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nommen worden. Bel einer Haussuchung in Müllers Woh nung im Beisein des Verbrechers entdeckte ein Kriminal beamter in einem dunklen Winkel unter einem Treppen aufgang gestohlenes Zimmermannswerkzeug. Als er sich da nach blickte, erhielt er von dem Verbrecher mehrere Beilhiebe aus den Kopf. Die Verletzungen haben sich als nicht lebens gefährlich hxrausgestellt. Der Verbrecher ergriff nack der Tat die Flucht, . Wider de» Schmachsrieden Halbmast am 28. Juni im ganzen Reich. Berlin. 24. Juni. „Die Reichsregierung Hal angeordnet, daß zum Zeichen der Ablehnung des vor 15 Jahren beschlossenen Diktat» von Versailles und zum Ausdruck der Trauer, daß das deutsche Volk noch immer unter dem harten Druck dieses Diktats steht, am Donnerstag, dem 28. Juni 1934, sämtliche Dienst gebäude de» Reiches, der Länder, der Gemeinden sowie die Gebäude der Körperschaften de» öffentlichen Rechts und der öffentlichen Schulen halbmast flaggen. Diese Anordnung wird hiermit den Behörden amtlich mit dem Hinzufügen bekanntgegeben, daß eine schriftliche Mitteilung der Anordnung an sie nicht ergeht." Schweden will verhandeln Stockholm, 24. Juni. Die schtvedlsche Regierung hat die deutsche Rote in der Transferfrage beantwortet. In ihrer Antwort Hal die Re gierung die bei dem Empfang der Role abgegebene Erklä rung wiederholt und sich bereit erklärt, mit der deutschen Regierung Verhandlungen über die Möglichkeit und die Voraussetzungen für ein Abkommen aufzunehmen. Die schwedische Delegation besteht aus Staatssekretär Richert, Bankdirektor Jakob Wallenberg und Dr. A. Jo hanson. SSchsischeNächrichten Dresden. Welse ittderElbe. An der Dampfschiff- Haltestelle Leipziger Vorstadt bemerkten Passanten In dem seichten Wasser einen großen Fisch, der sich auch beim Näher kommen der Personen nicht von der Stelle bewegte. Es gelang ihnen, den Fisch ans Ufer zu bringen, wobei es sich herausstellte, daß es sich um einen großen Wels bandelte, dem vermutlich durch die Schaufeln eines Dampfers das Rückgrat zertrümmert worden war. Das Tier hatte ein Gewicht von über 50 Pfund. Auch im Loschwitzer Elbhafen soll in letzter Zeit ein großer Wels gesehen worden sei. Burgstädt. Feuer- Sonnabend vormittag wurde das Anwesen des Landwirts Otto Günther in Hartmanns dorf von eineni Schadenfeuer heimgesucht. Aus ungeklär ter Ursache brach im Wohnhaus ein Brand aus, durch den das Gebäude bis auf die Umfassungsmauern eingeäschert wurde. Döbeln. Haushaltsplan. Der von den Stadtver- « ordneten verabschiedete Haushaltsplan für 1934 weist einen , Fehlbetrag von rund 200 000 RM aus. Mit den Fehlbeträ gen aus den letzten Jahren ergibt sich eine Summe von über SOO 000 RM- Die Stadträte Berger und Damme haben ihr Amt niedergelegt. Für Berger wurde Kreisleiter Behr als.Stadtrat aewählt. Hohenstein-Ernstthal. Scheunenbrand. Freitag nachmittag brannte in Falken die Scheune des Gutsbe sitzers Alfred Morgenstern nieder. Landwirtschaftliche Ma schinen, die in vft'Scheune untergebracht waren, wurden vernichtet. Glauchau. Websäle als Festhalle. Da die bis herige Festhalle auf dem früheren Kasernengelände für an- dere Zwecke freigemacht werden muß, beschloß der Stadt- rat, auf dem Gelände der früheren Spinnerei von Harnisch L Oertel gelegene geräumige Websäle als Festhalle herzu richten. Die Websäle sind mit Dampfheizung ausgestattet, können in zwei Teile getrennt benutzt werden und bieten für rund 5000 Personen Platz. Oelsnih i. E. NeueNatsmitglieder. Der Orts gruppenleiter der NSDAP, Rudolf Friedrich, und Standar tenführer Heuschneider wurden von der Amtshauptmann- schast Stollberg als ehrenamtliche Mitglieder des Ratskolle giums in Pflicht genommen. Friedrich ist zugleick als erster Stellvertreter des Bürgermeisters verpfichtet worden. Der Ministerpräsident bei der S2s-Sonnwendfeier Im Verlauf der Sonnwendfeier des SA-Sturmes 32/100 Dresden am Sonnabend in Pötzscha-Wehlen wurde dem sächsischen Ministerpräsidenten Obergruppenführer von Kil- linger die Ehrenbürgerurkunde von Pötzscha überreicht. Auf einer Wiese an der Elbe war eine Tribüne errichtet worden, vor der SA, Amtswalter, Hitlerjugend^und BDM Aufstel- Die Plakette für den Parteitag 1934. Bon Professor Richard Klein, München, wurde die oben ab- gobitdete Plakette für den Reichsparteitag 1934 geschaffen, der am 1. und 2. September in Nürnberg stattfindet. lung genommen yaoen. Rachdem oet M^lslekpraswent mir seinem Stab unter den Klängen des PiÄsentiermakfches die Front abgeschrttten hatte, entbot ihm Kreisleiter Sterzing- Pirna den Willkommensgruß. Die Sommersonnenwende, so führte Ministerpräsident von Killinger in einer Ansprache aus, bedeute gleichsam eine Zeitenwende. Dieser Tag sei auch für uns symbolisch. Auch wir haben in den letzten Jahren eine Zeitenwende erlebt. Das deutsche Volk lag am Boden, und nur wenige glaubten an seine Wiederersteyung- Aber diese wenigen haben nicht verzagt. Uns allen erstand ein Führer, der das Volt zusam- menfuhrte und seinem Leben neuen Sinn gab. Wir wollen alle mitschafsen; besonders aber für meine SA-Kameraden gilt es, weiter zu kämpfen für Deutschland. Bürgermeister Jserstedt übergab mit einer Ansprache dem Ministerpräsidenten die Ehrenbürgerunkunde, für die dieser mit herzlichen Worten dankte. 26. Jun Sonnenaufgang 3.38 Sonnenuntergang 20.27 Monduntergang 2.00 Mondaufgang 20.26 1826: Der Ethnolog und Forschungsreisende Adolf Bastian in Bremen geb. (gest. 1905). — 1841: Der Architekt Paul Wallot in Oppenheim a. Rh. geb. (gest. 1912). — 1918: Der österreichische Dichter Peter Rosegger in Krieglach gest. (geb. 1843). Ramenstag: prot. Jeremias, kath. Johannes und Paulus. Rlmdsunk-Vrogramm Reichssender Leipzig: Dienstag, 26. Juni 9,00 Für die Frau; 10,10 Schulfunk: Wir besuchen einen Bahnhof der Großen Leipziger Straßenbahn; 11,30 Winke für die Landwirtschaft; 13,10 Schallplattenkonzert; 14,25 Als ich Kadett wurde; 14,55 Konzertstunoe: 16,00 Nachmittagskonzert; 17,30 Dichter als Arbeiter; 18,00 Aus den Zeitungen der HI; 18,20 Unterhaltungskonzert; 19,30 Bauerntum und Christentum; 20,00 Heinrich-Schütz-Konzert; 21,00 „Die Brüder vom guten Vollmondgesicht"; 22,20 Nachrichten und Sportfunk; 22,50 Hei tere Nachtmusik. Deulschlandsender Dienstag, 26. Juni. 10.10: Fehrbellin, Grundstein des brandenburgisch-preußischen Staates. — 11.30: Herbert Ernst Groh singt (Schallplatten). — 15.15: Für die Mutter. — 15.40: Erzleherfragen. Der Rundfunk als Erzieher. — 17.00: Jugendsportstunde: Ein Junge im Kieler Olympiahafen. — 17.20: Berühmte Stücke für die Geige. — 18.00: Jungvolk, hör' zul Erlebnisse mit Tieren in fremden Ländern.- — 18.20: Mozart. — 19.00: Politische Zeitungsschau des Drahtlosen Dienstes. — 19.20: Uebertragung aus dem Passionstheater: 300 Jahre Oberammergauer Passion. — 20.10: Margarete Slezak und Julius Patzak singen aus Opern und Operetten. — 21.00: Aus München: Ausschnitt aus dem Konzert des studentischen Corps der Universität Stockholm im „Odeon", München. — 22.30: Die deutsche Olympiaradmannfchast. — 23.00—24.00: Aus Breslau: Tanzmusik. (33. Fortsetzung.) „Ich muß noch schweigen, Frau Zimmermann. Hier haben Sie Geld. Bitte, holen Sie Milch. Und dann, wie der Arzt sagt, eine kräftige, aber leichte Kost, damit sie bald wieder in die Höhe kommt. Ich werde mich nach einer Pflegerin umsehen — ich verdiene ja."- „Nein — nein! Ich werde die Arbeit schön schaffen. Lasten Sie nur, für das arme Kind sorge ich allein Aber warum sprechen Sie nicht offen zu mir, Herr Caßler? Sir sagten, ein Mann steckt dahinter? Männer sind doch sehr, sehr schlecht." „Wieso, Frau Zimmermann? Bisher dachten Sie doch anders?" Wider Willen mußte Bernd Caßler über diese Aeußerung seiner alten Wirtin jetzt lächeln Frau Zimmermann aber blieb todernst. „Ja, manchmal spricht man das so hin, wenn man einen schrecklichen Eindruck gehabt hat. Sie wissen doch, es stand doch in den Nachrichten. Da hat wieder so ein hoher Herr seine Frau erschössen. Ein Doktor — ein Adliger sogar, Besitzer einer -großen chemischen Fabrik. Ra, wissen Sie — da soll man nicht? Aber warum machen Eie denn plötzlich so ein langes Gesicht? Was ist Ihnen denn?" „Erschossen? Seine Frau erschossen? Ein Chemiker? Ich habe ja die Nachrichten gestern gar nicht gelesen. Haben Sie sie noch?" Caßler stürzte sich auf daS Blatt. Plötzlich lachte er, grell heraus: „Das ist ja Wahnsinn, Heller Wahnsinn! Das ist ja dieser Mann! Unsinn — ich verstehe überhaupt nichts mehr, gar nichts! Dieser Mensch? Oh, ich kenne ihn — ich kenne ihn. Nein, nein — das muß ein furchtbarer Irrtum sein!" Die bestürzte Frau Zimmermann zweifelte an dem Verstand des jungen Mannes, der wie ein Besessener im Korridor hin und her lief und dann die Finger auf die Lippen legte: „Pst! Still sein! Fräulein Ehlers darf das noch nicht erfahren. Es könnte bei ihrem Zustand gefährlich sein. Cie kennt ihn. Nur jetzt das arme Kind nicht aufregenl" Frau Zimmermann wollte fragen. Da klingelte die Post, und dann hielt Bernd Caßler einen Brief in den Händen, mit dem er in seinem Zimmer verschwand. Gleich kam er wieder, sauste mit weit offenem, wallen- dem Gummimantel, ohne Hut an der sprachlosen Wirtin vorbei und hetzte durch die Straßen. Kurzatmig hielt er endlich an der Tür zum Unter suchungsgefängnis. „Wen wollen Sie sprechen?" Der Justizbeamte maß verächtlich die abgetragene Kleidung des jungen Mannes, ließ ihn bann aber ein. „Herrn von Rakeniusl" Der Richter hatte nichts dagegen. Also schritt Bernd Caßler hinter dem Beamten her. Seine Augen sahen nicht rechts, nicht links in dem langen Gang. Schlüsselgerassel. „Sie kommen selbst, Herr Caßler?" Der Justizwachtmeister wich nicht von der Stelle. Auch der Untersuchungsrichter fanv sich ein. „Ja, ich komme selbst, Herr Doktor. Sie schrieben mir, ich sollte mich Fräulein Ehlers' annehmen. Sie ist krank, schwer krank. Fristlos entlassen — warum? Wie? Ich weiß nun alles. Doch lassen Sie mich — ich muß Zett haben. Ich komme wieder — sehr, sehr schnell. Ich wollte nur sehen, ob alles wahr ist — alles wahr. Verzagen Sie nicht, Herr Doktor. Wiedersehn..." Die Beamten sahen sich fragend an. „Wollen Sie nichts zu Protokoll geben?" fragte der Untersuchungsrichter. „Ich komme gleich wieder — gleich!" Damit war der seltsame Besuch schon weggelaufen. Ellen Ehlers lag wie eine stille Dulderin in ven weißen Kissen, als Bernd Caßler vorsichtig mit grau Zimmer mann eintrat. „Sie fühlen sich-Wohler, Ellen?" „Ja, Herr Caßler! Es war nur eine törichte Schwäche." „Kann ich mit Ihnen etwas Wichtiges besprechen, Ellen Ehlers? Ganz Wichtiges? Erschrecken Sie auch nicht? Nein — nicht wahr? Das dürfen Sie nicht! Es ist nämlich ein Mensch in Gefahr, ein Mensch, den wir beide lieben. Wir nur können ihm" helfen, vielleicht helfen!" „Von wem sprechen Sie, Bernd? Von ihm? Er hat mich ja entlassen!" Ein trauriges, verbittertes Lächeln huschte um den bleichen Mädchenmund, und doch stand in den Augen noch immer trotz allem und jedem so viel gläubige Liebe. „Nein! Er hat Sie nicht entlassen! Ein Irrtum! Ein schrecklicher Irrtum! Doch kurz: Doktor Rakenius ist ver haftet. Seine Frau ist erschossen worden!" Das Mädchen zuckte entsetzt zusammen, beherrschte sich aber dann und fragte ganz, ganz schwach: „Und wir können helfen? Wir?" „Ja, freilich! Wir vielleicht als einzige. Ich bin mir vollkommen klar. Denken Sie an den seltsamen Begleiter von Frau von Rakenius in dem kleinen Cafö kürzlich." Ellen Ehlers richtete sich jäh aus. „Gehen Sie, Bernd! Warten Sie draußen aus mich!" „Sie wollen aufstehens In diesem Zustand aufstehen?" Bernd Caßler und Frau Zimmermann riesen es fast gleichzeitig, doch oie Kranke wehrte gefaßt ab. „Was liegt an meinem bißchen Gesundheit? Dort ist ein Mensch in furchtbarer Gefahr! Lassen Sie mich...!" Die beiden erschrockenen Menschen wichen vor der Ent schlossenheit der Kranken zurück. Hier half nichts, das fühlte sie. Kein Betteln und Bitten. „Wir werden einen Wagen nehmen, Frau Zimmer mann, damit Fräulein Ehlers nicht gar solange unter wegs ist - sie ist ja so schwach!" Die alte Frau nickte nur Das alles war ihr unbegreif lich und kaum zu fassen. „Wir werden Ihnen erzählen, Frau Zimmermann, wenn alles so eingetrosfen ist, wie ich denke. Doch jetzt ist keine Zeit zu verlieren. Ich muß schnellstens einen Wagen besorgen." Ellen Ehlers zitterten die Knie, als sie, von Bernd Caßler geleitet, die Treppen hinunterstieg. Doch sie biß tapfer auf die Zähne. Rainer von Rakenius! Kein anderer Gedanke beherrschte sie mehr, als dem geliebten Manne zu helfen, ihn aus seiner furchtbaren Qual zu befreien. So groß war ihr Glaube an ihn, daß ihr nicht einen Augen blick Zweifel kamen, ob er nicht vielleicht der Täter sein könnte. Und dann standen sie vor dem Untersuchungsrichter. Zwei Augen ruhten forschend, prüfend auf Ellens Ge sicht. „Sie sind also Fräulein Ehlers? Und Sie Her»! Caßler?* Ein zweistimmiges: „Ja!" „Ich muß Sie aber bitten, einstweilen hinauszugehen, Herr Caßler. Ich habe natürlich Interesse daran, Fräu lein Ehlers zu vernehmen. Hätte sie gerade heute nach mittag noch hierher gebeten. Doch --- Sie interessieren unS! j nicht bei dieser Sache." ' Aus den Augen des blassen, zusammengesunkenen MSd- I chens war aller Glanz gewichen. Wie ein krankes Kind, saß sie auf dem Stuhl Doch Caßler stand aufrecht da-! ! hinter. „Fräulein-Ehlers ist sehr, sehr krank, Herr Unter- ! suchungsrichter! Lassen Sie mich dabei. Sie werden gleich, ' erkennen, daß ich ebenso notwendig bin. Sie können unseres Angaben genau nachprüfen. Sie stimmen!" „Und warum melden Sie sich erst jetzt?" „Wir erfuhren erst heute morgen davon. Ich holte ja; Fräulein Ehlers gleich. Nehmen Sie Rücksicht auf die! Kranke." Ellen schüttelte mit dem Kopfe. „Keine Rücksicht aus mich..." „ Der Richter suchte die Akten unter einem Stoß anderer, blätterte und blickte dann scharf in die Augen deS Mäd chens. (Fortsetzung folgt.)