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auch Vas Verdienst Gneksenaus und Nettelbecks, als sie dem König Kolberg erhielten und der Welt und dem Feinde be wiesen, daß der Geist Friedrichs noch in der Truppe lebte, llnbezwungen hielt die kleine pommersche Festung — als rin- pge neben Graudenz! Schill war im Verein mit Blücher in Vorpommern und Rügen tätig, um für den König ein neues Freikorps auf die Leine zu bringen. Dabei überraschte und unterbrach ihn die schmerzliche Nachricht von dem Elendsfrieden zu Tilsit. Der „Major" von Schill durfte als erster mit seinen Truppen in Berlin einziehen; es war dies eine besondere Ehrung sei tens des Monarchen. Seine Kavallerie wurde zum ,.2. Lrandenburgischen Husarenregiment" gemacht. Bald wuchs wieder mächtig die Sehnsucht, den unerträglichen „Friedens- oertrag" zu sprengen. Schill galt als einer der Führer in die Freiheit. Die Kriegspartei und auch die Königin schenk ten ihm ihr Vertrauen. Es wurde manche heimliche Bot- !chaft im Reiche getauscht. Am 28. April marschierte Schill mis seinem Regiment aus dem Höllischen Tor — angeblich ins Manöver — in Wahrheit in den Krieg. Manche wackere Waffentat leisteten die Freiheitssucher, aber schon bald sah man allerorts zuckenden Herzens, daß die Erhebung verfrüht war. Letzte heldische Leistung war die Eroberung von Stral- mnd, aber Schill fällt bald darauf am 31. Mai. Das Regi ment wurde teils zersprengt, teils nach dem Uebertritt über die Heimatgrenze aufgelöst und vor ein sehr mildes Kriegs gericht gestellt. Das Los der in Stralsund Gefangenen war zart: elf Offiziere wurden in Wesel erschossen; 543 Mann schaften auf französische Galeeren verschleppt! Schills Körper wurde der Kopf, auf den man 10 000 Franken ausgesetzt hatte, geraubt, der Leib verscharrt, das edle Heldenhaupt an „König Lustick", Jerome, geschickt; dann hat man cs in Leyden in Spiritus gesetzt und im Museum gezeigt! Erst l837 konnte diese Kulturschande abgestellt werden. Heute ruht „Achills Kopf in Braunschweig, der Körper auf dem Stralsunder St. Jurgenfricdhof. — Sein Geist aber lebte und entfachte die himmelan lohende Freiheitsflamme, an der Napoleon verbrannte, und an der sich deutsche Herzen heute noch wärmen wie ehedem und immerdar! km WUkMiMAs „ImreWmdW" Wie Peru seine Tiroler Siedler in Pozuzo und Oxa pampa, im Hochland der östlichen Vorkordilleren, besitzt, so hat seit kurzem der südbrasilianische Staat Sta. Catharina eine Tiroler Siedlung. Mit großer Gründlichkeit und Sorg- 'alt hatte sich der Tiroler Bauernführer, der frühere Land wirtschaftsminister Andreas Thaler, im Laufe von drei Zähren auf wiederholten Reisen in Chile, Argentinien, Pa raguay und Brasilien die geeignetsten Ländereien ausgesucht, um mit arbeitslosen Bauernsöhnen eine Dorfsiedlung zu gründen. Seine Wahl fiel auf die Gegend von Barra de Zao Bento im Rio do Pcixetal, 15 Kilometer von der großen 2. Paulo-Rio Grande-Bahn entfernt, die ihm in ihrer ge sunden Höhenlage und mit ihren bewaldeten Bergzügen Ge währ dafür zu bieten schien, daß seine Landsleute sich hier bald heimisch fühlen würden. Im Herbst 1933 legte er dort mit 80 ausgesuchten Burschen die Siedlung „Dreizehnlinden" an; als Seelsorger schloß sich Pater Reitmeier an. Von der Entwicklung dieser jungen Siedlung berichtet nun Thaler einem Freunde in einem Briefe vom Anfang dieses Jahres: „Drei Monde sind wir hier. Wenn mir auch manchmal dieses und jenes zu langsam geht, es ist für so kurze Zeit doch eine bedeutende Arbeitsleistung vollbracht worden." Dann erzählt er von einem „brasilianischen Wohnzimmer", das bereits an die Notkiiche angebaut wurde, von dem „mo dernsten Kuhstall von Sta. Catharina", von der Ziegelei und ihren Erfolgen, von seinem Tirvlcrpatent der Wander säge und ihren Leistungen. „Es hämmern die Schmiede und Schlosser, es hobeln und sägen mit 3 modernen Maschinen die Tischler, der Wag ner muß sich von den Tischlern öfters helfen lassen, so gehts zu um die Räder. Bald rattert der Traktor mit Schleppwa gen an, auch mit Holzgas betrieben, Ladung 3 Sägeblocks von Pinien, Durchmesser über 1 Meter, Gegenladung Bau holz und SciMholz zu den Baustätten. Dann kommen aus dem Wald unsere 6 Ochsen angekeucht, die Brennholz und Blockhölzer zum Weg schleppen, wo sie dann der Traktor wei terbefördern kann. Dann begegnet uns die leichtere Kavalle rie, 6 Muli, mit Schindeln oder Sägespünen und ähnlichem. — Der Hauptbauplatz liegt jetzt nächst unserer Holzkirche. Ein größeres Wirtschaftsgebäude, das bleibenden Wert ha ben soll, ist 27 Meter lang, 10 Meter breit, 10 Meter hoch, alles unterkellert und soll beherbergen den Speisesaal für 80 Personen, die Küche, einen Kaufladen, eine Gastwirtsstube, unsere Mühle, das elektrische Lichtwerk und, wenn die Was serfrage gut gelöst wird, auch die Kühlanlage. Betriebskraft unser dritter Holzgasmotor. Im oberen Stock Mühlenaufbau, 4 Zimmer, Getreidespeicher. Das Pflugland wird mit Wende pflug beackert, ungefähr 10 Joch, bepflanzt mit Maniok, Boh nen, Süßpataten, Futtermais. Zwei Rossas haben wir ge schlagen, eine davon mit Mais und Kürbis bepflanzt, die zweite kann dermalen wegen der täglichen Gewitter nicht gebrannt werden. — Vieh haben wir auch schon eingestellt, und ich fuhr eigens nach Jjuhy (Rio Grande), um Rassevieh zu kaufen, Jersey und Durham. Wir haben 10 Kühe, 1 Stier, 21 Schweine auch bester Rasse. Ein paar Gluckhennen und ein zugelaufener Hund, der sich nicht mehr vertreiben läßt, nächst 6 Geißen mit Kitz und zwei Schafen vervollständigen unseren Viehstand. Die Siedler freuen sich über die eigene Milch zur Abwechslung für Brausuppe und Schwarzkaffee. — Du siehst also, daß es schon ganz lebhaft zugeht auf Drei- zehrrlinden und daß wir unserem Namen Ehre machen wol len. Das Klima ist ausgezeichnet; mit Ausnahme erträglicher Akklimatisationsbeschwerden sind wir all« gesund und zu versichtlicher Stimmung." Der aberglöubWe „Gemütsmensch' Es gibt sonderbare Menschenfreund«, das muß man agen, wenn man die Geschichte von jenem Herrn gehört >at, dessen Name höflich verschwiegen sein soll. Er ging nnes Tages über eine stille Straße der Stadt auf dem Kürgersteig. Ein zwölfjähriger Junge ging in seiner Nähe stillvergnügt seines Weges. Mit einem Male redete der Herr den Jungen an und fragte: „He, willst du dir einen Broschen verdienen?" Zu einer solchen Frage sagt ein Zunge in diesem Alter niemals nein. Er wollte den Kro chen verdienen und fragte deshalb: „Womit denn?" „Du »rauchst bloß über die Straße aus den anderen Bürgersteig ui gehen, dann bekommst du den Groschen." Das kam dem Zungen nätürlich ziemlich komisch vor, und er wollte wis- !en, warum er deswegen Geld bekommen sollte. Bereit- oilligst erzählte nun der Herr auch den Grund. Da war mmttch eben eine schwarze Katze über den Damm gelau fen, und wer zuerst den Weg einer schwarzen Katze kreuzt, »er hat Pech. Von solchem Aberglauben wollte der Junge jedoch nichts wissen, und stolz ging er über den Fahrdamm. Der Herr folgte ihm nach und zahlte gewissenhaft seinen Broschen. Hoffentlich blieb ihm das Glück wirklich treu. Uber wie, wenn die Katze dem Jungen nun tatsächlich Pech, vielleicht ein Unglück gebracht hätte, wovon der Herr ja fest überzeugt sein mußte? War dann das Unglück nicht doch etwas zu billig für einen Groschen verkauft . . . ? Gasschutz auch in Italien. Unser BiD zeigt ein« Balilla-Gruppe mit Gasmasken ge legentlich einer Parade vor Mussolini in Rom. n 1, 1 UI !» s Handel und Börse Dresdner Börse vom 28. Mai. Die zahlreichen Kurssckwan- ungen gingen nur selten über 1 Prozent hinaus. Fritz Scyulz 3, dresdner Schnellpressen 2,5, Geraer Strickgarn 1,5 Prozent fe- tcr. Schöfserhof und Berliner Kindl je 2, Dresdner Albumin- üktien 3 Prozent schwächer. Reichsbank 1,5 Prozent hoher. An- eihewertc wenig verändert. Dresdner Gctreidegro'gmarkt vom 28. Mai. Weizen sächs. E kg Mühlenhandelspreis 19!); Festpreis 3 191; Festpreis 4 193; »loggen sächs. 72 kg Mühlenhandclsprcis 172; Festpreis 4 .162; Festpreis 5 164; Wintergerste vierzeilig 64 kg 162—164; Sommer- zerste sächs. zu Brauzwccken 170—176, sonstige 164—170; Hafer nl. 170—173; Weizenmehl Type 790, 41—70 Prozent, Höchst- ischegehalt 0,820, Preisgcbiete 4 27,50, 3 27,25, 2 27; Type 563, )—70 Prozent, Höchstaschegehalt 0,580, Preisgebiete 4 29,50, ! 29,25, 2 29. Noggenmchl Type 815, 0—70 Prozent, Höchstasche zehalt 0,860, Prcisgebiete 5 23,25, 4 (westlich der Elbe) 23,25, l (östlich der Elbe) 23; die Preise sind zuzüglich 0,50 NM Frach- :enausgleich für 100 kg. Erdnuszkuchenmehl 55proz. hell 18—18,20 Lrdnußmischfuttcr 50proz. hell ^7,20—17,40; Sojabohnenschror >5proz. extrahiert 16,20-16,40; Malzkeime hell 11,60-11,80; rrockenschnitzel 10,90-11; Zuckerschnitzcl 12,40—12,69; Kartof- jelflocken 15,20—15,40; Wcizenklcie grob 11,80, fein 11,20; Rog- zenkleie 11,70; Futtermehl 13; Erbsen gelbe kleine 35,50—36,50; Baltersbncher 25,50—27,50; Peluschken 19,50—21,50; Wicken 14,50-18; Lupinen zur Saat blau 16.50—18. aelb 19—20,50. Leipziger Börse vom 28. Mai. Bei sehr stillem Geschäft stellen sich die bis 1 Prozent begrenzten Kursverbesserungen in »er Mehrzahl. Siemens Elas 2,5 Prozent niedriger. Reichs- »ank zogen um 2,25 Prozent an. Am Nentenmarkt herrschte keine Kauflust. Seitliches undMMes — Der Deutsche Bund für naturgemäße Lebens- und Heilweise hatte Pfingsten die Vertreter seiner 520 Vereine aus allen Teilen des Reiches zu feiner 19. Bundesversammlung, zugleich zur Feier des 45 jährigen Bestehens nach Berlin zu sammengerufen. Die Tagung setzte den Schlußstein zur Ein gliederung der Bundesarbeit in den der Volksgesundheit gellenden neuen Aufbau des deutschen Volkes. Die Bundes satzung wurde, fußend auf den, Führergedanken, einstimmig neu beschlossen. Sie sieht eine enge Arbeitsgemeinschaft mit allen ähnlichen Volksbünden, zur Förderung der Volksgesund heit. In Anlehnung und Unterstellung unter den Sachver- ständigen-Beirat für Volksgesundheit in der Reichsleitung der NSDAP, vor. Zum Bundesleiter wurde gewählt der bis herige Vorsitzende P. Schirrmeister, Berlin. Der D.B. wird seine kulturelle Aufgabe fortsetzen, durch Wort und Schrift, vor allem aber praktisch seine Anhänger in der Pflicht zu schulen, gesund zu bleiben und die Gesundheit der Familie zu steigern. Er wird seine dem Nakurheilverfahren geltende Arbeit weiter pflegen und dazu das von ihm geschaffene Prießnitzkrankenhaus in Mahlow bei Berlin und die Naturheilanstalt St. Uli in Murnau/Oberbayern weiter aus zubauen. Mit der neuen Satzung verbunden wurde eine Aenderung des Namens; sie soll das Andenken des Mannes, aus dessen Lebenswerk die Naturheilbewegung entstand, Binzenz Prießnitz, lebendig hallen. Glashütte. Schulausschuh - Sitzung. Kennknisnahme erfolgt von den seit 3anuar 1934 cingctrelenen Veränderungen im Lehr körper der Volksschule, von dem 3nhalt des Schreibens der dem Ministerium ungegliederten Schulberakungsstelle wegen des seit Jahren notwendigen Umbaues der Schulabortanlage, über deren gegenwärtigen Stand und der nun bevorstehenden Umänderung nebst Finanzierung der Vorsitzende Bürgermeister Gotthardt aus führlich berichtet und weiter von den Ergebnissen der im Berichts jahr vorgenommcnen Kinder-Untersuchungen durch den Schularzt Dr. Tribukaik. 3m folgenden wurde dann der Hnushalkplan 1934/35 posilionsweise durchberaten. Aus der längere Zeit in Anspruch nehmenden Aussorache sei festgehalten, daß bei dem jeweils maß gebenden Kapitel zunächst bei der Anschaffung eines Ofens für das Verwallungszimmer antragsgemäß alle angemeldeken Ge werbetreibenden (in diesem Falle Ofensetzer) zur Abgabe von Kostenanschlägen angegangen werden sollen und die Vergebung des Auftrages durch das Rechnungsamt erfolgen soll, daß Skadt- rat Röder bei allen tatsächlichen Ausgaben größte Sparsamkeit dem Skadtrat und der örtlichen Schulaufsichtsbehörde empfahl, daß bei Ergänzung der Bestände der Lehrbücherei, Schriften, die nationalsozialistisches Gedankengut enthalten, berücksichtigt werden möchten, daß ein Besuch der Lichtbildstelle durch die Ausschuß- Mitglieder nächstens stattfinden wird, und daß ein Teil der vor handenen Zinserträge aus früheren Stiftungen für Prämien an strebsame Schüler Verwendung finden soll. Der Entwurf wurde dann einstimmig mit einer Einnahme von 3745,30 M. und einer Ausgabe in Höhe von 11 345,30 M. verabschiedet und dem Stadk- vcrordncten-Kotlegium zur Annahme empfohlen. Als letzter Punkt wurde der 1. Nachtrag zur Ortsschulordnung, der gemäß einer ministeriellen Verordnung vom 2.3.34 erfolgen mußte und der die Mitwirkung der Schule bei dem Spargejchäft regelt, vorge- tragcn und angenommen. Glashütte. 3n einer von der Deutschen Arbeitsfront veran stalteten Versammlung am Sonnabend im „Goldnen Glas" sprach Gauredncr Zeutsch, Dresden. Es war klar, nachdem man selbst den eigentlichen notwendigen Zweck der jetzigen Versammlungs- welle erkannt hat, daß es von dem größten Teil der Besucher be grüßt wurde, daß auch hier die Hauptausführungcn des Redners an die Adresse jener gerichtet wurden, die mit ihrer Kritik dem Staatsaufbau entgegenarbeiten. Trotz der überall feststellbaren Aufwärtsentwicklung und trotz der Tatsache des in die Tat um gesetzten einheitlichen Willens, welcher immer nach dem bekann ten Sprichwort auch in der nat.-soz. Bewegung bis jetzt einen Weg gefunden habe, wagten es jene Leute, denen die sozialistische Tendenz eines deutschen Sozialismus im Staats- und Wirkschafts ausbau nicht passe, Sabotage zu treiben. Wenn nun der nat.-soz. Staat dagegen nicht so einschreile, wie er das, gestützt auf die ihm jederzeit zur Verfügung stehenden Machtmittel ohne weiteres könnte, so sei dies wieder ein Zeichen des vornehmen, auf seine gute Sache bauenden Charakters des Führers, welcher vorläufig den Ausklürungsweg gewählt habe. Der Redner ging aus von der Programmübergabc am 24. Februar 1920 in München und zeigte im folgenden, wie die Bewegung ohne Kompromisse den vom Führer als richtig erkannten Weg durch die letzten 14 3ahre gegangen ist, dabei hinweisend auf das, was ohne ihr Eingreifen nach dem 30. 3anuar 1933 geschehen wäre. 3mmer klang bei sei- W WM R Slk IM UVnM Berlin, 29. Mai. 3m Völkischen Beobachter veröffentlicht Oberrcgierungsrat Eckert Ausführungen über die am Dienstag im RGBl, erscheinenden Verordnungen des Reichsarbeiksministers vom 17. Mai über die Aenderung der Reichsversicherungsordnung, des Angeslelltenversicherungsgesetzos und des Reichsknappschafts- aesetzes. — Die Verordnung beruht auf Ermächtigungen, die die Reichsregierung bei der Berabschiedung des Gesetzes zur Erhal tung der Leistungsfähigkeit der 3nvaliden-, der Angestellten- und der knappschaftlichen Versicherung vom 7. Dezember 1933 dem Reichsarbeitsministcr erteilt hat. (j? 39 a. a. O.) — Sinn und Zweck dieser Ermächtigungen ist, das durch die Gesetzgebung der letzten 3ahre, namentlich durch die Notverordnungen unübersichtlich ge wordene soziale Versicherungsrecht wieder in geltender Fassung festrulegen, mit anderen Worten es für die Praxis und für das Volk wieder verständlich zu machen. Dieses Verlangen gilt selbst verständlich für das gesamte Versicherungsrecht. Spruchreif ist jetzt die Neufassung des Rechtes insoweit, als in der 3nvaliden- und in der Ängestelltenvcrstcherung wie auch in der knappschaftlichen Pensionsversicherung „Gegenstand der Versicherung", das sind die Leistungen und „Ausbringung der Mittel", in Frage kommen. — Diese Verordnung legt nicht nur den Wortlaut des geltenden Rechtes fest, sie ändert, ergänzt das Recht der drei großen Ver sicherungszweige in vielen Punkten und bringt schließlich eine Reihe wichtiger Durchführungsbestimmungen zum Gesetz vom 7. Dezember 1933. Neben der rein äußerlichen Zusammenfassung des Rechtsstoffes jeder der drei Versicherungsgesetze, lag eS im Sinne der großen Vereinheitlichung, di« drei Gesetze in sich nach Möglichkeit aufeinander abzustimmen. — Für die drei Bersiche- rungszweige ist jetzt die Gliederung der Abschnitte „Gegenstand der Versicherung" und „Aufbringung der Mittel" völlig gleich, der Wortlaut der Vorschriften der Reichsversicherungsordnung ist die Grundlage für die entsprechenden Vorschriften des Ange- stclltenversicherungsgesetzes und des Reichsknappschafksgesetzes ge worden, einheitliche Sprache, erleichtern künftig die Beherrschung und praktische Durchführung der drei Gesetze! — Künftig regeln etwa 190 Paragraphen der Gesetze, zu denen noch wenige Para graphen der Satzung der Versicherungsträger hinzulreten werden, das gleiche Rechtsgebict, das bisher in mehr als 600 Paragraphen zu suchen war. — Höhe und die allgemeinen Voraussetzungen der Leistungen hat die Ncufassungsverordnung nicht geändert. — 3n wichtigen Punkten baut die Verordnung den sozialen Versiche rungsschutz weiter aus, erweitert die Anrechnung der Zeit der Arbeitslosigkeit als Ersahzeit für die Erhaltung der Anwart schaften in der Rentenversicherung zugunsten solcher arbeitsloser Bersicherter, die selbst keine Unterstützung erhalten, für die aber ein Zuschlag zur Unterstützung eines anderen Arbeitslosen oder Hilfsbedürftigen gewährt wird. — 3n einzelnen Punkten ist das Anwartschaftsrecht durch Berücksichtigung von Ersahzeiten er leichtert. Erleichtert sind die Ruhensvorschriften beim Zusammen treffen der Renten mit anderen Bezügen. Dem Schuh der Ver- sicherungsberechtigken der Krankenversicherten dient die Vorschrift, daß Versicherungsberechtigte, die am 1.1.1934 mindestens 5 3ahr« freiwillige Mitglieder der Kasse waren, die Versicherung fortsetzen können, wenn sie das Recht hierzu nur infolge der Herabsetzung der Versicherungsgrcnze auf jährlich 7200 RM. verloren haben. Wer auf Grund der Paragraphen 25 und 30 des Gesetzes vom 7. Dezember 1933 freiwillig Beiträge nachentrichten durfte, kann solche Beiträge auch für die Zeit seit dem 1.3anuar 1932 noch bis zum 30. 3uni 1934 entrichten, solange der Vcrstcherungs- fall noch nicht eingetreken ist. 3n der Angestelllenversicherung kann von der Befreiungs- Vorschrift zugunsten von Angestellten, die beim Eintritt in die Verstcherungspslicht das 50. Lebensjahr vollendet haben, rück wirkend auf den 1.3anuar 1932 Gebrauch gemacht werden, wenn der Befreiungsantrag bis zum 30.3un> 1934 gestellt wird. Schließlich klärt die Verordnung die Streitfrage, ob für Zeiten vor dem 1.3anuar 1934 die Beiträge zur 3nvaUdenverflche- rung nach den neuen Vorschriften zu entrichten sind, in bejahen dem Sinne.