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Beilage zur „Weißeritz-Leitung" 100. Jahrgang Sonnabend, am 23. Juni 1934 Nr. 144 Kurze Rottzen nationalsozialistischen Revolution in Bremen den °m " Juni 1931 von Kommunisten niedergestochenen Johann Go - iel, de* Oeffentlichkeit übergeben und ein Gedenkstein zu seinen Ehren enthüllt. * Nach' achttägigem Aufenthalt hat die Dritte Torpedo bootshalbflottile der deutschen Reichsmarine Schweden wie- der verlassen und die Reise in die Hermat angetreten. Am 14 Juni waren die Torpedoboote »T^er, „Iltis, „Ja guar" und , Wolf" in Saltssöbaden, dem Villenort in den Stockholmer Schären, vor Anker gegangen. M Millionen gezeichnet Berlin. 23. Juni. Die Anmeldungen zum Erwerb der 4prozenligen Reichs anleihe von 1SZ4 sind in sehr befriedigendem Umfange ein- gelausen und haben ein Gesamtergebnis von fast 300 Mil lionen RM erbracht. Hiervon verteilt sich knapp die Hälfte etwa gleichmäßig auf Neuzeichnung und Umtausch der 1929er Relchsanleihe, während die andere Hälfte aus den Umtausch der Anleihe- ablösungsschuld entfällt. Von letzterer sind rund 80 vH. des umlaufenden Betrages zum Umtausch in die 4prozentige Reichsanleihe von 1934 angemeldet worden. DM in der Grenzmark verboten Die Ermordung des Nationalsozialisten Elsholz. ' Serlln. 23. Juni. Am Donnerstag ist in Potsdam die Beerdigung des ermordeten Gutsinspektors Elsholz erfolgt, der von einem gewissen Meißner auf dem Gute Gollmuh (krs. Schwerin a. d. Warthe) in bestialischer Weise ermordet worden ist Die Meldungen in einigen Zeitungen, daß der Mörder der KPD. nahegestanden hatte, treffen nicht zu. Im Gegenteil ist, wie das DRB. meldet, festgestellt worden, daß er einer der Begründer der „Deutschen Jugendkraft" (eines katho lischen Jugendverbandes in Schwerin an der Warthe) ist. Zu der Mordtat selbst wird von unterrichteter Seite mitgeteilt, daß sie in außerordentlich scheußlicher Weise vor sich ging. Gutsinspektor Elsholz war als Kassenwart der NSDAP.-Ortsgruppe besonders aktiv. Der Mord erfolgte obwohl sich dex Ermordete mit dem Mörder in keinerlei per sönlichen politischen Auseinandersetzungen befand. Meißner steckte sich zur Begehung -er Tat ein großes Fleischermesser ein und fiel über Elsholz bei der Arbeit her. Er trat ins Zimmer und schlug dem Inspektor über den Kopf. Als Els holz aus dem Zimmer flüchten wollte, schlug Meißner ihn nieder und versetzte ihm ein paar Stiche. Mit welcher Wucht und Brutalität die Tat ausgeführt wurde, beweist die Tatsache, daß der linke und rechte Oberarm vom Körper Elsholz' fast vollständig abgetrennt sind. Auch die Brust ist durch fünf tiefe Messerstiche vollkommen zerfleischt. Als der Schwerverwundete auf dem Hofe auf der Erde lag. ver suchte der Mörder, ihn mit dem Fleischermesser den Hals abzuschneiden. Er wurde daran durch das Dazwischentreten eines Melkers verhindert, der dem Mörder über den Kopf schlug, so daß er festgenommen werden konnte. Mit dieser scheußlichen Mordtat scheinen, wie weiter gemeldet wird, noch weitere kreise verknüpft zu sein. Außer dem Mörder selbst wurden der Lehrer des Dorfes und elf weitere Leute festgenommen, von denen neun Mitglieder der „Deutschen Jugendkraft" sind. Rach den bisherigen Feststellungen haben sie den Mörder beeinflußt, die bestia lische Tat auszusühren. Jur Klärung der ganzen Ange legenheit wurde der katholische Pfarrer von den oberen geistlichen Behörden nach Tüh in der Grenzmark verseht und hält sich dort zur Verfügung der Kriminalpolizei. Der Verband „Deutsche Jugendkraft" ist für die Grenzmark ver boten worden. Lavser Erholungsurlaub MacLonalds , London, 23. Juni. Der englische Ministerpräsident Mac Donald wird binnen kurzem aus Gesundheitsrücksichten einen dreimonatigen Ur laub antreten. Die ärztlichen Ratgeber des Premierministers haben ihm nahegelegt, einen möglichst langen Sommerurlaub zu nehmen. Sie haben ihm vorgeschlagen, daß er sobtrl- wie möglich seine Amtstätigkeit und besonders mit Rücksicht aus fein« schwachen Atmen das Leien einstellt rind' drei Mo nate Ferien'nimmt. MacDonald hofft, in den nächsten Ta gen London verlassen zu können; er beabsichtigt, erst bei Wi«- ^derzusammentritt des Parlaments Mitte Oktober zurückzu- «kehren. „MW WgesWeii" Die iranzölW-rumönWe Freundschaft Bukarest, 23. Juni. > Zu Ehren Barthous veranstalteten Kammer und Senat eine gemeinsame Festsitzung in Anwesenheit des frpnzösischen Außenministers. Die Präsidenten von Kammer und Senat sowie die Parteiführer wiesen in ihren An prachen auf die unverbrüchliche Freundschaft zwischen Frankreich und Ru mänien hin. Darauf hielt auch Außenminister Titulescu eine Rede, in der er u. a. laate. die.kmkmmo de« rumä- Spannungen iw Da» Ergebnis der Konferenz von Bukarest. Die rumänische Hauptstadt bildet seit einigen Tagen den Mittelpunkt nicht nur festlicher Empfänge, wie sie dieses Land bisher nur selten gesehen hat, sondern auch wichtiger Beratungen und Kundgebungen, di« für die politisch« Wei- terentwicklung sämtlicher Staaten Südosteuropas von ent scheidender Bedeutung sein dürften. Vom 18.—20. Juni hielt dort der Ständige Rat der Kleinen Entente, die sich vor zehn Jahren zusammengeschlossen hat, seine diesjährige Hauptta- I gung ab. die das politische Interesse der Oeffentlichkeit ange- , sichts der vielen schwebenden Donau- und Balkanprobleme ' stark in Anspruch nahm. Im Anschluß an die Konferenz er- t folgte der Staatsbesuch des französischen Außenministers ' Barthou, durch den di« „unverbrüchliche" rumänisch-sranzö- ! fische Freundschaft aufs neue besiegelt, darüber hinaus aber ° die Tragweite der Beschlüsse der Kleinen Entente in eindeu tiger Weise unterstrichen wurde. j In einem ernsten Kommunique mit neun Punkten hat ' die Konferenz das Ergebnis ihrer dreitägigen Bera tungen zusammengefaßt. Nach dieser Verlautbarung muß , das positive Ergebnis der Verhandlungen, die übrigens hin- i ter dicht verschlossenen Türen abgehalten wurden, als s e h r j mager angesehen werden. Das Kommunique enthält keine > Beschlüsse, sondern eine Aufzählung offene, Fragen die nicht einmal neu sind, da über sie bereits in Genf gesprochen wor den ist. Das Positive der Entschließung liegt nur in den Fest stellungen die sich gegen Ungarn richten, und in der Enttäu- ; schung. die über die Haltung Polens wegen ieines Paktes s mit Deutschland zum Ausdruck kommt. Von allgemeinem s Interesse ist der auch schon früher bekanntgegebene Beschluß, - sich der Rückkehr der Habsburger, sei es in welcher ForM, s mit allen Mitteln zu widersetzen. Diese Stellungnahme wird in den legitimistischen Kreisen Oesterreichs sicherlich unange- ' - nehm empfunden werden, wobei noch besonders heroorzu- heben ist. daß in diesem Punkte die Ansicht der Kleinen Entente sich nicht mit den französischen Wünschen deckt. ; Ueberhaupt hat man den Eindruck, daß die sehr wortreiche Verlautbarung eine ganze Reihe von Gegensätzen und Un stimmigkeiten der drei Partner untereinander und gegen- ' über ihrem großen Protektor Frankreich zu verbergen hat. Die Außenminister der Kleinen Entente sind sich, wie cs einleitend !m Kommunique lautet, darüber klargeworden, , daß die allgemeine politische Lage ..einige beunruhi gende Symptome aufweist, die von allen Regierun gen die an der Aufrechterhaltung des Friedens interessiert sind, sorgfältig beobachtet werden müssen". Diese Erkenntnis macht den drei Staatsmännern alle Ehre aber es muß fest- gestellt werden daß die Außenminister sich in einem verhäng nisvollen Irrtum befinden, wenn unter diesen Symptomen in der Bukarester Entschließuya mit Nachdruck die Reviiions- nischen Volkes, sich in Ruhe der Früchte des Friedensschlus ses erfreuen zu können, sei enttäuscht worden, denn kaum seien die Friedensverträge unterzeichnet gewesen, als Ru mänien Stimmen vernommen habe, die eine Verstümme lung seines nationalen Gebietes forderten. Gegenüber der Behauptung, daß die Verträge nicht für die Ewigkeit gültig seien, habe Rumänien nur die eine Antwort: Wenn man jemals sich einbildete, auch nur einen Quadratmeter des in unserem Besitz befindlichen Gebietes fordern zu können, so würde unsere unveränderliche Er widerung sein: „Rein, nein, niemals!" Tilulescu gab so dann seiner Dankbarkeit gegenüber Frankreich Ausdruck, das durch den Mund Barthous erklärt habe, daß Rumänien immer in seinen gegenwärtigen Grenzen leben solle. Ministerpräsident Tatarescu erinnerte an die Verbrüde rung der beiden Länder aus den Schlachtfeldern und schlug eine Entschließung vor, Barthou zum Ehrenbürger , Rumäniens zu ernennen. Diese Entschließung wurde vom Parlament anaenommen. — Der französische Außen- Donau-Europa sorverungen verschiedener Staaten bezeichnet werden un ausgeführt wird, daß diese Reoisionsabsichten ein« Gefahr für den Frieden darstellen würden. In Ungarn hat diese Auffassung, die wie Ministerpräsident Gömbös in einer Red« hierauf erklärt hat. mit der aufrichtigen Friedensliebe des ganzen ungarischen Volkes im Widerspruch steht, ungeheure Entrüstung heroorgerufen. die noch dadurch gesteigert wird, daß Barthou sich während seiner jetzigen Verhandlungen in Bukarest mit aller Entschiedenheit auf den antirevisionisti schen Standpunkt Rumäniens gestellt hat. Den Versuch, Un garn als einen politischen Störenfried und als ein Hemmnis für den wirtschaftlichen Aufbau im Donauraum hinzustellen, hat Gömbös mit der überzeugenden Feststellung abgewehrt, daß es ein Irrsinn wäre, die ungelösten Fragen durch Krieg lösen zu wollen, und er hat der Behauptung des rumänischen Außenministers, daß Revision Krieg bedeuten würde, die andere richtigere Auffassung gegenübergestellt, daß Revl- sionFriedenbringen würde. Die Kluft zwischen die sen beiden Standpunkten ist unüberbrückbar. Die Verhand lungen von Bukarest haben den ohnehin kritischen Span nungszustand im Donautale zweifellos verschärft — und daß dieser Spannungszustand eine Gefahr für den Frieden dar stellt braucht nicht erst im einzelnen bewiesen zu werden. Das am meisten beunruhigende Symptom in der all gemeinen politischen Lage liegt — und zu dieser Erkenntnis haben die Staatsmänner der Kleinen Entente sich leider nicht durchringen können — in deni Versuche Barthous. durch eine Reihe von Pakten und Abkommen ein Netz von Sicherheits garantien zu spannen, das sich von der Nordostgrenze Euro pas über Rußland. Südosteuropa, Italien und Frankreich bis nach England ausdehnen soll. Wenn auch bis zur Er reichung dieses Zieles ein noch weiter Weg ist, so ändert das nichts an der Tatsache, daß Frankreich heute mehr denn je entschlossen ist, das aus früherer Zeit stammende Ueberge- wicht seines militärischen, finanziellen und damit auch poli- tischen Einflusses aus die Staaten der Kleinen Entente auf rechtzuerhalten. Das Ziel der Bukarester Beratungen geht, unmißverständlich herausgefagt, auf die „Verewigung des Versailler Vertrages." Es richtet sich in erster Linie gegen Ungarn, aber auch gegen jene W«stmächte, welche mit der durch die Friedensverträge geschaffenen Ordnung in Europa nicht zufrieden sind, hierbei vor allem gegen Deutschland. W«r schenkt wohl der Behauptung von französischer Seite Glauben, daß der große Plan der Bildung eines Netzes von Sicherheitspakten in Ost- und Südosteuropa keine Einkrei sung Deutschlands darstellen solle? Die ganze bisherige Po litik Barthous spricht jedenfalls für das Gegenteil. Der auch' von der Kleinen Entente in ihrer Entschließung herbeigesehnte Zustand des gesicherten Friedens wird aber so lange auf sich warten lassen, als kleine Staaten für die Macht-und Prestige politik der großen mißbraucht werden. Minister Barthou erklärte in seiner Dankreve, er betrachte diese Kundgebung als für Frankreich bestimmt. „Sowohl Sie als auch wir", so schloß Barthou, „sind Soldaten des Friedens. Wir wollen jedoch einen Frieden, der die legitim erworbenen Rechte unerschütterlich wahrt." Bolle Einiste» Die Bukarester Sonderberichterstatter der großen Pa riser Blätter äußern sich geradezu begeistert über den Ver lauf der Parlamentssitzung, in der der französische Außen minister zum Ehrenbürger Rumäniens ernannt wurde. Selbstverständlich wird besonders betont, daß Barthou auf die Unantastbarkeit Rumäniens hingewiesen und versichert habe, daß Frankreich stets an der Seite Rumäniens stehen werde, wenn es sich darum handele, es zu verteidigen. — Der Außenpolitiker des „Journal" schreibt dazu, daß die Nevisionspläne anderer Mächte noch nie mit solchem Nach druck „angeprangert" und noch nie der Ruf nach Wachsam keit mit solcher Entichiedenbeit ausaestoßen worden seien. Berlin» Sonneywend- feier. Der Gau Groß-Berlin der NSDAP, veranstal tete im Neuköllner Sta dion eine große Son- nenwendfeler, an -er über 40 000 Personen teilnahmen. Im Mittel punkt der Veranstaltung stand eine große R«de des Reichsminister« Dr. Goebbels.