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Mittwoch, den 19. September. 9.10: Kindergymnastik. — 10.10: Deutsche Volksmusik: Aeltere und neue Volkslieder. — 10.50: Fröhlicher Kindergarten. — 15.15: Kinderliedersingcn. — 15.40: Hochzeitsmusik (Schallplatten). — 17.30: Ein Jahrtausend Doktor Eisenbart. — 18.00: Fahrt durch die deutschen Siedlungsgebiete Rumäniens. — 18.20: Kammermusik vor 150 Jahren. Dazwischen 18.45: Ein Atlas der deutschen Volks kunde entsteht. 18.55: Das Gedicht. Anschließend Wetterbericht. — 19.30: Italienisch für Anfänger. — 20.00: Kurznachrichten des Drahtlosen Dienstes. — 20.10: „Unsere Saar." — Den Weg frei zur Verständigung. — 20.30: Militürkonzert. — In der Pause: 21.00—21.20: Zeitfunk. — 22.30: Blick in die Leichtathletik de>- Welt. — 23.00—24.00: Aus Frankfurt: Volksmusik. Rundsunk-Vrogramm Reichssender Leipzig: Mittwoch, 1g. Scptemv^ 12,00 Mittagsmusik auf Schallplatten; 13,10 Mittagskon zert; 14,50 Ueber die Bedeutung der deutschen Feuerschußwoche spricht der Führer der deutschen Feuerwehr, Landesbranvdirktor Adolf Ecker; 15,20 Deutscher Geist — deutscher Mensch: Werner von Siemens; 16,00 Für die Jugend: Szenen aus dem Leben Gras Zeppelins. — Aus der Arbeit der HJ-Heimbeschasfung; 16,50 Mütter großer Deutscher: Die Mutter Hans Thomas; 17,10 Das Dresdner Harsenquartett spielt; 18,00 Erbwerte aus deutscher Arbeit; 18,15 Unterhaltungskonzert; 19,20 Fred Nllfser spielt Baß; 19,55 Kulturpropaganda; 20,00 Nachrichten; 20,10 Nachdenkliches vom Bauernkrieg; 20,35 Stunde der jun gen Nation; 21.00 Auf Höhen und Gaffen; munteres Leben aus Eroßstadtwinkeln; 22,30 Nachrichten und Sportfunk; 23,Oli Tanzmusik Da; Wetter der Woche ^)ie Wetterlage seit Anfang September hat einen som merlichen Charakter angenommen, der darauf zurückzuführen ist, daß der über Mitteleuropa liegende Hochdruckgürtel die über dem Atlantik liegenden Tiefdruckgebilde nach Norden abgedrängt hat. Kleine Teiltiefs brachten einige Negenfälle und geringfügige Abkühlung mit sich. Am 10. September hatte sich eine schmale Tiefdruckrinne über Deutschland aus gebildet, die sich unter dem Andrängen kontinentaler Luft massen wieder ausfüllte. Außerdem verflachten auch die an der Westküste Frankreichs sich bemerkbar machenden Tief- druckausläufer. Schließlich hat sich der Hochdruckrücken in den letzten Tagen außerordentlich stark gefestigt. Zufolge des sehr kräftigen Hochdruckrückens dürfte das warme, sommerliche Wetter in Deutschland in den nächsten Tagen noch anhalten, zumal dieses Druckgebilde in dieser Jahreszeit von Beständigkeit zu sein pflegt. Mit einem Wetterumfchwung wäre erst Mitte der Woche zu rechnen. BolkswirtWsft. Dresdner Börse vom 17. September. Am Montag zeigte die Börse eine feste Haltung. Die Kaufneigung erstreckte sich auf alle Marktgebiete und führte zu Kursbesserungen von 2 bis 3 Prozent. Wanderer und Dresdner Chromo und Polyphon gewannen je 5, Wunderlich 375, Veilsdorf 3, Plauener Gar dinen 14 Prozent, Dresdner Älbumin-Eenußscheine 7 RM, Dr. Kurz 7, Eßlinger Brauerei und Schösferhof je 3, Radeberger, Vereinsbrauerei Greiz, Dresdner Gardinen, Dresdner Bauge sellschaft, Thiele, Gebler, Großenhainer Webstuhl, Hamel, Nürnberger Herkules je 2 Prozent. Elektra verloren 1,5 und Reicksbank 1,75 Prozent. Von Anleihen zogen Zittauer Stadt- anleihe um 1 und Zwickauer Stadtanleihe um 1.5 Prozent an Dresdner Schlachtviehmarkt vom 17. September. Preise: Rinder: A. Ochsen: a 34—37, b 31—33, c 28—30, d 26—27; B. Bullen: a 34—36. b 31—34. c 27—30. d 24^-26: L. Kübe: a 30—33, b 26—29, c 20—25, d 15-19; D. Färsen: a 33-34, b 30—31, c 27—28, d 24—26; E. Fresser: 20-26; — Kälber: A. Sonderklasse: —; B. andere Kalber: a 45—50, b 38—44, c 33-37, d 30—32. Lämmer, Hammel und Schafe: A. Lämmer und Hammel: a1 44—47, b2 42—44, c 40—43, d 35—38; B. Schafe: e 38—40, f 34—37. Schweine: a1 53, a2 52—53, b 51—53, c 49—52, d 46—49, g1 49-50, g2 47—48. — Auftrieb: Ochsen: 194, Bullen 367 Kühe 362, Färsen 74, zum Schlachthaus direkt: Bullen 6, Kühe 11, Auslandsrinder 24. Kälber 984, direkt 6. Schafe 1056, direkt -7-. Schweine 3394, direkt 11. Ueberstand: Ochsen 46, Bullen 14, Kühe 49, Schafe 137, Schweine 1l1. Marktverlauf Rinder langsam, Kälber, Schafe und Schweine mittel. Dresdner amtlicher Eroßmarkt für Getreide und Futter mittel vom 17. September. Weizen sächs. Mühlenhandelspr. 198; Festpreis W 8 192; W 9 194; Roggen sächs. Mühlenhandels» preis 72-73 ka 160- Festpreis R 8 152; R 9 154; R 11 156; Wintergerste vierzeilig neu 172—176; zweizeilig neu 190—200; Sommergerste sächs. zu Vrauzwecken 191—205; sonstige 180 bis 190; Futtergerste ges. Erzeugerpreis. E 7 59—60 kg 152; G 9 157; Hafer 48—49 kg ges. Erzeugerpreis H 7 147; H 11 152. Weizenmehl Type 790, Preisgebiete: W 9 27,50, W 8 27,25, W 3 27. Roggenmehl Type 997, Preisgebiete: R 11 22,25, R 9 22,25, R 8 22; Eronußkuchenmehl 55proz. hell 17,50—18,20; Erdnußmischfutter 50proz. hell 17,20—18; Sojabohnenschrot 45proz. extrahiert 14,50—15,70; Malzkeime hell 13,20—13,40; Trockenschnitzel 14,10—14,30; Zuckerschnitzel 16,10—16,30; Kar toffelflocken 19,50—19,70; Weizennachmehl zu Futterzwecken 15 bis 16; Weizenfuttermehl 13,60; Weizenbollmehl 12,60; Wei zen-Vollkleie W 8 11,55; W 9 11,65; Weizenkleie W 8 11,05; W 9 11,15: Roggenkleie R 8 9.50; R 9 9,65: R 11 9.75. Chemnitzer Schlachtviehmarkt vom 17. September. Austrieb Ochsen 109, Bullen 129, Kühe 400, Färsen 17, Fresser 7, Käl ber 681, Schafe 707, Schweine 1995. Marktverlam: Rinder mit tel, Kälbef und Schweine gut, Schafe langsam. Preise: Rinder: Ochsen: a 1 33—36, a2 33—36, b 29-31. c 25-27; Bullen: a 32—33, b 28—30, c,25—27; Kühe: a 32-35, b 27—30, c 21—25, d 15—18; Färsen a 32—33. Kälber A. Sonderklasse —, B. andere Kälber: a 42—45, b 38—40, c 33—35. Lämmer, Hammel und Schafe: A. Lämmer und Hammel: a 1 39—42, a2 39—42, b 1 und b 2 je 34—37: B. Schafe: e 34—37. Schweine: a1, a2 und b je 53, c 51—53, d 48—51, g1 50—52, g2 46—48. Ueberstand: Ochsen 7, Kühe 8 und Schweine 9. Berliner Effektenbörse Bei im allgemeinen ruhigem Geschäft wur die Haltung der Berliner Effektenbörse vom Montag iowohl am Aktien- als auch i am Rsntenmarkt recht widcrüandsfähig. Am Aktienmarkt wa ren einige Spezialpapiere wieder bevorzugt, die zum Teil er hebliche Kursbesserungen erzielten. So zogen u a. Deutsch- Atlantische Telegraphen um nahezu 7 Prozent. Polyphon um 2 Prozent, Berlin-Karlsruher um 2)4 Prozent. Hotelbetriebsge- sellschast um 4 Prozent, Gebrüder Junghans um 1)4 Prozent an. Montanwerke (außer Harpener und Stolberger Zink je minus 1 Prozent) erzielten Befestigungen von etwa l Prozent. Am Braunkohlenaktienmarkt büßte» Rhein. Braunkohlen 11- Prozent ein. Am Kalimarkt gmgen Kali Chemie, die mit 134?<. (plus 4)4 Prozent) eröffnet hatte», später auf 132)4 Prozent zurück. IG. Farbe» bröckelten )4 Prozent ab. Uneinheitlich la gen Elektropapiere, doch überwogen die Besserungen, die bis zu 1 Prozent gingen. Chade waren stark gedrückt und gaben zeit weilig bis zu 7 RM her. Bemberg büßten 4 Prozent ein. Schissahrtswerte und Banken zeigten keine Veränderungen (Reichsbank behauptet». Am Rentsnmarkt "stiegen Altbesitzan leihe bis um 1 Prozent an. Genußrechte gewännen 1 bis 2 Prozent. Am Geldmarkt wurde Blankogeld für erste Adressen wieder mit 4.06 bis 4.31 Prozent gehandelt. Am Devisenmarkt veränderten sich Dollar und Pfund nicht. Die amtlichen Berliner Notierungen lauteten für den Dollar 2,477 (2,482) und für das Pfund 12,39 (12.40). Devisenmarkt. Belga (Belgien) 58,545 (Geld) 58,665 (Brief), dän. Krone 55,26 55,38, engl. Pfund 12,375 12,405, franz. Fran ken 16,495 16,535, holl. Gulden 169,63 169,97, Ital. Lire 21,48 / 21^2, norm. Krone 62,21 62,33, österr. Schilling 48,95 49,05. poln. Zloty 47,37 47,47. schwed. Krone 63,83 63,95, schweiz. Franken 81,64 81,80, span. Peseta 34,22 34,28, tschech. Krone 10.44 10.46. amer. Dollar 2.475 2,479. Amtlicher Grohmark» für Getreide und Futtermittel zu Berlin. Wie in der Vorwoche war die Unterbringung des reichlichen Weizenangebots wieder schwierig, während Roggen glatt abgesetzt: werden konnte. Mehle wurden nur für den laufenden Bedarf gekauft. Das Haserangebot reichte nicht zur Befriedigung des Bedarfs aus. In Futtergerste fehlte es bei lebhafter Nachfrage an Angebot. Bon Braugersten fanden nur milde gelbe Qualitäten Beachtung. Die Rache des Entlassenen. Eine aufregende Schießerei spielte sich in einem Restaurant in Lugano ab. Ein kürzlich entlassener Kellermeister erschien in dem Lokal und schoß — wahrscheinlich, um sich wegen seiner Entlassung zu rä chen — auf den Besitzer des Unternehmens und dessen Frau. Beide wurden verletzt. Der zu Hilfe herbeieilende Nachfol ger des Kellermeisters wurde von dem Wütenden durch «inen Reoolverschuß getötet. Nachdem der Eindringling noch einen Polizeibeamten und zwei weitere Personen ver letzt hatte, flüchtete er in den Keller. Als die Polizei sich zum Sturm ans den Keller anschickle, beging er Selbstmord. Abbröckeln des amerikanischen Textilarbeiterstreiks. In den Textilfabriken Nord- und Südkarolinas soll nunmehr die Wiederaufnahme der Arbeit erfolgen. In Georgia sind -4000 Mann der Nationalgarde auf über 100 Fabriken ver teilt worden. Auch in Gastonia ist ein starkes Truppen aufgebot zusammengezogen. Man erwartet, daß ein großer Teil von dem 170 000 Ausständischen in den Südstaaten an ihre Arbeitsstätte zurückkehrt. Die Streikleitung macht große Anstrengungen, die Wiederaufnahme der Arbeit zu verhindern. 19. September. Sonnenaufgang 5.40 Sonnenuntergang 18.08 Monduntergang 0.04 Mondaufgang 16.33 1814: Der preußische Rechtslehrer Karl Friedrich von Sa- - vigny in Berlin geb. (gest. 1875). — 1870: Paris wird von den Deutschen eingeschlossen. — 1886: Der Maler »Eduard von Steinle in Frankfurt a. M. gest. (geb. 1810). — 1914: Lüderitzbucht wird von den Engländern besetzt. — 1925: Der Afrikaforscher Georg Schweinfurth in Berlin gest. (geb. 1836). Namenstag: Prot. und kath. Januarius. MM (20. Fortsetzung.) „Du, Dietmar", sagte jetzt Frau Helge, „sieh dir doch Monika einmal genauer an..." „Ich hab's ja schon getan, Muttiug, und gesehen, wie schön sie ist. Und damit ich's nicht vergesse ..." Er nahm plötzlich Monikas Kopf in beide Hände und kützte sie fest auf den Mund. „Alles Glück, Schwägerin Ika! Ich weiß schon von Bertl, was geschehen ist." Monika hatte sich verlegen losgemacht, sie war über und über rot geworden. Frau Helge aber lachte fröhlich auf, und Dietmar stimmte ein. „Nun kann dem Westhof nichts mehr passieren, Mutting, wenn Ika mal seine Herrin ist. Ich bitte mir aber aus, auch noch dazuzugehören und das Glück hier mitgenießen zu dürfen, zusammen mit meiner Frau. Wie ihr mich nämlich hier seht, bin ich auch glücklicher Bräutigam. Viola Johnston ist meine Braut." Monika war leichenblaß geworden. Mein Gott — Bert!, dachte sie. Wenn er es erfuhr! Sie zitterte, wenn sie daran dachte. „Junge, wie ist das so schnell gekommen?" fragte Frau Helge, und man hörte den Zweifel in ihrer Stimme. „Ja, wie so was halt kommt. Es ist dir doch recht, Mutting? Du wirst Viola sicher bald liebgcwinnen." „Ich will mir alle Mühe geben, Dietmar. Sie gefällt mir ja recht gut, heute schon. Aber wird es auch ein Glück für dich sein, Dietmar?" „Mach dir nur keine trüben Gedanken, Mutting. Paß auf, wenn du uns beide erst einmal zusammen gesehen hast, wirst du an meinem Glück nicht mehr zweifeln. Viola ist wirklich reizend, und ich hab- sie sehr gern." „Ich gratuliere dir herzlich", sagte jetzt Monika mit gepreßter stimme, als Dietmar sich zu ihr wandte. Sie konnte über diese Verlobung nicht froh werden. Sie wußte genau, daß Dietmar die Irländerin nur genommen hatte, um von seinen Schulden loszukommen. Armer Dietmar! Und — armer Bert! Wenn er nur erst va wäre! Wenn sie sehen konnte, wie er diese Nachricht aufnehmen würde. In diesem Augenblick kam Bert herein. Kein Mensch sah ihm die Gefühle an, die in ihm tobten. Er schien sehr gelassen und sehr ruhig, als er Monikas Stirn küßte, der Mutter die Hand reichte. „Nun, Mutting, was sagst du nun?" meinte er. „Run bekommst du gleich zwei Töchter auf einmal. D-s ««»>. ciu rrcven werden auf unserem stillen Ho° Paß auf, Mutting, wie jung du werben wirst. Aber ich mutz gleich weg, hinüber nach Paddyscholle. Erstens mutz ich meiner neuen Schwägerin gratulieren, und dann habe ich auch eine Menge zu tun. Zu Mittag bin ich zurück." Wieder ein Kutz auf Monikas Stirn, ein Handkuß für die Mutter. Dann war Bert gegangen. Draußen, unter dem Gesinde, herrschte ein eifriges Geraune. Was gab's nicht alles zu erzählen! Tags zuvor die Verlobung Berts mit Monika, da war schon alles drunter und drüber. Aber nun erst! Der Dietmar und die Dollarprinzessin von Paddnscholle. Na, der Dietmar hatte es geschafft, und man gönnte es ihm. Nur eine nahm an dem Geschwätz und an der Freude nicht teil. Die schwarze Gisa hatte sich, gleich nachdem die Nachricht von Dietmar Wests Verlobung bekanni- gcworden war, unbemerkt hinausgeschlichen. Niemand brauchte die Tränen zu sehen, die ihr über die Wangen rieselten. Gewiß, sie wußte, vatz Dietmar ihr einmal verloren sein würde. Aber sie liebte ihn so sehr. Und jetzt gehörte er einer anderen, jetzt würde er sie nie mehr küssen, nicht mehr mit ihr verreisen... Lange, lange lag Gisa draußen am Heidegrab, und es kam ihr vor, als ob es jetzt keine Freude mehr für sie geben könne, nachdem Dietmar sich mit Viola Johnston verlobt hatte. Bert West vom Westhof hatte sein Pferd einem Diener übergeben und sich bei Viola Johnston melden lasten. Er sah völlig unbewegt aus, als er ihr Wohnzimmer betrat. „Bertl West, nicht böse sein — bitte..." Viola sagte es kindlich und sah mit großen Augen zu dem Manne auf, der vor ihr stand. „Ich bin nicht böse, Viola. Ich wünsche Ihnen und Dietmar alles Glück der Welt. Und hier", er legte einen großen Veilchenstrauß in ihre Hände, „eine erste kleine, bescheidene Gabe." „Oh, ich mich sehr» freuen mit die schönen Blumen, Bertl. Ich werden sie mir gleich stecken an, damit Sie sehen, wie ich mir freuen darüber." Bert sah zu, wie sie die Blumen an ihrer Brust be festigte. Es fiel ihm unendlich schwer, diese völlige äußere Ruhe zu bewahren. Dann zog Viola den Mann zu sich herunter auf die Couch. „Ich haben geweint die ganze Nacht, Bertl, wie ich gefahren bin nach die große Stadt. Weil ich weh getan habe dem Bertl West. Aber jetzt bin ich Dietmars Braut. Und jetzt kommen wir doch zusammen — nicht wahr, Bertl? Ich Schwägerin und — du — Schwager?" Sie lachte leise auf. Bert sah sie an. Wie leicht ihr das fiel, das Du-Sagen! Dieser vertraute Ton — nein, er konnte das picht, das war zu schwer für ihn. Aber er hatte ja auch seine Waffe. Ruhig sagte er: „Ich muß Ihnen auch etwas mittcilen." „Oh,-Bertl, du können wohl nicht du zu mich sagen?"' „Ja, ich muß mich daran gewöhnen, Viola. Also, ich habe mich auch verlobt..." Viola war aufgesprungen. „Das — das ist nicht wahr, Bertl." „Ich pflege mit solchen Dingen nicht zu scherzen, Viola.! Ich habe mich mit Monika Freese verlobt." „Warum hast du das getan, Bertl West?" „Warum sollte ich mir nicht auch das Glück suchen^ nachdem du es getan hast, schöne Schwägerin?" „Du suchen das Glück, Bertl? Das sein kein Glück,, das weiß ich." „Vielleicht irrst du dich, Viola. Monika hat mich lieb, und ich schätze sie, seit ich sie kenne. Warum soll das kein Glück werden?" „Weil sich müssen beide liebhaben, sonst ist nicht gut. Du hast Monika nicht so viel lieb", antwortete sie und schnippte mit der Fingerspitze. „Ich wissen, du hast die Monika nur genommen aus beleidigtem Ehrgefühl, weil ich dir habe gegeben einen Korb." „Viola!" rief Bert, während eine flammende Röte sein Gesicht bedeckte. Die brutale Wahrheit, die Viola ihm mtgegengeschleudert, hatte ihn getroffen wie ein Peitschenhieb. „Vos! Aus Rache hast du ihr genommen. Um mir zu strafen für mein Nein. Aber du strafen dir selbst, weil vu sein wirst so viel unglücklich. Und du mir tun sehr? leid, Bertl. Ich wünschte dir eine viel bessere Glück." „Genug", stöhnte Bert. Mit seiner Selbstbeherrschung ging es zu Ende, das fühlte er. „Ich, mar, kein anderes Glück. Und dein Mitleid mag ich noch viel weniger. Ich hatte dich lieb, rasend, verzehrend, wie ich nie geglaubt hatte, eine Frau lieben zu können. Vom ersten Augen blick an hab' ich dich angebetet, schon als ich nur dein Bild gesehen hatte. Mein Herz kannte keinen anderen Schlag als dich. Ader du hast mich zurückgestoßen. Kaltblütig gingst du über mich hinweg, hast mir oberflächliche Worte gesagt and mich meiner Verzweiflung überlassen. Dann hast du sich mit meinem Bruder verlobt, und es war dir gleich gültig, was aus mir wurde. Hast dich nicht darum ge kümmert, wie ich mit alledem fertig werden konnte. Aber, ich werde damit fertig, darauf kannst du dich verlaffen. Gleichgültig, was daraus entsteht. Ich will und kann nicht mehr zurück. Aber" — seine Stimme war in leidenschaftliches Ve* stammel übergegangen, dicht stand er jetzt neben ihr -> »aber einnial, ein einziges Mal sollen deine Lippen noch mir gehören..." (Fortsetzung folgt.)