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Die lustige Wett Vüül Humoreske von Lothar Ring Der Hörer oer Rechte, Fritz Sturmvogel, oblag nm großem Eiser seinem Studium Dem unbefangenen Beobachter mußte eS daher einigermaßen aussallen, daß Sturmvogel, dessen Haupt bereits der erste zarte Anslug einer Glatze zierte, von dem er- sehnten Doktorhut noch immer durch Vie letzten strengen Prü- jungen getrennt war Wer Sturmvogel aber des näheren kannte, iand für diese Erscheinung freilich eine plausible Er klärung Denn besagter Hörer der Rechte Hörre lieber alles andere, als die Rechte Und wenn früher behauptet wurde, daß Sturmvogel eifrigst seinen Studien oblag, so bezog sich stes nicht so sehr aus das Lorpu^ juris oder die Staalsmissen- schasten. als vielmehr aus jenen Gegenstand, der für junge und alte Herren stets anziehend und interessant bleibt: aui die holde Weiblichkeit In dieser Hinsicht wai Fritz außerordentlich pünktlich und gewissenhaft Niemals kam cs vor. daß er ein Rendezvous ver wechselte. Mit unüberirefslicher Geschicklichkeit wußte er es ein- zurichten, daß alles reibungslos verlief, daß er vormittags mn Elli im Stadtpark spazierenging, nachmittags aber mn Hedi in Krttzendors badete und abends mit Ge.da den Klängen einer Grinzinger Hcurigenkapclle lauschte Aber schließlich mußte er erfahren, daß alle Kunst an der Tücke des Zufalls zuschanden werden kann Und so passierte es ihm just am gleichen Tage, daß ihn die eifersüchtig veranlagte Elli am Nachmittag mn Hedi und am Abend mit Gerda überraschte Elli machte ihn« eine mächtige Szene und sprach zum Schluß etwas von Er schießen Da Fritz nicht wußte, ob sich diese Drohungen aui ihre Nebenbuhlerinnen oder aus ihn felbst bezogen, beschloß er vorsichtig, wie er war, der drohenden Gefahr auszuwcichen: zu diesem Zweck, der Einladung eines Onkels folgend ein paar, Wochen aus dem Lande zu verbringen Mit den besten Vorsähen und etlichen schweren lurisitschen Büchern ausgerüstet, verließ er die Stadt und sand im stillen Gebirgsdors oas, was er gesucht hatte: Ruhe von allen Ver gnügungen und Muße zur Arbeit. Einen Tag lang brachte er es wirklich zustande, sich in die Geheimnisse des Bürgerlichen Gesetzbuches zu vertiefen. Aber während sein Blick sich in die .dinglichen' Rechte zu versenken schien, tauchten vor seinem geistigen Auge ganz andere, süßere Dinge aus. Hedis reizender, dunkelblonder Bublkops leuchtete dort aus dem Jungwald her vor, hinter einem Gebüsch drehte ihm spöttisch Gerda eine lange Nase, und unweit von ihr fuchtelte Elli höchst bedenklich mit dem Revolver herum. Trotzdem fühlte sich Fritz nichts weniger als unbehaglich. Erst als er einen etwas kräftigen Schlag aus seiner Schulter spürte fuhr er in die Höhe Der Onkel stand vor ihm: .Du bist em prächtiger Stüven»!' lachte der alte Herr. .Wenn du über deinen Büchern einschläfst, dürftest du kür die Prüfung einen Nürnberger Trichter zu Hilfe nehmen müßen.' „Ich habe heute keine besondere Lust zum Studieren lieber Onkel,' entschuldigte sich Fritz „Dieses Uebel scheint bei dir chronisch zu sein!' bemerkle oer Onkel „Aber damit du siehst, welch einsichtsvoller Onkel ich bin, will ich dir eine sympathischere Mitteilung machen. Wir haben heute im Ort Kirchweihfest. Als einer der Honora tioren bin ich eingeladen und werde dich als meinen Neffen mttnehmen.' Das Wort Kirchweihfest klang Fritz nach oer Lektüre des Bürgerlichen Gesetzbuches wie Musik in den Ohren, und seiner Phantasie eröffneten sich bisher ungeahnte Perspektiven. Kirch weihfest auf dem Lande, das war einmal etwas anderes als die mondänen Tanzvergnügungen der Großstadt. Da konnte man sich den Freuden des Landlebens mit defsen angenehmsten Be gleiterscheinungen nach Herzenslust hingeben Da boi sich ein mal herrliche Gelegenheit, die Rückkehr zur Natur, die schon oer alte Rousseau gepredigt halte, in praktischer Weise kennen zulernen. Das Wort „Fensterln', das Fritz zu seinem tiefen Bedauern bisher nur vom Hörenfaaen kannte rückte damit in beinah greifbare Nähe Von Erwartung und Neugierde getrieben, sand Friy sich zur festgesetzten Stunde aus dem mit Tannenrcisig gar lieblich ge- fchmückten Tanzboden ein. Von der Estrade krächzten die ein wenig verstimmten Blasinstrumente der Torskapelle den Gästen nnen heiseren Willkommgrub entgegen Fritz ließ seine Blicke in die Runde schweifen. Ein hübsches blauäugiges Dirndl mit einer dicken ährenblonden Gretelfrisur erregte seine Aufmerk samkeit. Schon wollte er sich ihr in unauffälliger Weise nähern, als ihm ein Blick aus einem brennenden dunklen Augenpaar feinen Vorsatz ausgeben ließ. Besagtes Augenpaar gehörte einer nicht minder reizvollen Besitzerin Das Mädchen bewegte sich mit ausfallender Anmut in dem etwas schwerfälligen Reigen der drehenden Paare, und obgleich dem Tanz leidenschaftlich hingegeben, vermochte es die Herumstehenden durch einen leuchtenden Blick, begleitet von einem reizvollen Lächeln, zu entzücken. Das Herz des von einem Strahl dieses Lächelns getroffenen Studenten brannte wie Stroh Voll Ungeduld wartete er aus einen geeigneten Augenblick, oie Kleine zum Tanz auszusordern. Zu seinem lebhaften Mißvergnügen mußte Fritz bemerken, daß ein ziemlich kräftig gebauter, energisch aussehender Bursche unaufhörlich mit dem Mädchen tanzte und keine Miene machte, von ihr zu weichen Zum Glück für Fritz flammte in einer entfernten Saalecke ein kleiner Streu aus, der den dauerhasten Tänzer zu tätiger Anteilnahme veranlaßte. Diesen Augenblick benützte oer Student, sich der bewunderten Dorsschönen zu nähern und sich nunmehr mit demselben Eiser »em Tanzvergnügen hinzugeben, wie vordem sein Rivale. Dieser wußte zunächst nicht, wie er sich zu der veränderten Situation verhalten sollte Als er nämlich nach der siegreich beendeten Rauferei wieder zu seinem „Regers zurückkehren wollte und seinen Platz besetz, sand, machte er zunächst kein sehr geistreiches Gesicht. Wäre ein Dorfbursche Regerls Tänzer ge- wesen, jo hätte er wohl rasch ein Mittel gesunden, den unlieb- samen Nebenbuhler unschädlich zu machen Aber dem Stadt- ,rack und Neffen des Herrn Gutsverwalters gegenüber wußte er sich nicht recht zu Helsen. Er zog sich daher schmollend in eine Ecke zurück und tanzte schließlich mit einem anderen Mädchen etliche Male an Regerl vorbei. Aber solches war nicht nach dem Geschmack seiner Freunde . „Du, Michel', höhnte der lange Beraer-Lotsl. „der sakrische Stadtfrack schnappt dir bei' Regerl weg!* „Und ihr macht's a narrische Freud'I' ergänzte der krumpe Wolferl, und schlug eine teuflische Lache an. Das war zuviel für Michels erschüttertes Gemüt Aber noch hielt er sich zurück. Er beschloß zunächst, dem Stadtsrack sine zarte Andeutung zuteil werden zu lassen und versetzte ihm im Vorübertanzen mn seinen „Genagelten einen sachten Tritt, »er immerhin ausretchte, der gefühlvollen Brust des Studenten ein schmerzliches Stöhnen zu entlocken, „'«schuldigen schon, ts ait gern aescheh'n'. brummte er und tanzte schadenfroh weiter. Fritz ließ sich durch die Attacke nicht trremachen. Als er be merkte, daß'Regerl ob dieser Anrempelung dem Michel einen strafenden Blick zuwars, wurde er kühn. Fetzt oder nie war die Gelegenheit für die Vorbereitung zu dem ersehnten .Fensterln' gekommen. Er beschloß, geradeswegs aus sein Ziel loszugehen, negerl stieg ob Fritz' diesbezüglicher yoreiliger Frage die ZorneSrote ins Gesicht. Dieses Tempo ging denn doch über ihre Begriffe. Gleich aber faßte sie sich, und ein schelmisches Lächeln umspielte ihr hübsches Gesicht. „Heut' wird's zu spät Beim Heiratsvermittler. i „Ehe ich Ihnen eine gute Partie nambasi mache muß ich Sie um zwanzig Mark Vorschuß bitten" ! „Ja, glauben Sie, ich würde ans Heirate» oenle», wenn ich zwanzig Mart hätte' Berechtig, e Frage. „Müller, wieviel Eier Hai die Bauersfrau am Ende der Woche, wenn sie täglich fünf Eier gesammelt hat?' „... ja — legen Hühner Sonntags auch?' Statistik. Professor: „Wenn wir also die Produktion aller Ziegel fabriken des Landes zusammen rechnen, so ergibt sich eine Leistung von rund drei Mil liarden Steinen pro Anno. Es fallen demnach jährlich aus den Kopf der Bevölkerung rund fünfzig Ziegelsteine.' Die kleine Diplomatin. „Mutti, weißt du schon, was ich dir zum Ge burtstage schenke?' „Was venn, Gretel?' „Eine schöne Basel' „Aber ich habe doch schon zwei.' „Nein, Muttt, oie eine habe ich eben fallen lassen!' werden', meinte sie, „aber morgen um zehn llhr aus d Nacht am Grabenhof. das dritte Fenster links vom Hauslor.' „Das dritte Fenster links vom Haustor', memorierte Fritz beglückt, und überwand heldenyafi den zweiten Fußtritt, den ihm Michels „Genagelte' diXmal in verstärktem Ausmaße, versetzten. Die Zeit bis zu rem festgesetzten Rendezvous schien Fritz fast eine Ewigkeit Aber schließlich war sie doch heran- aekommen. Mit der Vorsicht eines Pfadfinders schlich sich der Student zum Grabenhoi und zählte herzklopsend das dritte Fenster ab. Aber welches Pech - das Fenster war verschlossen. Da sich daS Fenster in ziemlicher Höhe befand, war ein An-, klopfen so leicht nicht möglich. Aber der junge Mann wollte nicht zurückweichen Er hob einige Steinchen vom Boden auf, schleuderte sie gegen das Fenster, und siehe, es öffnete sich gleich die Pforte des Paradieses Die Nacht war dunkel, und so konnte sich der Student, der auch ein guter Turner war, unter Benutzung eines Mauervorsprungs, unbemerkt hinausschwtngen. „DaS ts g'wiß wieder der Seppl, der verfluchte Räubers- bua, der die ordentlich'n Leut' net schlaf'n laßt!' So ließ sich eine keifende Stimme vernehmen, deren Klang so gar nicht an daS Regerl erinnerte. ' Fritz richtete seine elektrische Taschenlampe aus die Schreiend! und bemerkte zu seinem Entsetzen, daß eine mit einem langen, > groben Hemd bekleidete Gestalt vor ihm stand und ihn mii zornigen Augen anfunkelte. Die grauen Haarsträhnen hingen ihr ins Gesicht, und wenn Fritz an Gespenster geglaubt hätte. ! so würde er die Erscheinung wahrscheinlich für eine Ahnfrau des Grabenhofes gehalten haben. So aber blendete er seine ! Lampe schleunigst ab und suchte sein Heil in überstürzter Flucht, begleitet von dem Gekläff der Hunve und dem Geschrei der Alten, die mit dem Ruse .Einbrecher' das Haus zu alarmieren > versuchte . Fritz ,luchte in oer folgenden Nach, den Frauen im all- > gemeinen und dem Regerl im besonderen; doch als er sie am ! nächsten Mittag aus der Dorsstraße traf, grüßte er sie trotz des i Vorfalls recht höflich, um ihr, wie er sich selbst einredete, zu ! beweisen, daß ihm an der ganzen Sache nichts liege Die Kleine machte unschuldige Augen. , „Warum sind S' denn nicht zum Fensterln gekommen?' ! sragte sie Fritz „Ich hätte mtch wohl von der alten Hexe verzaubern lasten j sollen', entgegnete ihr der Student ingrimmig „Ah, Sie sind also der Einbrecher bei der alten Wabi ge wesen!' lachte Regerl spöttisch. „Aber wie hab'» Sie sich nur so irren können. Ich hab' Ihnen doch ausdrücklich g'sagt. das : dritte Fenster rechts vom Haustor. Also, nix für ungut und ' auf Wiedersehen heut' abend um zehn Uhr!' Damt« entschwand ! sie Mit vielsagendem Blick .Das dritte Fenster rechts vom Haustor', wiederholte Fritz, der überzeugt war, daß er Regerl mißverstanden habe , Mit pochendem Herzen stand der Student um zehn Uhr nachts vor dem bestimmten Fenster Diesmal war es weit ge öffnet. als wollte es ihm einen freundlichen Empfang bereiten. > Mit großer Behenvigkcit erkletterte Fritz das Gesims: aber kaum war er auf dem Fensterbrett angelangt, so fühlte er sich , bereits von kräftigen Händen gepackt. Die Tatzen gehörten zu ! Michel, seinem Rivalen vom letzten Tanzabend .Habe ich dich endlich, du verfluchter Kerl!' donnerte ihm der Bursche mit ! der Stimme des Jüngsten Gerichts ins Ohr und holte zum Schlage aus Es wäre Fritz übel ergangen, wenn er nicht den zugedachten Hieb mit einem eleganten Jiu-Jitsu-Griff pariert ' und sich dann noch mit viel größerer Geschwindigkeit als er hinausgekletteri war, hinunter begeben hätte Wie ein Be- sessener rannte er nach Hause und verließ noch mit vem Nacht- zug den ungastlichen Ori In seiner Verzweiflung stürzte er sich sogar auf das Bürgerliche Gesetzbuch und studierte drei Tage lang Länger hielt er es dabei nicht aus. Beinah hätte er vie Prüfung bestanden. Aber offenbar war die ihm zugesügie Mißhandlung und sein dadurch verursachter Lerneifer nicht groß genug gewesen. Er fiel abermals beim Rigorosum durch und sagte dem Studium endgültig Vale, Dank der gütigen Vermittlung seines Onkels erhielt er eine Stelle als Gutsbeamter, und da er sich in dieser Eigenschaft weitaus besser bewährte als bei seinen Studien, kam er in seinem Beruf tüchtig vorwärts Wenn er. obgleich mii vem Landleben dauernd verbunden, nun doch nicht nicht ans Fensterln denkt, geschieht dies aus zweierlei Gründen: erstens negi ihm sein Abenteuer mit der Wabi und dem Michel »och immer in den Gliedern, und zweitens würde es ihm dies , Regerl, die er ein Jahr nach seinem Erlebnis zur Frau ae- nommen. sicherlich nicht erlauben MleM «ff dr Wdlei-AirMmz. Der Vater: „Nu baßt scheene uff, daß 'r was lärm bei ve > Gaddsen. damit eier Vater nich umsonst äs Angdreh bezahlt ! hat.' > Die Mutter: „Jawoll, or Babbah hat gans rächt: guggi ordentlich nein in de Gäsche <Käfige).' j Der Junge: „Oh, was ts 'n das dort fier eene wo so lange Zoodeln 'raushäng'?' i Die Mutter: „'s schteht doch groß un bree» dran geschriem, daß es änne Angoragaddfe is.' j Der Vater: „Wärklich ö btldhtbsches Gärlichen!' ' Die Mutter: „Wa? Wohl die Gleene dort driem mii de fleeschfarbchen Schdrimke? Das is so dei Dihb <Typ> - nich i wahr?.' I Der Vater: .Awer Mama, ich meene vo.ch nadierlich oe , Angoragaddse.' > Das Mädel: „Hier Hai änne Miezegaddse ä richlches , Ganabee mit zwee Gobbgiflen druff!' ! Die Mutter: „Ja. ja, so 'ne Vicchler Hanis basier wie unsereens: faulenzen und noch vrzu gefiltert wärn, so gut mechte tch's bloß mal verzen Dage Ham.' i Der Junge: „Nu weeßte, Mama, da mißtest ve awer ooch hcrnachens vretsgegreent wärn, damit de Schbefen raus gomm.' - i Der Vater: „Awer Gurdchen, sowas dürfste doch nich sagen; ve Mama is gans verlächen geworden.' I Das Mädel: „He! Hier hat sich änne Gaddsc in ihr Fudder- näbbchen neingesetzt!' j Der Vater: „Kui Deifel! - die hat ähmd geene Erziehunk!' Eine fremde Dame: -Erloom Se mal: das is meine Gaddsc!' Vw »« recht. Frau Schenk lag ihrem Manne Tag und Nacht in den Ohren, er möge ihr doch die Wohnungseinrichtung als ihr Eigentum verschreiben; ebenso-quälte sie ihn nm eine Er- kmrung, daß das Silberzeug ihr privates Eigentum sei, ferner die Teppiche, der Flügel und das gesamte Porzellan- und Kristallzeug. Um endlich Ruhe zu haben, stellt Herr Schenk die gewünschte Erklärung auS. Zwei Nächte darauf erwacht Fran Schenk von einem ver dächtigen Geräusch, das aus dem nebenan liegenden Wohnzimmer dringt. Entsetzt weckt sie ihren Mann und flüstert angstbleich: „Fritz! Um GotteS willen — es sind Einbrecher in der Woh nung —' „Was?' frag« Herr Schenk, sich schlaftrunken vie Augen reibend. „Diebe sind im Nebenzimmer — ich höre sie deutlich: man will uns bestehlen.' „Diebe?' entgegnet Herr Schenk, ohne eine Spur von Auf regung. „Nun, mir können sie ja nichts stehlen. Mir gehört ja nichts.' Spricht es. legt sich ruhig wieder aufs Ohr und schläft weiter. iAäx Oervu» „Aber Franz, war- am willst du venn sie Medizin nur immer von der Großmutter aehmen?' „Die zitter« so schön «no da geh« das meiste «us den Boden!'