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UI»V v^ll ^-tviz I ^uirilvr» L4ttv^^fvI4V^Utt^ dieses Dämchens zu brechen. I Der Mann fuhr erschrocken c — 94 — ihr werdet schnell erkennen, daß es die Bitte „Unser täglich Brot gib uns heute" illustriert. Dort der Sämann, der die Körner der Erde anvertraut, hier die Mutter, die die Kleinsten füttert. Achtet aber auch auf die beiden Vignetten oben im Bilde. Die Vogelmutter bringt den Kleinen Nahrung ans Nest, und ein personifiziertes Blümlein reicht der Biene einen kleinen Krug; es ist nicht schwer zu erraten, daß er mit Honig gefüllt gedacht ist. Das ist liebevolle Kleinmalerei bei Richter, und auf diese müßt ihr achten, wenn ihr Richtersche Bilder betrachtet. Das zweite unserer Bilder illustriert Ublands Sonntagslied „Das ist der Tag oes Herrn", das ihr gewiß alle kennt. Der Vater Ludwig Richters war Kupferstecher, und es mag eine große Freude für ihn gewesen sein, als er entdeckte, daß sich sein Talent auf seinen Ältesten vererbt hatte, ja, daß es bei dem Sohn noch stärker ausgeprägt war, als beim Vater. So war der Vater denn auch der erste Lehrmeister; später aber ging Ludwig Richter nach Rom iznd hier hat er in den Jahren 1823 bis I82tz. unendlich viel gewonnen und sich tu besonderem Maße der Malerei zu gewandt. Aber es ist bezeichnend für Richter, daß er, trotzdem er mit.tausend Freuden in Italien weilte, doch auch hier seinem Deutschland treu geblieben ist. Als z. B. im Kreise der in Rom gewonnenen Freunde eine Ausstellung veranstaltet wurde, die von den meisten naturgemäß mit Gemälden von hervor ragenden italienischen Landschaften be schickt wurde, reichte Richter ein Er innerungsbild an die Heimat ein: eine Gruppe von sächsischen Landleuten, die am Sonntagmorgen durch das Korn der Kirche zu gehen. Zu vielen Kinderbüchern hat Richter die Bilder gezeichnet, zum Beispiel zu Bechsteins Märchen, zu Andersens Mär chen und zu dem plattdeutschen Kinder buch „Vor de Gorn" von Klaus Groth. Als Sechsundsechzigjähriger hat Lud wig Richter begonnen, seine LebenH- geschichte niederzuschreiben, und damit hat er dem deutschen Volke ein Buch hinterlassen, das sich seinen Bildern würdig zur Seite stellt. Vergeßt auch ihr, meine jungen Freunde, wenn ihr größer geworden seid, nicht, euch in dieses Buch zu vertiefen; ihr werdet dann den Meister, dessen wir heute gedenken, ganz verstehen lernen.