog, und zwar unter einem Herzog aus bayerischem Stamm geeint, unter Heinrich dem Löwen. Dieser Mann rang verzweifelt um eine deutsche Linie der Politik mit seinem Kaiser, der seine Macht außerhalb der Grenzen seines Reiches suchte und sein Volk vergaß. Ein eigenartiger Zufall spitzte diesen Kampf beider po- Mischer Weltanschauungen um die Stadt Goslar zusam men. Heinrich der Löwe siegte nicht, und das Kaiserreich der Hohenstaufen zerbrach daran, da es seine Grundlage nicht in Blut und Boden gesucht hatte. Damit sank auch Goslars alte Herrlichkeit. Damals begann erstmalig die Mainlinie. heute ist das deutsche Bauerntum wieder geeint und be grüßt hier in Goslar Sie, mein Führer, als einen Führer aus bayerischem Bauernblut. Zn eigenartigem Kreislauf schließt sich wieder die kette unserer Geschichte. Was Hein rich dem Löwen, einem Bayern wie Sie, nicht gelang, er leben heute Sie, mein Führer. Zn der alten Stadt Goslar die Huldigungen des geeinten Bauerntums! Wir Bauern sehen darin ein Symbol für eine Glück verheißende deutsche Zukunft!" Der Führer im Gespröch mit den Bauern Dann stellte der Reichsbauernführer DarrS dem Füh rer die Bauernabordnungen aus den einzelnen Gauen vor, die zum Teil im Braunhemd, zum Teil in der Tracht ihrer Heimat erschienen waren. Der Führer unterhielt sich mit den einzelnen Bauernabordnungen lange Zeit. Es entwickelt sich ein lebhaftes Gespräch. Die Bauern erzählten von ihrem Wirken, sprachen über die Lage der Landwirtschaft und dankten dem Führer für die tatkräftige Förderung ihrer Arbeit und dafür, daß er sie zum ersten Stand Deutschlands gemacht hat. Der Führer fragte, wie die Ernte gewesen sei, ob sie geborgen sei, er kundigte sich nach den Fruchtbeständen, nach der Pferdezucht, kragte die Bauern nach ihrem Schicksal. So hörte man wie das Geschlecht des einen Bauern schon tausend Jahre auf dem rheinischen Hof sitzt, daß Bauern von der Saar an wesend sind, deren Familien seit Jahrhunderten mit der Scholle verwurzelt sind, man sah Angehörige alter Bauern geschlechter, die Deutschland schon tausend treuester Söhne geschenkt haben. Auch Bauern aus Danzig waren anwesend mit kernigen Gesichtern, mit schwieligen Fäusten, und erd- verwachsen die Niedersachsen. Alte Kampfkameraden traf der Führer wieder, die er schon in den Jahren des Ringens sah, und tauschte mit ihnen Erinnerungen aus. Landarbeiter waren da von der Wasserkante mit den goldenen Ehrenzei- chen der Partei auf der Brust, Männer, die gegen Marxis mus und Reaktion dem Nationalsozialismus in Mecklenburg und Pommern kämpfend halfen. Im weiteren Verlauf der Unterhaltung brachte der Füh rer zum Ausdruck, daß die Arbeit der Bauernschaft ein täg liches Wagnis sei, da er gegenüber anderen Berufsständen niemals die Sicherheit habe, ob seine Arbeit auch bezahlt werde. Er sei abhängig von Wetter und Wind. Ein Tag könne ihm die Hoffnung eines Jahres rauben. So trage der Bauer vas größte Risiko für die Ernährung des deutschen Volkes, und dieses Risiko müsse man ihm danken. Als der Führer den Kaisersaal nach einer Stunde der Aussprache mit seinen deutschen Bauern wieder verließ, Überreichten ihm Bergleute aus dem Oberharz ein traditionel- les Grubenlicht und trugen ihm eine Bitte vor. Nun tritt der Führer aus dem alten Bau der Kaiser- , Pfalz heraus. Marschmusik klingt auf. Dann besteigt der FUH- , rer seinen Wagen. Ehrung Darres Am Vorabend des Empfangs der Bauernabordnungen ' hatte Oberbürgermeister Droste im Huldtgunassaal des Rat- ' Hauses dem Reichsbauernsührer, Reichsminister Darrs, die Ehrenbürgerurkunde der Stadt Goslar übergeben. Die Ehren- ! burgerurkunde hat folgenden Wortlaut: „Goslar, die Kaiserstadt und Reichsstadt im Ersten Reich der Deutschen, die Reichsbauernstadt des Dritten Reiches, hat den Reichsbauernsührer und Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft N. Walther Darre zu ihrem Ehrenbürger er- > wählt in tieser Dankbarkeit für den Wiederaufbau eines lebens- i starken, an Blut und Boden gebundenen Bauerntums, des un- ! versiegbaren Quells deutschen Lebens. Goslar, im zweiten Jahre des Dritten Reiches. ! Der Oberbürgermeister." i IrmWlMrt nach Sameln Nun geht die Fahrt durch jene Triumphstraße, die der deutsche Bauer dem Führer bereitet hat. Mehr als hundert Lrntetore muß der Wagen auf der hundert Kilometer langen Strecke zum Bückeberg durchfahren, und hundert Kilometer steht das Spalier der Bauern und der Stadtbevölkerung, die an diesem Tage ihre enge Verbun denheit mit dem Bauernstand herzlich bekundet. Üeverall hoch beladene und geschmückte Erntewagen, Bauern mit Sensen und Sicheln, Gärtner, Zöger in grüner Uniform. Inschriften wie „Der junge Bauer dankt dir, mein Füh rer, seine Scholle!" — „Wald und Weidwerk grüßen den , Führer"; niedersächsische Kernsprüche grüßen von Schildern, ! und eine Stimmung liegt über dem Ganzen, die voll ist von ; einer Herrlichkeit, die wohl von nichts zu übertreffen sein i mag. Giebel von Bauernhöfen grüßen, die wohl tausend Jahre : alt sind, deren Balken geschnitzte Sprüche tragen und Jahre zählen, die Ehrfurcht erwecken. ! In Hildesheim ist die ganze Bevölkerung an der Durchfahrtsstraße zusammengeströmt. Wieder empfängt den Führer jubelnde Begeisterung. Vom Turm des Domes dröh nen die Glocken. Von Hildesheim geht die Fahrt über Elze durch das fruchtbarste Gebiet niedersächsischer Landschaft, vorbei an hügeligen Laubwäldern, durch Bauerndörfer, die Geschichte haben, nach Hameln. Die SA., die sich in ihrer j Treue zum Führer durch nichts übertreffen läßt, bildet auch i hier Spalier, wie sie es auf dem ganzen hundert Kilometer langen Weg getan hat. In den Dörfern spielen Feuerwehr kapellen. Alle Verbände und Vereine sind angetreten. Immer wieder muß der Wagen des Führers langsam fahren, damit er alle die Hände erfassen kann, die ihm ent gegengestreckt werdet». Hameln prangt in nicht mehr zu übertreffendem Fest- Ichmuck. Ueber allen Straßen hängen Girlanden und Tran sparente mit den Sinnsprüchen des Tages. Alle Häuser fronten sind reich mit Fahnen. Blumen und Teppichen be kleidet. In den Fenstern sieht man die Erzeugnisse des deut schen Bodens. Staatsatt auf dem BMeberg Während des Empfanges der Bauernabordnungen in Goslar marschierten in sieben gewaltigen Kolonnen die Mas sen den Bückeberg hinan. Seit Sonnabend hatte Sonderzug aus Sonderzug immer neue Massen aus allen deutschen Gauen nach dem Schauplatz des großen Staatsaktes ge bracht. Um 14 Uhr war der Aufmarsch beendet. Gleichzeitig lief in Bad Pyrmont der Sonderzug mit den Diplomaten ein. In Kraftwagen wurden die Gäste von da auf den Bückeberg geführt. Der Jubel der Massen wird von Stunde zu Stunde stär ker. Tausende von Fahnen marschieren ein, dann folgen die Trachtengruppen. Da siebt man die alten schönen eigenartigen Trachten der Friesen, der Schleswig-Holsteiner, der rhei nischen Winzer, Schwarzwäldler, der Mädel und Frauen aus dem bayerischen Alpenland, der Bückeburger, der Schwälmer und der Spreewäldler. Bei den Pommern fallen die Trach ten der Mönchsguter Fischer besonders auf. Es kommen die Bergleute von der Saar, aus dem westlichen Industriegebiet, aus Schlesien, die Sachsen und die Danziger, und schließlich, unter sich immer wiederholendem Jubel, die Sudetendeutschen und die Siebenbürger. Oie Ankunft des Führers Auf dem letzten Teil des Anfahrtsweges des Führers bil deten das Reiterregiment 15 aus Paderborn und Teile der 1. Abteilung des 6. Artillerieregiments aus Münster i. W. sowie das 6. Pionierbataillon aus Minden Spalier. Ungeheu rer Jubel braust auf dem ganzen Felde auf, als die Wagen kolonne des Führers am Fuß des Bückeberges anlangt. Die Absperrmannschaften können kaum die Massen davon zurück- halten, auf den Wagen des Führers zuzueilen. Im Augen- vlick, als der Führer den Bückeberg betritt, bricht die Sonne durch die Wolken — fast wie ein Symbol — nachdem seit Mittag der Himmel sich bezogen hatte und leichte Regen schauer niedergegangen waren. 21 Salutschüsse donnern, abgefeuert von der 1. Batterie des 6. Artillerie-Regiments, über das Feld. Der Zubel der Massen ballt immer aus» neue über das Feld. Musikkorp» und Spielleite sehen mit dem präsentiermarsch ein, die Lhrenkompagnie präsentiert, der Kommandeur der vom Zn- fanleriebataillon Hameln gestellten Ehrenkompagnie erstattet dem Führer Meldung. Kurze Notizen In Berlin sand eine Landeswaltertagung der Deutschers Arbeltsopferoersorgung statt, auf der der Leiter der Sozial amtes der DAF. Pepvler, die Richtlinien für di« neue Ar beit der Deutschen Arbeitsopferversorgung darlegte. Di« s Kundgebung bildete einen guten Auftakt für di« zukünftig« Betreuung der Opfer der Arbeit. * Der deutsche Gesandte in Wi«n, von Papen, ist für einig« Tage zur Jagd bei Bekannten in Budapest eingetroffeft rnd hat bei dieser Gelegenheit dem Ministerpräsidenten äömbös einen Besuch abgestatt«t. * Der neue deutsche Gesandte Dr. von Schack überreichte dem lettländischen Staatspräsidenten Kwiesis im Rigaer Schloß sein Beglaubigungsschreiben. Bei dieser Gelegenheit > wurden freundschaftliche Ansprachen ausgetauscht * Im 62. Lebensjahre ist in seiner Zoppoter Wohnung der Präsident des Danziger Oberverwaltungsgerichts, Staatsrat Walther Scheunemann, unerwartet einem Herz schlag erlegen. * In Wilhelmshaven wurde am Sonnabend der Kreuzers „Emden" wieder in Dienst gestellt. vr.» ltu-nn vlugei ver Eyrenrompagme stehen, den Führer grüßend, mit ihren Adjutanten Reichswehrminister Generaloberst von Blomberg, der Ches der Heeresleitung General der Artillerie Freiherr von Fritsch, der Befehlshaber im Wehrkreis Vl, Generalleutnant Fleck, und der Komman dant von Münster, Oberst Glokke, in dessen Händen die Ge samtleitung der Teilnahme der Wehrmacht liegt. Der Führer schreitet, gefolgt vom Reichswehrminister und dem Komman deur der Ehrenkompagnie, die Front unter den Klängen des Präsentiermarsches ab. Am Fuß des Berges steht auch eine Ehrenabteilung des Arbeitsdienstes. Dann schreitet der Führer den ansteigenden breiten Weg zur Ehrentribüne an den Trachtenträgern vorbei. Ihm fol gen alle die Männer, die in den Jahren des Kampfes an sei ner Seite standen, unter ihnen die Reichsminister Dr. Goeb bels, Göring, Kerrl, Seldte und Rust, dem der Führer übri gens zu seinem heutigen Geburtstag gratulierte, sowie der Thef des Stabes der SA., Lutze, Reichsführer der SS. Himmler, der Führer des NSKK. Obergruppenführer Hühn lein. Im Gefolge des Führers schreiten ferner der Reichs bauernrat und zahlreiche alte Kämpfer und Führer der NSDAP, hinaus zur Ehrentribüne. Die Musikkorps spielen den Badenweiler Marsch. Die vielen Trachten aus allen Tei len des Reiches finden das größte Interesse des Führers. Auf der Ehrentribüne angelangt, begrüßt der Fübrer vio Divlo- nvten und die übrigen Ehrengäste. Die Borführungen der Reichswehr Der Blick derMassen richtet sich nun gespannt auf die Ebene am Fuß des Bückeberges, wo die Gefechtsübung des Reichsheeres ihren Anfang nimmt. Grüne Leuchtkugeln geben das Signal. Gleichzeitig ertönt von den Feldern ani Bückeberg das bekannte Infanterie-Signal zum Vorgehen und pflanzt sich in die Ebene fort. Auf den Feldern südlich vom Bückeberg flackert das Feuer von Gewehrschützen, leich ten und schweren Maschinengewehren auf. Granaten schei nen einzuschlagen, und man erkennt, daß dort unten zwei sich gegenüberliegende Gefechtsfronten sich heftig be schießen. Der Feuerkampf dauert eine geraume Zeit an. Artillerie und Kavallerie werden reichlich verwendet. Schließlich bricht das Signal „Das Ganze halt!" die Ge fechtsübung ab. Der Führer verläßt dann mit feiner Begleitung die Ehrentribüne und begibt sich wieder den Mittelweg hinab durch die Reihen der Trachtenträaer auf die im Tal errich tete Rednertribüne. Während dieses Weges, der länger als eine Viertelstunde dauert, da der Führer wiederum ein gehend die Trachten würdigt, bringen die Arbeitsdienst männer Massenchöre und Volkslieder zu Gehör. RMrmiMer Dr. Soebbels eröffnete die Kundgebung auf dem Bückeberg mit einer An« spräche, in der er u. a. ausführte: Deutsches Landvolk! Die größte deutsche Bauernkund« gebung zur Feier des Erntedankes auf dem Bückeberg ist e« öffnet. Mein Führer! . . Am 1. Mat dieses Jahres standen Sie auf dem Tempel hofer Feld m Berlin vor zwei Millionen schaffenden Men- iche" aus Stadt. Heute, am 30. September, stehen Sie m>r «00 000 deutschen Bauern, die aus den weiten Gebieten Niedersachsens und aus dem ganzen Reich hierher geeilt sind, um aus Ihrem Munde Weg, Richtung und Ziel für ihr kommendes Arbeitsjahr zu vernehmen. Diese 700 000 deutschen Bauern, Menschen der Scholle und au» bestem deutschen Blut, sagen Zhnen, mein Führer, den Dank der Nations Beifall). Sie haben nach 14 Zähren Schmach und Demütigung unserem Volk seine nationale Ehre zurückgeg«ben. (Stürmische Zustimmung.) Sie haben nach vierzehn Zähren, in denen die Novem ber-Demokratie die Zeil de» deutschen Volke» mit fruchtlosen Phrasen und Debatten verbrauchte, dem deutschen Volk wie der die Möglichkeit gegeben, sich in Ehren und Anstand sein tägliche» Bro» zu verdienen. (Erneuter lebhafter veisall.) Diese 700 000 deutschen Bauern, mit denen sich, in diel««