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Donnerstag, am 3Ü. August 1884 lüv. Jahrgang Nr. 202 Kurze Notizen Ls wurden zu Landräten ernannt: der Reglerungsroi Pr. Lampe in Osterholz-Tcharmbeck und Direktor Gerdes !in Warendorf. In Berlin hält sich zur Zeit der Vizepräsident des Reichsamts für Justiz in Nanking, Exzellenz Tain Tsen, zum Zwecke des Studiums der neueren deutschen Rechtsentwick- lüng, des deutschen Gerichtswesens und des Strafvollzuges lauf. , Mit dem Dampfer „Kap Arcona" trafen der Führer der deutsch-chilenischen Iuaend. Schwarzenberg aus San tiago, -er Führer des deutsch-argentinischen Pfadfinderkorps, Dr. Zeyen aus Buenos Aires, und der Führer der deutsch istämmigen Jugendorganisation in Brasilien, Lucht, in Ham- i burg ein. »egeiftermg in Kiel Ganz Kiel war am Mittwoch auf den Beinen. Seit dem frühen Morgen sah man auf der breiten Hindenburgufer- Promonade, die sich zwischen Stadt und Holtenauer Schleuse an der Förde entlangstreckt, Tausende, die die kleine, aber schneidige deutsche Flotte im Hafen sehen wollten. Ein Bild, das selbst für die Kieler recht selten ist. Nach der Nacht übung hatten alle Schisse der Reichsmarine im Hafen an den Boten und Brücken festgemacht. Ungeheu re Menschenmassen, Kraftwagen von nah und fern, aus den verschiedensten deutschen Gauen, aber auch aus dem Ausland, sanden sich am Hindenburg- ufer ein, um am Nachmittag an dem alljährlichen Wett- rudern der gesamten deutschen Flotte als Zuschauer teil zunehmen. Bei gutem Wetter nahm das Wettrudern, an dem sich etwa 60 Boote aller Gattungen der Reichsmarine beteiligten, einen glänzenden Verlauf. An Bord des Start- und Zielschiffes „Undine" befand sich neben dem Flotten chef eme Reihe bekannter Persönlichkeiten. Das Boot war umwimmelt von Segeljachten, Schnellbooten, Zuschauer dampfern und Ruderbooten. Große Heiterkeit erregten die Besatzungen der Kriegsschiffe, die während der Rennen Freizeit hatten und nun von ihrem Schiff aus durch Mas sensprechchöre ihre Rennmannschaft anzupeitschen bemüht waren. Am Schluß der Wettkämpfe nahm der Flottenchef, Vize admiral Förster, an Bord des Flaggschiffes „Schleswig- Holstein" die Preisverteilung vor. Die wertvollen Preise waren auf einen mit der Kriegsflagge geschmückten Tisch unter dem 2AZentimeter-Geschützturm aufgestellt. Freudig nahmen die Sieger ihre Preise entgegen, nachdem der Flot tenchef in einer Ansprache die Matrosen aufforderte, stets die ganze Kraft in den Dienst des Vaterlandes zu stellen, Seine Worte klangen In dreifaches Hurra auf Vaterland, Führer und Reichskanzler aus. Die besondere Anerkennung des Flottenchefs galt den Mannschaften des Linienschiffes „Schlesien", die mehrere Preise errangen. Zahlen, die zu denken gebe« Die Bevölkerungsbewegung in den europäischen Län dern, d. h. also die Menge Neugeborener, die nach Abzug der gesamten Sterbefälle sich ergibt, betrug auf 1000 Ein wohner berechnet in: 1SS2 1S3S 13,7 12,3 12,0 12,1 i 13,0 12,0 11,9 11,4 9,2 10,0 , 4,6 i 5,0 4,3 3,5 4,53 2,7 3,5 . 2,4 1,5 0,5 Die germanischen Länder weisen noch immer den ge ¬ ringsten Zuwachs auf. Europa droht immer mehr, ein sla- Wischer Erdteil zu werden. Welche Beoölkerungstraft aber außereuropäische Länder besitzen, beweist am besten Japan, das 1931 einen Zuwachs von 861 534 und 1932 von 1007 868 Menschen hatte. I! Kia vrieaMMtk-Deak»« i - feierliche Weihe in Kirchenlamitz. Marktredwitz (Oberfranken), 30. August. In Kirchenlamitz (Oberfranken) fand di« Weihe eine» Denkmal» für die gefallenen Orientkämpser während des Weltkrieges statt. Die Stadt hatte an diesem Tage reichen iFlaggenschmuck angelegt. Die Organisationen der NSDAP, waren zahlreich aufmarschiert. Zu der Feier waren auch Gäste aus Schweden, Persien, Afghanistan und Indien er schienen. die einst mit den Deutschen Schulter an Schulter jaekämpft haben. Als Vertreter des Auswärtigen Amtes !war Geheimrat Seiler anwesend. Nach einem gemeinsamen Gottesdienst begab sich der Festzug durch die Straßen der Stadt zum Denkmal, wo der feierlich« Äkt der Weihe vor sich ging. Die Weihrede hielt Pfarrer Kunstmann, der die Aufgaben der Orienterpeditio- nen schllüertH dann fiel die Hülle des Denkmals. Abschlie ßend wurden das Horst-Wessel- und das Deutschlandlied ge- Polen » , , Litauen . . . Niederlande . Spanien . , Italien . . . Ungarn . . . Tschechoslowakei Schweiz . . . Deutschland Schweben . . Großbritannien Frankreich . . Ue-ungen der Reichsmarine Das Denkmal trägt die Inschrift: „Irak-Afghanistan- Iran. Den Orient-Exvedtionen des Großen Generalstabs." — Eine Freitreppe fuhrt zu der Gedenktafel. Das Denkmal ist 138 Meter breit und 6 Meter hoch. schuhen heran. Er reichte stdeni von Ihnen di« Sand und sagte: „verzeiht mir, ich erfülle nur meine Pflicht!- . . . Beide zogen die Han- zurück. Der Strick hing am Hal, Saurein«'. Der Priester begann, ein Gebet zu sprechen, konnte sich aber nicht beherrschen — er erlitt einen Nervenanfall und brach da» Hebet ab. Einer der anwesenden Polizisten stöhnte dumpf auf und fiel um . . . Acht Minuten später war Saurein« tot. Nach weiteren sieben Minute« lebte auch llnterberger nicht mehr. Der Heuktr warf ihnen seine schwar zen Handschuhe vor die Aüh« ... L« ertönte da« Geräusch eine, auf die Erde fallenden Gewehr«. Einer der Soldaten war vor Anfregung ohnmächtig geworden. i Gefängniswärter, Soldaten und Polizisten find keine empfindsamen Menschen. Sie haben wiederholt den Tod gesehen. Man kann aber wetten, daß sie Im Grund« ihrer Seele mehr Sympathie für di« Verurteilten empfinden al» für di« Gerichte, daß sie diesen Verurteilten näher sind. Ob nicht da» an den Talgen gehängt wurde, was dl« Verkörpe- rung ihrer tiefsten und geheimsten Wünsch« war. Und des halb glauben wir nicht an Oesterreich .Wir glauben nicht an Oesterreich' Lin bezeichnepdes jüdische» Urteil. Lodz, 30. August Der Chefredakteur der Lodz«r „Rwublita" weilt« in diesen Tagen in Oesterreich und hat als Ergebnis dieses Be suches einen Leitartikel geschrieben, in dem es u. a. heißt: Heut« hat sich Oesterreich Italien ^ugeneiat. Der eben in Florenz weilend« Bund«skanzler Schuschnigg gleicht einem Vasall, der seinem Souverän — Mussolini — huldigt. Aber der Kanzler und dl« ganze Regierung, di« ganze Diplomatie, die Politiker und der Klerus — das ist noch nicht Oester reich. Trotz der neu«n Verfassung und Orientierung, trotz der ganzen Strenge des Gesetzes über den Schutz des öster- reichischen Staates hat Oesterreich nicht aufgehört . . . hit- lerlstisch zu sein. Man kann dies mit wirtlichem Unmut feststellen (die „Republika" ist ein jüdisches Organ), dessen ungeachtet muß man die Wahrheit sagen. In den Augen der bürgerlichen und bäuerlichen Massen in Oestereich besitzt Herr von Papen, der deutsche Gesandte, «inen viel höheren qualitativen Wert als Schuschnigg und die ganze Regierung. Wenn sich in Oesterreich durch Zufall ein Hitler-Blatt findet, so wird es im geheimen eifrig gelesen. Besonderer Sympathien erfreute sich Hitler-Deutschland unter der Jugend. Vor einigen Tagen wurden zwei Bur schen weaen bewaffneter Teilnahme an der Revolte zum Tod« verurteitt, Das Urteil wurde durch den Strang vollstreckt — Präsident Miklas lehnte nämlich ihre Begnadigung ast Al« die beiden verurteilten an der Mchtstätte standen, trat an sie der Henker jn Zylinder und schwarzen yand- di« Zuschauer ein Tag-Gefecht der Schiffe und die schnelle» Durchbrüche der schwarzen Gesellen, -er Torpedoboote, durch -le eigen« Linienschiff»«»«, ein Manöver, das viel Geschickt lichtest verlangt. Bal- richten sich all« Gläser auf ein« künstlich erzeugst Nebelbant, unter o«ren Schutz sich die flinken Torpedoboot« vor den Rohren der Linienschiff« bergen. Durch di« klla meterlang« Wolkenbank ist den Linienschiffen sed« Treffsicher heit genommen. Plötzlich sausen die schwarzen Boote a« einer Stelle aus dem dichten Schleier hervor, lasten ihr« Torpedowaffe zur Wirkung komm«» und verschwinden eben so schnell wieder im Schuh der Nebelbank. Langsam senki sich der Abend auf dl« Ostsee. Di« Schiff« sind nördlich d«i Insel Fehmarn vorübergefahren und haben die Kieler Buch! erreicht. Immer dunkler wir- es. Bald sind -I« mit abge blendeten Lichtern fahrenden Schiffe den Augen ganz ver schwunden. Nur die Positionslaternen der Linienschiff« und die zahlreichen Lichter der Zuschauerdampfer leuchten. s Gefecht in der Nacht Nachtgefecht! Angriffe der Schnellboote, der Torpedo- boote und Kreuzer aus die Linienschiffe! wer da» erlebt hat, wird es nie vergessen, kaum ist da» Zeichen zum Gefecht«, beginn gegeben worden, da spielen die Scheinwerfer de» Linienschiffe über die weite Wasserfläche. Zunächst ist der Feind nicht sichtbar. Doch da trifft ein Lichtkegel ein heranpir schende» Schiff, da» aus dem Scheinwerserlicht ausleuchtet. Im Nu blitzt e» aus den Rohrmündern der Linienschiffe. Don- nergrollen erfüllt die Luft. Ueberall wird es seht lebendig, auf allen Seiten greifen die schnellen Torpedoboote an. Für den Zuschauer entwickelt sich das Bild eines Riesen feuerwerk». Leuchtraketen in grünen und roten Farben, die die Schüsse der gegnerischen Torpedoboote kennzeichnen, blitzen auf — Leuchlgranaten verlassen surrend die Rohre der Linienschiffe und gehen viele Seemeilen entfernt, grell aufflammend, auf die See nieder, so daß zwischen den nie dergehenden Leuchlgranaten der Linienschiffe der Gegner silhouetlenartig aus dem nächtlichen Dunkel herauskritt, ein gutes Ziel für die Geschütze bietend. Immer wieder kracht es, immer wieder blitzt e» auf. lieber eine Stunde lang dauert das Gefecht. Dann wird auf Kommando das Feuern eingestellt. Das Gefecht, das von den vielen Zuschauerdamp fern aus genau verfolgt werden konnte, Hal sein Ende er reich«. p Die gesamt« deutsche Flotte fft kurz nach Mitternacht bei der Rückkehr von der großen Flottenschau in den Kieler Hafen eingelaufen und hat dort festgemacht. Am Mittwoch stand der Kieler Hafen im Zeichen de» traditionellen großen Flottenwettruderns, bei dem in Gegen wart -es Flottenchefs, Vizea-miral Foerster, di« Kutt«r, Jol len und Dingis und andere Boote der Reichsmarine um wertvolle Preise kämpften. Di« Flottenschau in der Ostseechat einen prächtigen Ver lauf genommen. Etwa 10000 Volksgenossen aus allen Teilen des Reiches waren auf den großen Dampfern der Hamburg-Süd „Monte Pascual", der „Monte Olivia" sowi« dem Urlauberschiff der NSG. „Kraft durch Freude" „Der Deutsche" sowie zahlreichen kleineren Schiffen auf dem Schau platz erschienen und verfolgten die Vorführungen der Reichs marin« mit regstem Intereste. Der Tag gestalt«!« sich füll st« zu einem unvergeßlichen Erlebnis. Flottenschsu wd Nachtschletzen in der Ostsee Siel, 30. August. Di« Marin« mit ihren „blauen Jungen" hat von jede, -as Int«resse aller Deutschen, auch der eingefleischtesten Landratten gehabt, denn mit den großen Schiffen und ihren Fahrten verknüpfte sich der Gedanke an die Volksgenossen in den fremden Ländern, zu denen die Marin« gl«ichsam «in« Brücke schlug. Noch eng«r ist dies Band geworden, seitdem im Weltkrieg zahlreiche tapfer« Taten der deutschen Flott« ein ewiges Denkmal setzten. Wer die klein« Zahl d«r deutschen Kri«gsschiff« von heute steht, denkt sofort an Scapa Flow und das Ende der ruhmreichen deutschen Kriegsflotte nach dem Krieg« — aber -as Bewußtsein, daß der alte Geist lebt und mit dem, was uns geblieben ist, das menschenmöglichste schafft, läßt auf di« Schiff« der deutschen Marine mit besonderem Stolz und mit besonderem Vertrauen sehen. So war es ein guter Gedanke, zahlreichen Volksgenossen Gelegenheit zu geben, die Flotte bei der „Arbeit" zu sehen. Ein Paar große Schiffe, die Dampfer von „Kraft und Freude", und einige andere Damp fer, dicht besetzt mit erwartungsfrohen Zuschauern, zogen am Dienstagmittag aus den verschiedenen Häfen hinaus in das Seegebiet zwischen Warnemünde und Kiel, um di« Uebungen der Flotte mit anzuseken. Ein rauhes, aber nicht unfreundliches Wetter sorgte dafür, den nicht seegewohnten Zuschauern wenigstens einen kleinen, harmlosen Eindruck davon zu verschaffen, daß draußen auf dem Wasser auch nicht immer die Sonne scheint. . . Dienstag nachmittag um 15 Uhr stand die gesamte deutsche Flotte außer dem Panzerschiff „Deutschland", dem Kreuzer „Köln" und den Minensuchverbänden zur Flotten schau zwischen der dänischen Insel Laaland und dem Ostsee bad Warnemünde. Es herrschte herrliches sonniges Wetter, als die grauen Leiber der Schiffe matt am Horizont aus tauchten, um dann in Kiellinie vor den Zuschaueroampfern langsam oorüberzugleiten. In Führung lag der Kreuzer „Königsberg, in dessen Topp dl« Konteradmirals flagge, das schwarze Kreuz mit zwei Bällen, flatterte: er hatte den Befehlshaber der Aufklärungsstreitkräfte, Konter admiral Kolb«, an Bord. Gleich hinter der „Königs berg" folgte der Kreuzer „Leipzig", schmuck und blank wie die anderen Schiffe. Ueberall standen die Besatzungen in Paradeaufstellung nach Steuerbord zu den Dampfern aus gerichtet in leuchtendem Weiß auf D«ck. Hinter der „Leip zig" folgte die Führung der Torpedoboot« aus dem Torpedo boot „Leopard , sodann die 1. und 2. in Swinemünde statio nierte und die 3. und 4. in Wilhelmshaven stationierte Torpedoboots-Halbflottille. Die Führerboote zeigten den Halvflottillenstan-er. Ein« Abwechslung für das Auge boten die sich anschließenden mastigen Linienschiffe, die „Vetera nen'' der Flotte: „Sch l e s i e n", „H «s s e n" und „Schle s- wig-Holst «in". Das Flottenflaggschiff „Schleswig- Holstein" hatte den Flottenchef, Vizeadmiral Foerster, an Bord. Auf dem Linienschiff „Schlesien" befand sich der Befehlshaber der Linienschiffe, Konteradmiral Bastian. Den Abschluß der Vorbeifahrt bildeten die flinken vier klei nen Schnellboote -er Reichsmarine, die in Pfeilgeschwindig- keit di« Wogen durchschnitten. In langer Kiellinie zog die Flott« westwärts. Die Zu- fchauerdampser hängten sich all« Ler langen Lini« an, eben so d«r Flottentender „Hela" mit etwa 30 Pressevertretern aus den verschiedensten Teilen des Reiches und da» Torpedo boot 157 mit den Filmoperateuren, denen der Tag eine Füll, interessanter Ausnahmen bescherte. Di« Flottepparade wird jedem, der dabeiwar, in stetei Erinnerung bleiben. Mit dem gleichen Interesse verfolgter Bon gestern bis heute Neve Mitglieder der thüringischen Regierung. Der Reichsstatthalter in Thüringen ernannt« auf vor- schlag des thüringischen Ministerpräsidenten den Gruppen- führer der SA., Dr. Zunkel den Arbeitsgauführer Major Schmückle und den Bezirkswalter der Deutschen Arbeite- front Mitteldeutschlands, Pg. Triebel zu Mitgliedern der thüringischen Regierung und Staatsräten. Tagung de« Ilotlenbunde» deutscher Irauen. Der dem Reichsbund deutscher Seegeltuna angeschloflene Fsottenbun- deutscher Frqüen hielt in Bad Elster sein« 10.,