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eifzeritzZeilung Tageszeitung unü Anzeiger für Dippolöiswalöe, Schmieöeberg u. A. i Bezug-preit: Für einen Monat2 — NM. - mit Zukragen; einzelne Nr. 10 Rpfg. - Gemetnde-Verbands-Glrokonto Nr. 8 :: - Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 408 Postscheckkonto Dresden 12S48 Aelteste Zeitung des Bezirks Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der AmtShauptmannschast, des StadlralS und des Finanzamts Dippoldiswalde - Anzeigenpreis: Die 48 Millimeter dretk« ß - Mllllmeterzeile 8 Apfa.; im Terktet! di» SS - - Millimeter breite Millimeterzeile 1t Rpfg. - Anzeigenschluß 1v Uhr vormittags Nr. 122 100. Jahrgang Dienstag, am 29. Mai 1934 Die Verständigung mit Frankreich Eine Unterredung mit Außenminister Neurath Reichsaußenminister von Neurath sprach in einer Un terredung mit dem Sonderberichterstatter des „Paris Soir". Pierre Hamp, über eine Reihe der wichtigsten Deutschland und Frankreich angehenden Fragen und erinnerte an die mehrfachen Einladungen Deutschlands an Frankreich zwecks unmittelbarer Aussprache, die jedoch eine bestimmte Ableh nung erfahren haben. Als Reichskanzler Hitler ans Ruder kam, enthielt seine erste Reichstagsrede die Versicherung: Wir wollen uns mit Frankreich verständigen. Man hat ihm nicht geantwortet; weitere Bemühungen sind ergebnislos verlaufen. Die Tra gik der Lage beider Länder liegt darin, daß sie genötigt sind, sich zu verständigen, aber nicht zu einer Aussprache kommen. Zu den alten geschichtlichen Schwierigkeiten kommen heute noch sozialphilosophische hinzu. Gewisse französische Minister, glauben, daß man mit dem Nationalsozialismus nicht spre chen darf, was einem Nicht-Mehr-Sprechen mit Deutschland gleichkommk. Wenn ein Kanzler des alten deutschen Reiches, ein Bismarck, von Frankreich ebenso gesprochen hätte, wie Adolf Hitler im Reichstag, dann hätte man das in Frankreich als einen Triumph für Frankreich angesehen und als eine der schönsten Friedensaussichten, die jemals in der Geschichte Europas geboten wurde, bezeichnet. Frankreich aber scheint die Feindseligkeit zwischen beiden Ländern der Versöhnung mit demjenigen, den mgn drüben Diktator nennt, vorzuzie hen. Der Berichterstatter hielt Herrn von Neurath vor, daß Frankreich von der Rüstungstätigkeit Deutschlands überzeugt sei. Der Reichsaußenminister antwortete, daß wir immer noch eine Konvention erhoffen, die die Rüstungen regeln wird. Aber dieses Warten kann nicht ewig dauern. Wenn man zu keinem Abkommen gelangt, was dann? Der Augen blick wird eintreten an dem auch wir an größere Sicherheit denken müssen. Auch wir werden dazu gezwungen sein, um uns zu verteidigen, aber keineswegs aus einem Angriffsgeist! heraus. Der Beweis dafür, daß wir keine Angriffsabsichtea hegen, ist unser Abkommen mit Polen. Ls war wegen der Grenzsrage besonders schwer zu bewerkstelligen. Mit Frank reich aber haben wir keine Grenzsrage mehr; wir haben end gültig auf Llsaß-Lothringen verzichtet und für das Saarge- biet eine Lösung vorgeschlagen, die das Ansehen beider Natio nen gewahrt hätte. Man muß schon eine offenkundige Wahr heit nicht eingestehen wollen, wenn man leugnet, daß das Saargebiet von Grund auf deutsch sei. Wir haben erklärt: Laßt uns ein politisches und wirtschaftliches Abkommen tref fen, und es einer Volksabstimmung der Saarländer unter breiten. Mit anderen Worte», statt eine Abstimmung über eine „Feindseligkeit" abzuhalten, hätten wir eine solche über eine „Versöhnung" veranstaltet, wäre das nicht vernüns- iig? Aber kein französisches Blatt hat diesen in allen Eln- >elheiten entwickelten Vorschlag dem französischen Volk zur Kenntnis gebracht, während ganz Deutschland davon sprach. Zum Schluß kam der Berichterstatter auf die Frage der angeblichen deutschen Rüstungen zurück mit dem Hinweis, laß er gerade zur Nachprüfung dieser Frage nach Deutsch land gekommen sei. Die Antwort des Reichsaußenministers lautete: „Daß wir Fabriken besitzen, die auf Massenfabrika tion umgestellt werden können, ist eine in Europa bekannte Tatsache. Aber gerade hier sind wir weit entfernt von der Gleichheit mit den übrigen Nationen. Menn man einen Lnt- icheidungstag organisiert, kann man das geistig wohl schnell bewerkstelligen, aber auf materiellem Gebiet geht das nicht fo rasch, dazu braucht man Jahre. Ich hoffe, daß wir vorher bie europäische Verständigung verwirklicht haben werden. Ich bin allerdings etwas entmutigt, denn ich glaubte, daß wir schon so weit gekommen wären." Sntliches und SWWsZ Nppoldlswalde. Seit bekannt wurde, daß Reichskanzler Hitler nach Dresden kommen und einige Tage dort weilen würde, tauchten auch Gerüchte auf, daß er von dort aus diesen oder jenen Ort, dieses oder jenes große industrielle Werk aufsuchen würde. Und wie in Dresden die Menschen stundenlang auf Plätzen und Straßen standen, um der, Führer zu sehen, so auch im Lande, wo die Gerüchte von einer Durch fahrt auftauchten. In der 5. Nachmittagsstunde des gestrigen Tages verbreitete sich bei uns das Gerücht, daß der Kanzler unsere Stadt auf der Fahrt nach Bärenfels berühren werde. Allsogleich sammcltcn sich in den Durchfahrtstraßen die Menschen an, besonders der Obertorplatz mar von Menschen dicht besetzt, und die Photographen hatten ihre Apparate schon schnappschußbereit aufgestellt. Die Einfahrt von der Staatsstraße nach der Vrauhofstraße und Herrengasse war beinahe unmöglich gemacht. Seilen der Kreisleitung waren Erkundigungen bei der Gauleitung und auch in Bärenfels eingeholt worden, die dahin lauteten, daß für den Führer eine Fahrt nach Bärenfels für diesen Tag nicht in Frage komme. Doch auch die Bekanntgabe dieser Auskunft wollte nicht den rechten Glauben finden und die Unentwegten, man kann auch sagen Unbelehrbaren, stände noch lange und . . . warteten vergebens. Aus allem aber sieht man, wie groß die Liebe des Bölkes zum Führer ist und wie es einem jeden darnach drängt, ihm ins Auge zu schauen und sei es auch nur einen Sekunden-Bruchteil bei rascher Borüber- fahrk. Wie in Dippoldiswalde, so warteten auch in Schmiedeberg, Possendorf und anderen Orten viele Leute auf ddn Führer. üiflpolölswalde. Bei den Postämtern Dippoldiswalde und Schmiedeberg werden künftig an Sonn- und Feiertagen zwischen 8 und y Uhr auch gewöhnliche Pakete angenommen. Dippoldiswalde. Bei den Bauarbeiten für die Niedrigwasser- rinne der Weißerih wurde in der Nähe der Bahnhofstraßen- Brücke, unweit der Treppe von Bäckermeister Schneider, im Geröll ein 75 Millimeter Trommelrevolver gefunden. Selbiger war nicht geladen. Durch langes Liegen im Wasser und wieder an der Lust war er völlig zerstört worden. Anerkennung für den Hausbesih. Reichsarbeitsminister Seldte hat an den Präsidenten des Zentralverbandes deut scher Haus- und Grundbesitzervereine, Obersturmbannführer Tribius, ein Schreiben gerichtet, in dem es heißt: „Der starke Rückgang der Arbeitslosigkeit im Baugewerbe ist im wesent lichen auf die Gewährung von Zuschüssen für die Instand setzung und Ergänzung sowie für den Umbau von Gebäuden zurückzuführen. Diese Maßnahme hat somit den erstrebten Zweck erreicht. Bei dieser Gelegenheit spreche ich dem deut schen Hausbesitz für die von ihm im Verlauf der Winter- schlackt gegen die Arbeitslosigkeit geleisteten hervorragenden Dienste meinen Dank und meine Anerkennung aus und bitte Sie, den Dank und die Anerkennung dem deutschen Haus besitz zu übermitteln." Billige Funktelegramme. Für die Teilnehmer an den Seefahrten der NSG. Kraft durch Freude in der Nordsee und in der Ostsee ist, wie der Preußische Pressedienst der NSDAP, meldet, ein verbilligter Funkdienst, „Wochenend- Funk", eingeführt worden. Wochenend-Funktelegramme sind während der ganzen Fahrt zugelassen in Richtung von See nach Orten in Deutschland. Bordgebühren, Küstengebühren und Telegraphengebühren für die Nachrichten betragen zu sammen 30 Pfennig für das Wort, die Mindestgebühr für ein Telegramm RM 3.—. Es kann auch Schmuckblattaus fertigung verlangt werden. An dem Wochenendflink nehmen alle Schiffe der NSG. Kraft durch Freude-Fahrten teil. Zur zeit sind dies für die Nordsee die Fahrten der Schiffe „Dres den , „Monte Olivia" und „Sierra Cordoba", für die Ostsee die Fahrten der Schiffe „Rugard", „Hertha", „Odin", „Frigga", „Berlin", „Hansestadt Danzig", „Preußen" und „Kaiser". Die Vergünstigung gilt auch für weitere bei See fahrten der NSG. Kraft durch Freude etwa in Dienst ge stellte Schiffe. Ferner können Wochenend-Funktelegramme zu den ermäßigten Gebührensätzen noch von den reinen Wochenendfahrten der Schiffe „Kap Arcona", „F. Louis" und „Milwaukee" befördert werden. Beerwalde. Gestern abend nach 10 Uhr wurde der 2« jährige Gutsbesitzer Albert Näcke, der seit einiger Zeit das vormals Birkncrsche Gut besitzt, in der Scheune tot aufgefundcn. Man nahm zunächst an, daß Mord vorliege und benachrichtigte die zu ständigen Stellen. Bei der Aufhebung durch die Mordkommission der Kriminal-Abteilung Freiberg stellte sich aber, heraus, daß N. sich mit einem Revolver, über den er beim Sturze zu liegen kam, selbst entleibt hatte. Auch ein in den Sachen des Toten Vorge fundener Zettel bestätigte es. Was den jungen, frischen Mann in den Tod getrieben, ist allen ein Rätsel. Am vergangenen Sonn ¬ abend hak er noch an der Hochzeit seines Bruders in Höckendorf teilgenommen. N. war verheiratet, aber kinderlos. Dresden. Der Landesfrauenverein vom Roten Kreuz, Albcrk- verein, weihte am Sonnabend mit einer schlichten Feier sein neues Carotohaus ein. Die Wciherede hielt der Präsident des Vereins, Dr. Streit. Ferner sprachen Prof. Dr. med. Noohke, der langjährige Chefarzt des alten Carolahauses, sowie der Präsi dent des Landesgesundheiksamtes, Dr. Weber. Ein Rundgang durch die neue, an der Reichenbachstraße gelegene Krankenanstalt beschloß die Feier. Dresden. Ein Transport von etwa 1000 Danziger Schul kindern, die mehrere Wochen der Erholung in Sachsen ver bracht hatten, verließ Montag im Sonderzug Dresden. Der Zug fährt von hier aus über Chemnitz und Leipzig nach Danzig zurück. üenggleftkitbel. Am Sonntag wurde in der alten Berg stadt Berggießhübel, der schon vor 200 Jahren August der Starke eine Konzession als Moor- und Mineralbad verliehen hatte, das erste Kneipp-Kurbad Sachsens eingeweiht Der Er öffnungsfeier wohnten zahlreiche Vertreter staatlicher Behörden und öffentlicher Körperschaften, u. a. auch des Landesgesundheits amtes, bei. Sir überzeugten sich, daß Berggießhübel auch durch seine landschaftliche Lage besonders geeignet ist, im Sinne Kneipps der Volksgesundheit zu dienen. Da schon vor der Eröffnung auf Monate hinaus das Bad voll belegt ist, scheint auch seine Eristenzfähigkeit gesichert zu sein. Zugleich bedeutete die Errichtung des Kneipp-Bades einen ansehnlichen Beitrag zur Förderung der Arbeitsschlacht. Pirna. Am Montag nachmittag wurden die beiden zu Pfingsten im Spreewald ertrunkenen Hitlerjungen Walther und Fleischmann in ihrer Heimat zur letzten Ruhe bestattet. Vertreter der Stadt Pirna, der Parteiorganisationen, der SA., SS., des Arbeitsdienstes, der Hitlerjugend und des BdM., Lehrer und Mitschüler der Verunglückten, sowie ein großer Teil der Bevölkerung erwiesen den beiden so jäh aus dem Leben gerissenen jungen Volksgenossen, die im Dienste der Vewegnng den Tod gefunden hatten, die letzte Ehre. Pirna Einen Achsenbruch hatte am Sonntag in der Kurve zwischen Doberzeit und der „Weißen Taube" auf der Lohmener Straße ein Autobus aus Olbernhau. Das doppelte Hinterrad rollte über die Straße, Wiese und Acker auf den Weg nach Zatzschke, wo es gegen ein dort stehendes Personenauto flog, dessen Kotschützer beschädigt wurden. An dem Kraftomnibus entstand kein weiterer Schaden, und die in dem Wagen sitzenden Personen kamen mit dem Schreck davon. Ralhen. Ein Dresdener Einwohner stürzte am Sonntag beim Klettern im Basteigebiet ab und zog sich schwere Verletzungen zu. Mitglieder der Sanitätskolonne vom Roten Kreuz Lohmen leisteten dem Verunglückten erste Hilfe. Radebeul. In der letzten Sitzung der Stadtverordneten fand der Haushallplan der Stadt für das Rechnungsjahr 1034 ein stimmige Annahme. Dieser schließt an sich ohne Fehlbetrag ab, doch mußten aus den vorangegangenen Rechnungsjahren Fehlbeträge in einer Gesamthöhe von 246 000 RM. mit über nommen werden. j Chemnitz. Das Schöffengericht verurteilte eine dreiköpfige Verbrecherbande wegen gemeinschaftlichen Diebstahls und ge meinschaftlicher Erpressung zu erheblichen Freiheitsstrafen. Der 31 Jahre alte wiederholt vorbestrafte Erich Walter Müller erhielt IO Monate Gefängnis, seine beiden Mitschuldigen je ein Jahr Gefängnis. Sie hatten gemeinsam an einem 77 Jahre alten Rentner, der sich mit einem sittlich verwahrlosten 15 jährigen Patenkind eingelassen hatte, unter Androhung, mit Anzeigeerstattung wiederholt schamlose Erpressungen und offenen Diebstahl begangen. Vie Untersuchungshaft wurde den Verurteilten teilweise angerechnet. Chemnitz. Zur Erinnerung an die erste Chemnitzer Saal- schlacht im Marmorpalask am 17. November 1925 hat der Besitzer der Gaststätte, Ernst Böhm, ein alter nationalsozialistischer Kämpfer, jetzt am Eingang über dem Portal seines Lokals eine Gedenktafel aus Muschelkalk anbringen lassen, die den Kampf des Nationalsozialismus gegen den Kommunismus in trefflicher Weise versinnbildlicht: Ein kniender SA.-Mann wird von einer Schlange bedroht, die sich mit ihrem Kopf bereits bis zu seinem Gesicht emporgewundcn hat. Der SA.-Mann hat aber bereits die Schlange unterhalb des Kopfes mit starker Faust erfaßt und zer drückt sie. 3n dem Bilde ist ein Kapsel elngelagert, in der sich eine, eingehende Schilderung der ersten Chemnitzer Saalschlacht befindet. Mit ihrem siegreichen Verlauf hatte sich damals der Nationalsozialismus seine Daseinsberechtigung in Chemnitz er kämpft. Mittweida. In der Talsperre ertrank am Sonntag ein älterer SA.-Marinemann aus Chemnitz, der ins Wasser gestürzt war und nach zweistündigem Suchen als Leiche geborgen wurde. Bautzen. Der frühere Waldwärter Gotthold Gnauck in Neu dorf b. Neschwitz beging am 24. d. M. seinen 96. Geburtstag. 1838 als Kind armer Landleuke geboren, kam er 1858 zum Militär und zog 1859 als sächsischer Soldat in die Schlacht von Solferino, ferner ist Gnauck Veteran aus den Kriegen von 1864, 1866 und 1870/71. Viele Schlachten hat er mitgemacht, aus denen er un- verwundet zurückgckchrt ist. Nach dieser kampsreichen Militär zeit betreute er über 50 Jahre als Aufseher den Taucherwald. Der 96 jährige Veteran, der noch gesund ist, ist Ehrenmitglied der Militärvereine Neschwitz und tthysl a. T. sowie der Stahlhelm- Ortsgruppe Neschwitz. Von seinen 11 Kindern sind noch zwei am Leben. Plauen. Jin oberen Vogtlande ist in der Nacht zum Sonn lag starke Kälte aufgetreten. Das Thermometer wies auf 0 oder sogar noch darunter. Aus dem Aschberg wurden am Sonntag früh 4 Grad Kälte verzeichnet; am Nachmittag hat es sogar geschneit. Wetter für morgen: Aufheiternd und trocken. Schwache nördliche bis nord östliche Minde. Nachts noch kühl, am Tage wärmer.