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100. Jahrgang Donnerstag, am 13. September 1934 Nr. 214 Gerechte Preisspannen 'Französische Manöver an der schweizerischen Grenze. Kavallerie im Manöver- geliinde bei Besancon. Generaldebatte in Eens Schuschnigg über oesterreich» Mission. In der Generaldebatte der Völkerbundsversammlung, die nunmehr in Gang gekommen ist, beschäftigt« sich der österreichische Bundeskanzler Schuschnigg in längerer An- spräche E der Politik semes Vorgängers Dr. Dollfuß und mit der Mission Oesterreichs Oesterreich, io erklärte er sei Der Saar-Abftimmunsrkalender Ein Beitrag zum Winterhilsswerk an der Saar. Der Landesleiter der Deutschen Front im Saargebiet, Pirro, erläßt folgenden Aufruf: Der Abstimmungskampf im Saargebiet geht seinem Höhepunkt zu. Das ganze deutsche Volk muß diesen Kampf mit innerster Anteilnahme und ständigem Interesse ver folgen. Diesem Ziel dient der Saar-Abstimmungskalender (Preis 1 RM), der Mitte September erscheint, ein Abreiß kalender. der 1l>0 Tage, vom 5. Oktober ab bis zum Tage der Saarabstimmung, dem 13. Januar 1935, läuft. Er muß in diesen 100 Tagen in jedem deutschen Arbeitsraum hängen und an den Kampf unserer Volksgenossen imSaar- aebiet mahnen. Sein Reinertrag dient mit dazu, das Winterhilsswerk an der Saar aufzubauen. Herstellung und Vertrieb des Kalenders liegen in der Hand einer Gemeinschaft von Verlegern, die, wie alle an ihm tätigen Stellen, auf Gewinn verzichten. Es ist des halb auch eine Ehrenpflicht des ganzen Volkes, sich an die sem Hilfswerk zu beteiligen, und die Ehrenpflicht aller be teiligten Stellen, diese große Aufgabe zu fördern. In seinem Inhalt zeigt der Kalender die schicksalhafte Verbundenheit der Saar mit dem Reich und bildet so ein großes und wichtiges Aufklärungswerk, an dem jeder Deut sche tätigen Anteil nehmen muß. Ich bitte da» ganze deutsche Volk, sich für diese» hilfs- werk an der Saar einzusehen, um den doppelten Zweck zu erreichen: Arbeit für die Saarabstimmung, Gewinnung von Mitteln für da» Winterhilfswerk an der Saar. Kurze Rottzen Der Reichshandwerksführer W. G. Schmidt hat, wie die NSK. meldet, den Präsidenten der Handwerkskammer Wei mar, Tischlermeister Pg. Herrmann, mit -er Wahrnehmung der Geschäfte des Landeshandwerksführers für Mitteldeutsch land betraut. In Gegenwart zahlreicher Ehrengäste sowie der Spitzen der Behörden fand die feierliche Amtseinführung des neuen Präsidenten des Landesfinanzamtes Dresden, Weisensee, durch Reichsfinanzminister Graf Schwerin von Krosigk statt. Der frühere lettische Gesandte beim Völkerbund, Duc- manis, der zuletzt Rechtsberater im lettischen Außenministe rium war, ist zum Bezirksrichter für Saarbrücken und zum Ergänzungsrichter beim Saarbrücker Obersten Abstimmungs gerichtshof ernannt worden. Drei Bengalen, die unter der Anklage eines versuchten Mocv- anschlags aus den Gouverneur von Bengalen, Anderson, in Dar jeeling vor Gericht standen, wurden zum Tode verurteilt. Der Nadscha von Ihalpur in Mittelindien ^sl von der mV - schen Regierung gezwungen worden, seinen Staat aus unbe stimmte Zeit zu verlasse». Zur Begründung dieser Maßnahme wird erklärt, daß der Radscha seine Regicrungsgewalt miß braucht, die Verwaltung vernachlässigt und seinen Staat an den Rand des Bankrotts gebracht habe. Im Austrage der japanischen Rüstungsindustrie sind aus den Philippinen lOOÜV Tonnen Manganerze gekauft worden. Die Erze sollen im Oktober geliefert werden. Auf Grund einer neuen Vereinbarung zwischen japanischen und mandschurischen Behörden wurden in der letzten Zeit nach der chinesischen Ostbahn mehrere japanische Panzerzllge entsandt, die den Nachtdienst aus dieser Strecke übernommen haben. Die Panzerzüge werden jetzt alle Personen- und Güterzüge begleiten. ven der Welt. Zum Schluß bat Schuschnigg die Völkerbunds- Versammlung um Verständnis und Hilfe für sein Land. Während Schuschnigg für den größten Teil seiner Rede sich der deutschen Sprache bediente, ging er bei den Absätzen, 'uf die er besonderen Wert legte, zwischendurch ins Fran zösische über. ein Brennpunkt des europäischen Gedankens. Er wolle nicht Vorauf eingehen, ob es richtig war. das heutige Oesterreich zu schaffen, jedoch feststeUen, daß Oesterreich in seinem gegen wärtigen Zustande auf rechterhalten werden müsse, und zwar nicht nur in seinem eigenen Interesse. Seine Regierung sei fest entschlossen, dies« Unabhängigkeit zu verteidigen. Oester reich sei lebensfähig, wenn man ihm erlaube zu leben. Bun deskanzler Schuschnigg behandelte dann noch die Verfas sungsänderung in Oesterreich und bestritt, daß es sich um eine Diktatur handele. Weiter verwies er auf die Wirtschaftskrise in Oester reich. Was die Aufstände betreff«, seien die Kämpfe im Fe bruar und im Juli mit illegalen Waffen durchgeführt wor den. über deren Herkunft er nicht sprechen wolle. Nachdem Bundeskanzler Schuschnigg noch weiter auf die Handels, und wirtschaftspolitische Lage in Oesterreich ein- aegangen war, kam er noch einmal auf die von ihm ver fochtene Idee der besonderen Mission Oesterreichs zurück. Er erklärte: Wenn sein Land sich allen terroristischen Drohun gen widersetze, verteidige Oesterreich nicht nur die Interessen des Zweiges des deutschen Stammes, den es seit IahrHun- derten schütze, sondern es diene in Wahrheit auck dem »rie- Bor» gestern bis heute Generaloberst Frhr. von Falkenhausen 90 Jahre alt. Am heutigen 13. September begeht Exzellenz General oberst Frhr. von Falkenhausen In Görlitz seinen SO. Geburts tag. Generaloberst von Falkenhausen führte im Weltkrieg 1914 die nach ihm benannte Armeegruppe auf dem linken Heeresflügel im Elsaß und wurde im Dezember des gleichen Jahres zum Generaloberst befördert. Im August 1915 er hielt er den Orten Pour le mSrite. Im April 1916 wurde er zum Generalbefehlshaber der Küstenverteidigung in Ham- bürg ernannt, im August des gleichen Jahres zum Ober befehlshaber der 6. Armee. Bom April 1917 bis zum Kriegs ende war Freiherr von Falkenhausen Grneralgouoerneur von Belgien. Den Feldzug 1866 machte er als Adjutant des Garde-Reserve-Infanterie-Regiments mit, und im Kriege 1870/71 war er Adjutant des Ersten Garde-Regiments zu Fuß. HI.-Heldengedenkfeier am Skagerrak. Tausend Jungarbeiter, die der Alten Garde der Hitler- Jugend angehören, befinden sich gegenwärtig auf einer Nord- lanofahrt mit dem Dampfer „Stuttgart" des Norddeutschen Lloyd. Am Skagerrak traten die Jungen und di« Mann schaft de» Dampfers zu »iner Heldengedenkfeier an Bord des Schiffes an. Nach einer feieruchen Ansprache versenkt« für di« gesamte Hitler-Jugend Obergebietsführer Axmann, der Leiter des Sozialen Amts der Reichsjugendführung, einen Kranz. Zum ersten Mal hat somit die Jugend Adolf Hitlers d» toten Helden, nach deren Vorbild zu leben sie auf ihre Fahnen geschrieben hat, auf hoher See ehren können. Riesiger Munitionsschmuggel spanischer Marxisten. Wie aus Oviedo gemeldet wird, wurde an der spani schen Nordtüste ein umfangreicher Schmuggel mit Infante riepatronen aufgedeckt, die in der staatlichen Waffenfabrik in Oviedo hergestellt werden. Die Polizei beschlagnahmte 100 000 Patronen und verhaftete 26 Personen. Bei den Ver hafteten handelt es sich ausschließlich um Marxisten. Wie verlautet, sollen in die Angelegenheit auch der marxistische früher« Minister Pri«to und zwei marxistische Abgeordnete verwickelt sein. Die „Großmutter der russischen Revolution" gestorben. Katharina Bresko-Breskowlkaja ist im 90. Lebensjahr in Praa gestorben. Seit ihrer frühesten Jugend hatte si« al» Unser gesamtes wirtschaftliches Leben beruht auf dem Verdienstfaktor. Ohne Verdienst keine Wirtschaft. Der Ver dienst ist der Preisunterschied zwischen Erzeuger- bezw. An schaffungspreis und dem Verkaufspreis. Dieser Unterschied darf nicht willkürlich hoch bemessen werden sondern muß sich in gerechten Grenzen halten. Die nationalsozialistische Wirt schaftspolitik bietet die Gewähr dafür, daß hier die Grenzen nicht überschritten werden. Es ist einleuchtend, daß ein Ge werbetreibender aus dem Unterschied zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis zuerst seine Unkosten decken muß. Man hält es zumeist nicht für ratsam, dem Käufer einer Ware die Spanne zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis offen mit zuteilen. Wer kauft, also einen Kaufpreis erlegen muß, neigt leicht dazu, sein Urteil allzusehr in Bausch und Bogen zu fällen. Liegt einmal in einem Falle die Preisspanne offen zutage, so stellen sich, wie die täglich« Erfahrung lehrt, Miß verständnisse und Fehler dadurch ein, daß man in der Be urteilung keine Unterschiede zu machen weiß. Aus dem Arbeitsbereich des Bankgewerbes ist ganz all gemein bekannt, welche Zinsen der bezahlen muß, der einen Kredit in Anspruch nimmt, der also von der Bank die Ware in Kreditform geliefert erhält. Andererseits weiß ein jeder, was die Bank selbst bezahlt, was sie an Zinsen vergütet, wenn ihr die Einleger die Ware Geld bringen. Wie schnell ist man da mit dem Urteil bei der Hand, daß die Zinsspanne im Bankgewerbe zu hoch seil Was der oberflächliche Beurteiler hier zunächst über sieht, ist die völlige Verschiedenartigkeit, die diese Kreditvor gänge aufzuweisen haben. Der Einleger, der aus die tägliche Versügungsbereitschaft seiner Einlagebeträge hält, muß sich mit entsprechend niedrigen Zinsen begnügen. Für Einlage beträge, die ihr langfristig zur Verfügung gestellt werden, kann die Bank dagegen wesentlich höhere Zinsen verabfol gen. Umgekehrt bringt die Bank in der Ausleihung der Gel der niedriger« oder höhere Sätze in Ansatz, je nach dem zeit lichen und sicherheitsmäßigen Charakter, den der Kredit trägt. Der oberflächliche Beurteiler hält sich nun an die Zah len, die die größte Spanne aufweisen. Er stellt dem nied rigsten, für das täglich kündbare Einlagegeld bewilligten Zinssatz die höchsten Zinssätze gegenüber, die bei Ausleihung seitens der Banken überhaupt in Ansatz gebracht werden, und kommt dabei auf eine Zinsspanne von vollen 6 Prozent. In Wirklichkeit haben diese beiden Positionen gar nichts miteinander zu tun. Denn das Geld, das sie kurzfristig — also täglich und stündlich — für ihre Einleger zur Verfügung halten muß, kann die Bank keineswegs langfristig ausleihen. Dem kurzfristig hereingenommenen Geld muß das kurzfristig ausgeliehene Geld gegenübergestellt werden- Andererseits muß dem Zins, der für langfristig ausaeliehenes Geld ver langt wird, der Zins gegenübergestellt werden, den di« Bank selbst für langfristig hereingenommenes Geld bezahlben muß. Bei der besonderen Bedeutung, die die Ausleihung von Betriebskapitalien und die dafür im Zins verlangte Ver gütung gerade heute für unser Wirtschaftsleben hat, ist es doppelt begrüßenswert, daß kein« geringer« Stelle als die Reichsbank selbst es unternommen hat, di« Zinsspannen de» deutsch«« Bankgewerbes einer eingehenden Untersuchung zu unterziehen, deren Ergebnisse im „Bank-Archiv" der allge meinen Würdigung übergeben wurden. Erfaßt wurden bei der Statistik der Reichsbant die ge samt«« Kreditgeschäfte von 669 Kreditinstituten. Diese Kre ditinstitute umfasse« die Staatsbanken,, Landesbanken und Kommunalbanken ebenso wie das private Bankgewerbe, nämlich die Großbanken, die Provinzbanken und nicht weni ger als 435 Privatbankiers. Die von der Reichsbank durchgeführte Statistik stellt für die Gesamtheit der Aktiv- und Passiogeschäfte aller unter suchten Kreditinstitute eine Zinsspanne von rund"2 Prozent (genau 2.07 Prozent) .fest. Von diesen 2 Prozent Zinsunter- schied also müssen die Banken zunächst ihre Unkosten beglei chen. Sie müssen ihr Personal versorgen, müssen die Sach ausgaben bestreiten und schließlich das gerade in der Aug leihtätigkeit ja nie völlig auszuschaltend« Risiko eindecken. Dann erst kann an eine Verzinsung des arbeitenden Eigen kapitals und schließlich erst an ein Verdienen gedacht werden. Interessant ist es dabei zu sehen, wie die Zinsspannen bei den verschiedenen Gruppen der Bankunternehmungen voneinander abweichen. Di« im langfristigen Einlagen geschäft zu erzielenden Zinsspannen sind in der Gruppe des privaten Bankgewerbes fast durchweg niedriger als bei den öffentlich-rechtlichen Kreditanstalten. Die Reichsbank selbst stellt ganz allgemein über die Zins- spanne fest: „Die Angemessenheit einer Zinsspanne hängt nicht von ihrer absoluten Höhe sondern davon ab. ob sie die Verwaltungskosten und die notwendigen Abschreibungen deckt und inwieweit sie darüber hinaus eine angemessene Verzin sung des Eigenkapitals ermöglicht". In Berücksichtigung aller mitsprechenden Tatsachen gelangt man zu der Feststel lung, daß das Kreditgewerbe unter dem Ausfluß der Krisen jahre ebenso mit unzulänglichen Bedingungen arbeiten mußte wie fast jeder andere Gewerbebetrieb auch. Es wäre begrüßenswert, wenn auch andere Sparten dee Wirtschaft und der Geschäftswelt mit ähnlichen, von authen tischer Seite aufgestellten Statistiken über die Preisspanne, ihre gerechte oder ungerechte Höhe, hervorträten. Manchs Mißstimmung und manches Mißverständnis würden ver mieden.