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30. August. Sonnenaufgang 5.06 Sonnenuntergang 18.55 Monduntergang 12.49 Mondaufgang 20.32 1844: Der Geograph Friedrich Ratzel in Karlsruhe geb. (gest. 1904). — 1856: Der Nordpolfahrer John Roß in Lon don gest. (geb. 1777). — 1870: Schlacht bei Beaumont. — 1884: Gründung deutscher Kolonien. — 1928: Der Maler und Bildhauer Franz von Stuck in München gest. (geb. Namenstag: Prot. Benjamin, kath. Rosa. Rundsunk-Brogramm Lie Rundfunkrede des Reichsjugendführers Der Abteilungsleiter Rundfunk der Reichsjugendfüh rung ordnet an: Für die am Mittwoch, den 29. August, abends von 20.00 bis 20.30 Uhr stattfindende Sendung Stunde der jungen Nation ordne ich hiermit Gemeinschafts empfang für die gesamte Hitler-Jugend an. Besondere An- ordnungen ergehen wegen der Kürze der Zeit nicht. Die Ab teilungsleiter R sowie die Formationsführer setzen sich nach Möglichkeit mit den Funkwarten der PO. in Verbindung, um einen möglichst geschlossenen Empfang zu garantieren. Es darf keinen Hitler-Jungen und kein BDM.-Mädel geben, das am Mittwoch nicht den Reichsjugendführer hört. Reichssender Leipzig: Donnerstag, 30. August 10„10 Schulfunk: Deutsche Schiffe fahren in alle Welt; 12,00 Wittagskonzert: 13,10 Heiterkeit und Fröhlichkeit; 14.40 Von Laucha nach Laucha; ein Segelsliegerlager zieht um; 10,00 Werbe- und Verkaufserfolge der Leipziger Herbstmesse 1934; 1L20 Carl Weisflog erzählt: „Der Herr von Rumpelmeier"; 18,00 Nachmittagskonzert; 17,30 Was liest di« H2? 18,00 Die Hoch- und Deutschmeister, ein österreichisches Regiment: 18,2» Feierabend in mitteldeutscher Heimat: Vogtland — Thüringen - Erzgebirge: 19,88 Kunst uns Geschichte: Matthias Pöppel» nann; 20L» Nachrichten; 20^0 „Der Flaschenteusel", Hörspiel; U^O Klassische Sonaten für Violine und Klavier; 22^0 Nach richten und Sportfunk. — Funkstille. veutschlandsender. Täglich wiederkehrende Darbietungen. 5.45: Wetterbericht für die Landwirtschaft. — 5.5»; Wieder holung der wichtigsten Abendnachrichten. — 6.00: Aunkanmnastik. — 8.15: lagesfpruch. — 6.20: Arühkoazert. — S.«: L«b«Übu«- gen für die Aran. — 10.00: Neueste Nachrichten. — 11.18: Deut scher Seewetterbericht. — 11.55: Wetterbericht für di« Laadwlrl- schast. — 12.00 bis 1Z.45: Musik am Mittag, dazwischen 12^5: Zeitzeichen. — 13.45: Neueste Nachrichten. — 14.45: Glückwünsche. 15.00: Wetter- und Börsenbericht. —. 16.00: Nachmittagskönzert. — 22.45: Deutscher Seewetterberichi (auher Sonntag). Donnerstag, 30. August. 9.00: Berufs- und Fachschulsunk: English yljtory m poems and folksongs. — 9.40: Hauswirtjchastlicher Lehrgang. — 10.00: Neueste Nachrichten. — 10.10: Eine lustige Schulstunde um drei Redensarten. — 10.50: Körperliche Erziehung. — 11.30: Stunde der Scholle. — 13.00: Buntes Sommerallerlei (Schallplatten). — 15.15: Tierschutzsunk für Kinder. — 15.40: Märsche und Walzer lSchallplatten). — 17.45: Ueber den Reichsbund deutscher See- geltuna. — 18.00: Klassische und moderne Klaviermusik. — 18.40: Gras Arco zum 65. Geburtstag. — 18.55: Das Gedicht; anschlie ßend Wetterbericht. — 19.00: Kleines Schallplatten-Konzert. — 19.30: Das Warthebruch. — 20.00: Kernspruch; anschließend Kurz nachrichten des Drahtlosen Dienstes. — 20.10: 1000 muntere No ten. — 22.00: Wetter-, Tages- und Sportnachrichten. — 22.30: Um Silbervase und Hiihnleinpokal. Funkbericht von der Inter nationalen Sechstagefahrt. — 23.00—24.00: Aus Buenos Aires: Konzert der vereinigten argentinischen Polizeikapellen als Gruß an die deutsche Polizei. ' All-Berlin. Der Krügel, ein Stück Alt-Berlin, ist jetzt non allen Seiten abgeschlos sen worden. In wenigen Tagen tritt hier die Spitzhacke in Tätigkeit; die alten Gebäude wer den abgerissen. Aufruf MAWeidmllik »IrMlMW I«5«rieltiet Die Regierungskommission d«s Saargebietes hat am 8 Juli 1934 dl« Vorschriften über di« Aufstellung der Stimm listen für di« Volksabstimmung im Saargedier am 13. Ja nuar 1935 erlassen. Weiterhin hat di« Volksabstimmungs- kommission d«s Völkerbundes am 20. Juli 1934 Hn« Be- kanntmachung veröffentlicht, di« nähere Vorschriften über di* Abstimmungsberechtigung und über die Anmeldung der Stimmberechtigten zur Aufnahme in die Stimmlisten enthält hiernach müssen Stimmberechtigte, die außerhalb der Saargebiete» wohnen, einen besonderen Antrag auf Elnkra gung in die Stimmlisten stellen, wer yicht In die Stimm listen eingetragen ist, kann sein Stimmrecht nicht ausüben E» liegt daher im eigensten Inlereste aller im Reich wohnen den Stimmberechliglen, diesen Antrag mit tunlichster Be schleunigung einzuroichen. Die Antragsfrist läuft mit dem 31. August 1934 ab. Der Antrag, der an den „Gemeindeausschuß" des Be zirks gerichtet-ist, in dem der Abstimmungsberechtigte am 28 Juni 1919 die Einwohnereigenschaft hatte, muß folgende An gaben enthalten: 1. Die Namen, Vornamen, das Geburtsdatum, den Ge burtsort und den Beruf des Antragsstellers (im Falle eine» Berufsänderung denjenigen, den er am 28. Juni 1919 aus übte), sowie die Vornamen seines Vaters und ferner, falls es sich um eine verheiratete Frau handelt, die Namen und Vornamen ihres Ehemannes (im Falle einer Veränderung des Familienstandes nach dem 28. Juni 1919 den Familien namen, den sie an diesem Zeitpunkt trug); 2. die Gemeinde, in der er die Einwohnereigenschaft ani 28. Juni 1919 hatte; 3. den gewöhnlichen Aufenthalt zur Zeit des Antrags; 4. die Anschrift im Saargebiet, an die Mitteilungen zu richten sind. Die vorhandenen Beweisstücke für die Einwohnereigen schaft im Saargebiet sind dem Antrag beizufügen; befinden sich solche Beweisstücke nicht in den Händen der Antragsteller, so ist in dem Antrag anzugeben, bei welcher Stelle des Saär- gebietes diese Unterlagen erhältlich sind Sämtliche Abstimmungsberechtigten im Reich werden hiermit aufgefordert, ihren Antrag auf Eintragung in dl« Stimmliste bis spätestens zum 31. August 1934 an den zu ständigen Gemeindeausschuß lm Saargebiet gelangen zr lassen. Zur Aufklärung über alle, bei der Anmeldung zu be rücksichtigenden Gesichtspunkte stehen den Stimmberechtigten die Saarmeldestellen ihres jetzigen Wohnorts (das Einwoh nermeldeamt, in den Städten die zuständigen Polizeirevier«) sowie die Geschäftsstellen des Bundes der Saarverein« — in Berlin befindet sich diese SW 11, Stresemannstraße 42 — zur Verfügung. Es wir- jedem Abstimmungsberechtiaen dringend empfohlen, vor Absendung seiner Anmeldung die vorgenannten Stellen zum Zwecke der Beratung in An spruch zu nehmen. ( 1. Fortsetzung.) „Heimat I Heimat ist immer schön. Mein Heimat dörfchen aber liegt mitten in der blühenden Heide, um- geben von alten, vertrockneten Torfmooren und Brüchen. Ein malerischer Winkel, der jedes Auge entzückt. Ach, Miß Johnston, wie wunderschön ist es zwischen dem blühenden Heidegras, wenn man ganz allein im Grase liegt, versteckt von den alten Wacholderbüschen, den würzigen Arnikageruch in der Nase. Ich sehne mich so danach, im warmen Sonnenlicht im Heidegrase zu liegen und in den Tag Hineinzuträumen ..." „Oh, so langweilig ist Ihre Heimat, Miß Freese? Und da sollen ich es lang rime aushalten? O no, ich reisen gleich wieder ab, so ich nix sehen kann als Gras und Gras. Meinen Sie nicht auch, Miß Brown? Wir sagen Patrick gooci dz-e und fahren wieder weg." „Wir wollen abwarten, Miß Viola, wie es uns dort gefallen wird. Vorher können wir noch gar nichts sagen — nicht wahr? Und Mister Patrick freut sich so auf Sie, da werden Sie ihm doch nicht die Freude verderben und gleich wieder fortfahren wollen?" Monika betrachtete sich dieses seltsame Geschöpf ml« großen Augen. Wie dachte sich so eine Weltdame wohl ein kleines Heidedörfchen? Wenn sie da Unterhaltung suchte und elegante Menschen, würde sie sich wirklich irren. Ge- Wiß, man konnte einmal nach Hannover fahren, oder auch nach Bremen, Venn man das Geld dazu hatte; in Westdors selbst war es ganz still und ruhig und abseitig. Und wie sie sich auf diese Ruhe und diese Einsamkeit freute nach dem Trubel in Rio und in den vielen anderen ameri kanischen großen Städten, die ste drüben kennengelernt hatte. Sie würde sich nicht nach Verkehr und nach Ab wechslung sehnen, wenn ste erst wieder zu Hause war. Aus diesen Gedanken heraus sagte ste zu der Irin: „Ja, Miß Johnston, auf ein wenig Einsamkeit müssen Sie sich wohl gefaßt machen. Und mit Ihren eleganten Toiletten werden Sie bei uns auch nicht viel anfangcn können. Aber — Sie werden sich sicher an das alles ge wöhnen über die Freude, mit Ihrem Bruder nach so langer Zeit wieder zusammen sein zu können." „Schrecklich werden das sein. Und Patrick werden ich sagen, was ich ihm für ein Opfer bringe. Ich werden alt und grau da vor Langeweile, und ich werde nie mehr kriegen eine Mann." In Viola Johnstons dunklen Augen standen Tränen, Lie der Zorn und der Aerger über die Zumutung hervor ¬ gepreßt hatten, ihr abwechslungsreiches, glänzendes Leben mit einem Dasein in dem kleinen deutschen Dorfe ver tauschen zu müssen. Sie blieb auch während der weiteren Fahrt ziemlich einsilbig. Monita war das eigentlich ganz recht. So konnte sie ungestört die Landschaft draußen genießen, konnte sich ganz dem Zauber der Heimat hingeben. Anmutig schmiegten sich Felder, Wiesen und Heide aneinander. Dazwischen zog die Weser ihr glitzerndes Band durch die Landschaft. Hinter Nienburg verließ der Zug die Weserlandschaft, um nunmehr Hannover zuzustreben. Monika fand das alles wunderschön. Freilich, für den verwöhnten Geschmack einer Wettreisenden mochte die anspruchslose Gegend wenig An- ziehendes haben. Trotzdem wunderte sich Monika ein wenig über ihre Reisebegleiterin. Wie konnte man sich so gehen lassen, plötzlich ganz zu verstummen und seiner Enttäuschung freien Lauf zu lassen I Was mußte diese Irin für ein ver zogenes, launenhaftes Wesen sein! Dabei schien bei Bruder mit großer Zärtlichkeit an der Schwester zu hängen das sah man aus jeder Zeile des Briefes, den Monik« vorher gelesen hatte. Plötzlich nahmen Monikas Gedanken eine ander« Richtung. In diesem Briefe hatte Patrick Johnston auck von dem Fortschritt der Oelbohrungen berichtet und vo» den kolossalen Funden, die gemacht worden waren. Paddh- schollel So hießen wohl die neuen Gruben. Also war di« Industrie auch in die stille Heidegegend vorgedrungen Von ihrer schönen, ruhigen Heide würde vielleicht »ich: mehr viel zu spüren sein. Wie sehr Monita dieser Gedankt schmerzte. Geld, Geld, Geld — dagegen konnte man nirgendwo mehr ankommen, das war in Europa nich anders wie in Amerika. In Lehrte mußte man umsteigen, von da aus könnt« man nur noch den Personenzug benutzen. Es dauerte gai nicht mehr lange, bis man in Ellershausen war, der Bahn station des kleinen Heidedorfes. Monikas Herz klopfte in rasenden Schlägen, als sich di« kleine Bahn der Heimatstation näherte. Wer würde st« wohl am Bahnhof erwarten? Gerade in dem Moment, in dem der Zug einlief, hielt ein großer, eleganter Mercedes vor dem Bahnhofs gebäude; man konnte eS vom Zug aus beobachten. „Patrick, Patrick!" rief Viola Johnston und sprang fast aus dem fahrenden Zug. Die Freude über den Anblick des Bruders mochte mit einem Male über ste gekommen sein. Miß Brown konnte ihr kaum folgen. Patrick küßte seine Schwester auf den Mund, führte di« Hand der Miß an die Lippen, und im nächsten Moment schon hatte er die Damen in sein Auto bugsiert. Er ließ Viola, die zu Monika treten wollte, gar nicht zu Worte kommen; er wußte, daß seine quecksilbrige Schwester immer irgend etwas auf dem Herren hatte — daS konnte sie ihm alles untörwegs erzählen. Fetzt hatte er es sehr eilig; er wollte so schnell als möglich wieder zurück sein. Um das Gepäck würde sich einer seiner Leute kümmern. Monika hatte ihre Siebensachen zusammengenommen und war langsam dem Eisenbahnwagen entstiegen. Eigent lich war sie ganz froh, daß Viola Johnston sich durch das Ungestüm ihres Bruders nicht mehr hatte um sie kümmern können. Das Reden wäre ihr, bei ihrer Erregung, schwer gewesen. Als sie hinter das Bahnhofsgebäude trat, sah sie den Westhof-Wagen stehen. Kein elegantes Auto; ein hübsches Pferdegeschirr, wie Monika es von früher her gewohnt war. Der alte Heimo sah Monika kommen und eilte ihr freudestrahlend entgegen. „Fröllen Ika — oh, daß Sie wieder da sind! Was sind Sie hübsch geworden. So 'ne lüttje Deern waren Sie, und nu ... Aber, daß ich's nicht vergesse. Ich sollt' die Herren entschuldigen, hat mir die Frau aufgetragen, ste waren beide nicht da, als das Telegramm kam und auch nicht mehr rechtzeitig zu erreichen, deshalb mußte ich allein kommen, Fröllen Ika! Aber hübsch, daß Sie wieder dä sind. Diesmal lassen wir Sie nicht wieder fort. Die Frau sagt es auch ..." „Ach, Heimo, ich bin so froh, wieder zu Hause zu sein! Ich weiß erst jetzt, wie sehr ich die Heimat entbehrt habe. Ich freue mich ja so auf den Westhof —" „Und der Westhof auf Sie, Fröllen Ika! Nur schnell jetzt in die Kutsche, die Frau wird es schon gar nicht mehr aushalten können, bis wir kommen." „Wie geht es denn Tante Helge?" „Es tut sich so. Ist schon wieder besser. Nur die recht« Seite ist man ein bisken steif. Aber nun Sie da sind, Fröllen Ila, ist ja allens gut." „Und — und wie geht es den jungen Herren, Heimo?" Trotzdem der Alte mit dem Sattelzeug zu tun hattt, konnte er bei dieser Frage doch zu Monika hinüberschielen. Also da hatte sich wohl nichts geändert? Sonst wäre dl« Monika nicht so brennend rot geworden. „Gut, Fröllen Ika", antwortete der Alte und tat, alS ob er nichts gesehen hätte. „Gut. Aber Sie haben viel Arbeit mit dieser Oelgeschichte." Der Wagen holperte davon, die Straße schien sich gegen früher nicht gebessert zu haben. Eine gute Stunde dauerte die Fahrt. ES war ein schöner Nachmittag. Die Septembersonne lag mit Mer Wärme auf dem blühenden Heidekraut, das den ganzen Weg säumte. Dann wieder tauchten ausgestochene Moor brüche auf, über die sich aufs neue daS dunkle Moorwaffe» zog und auf dessen glitzernder Fläche weiße Seerosen leuchteten. Hängende Birken standen am Rand deS Wassers. (Fortsetzung folgt.)