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Beilage zur „Weißeritz Leitung" Nr. 187 Montag, am 13. August 1934 100. Jahrgang Kurze Rottzen Der langjährig« Reichskommissar für die Mailand ei Resse, Präsident des Reichswirtschaftsgerichts Dr. Willecke ft zum Reichskommissar für die Internationale Weltausstel lung in Brüssel 1935 bestellt worden. . Nack) der Vollendung des ungeheuren Festungswalles an der deutsch-französischen Grenze soll jetzt auch die franzö- lisch-belgisHe Grenze von Maubeuge bis Valenciennes mit einem starken Festungsgürtel versehen werden. * Der japanische Heereshaushalt für 1935/36, beläuft sich auf insgesamt 560 Millionen Ben. Das sind 120 Millionen Mehr als im Vorjahr. Kurmrole» zur MlrMimmuim Der deutsche Rundfunk bringt in der Woche vom 13. !bis 19. August täglich um 8,1-1, 16 und 20 Uhr drei Minu ten Kurzparolen zur Volksabstimmung. Es sprechen Per- Isönlichkeiten aller Lebenskreise des deutschen Volkes. Es ! sprechen u. a. der Preußische Ministerpräsident Hermann Göring, Reichsminister Darrö und Seldte, ferner Reichs sportführer von Tschammer und Osten und aktive Sportler, wie Hans Stuck, Hans Heinz Sievert, Otto Peltzer und Hanne Sobeck. Literatur und Bühne sind u. a. vertreten durch Hans Friedrich Blunck, Rainer Maria Schlösser und Heinrich George. Aus der Wirtschaft hört man Krupp von Bohlen-Halbach und Dr. Dorpmüller. Es werden sprechen der Vater des ermordeten Norkus und der Bruder des er mordeten Hitlermannes Udo Curth. Es sprechen Winifred Wagner, Oberst von Hindenburg, Professor Hans Pfitzner, Professor Hausegger und Professor Sauerbruch, Reichsbank präsident Dr. Schacht, Ritter von Epp, Dr. Frank II, Wer ner Beumelburg, Dr. Hugo Eckener, Baldur von Schirach, Bruno Loerzer, General Litzmann und Prinz August Wil helm. Hören wird man ferner Männer der Arbeitsfront und nicht zuletzt alte Kämpfer der Partei. Staatssekretär Dr. Pfundtner vom Reichsinnen ministerium spricht Montagabend 20 Uhr über alle Sender zu dem Thema „Was muß jeder Volksgenosse beachten, um sein Stimmrecht für den 19. August zu sichern?" Der NSDF». im Wahlkampf Durch seinen Aufruf zum 19. August hüt der Bundes- - sichrer des Nationalsozialistischen deutschen Frontkämpfer bundes (Stahlhelm), Reichsarbeitsminister Franz Seldte, den Bund in den Dienst der Vorbereitung für die Volksab stimmung gestellt. Aus diesem Grunde ist auch der an sich! bis zum 18. August für den NSDFB (Stahlhelm) ange- orünete Urlaub soweit beschränkt worden, daß die Ange-, hörigen des Bundes für die Werbung voll eingesetzt wer-! den können. Zustimmung ist selbstverständliche Pflicht Der Reichsarbeitsführer Hierl erläßt einen Aufruf !zur Volksabstimmung, in dem er u. a. erklärt: „Adolf Hitler hat unser Volk zu seinem eigenen besseren Wesen wieder zurückgeführt. Er hat Volk und Staat vom Rande des bolschewistischen Chaos zurückgerissen. Er hat dem Kamps der Parteien und Klassen ein Ende gemacht und unser Volk politisch und sozial geeinigt. Er hat der Arbeits losigkeit Einhalt geboten und das Schwungrad der Arbeit wieder in Gang gebracht. Sein ganzes Dasein ist Sorge für sein Volk und Dienst an seinem Volke. Adolf Hitler an der Spitze des deutschen Volkes bedeutet kraftvolle Führung, Gerechtigkeit und Frieden im Innern, bedeutet Frieden in Ehren nach außen. Für jeden deulschfühlenden, verantwortungsbewußten Volksgenossen ist daher die ausdrückliche Zustimmung zu dem Gesetz selbstverständliche Pflicht, wer hier abseits bleibt, stellt sich abseits seine» Volkes." «elenntvis der Kriegsopfer zum Führer In dem Aufruf des Reichskriegsopferführers Hanns ^Ooerlindober heißt es:' „Wir sehen in der Uebertragung der höchsten Reichs- aewalt an den Führer die einzig wahre Vollstreckung des letzten Willens des verewigten Reichspräsidenten. Deshalb marschieren die Soldaten des Weltkrieges und die Frauen und Kinder jhrer im Kriege gebliebenen Kameraden am 19. August in feierlichem Zuge zu den Wahlurnen, um mit dem Akte der Stimmabgabe dem toten Marschall die letzte und höchste Ehre zu erweisen und seinem einzigen, wütdi- gen Erben, dem Gefreiten des Weltkrieges, Adolf Hitler, treueste Gefolgschaft zu geloben und zu leisten." Die Deutsche Front Nagt Aufhebung der polizeilichen Aktenbeschlagnahme beantragt. Saarbrücken. 12. August. Der Landesleiter der Deutschen Front hat beim Verwal- tungsausschuß der Regierungstommisfion «sage gegen Prä sident Knox wegen der entgegen den Entscheidungen de» Un tersuchungsrichters aufrechterhaltenen Beschlagnahme der Akten der Deutschen Front erhoben. Ick der. ausführlichen Begründung dieser Klage wird u. a. ausgeführt: I)er angegebene Grund der Beschlag- nhame, daß sie al» polizeiliche Beschlagnahme notwendig sei, uni die nötigen Anstalten zur Erhaltung der öffentlichen Neubildung des sächsischen Bauerntums Nachdem die „Sächsische Bauernsiediung" im Frühjahr das Rittergut Neu sorge bei Mittweida in Größe von 147 Hektar sowie das Rittergut Polkenberg bei Leisnig, in Größe von 117 Hektar getauft und auf beiden Gutem zusammen zwanzig Dauern- und Arbeiterstellen auslegte, übernahm sie jetzt noch eine Anzahl Güter. Im Vogtland ist der Abschluß über den Kauf des Ritter gutes Coschütz in Größe von 177 Hektar von der Stadt Elsterberg getätigt worden; hier werden sieben Bauernstellen in Größe von 10 bis 25 Hektar ausgelegt. Eine Flüche von etwa 28 Hektar wird den umliegenden Kleinbauern zugeteilt, so daß sie durch dieses Anliegerland zu Erbhofgröße gelan gen. Des weiteren steht die „Sächsische Bauernsiediung" im Vogtland vor dem Abschluß des Ankaufs des Rittergutes Sachsgrün. Dieses Höhengut wird vor allem zweiten Söhnen von Gebirgsbauern Geegenheit geben, sich hier eine selbständige Bauernstelle zu erwerben. Ein Teil des Ritter gutes Schilbach im Vogtland wird der Anliegersiedlung zugeführt. Der Besitzer hat sich bereiterklärt, zur Hebung der dortigen notleidenden Bevölkerung vorläufig etwa 60 Hektar abzugeben. Es werden hier keine Neusiedlerstellen geschaffen, sondern die Flächen werden restlos den dortigen Kleinbauern zugeteilt. In der Lausitz hat die „Sächsische Bauernsiedluna" ihre Arbeiten ebenfalls ausgenommen, und zwar kaufte si^das Rittergut Oberherwigsdorf in Größe von rund 156 Hektar. Von der landwirtschaftlichen Nutzungsfläche werden sieben Bauernstellen sowie zwei Landarbeiterstellen ausge legt. Ferner sind 200 Hektar von der Herrschaft Reibers- dorf auf dem Wege der Osthilfeeptschulduna an die „Säch sische Bauernsiedlung" abgetrennt worden. Die Fläche liegt verstreut in den Gemeinden Friedersdorf, Reibersdorf, Sommerau und Oppelsdorf. In Oppelsdorf wird da» ganze Gut in Gröhe von 125 Hektar übernommen. Es wer den eine größere Stelle als Musterviehwirtschaft, zwei Bau ernstellen und eine größere Fläche als Anliegerland der notleidenden Bevölkerung zugeführt. Weiter wird in diesen Tagen das Rittergut Spitzkunnersdorfin Gröhe von rund 120 Hektar übernommen. Das Gut ist m einem guten Zustand und hat für die Besiedlung große Bedeutung, weil es ein Grenzgut ist; es werden sechs Bauernstellen und zwei Landarbeiterstellen ausgelegt. Des weiteren übernimmt in den nächsten Tagen die „Sächsische Bauernsiedlung" da» Rittergut Krauß nitzbei Ortrand. Mit verschiedenen Besitzern steht die „Sächsische Bauern-^ siedlung" noch in Kaufverhandlungen. Zusammenfassend handelt es sich hierbei um eine Fläche von rund 1200 Hektar.! Davon ist ein Gut inderLommatzscherGegend über» 500 Hektar groß. Die „Sächsische Bauernsiedlung" rechnet damit, daß sie bis Ende dieses Jahres 50 bis KO Siedlerstellen auslegt und daß sie im Jahre 1935 eine Fläche von 3000 Hektar der Neu- und Anliegersiedlung zusühren kann. Außer den oben angeführten Gütern bearbeitet dir „Sächsische Bauernsiediung" zur Zeit im Erzgebirge, und zwar in Heidersdorf bei Sayda, eine Siedlungsfläche von etwa 25 Hektar, in Olbernhau eine Fläche von 38 Hektar und in Schwarzbach bei Schwarzenberg von etwa 56 Hektar. Die Kaufverträge über diese Objekte sind bereits abgeschlossen; auch die Siedlung ist zum Teil schon durchgeführt. Im Erzgebirge, vor allem in der Gegend von Olbernhau und Marienberg, steht eine Fläche von rund 270 Hektar der Besiedlung zur Verfügung, und zwar handelt es sich um Neu- und Anliegersiedluna. Ruhe, Sicherheit und Ordnung und zur Abwendung der dem Publikum oder einzelnen Gliedern desselben bevorstehen den Gefahren zu treffen, ist heute ebensowenig gegeben als zur Zeit der Beschlagnahme am 24. Juli. Hat nun der Untersuchungsrichter schon betont, daß die w- " i Gründe des „begründeten Verdachts" nicht angegeben wor den. bah auch In der Verfügung des Präsidenten Knox wiederum keine tatsächlichen Gründe für die Beschlag. nähme angegeben sind. Es ist darin nur gesagt, daß sie notwendig sei. Mit einer derart dürftigen Begründung könnte jederzeit durch ein« einfache, unsubstantiierte Erklärung der onordnenden oder ausführenden Polizeibehörde das dem Staatsbürger bei Be schlagnahmen gesetzlich gewährte Nachprüfungsrecht durch einen Richter illusorisch gemacht und vereitelt werden. Ge gen ein derartiges Borgehen der Polizei muß jedoch jeder Staatsbürger geschützt werden. Der Landesleiter bittet da her, die ohne jede tatsächliche Begründung erfolgte polizei liche Beschlagnahme zur Vermeidung von Rechtsunsicher heit im Saargebiet aufzuheben. Die Regierungskommisflon prüft... Die Regierungskommission des Saargebiets trat jetzt endlich aus dem bisherigen Stillschweigen über ihre letzten Maßnahmen heraus und lieh der Presse folgend« Mit teilung zugehen: „Die Durchsicht und Prüfung des gelegentlich der am 24. Juli in den Büroräumen der „Deutschen Front" vorgenommenen poli zeilichen Untersuchung beschlagnahmten sehr umfangreichen Mate rials wird erst im Lause der nächsten Woche zum Abschluß ge bracht werden können. Die Regierungskommission wird sodann an Hand von Unterlagen der Oessentlichkeit eine umsangreiche Dar stellung der Einzelheiten übermitteln." Die Reglerungskommission ha» ferner den zuständigen Stellen einen Erlaß zugeleitet, in dem sie ein grundsah. llche» Verbot von Sammeleinreisen in« Saar gebiet ausspricht. Ein Lrstürmer von Douaumont gestorben. Ler frühere Kommandeur, der Berliner Schutzpolizei, Polizei- oberst Haupt, der als Hauptmann de» Infanterieregi ments 24 an der Erstürmung des Derdün-Forts Douau mont im Jahre 1916 einen erheblichen Anteil hatte und dafür mit dem Orden Pour lt MSrite ausgezeickMt wurde, ist plötzlich in Berlin an einem Herzschlag verstorben. In der betreffenden Verfügung heißt es: „Im Einoer- nehmen mit der durch den Völkerbundsrat in Genf einge setzten Volksabstimmungskommission wird hierdurch mitge teilt, daß es angesichts der bereits stattfindenden Vorderes tungen für die Abstimmung nicht möglich ist, Sammel-^ einreisegenehmigung für Personen, die an öffentlichen Ver anstaltungen teilnehmen wollen oder als Mitglieder eineH Vereins in das Saargebiet einzureisen beabsichtigen, zu er-j teilen." Saar-Söngerfelt nach Trier verlegt Vas von der Volksastimmungskommission im Saarge- biel verbotene Gaufest des Deutschen Sängerbundes ist nun mehr nach Trier verlegt worden. Mit Recht weist die „Saarbrücker Zeitung" dar auf hin, daß der ablehnende Entscheid wenigstens hätte zu einem früheren Zeitpunkt erfolgen müssen. Ueber. ein Vier teljahr ist zwischen dem Deutschen Sängerbünde und den Behörden des Saargebiets in d«r Angelegenheit verhandelt worden. Die Tatsache, daß das Verbot einen Monat vor dem oorgesehenen Termin erlassen wird, macht die bereits ge leistete umfangreiche Vorarbeit zunichte und nimmt so deu Charakter einer Schikane an. Dies um so mehr, als noch» vor kurzem in Völklingen ein antifaschistischer Sporttag ab gehalten wurde, Len man bei Anlegung des Maßstabes un parteiischen Rechtes ebenfalls hätte untersagen müssen. , Terror gegen die Oeuische Krönt Anschlag auf den Propagandaleiler in Sulzbach Da» „Saarbrücker Abendblatt" berichtet an» Sulzbach- Aus deu Organisation»- und Propagandaleiter der Deutschen Front in Sulzbach, klau» Loth, wurden aus dem Heimweg in einer unbeleuchteten Straße von einem Unbekannten füns scharfe Schüße almegeben. Ler Ueberfallene flüchtete in de» Vorgarten eine» Hauses, wo er in Deckung ging. Al» der gefährliche Strauchkitter sein, Munition verschossen hatte, flüchtete er in den nahen Wald. Der Ueberfallene seht« dem Feigling nach, der allerdings ohne erkannt zu sein, in den» Dunkel de» Walde» verschwand. Der Grund, Ler Li« verbrecherische Element« o«ranlaßt »oben mag, zu solchen Mitteln zu greifen, ist nur allzu «» ichtlich Der Organisation», und Propagandaleiter der Deut- chen Front entfaltet« nämlich ein« außerordentlich reg« Werbetätigkeit, die der sogenannten Einheits-Front fühl bar Abbruch tat. Auf solche Weile aber sich einer geistig unbequemen Uebermacht zu erwehren, ist ein unglaublicher Terror, der d«n Herren der Regierung»- und Abstimmungs- kommission wieder einmal klär beweisen wird, wo die eigent lichen Aufrührer und Völksverhetzer sitzen. Um die chinesische Mahn Moskau lehnt da» japanische Angebot ab. . Tokio. 11. August. Da» letzte japanisch-mandschurische Angebot für Ruß land» Anteil an der chinesischen Ostbahn ist offiziell von Sowjet-Ruhland abgelehnt worden. Der russisch« Botschafter in Tokio überreichte im Auswärtigen Amt eine Antwort note. in der ausgeführt wird, daß da» japanische Angebot viel zu niedrig sei. Der abgelehnte iapanische Vorschlag war seinerzeit von der japanischen presse al» „letzte» Angebot'" bezeichnet worden. In japanischen Regierungskreifen gibt man sich den Anschein, als ob auch setzt kem Anlaß zur Beunruhigung oorliege. So äußerte Ministerpräsident Okado der Press« gegenüber, es liege kein Grund für eine Krise in den sow- ietrussisch-mandschurischen Beziehungen vor. Okada meinte, daß sich Grenzzwsichenfälle zwischen der SowietUniön unki