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hat das Amt des Außenminister» in der neuen bulgarische» Regierung übernommen. Jie Saarlrage im Vordergrund Entschließungen des Welkverbandes der Völkerbundsgesell- schaflen. London. 24. Mai. Auf dem Iahreskongreß des Weltverbandes der Völker- bundsgesellschasten in Folkestone kam die Volksabstim- mung im Saargebiet zur Erörterung. Eine von der britischen Abordnung emgedrachte Entschließung, in der der Völkerbund ausgefordert wird, zu zeigen, daß er entschlossen sei, die Volksabstimmung unter Bedingungen vorzunehmen, die alle Teile der Bevölkerung instandfetzen, ihre Wünsche „frei und in angemessener Weise" zu äußern, wurde ange nommen. Der deutsche Vertreter Dr. Schnee hatte Ein spruch dagegen erhoben, indem er bemerkte, daß der Welt verband sich hinter die Regierungskommission stelle, die sich in einem Streit mit der deutschen Negierung befinde. Ein j belgischer Abgeordneter beantragte, die Worte „und ohne Furcht vor Vergeltungsmaßnahmen" der Entschließung an- zufügen. Dr. Schnee bekämpfte diesen Zusaß mit der Er klärung. daß er sich offenbar gegen die deutsche Negierung richte. Elf Abordnungen stimmten für die Ergänzung, die daher angenommen wurde. Die Delegationen von Deutsch land, Danzig und Ungarn stimmten dagegen, die Vereinig ten Staaten enthielten sich der Stimme. Ein weiterer bel gischer Antrag, in dem die Einrichtung einer internationalen Polizeitruppe vor, während und nach der Abstimmung ge fordert wurde, wurde auf Veranlassung von Lord Cecil zu rückgezogen. Dr. Schnee nahm Gelegenheit, den deutschen Standpunkt zu erläutern, indem er sagte, die Jugend Deutschlands wei gere sich, die Erbschaft des Versailler Vertrages anzulreten. Deutschland habe neun Länder zu Nachbarn, von denen sechs bis an die Zähne bewaffnet seien. Die Gleichberechtigung sei nur theoretisch, nicht aber praktisch gewährt worden. In diese Lage müsse man sich hineinvcrsehen, nm ein richtiges Urteil füllen zu können. SeMrsWWM' Tel'M Die „Union Franco-Saaroie", die sich die Aufgabe ge- tellt bot, die in Frankreich lebenden Saarländer zur Ab- zabe ihrer Stimme im separatistischen Sinne zu be- nnfli.ssen, wirbt bei saarländischen Unternehmungen um Unterstützung. Sie scheint dabei sehr gut über di-> Lieferan ten der Bergwerksdirektion unterrichtet zu fein. Die Art, wie diese Werbung erfolgt, hinterläßt bei den Besuchten den Eindruck einer Drohung. Es wird zu verstehen gegeben, daß für den Fall der Weigerung, Zahlungen zu leisten die VergwerksLirektion keine Bestellungen mehr bei ihnen ma chen würde. Fieberhafte lranzösifche Aufrüstung Paris, 24. Mai. Der Finanzausschuß der französischen Kammer wird noch im Laufe dieser Woche in die Prüfung des Gejetzes- vorschlages der Regierung eintreten, der die Eröffnung eines 3-Milliarden-Kredites für die Landesverteidigung oorsieht. Dieser Kredit soll auf das Landheer, die Marine und die Luftfahrt verteilt werden. Die Regierung hak anscheinend großen Wert darauf gelegt, daß der Vorschlag so schnell wie möglich verabschiedet wird, damit die Aufrüstung keine Stockung erfährt. Fun? Tote durch GMMse In der Gemeinde Feldkirchen in Kärnten ereignete sich durch ailkiae Gase in der Senkgrube eines Gemeindehauses Neue Uniform der Reichsbahn-Kraflfahrer. Die fortwährende Vergrößerung des Kraftwagcndienstes bei Reichsbahn und die damit verbundene Erhöhung des Per sonalbeftandes hat die Einführung einer zweckentsprechender Dienstkleidung notwendig gemacht. Der Uniformrock ist vor steingrauer Farbe und mit 6 silbernen Knöpfen versehen An dem schwarzen Samtspiegel des Kragens ist ein drei- i achsiger Lastwagen in Silber mit Rot dargestellt. ein schweres Unglück, bei dem fünf Personen den Tod san den. Einem Knaben siel beim Fußballspiel der Ball in dic Grube. Er stieg hinab und kam nicht wieder herauf. Vie« weitere Personen, die ihn retten wollten, kamen ebenfalls nicht wieder. Die Feuerwehr konnte nach Ablassen der Gift gase die fünf Personen nur als Leichen bergen. verschiedenes Internationaler Schwindler seslgenommen. Die Neu- alzer Polizei verhaftete einen internationalen Schwindler, len 51jährigen Max Eiselt aus der Tschechoslowakei, der sich As „Direktor des schwäbisch-deutschen Kulturbundes in Neu aß, Südslawien" ausgab und mit gefälschten Ausweisen und Empfehlungsschreiben Bilddrucke von Dolomitenland- scl-aften vertrieb.' Der Ertrag sollte angeblich der Finanzie rung deutscher Minderheitenschulen in Südslawien dienen. Eiselt machte überall gute Geschäfte. Er legte nur Probe drucke vor, nahm die Bestellungen an, kassierte die Gelder, 3 bis 12 NM je bestelltes Bild, und verschwand dann auf Nimmerwiedersehen. Eiselt wurde in Deutschland, wo er seit dem Frühjahr 1933 sein Unwesen trieb, mehrfach steck brieflich gesucht. Bergsteiger tödlich abgestürzt. Am „Großen Kirchturm" des Waxenst'eins stürzte der Münchener Bergsteiger Franz Locke tödlich ab. Ein Kamerad, der gleichfalls abstürzte, blieb unverletzt. Die Leiche konnte geborgen werden. Sie wurde nach Garmijch gebracht. Rrerkwürdiges Einslurznnglück. Ein riesiger Wasser tank, der sich im Bodenraum eines siebenstöckigen Gebäudes in Chicago befand, brach plötzlich durch die Decke des ober sten Stockwerkes und durchschlug dann eine Zimmerdecke nach der anderen bis zum Erdgeschoß. Drei Tote und 20 Verletzte wurden geborgen. Man befürchtet aber, daß die Verluste noch größer sind. Neuer Rekordstug England—Australien. Die neu seeländische Fliegerin Jeane Batten, die von Kupang auf der niederländischen Insel Timor nach Port Darwin in Australien gestartet war, hat den gefährlichen Flug über die Timor-See glücklich überwunden und ist in Port Dar win gelandet. Sie hat damit den bisherigen Rekord der bekannten englischen Fliegerin Amy Iohnson-Mollison, die für ihren Flug England—Australien im Jahre 1930 191- Tage brauchte, um volle drei Tage geschlagen. ! .. ! , -——-SS y. I. Blunck über seine Romanlrilogie: „Jie WMersaga" Eine unnütze Wissenschaft, dic nicht ins Leben findet, iluch die Wissenschaft, die den Resten einer Vorzeit nachgeht, nuß irgendwie ins Leben der Gegenwart eingreifen. Das Zesundene und Erfahrene muß neues Leben gewinnen. ?ange fand die Wissenschaft von der deutschen Vorzeit nicht iber Tazitus hinaus. Lange sahen wir das germanische Leben mit den Augen der Zeit, als unseren Vorfahren das Christentum als eine neue Heilswahrheit gepredigt und ihre Vergangenheit verdammt wurde. Die Gräber und Sied- ungsruinen gaben uns ein neues Bild, und so beginnt die Wissenschaft vom germanischen Leben ein neues Weltbild gl formen. Welche Umwälzung dieses in unserem geistigen Schaffen, in unserem Denken und Fühlen Hervorrufen wird, ft noch gar nicht abzusehcn, nachdem wir endlich angefan- zen haben, auf die Stimmen unserer Blutsbrüder der Vor zeit zu hören. Die Umwälzung kündigt sich an. Plötzlich nuß H. F. Bluncks Romantrilogie „Die Urvätersaga" in üner Volksausgabe erscheinen, nachdem sie zehn Jahre lang >ergeblich das Volk gesucht hat. Von größtem Interesse ist, velche Gedanken den Dichter angesichts dieses Erfolges be- vegten. Er schreibt: „Es scheint mir heute eine sonderbare fast verwunschene Zeit und es ist doch eigentlich erst zehn Jahre her, daß ich ene drei vorgeschichtlichen Arbeiten der „Uroätersaga" chrieb. Ich wär damals Regierungsrat und hatte ein lan- ;es Tagwerk. Die Abende und Nächte lebte ich in einer ruderen Welt; sie gehörten dem Kampf und Drang um die Schilderung der Vorzeit unseres Volkes. Niemals mar sie vohl so sebr mißachtet und vernachlässigt, wie in jenen Jah- cen der gewallten Geschichtslosigkeit. Einen sichtbaren Grund zu jenem plötzlichen einsamen Uns zur Vorzeit gab es eigentlich nicht. Wahrscheinlich ka uen jene neuen Ziele und Stimmungen schon aus der rühcn Jugendbewegung herüber, der ich angehörte, viel- eicht hallte in ihnen auch die Rebellion gegen den verlore- icn Krieg und gegen die Sanftmut nach, mit der man eine reue U<berstaatlichkeit predigte, nur um dem Volk Versail- es vergessen zu machen. Vielleicht auch hing beides mitein- mder zusammen, war es der glühende Wille, ein Volk -einer Eigenheit, seiner Geschichte und Vorgeschichte wieder icmnßt zu machen. Schwer begreiflich ist es, daß es selbst in nationalen Preisen als närrisch galt, die eigne Geschichte über die christ lichen Dokumente hinaus zu verfolgen und aus den Grä- iern unserer Erde, die eigne Vorzeit und den Kampf zwi- chcn Göttern und Menschen noch einmal neu zu erträumen. Es ist mir, als hätten über diese Begründungen hinaus die Arbeiten sich gleichsam selbst gewollt, und als sei mein Vcr- nenst an ihnen durchaus nicht groß. Ich erinnere mich noch zenau, daß ich nach der ungestümen Niederschrift der erste» leiden Arbeiten eine längere Pause verstreichen ließ, daß ch, überarbeitet und übermüdet, die dritte Arbeit nicht mehr mtwcrfen wollte, und daß es mich doch bis zum Fieber Kagte und zwang, auch die letzte, die „Gewalt über das Zeuer" zu schreiben. Man fragt mich auch oft, ob ich nicht viele, viele Bücher iber Vorgeschichte gelesen hätte. Ich erinnere mich dessen richt. Wir haben uns als Knaben alte Geschichten über Lerge und Grüber angehört, wir haben die Steinkeile auf- zcnömmen, die wir auf den Aeckern fanden, wir haben die zerrlichen Hörner in Bronze gesehen, viertausend Jahre alt, ne man in unserer Landschaft ausgegraben hatte, und wir -aben auf den Hünengräbern gerastet und uns von den Toten erzählt, die unter uns schlummerten. Aber zu eignen Studien habe ich damals nicht viel Zeit gehabt. Die Tage varen übervoll von Arbeit im Amt, und an den Abenden )abe ich eben Legenden und Märchen geschrieben. Als die Bücher damals erschienen, kümmerte sich nic- nand darum. Lie Zeiten haben sich gewandelt. Unser Volk -at sich aus sein Werden besonnen, auf leinen Willen, Ge- chichtc aus eignem Wesen aufzubauen. Müttererholung Im Rahmen der umfassenden Arbeit der NS.-Volks- wohlfahrt nimmt, wie das Vdz.-Büro meldet, die Betreuung der Mütter von nun an einen besonders großen Raum ein. Die Aktion Mutter und Kind hat ja als das Ziel auf diesem Gebiete die Förderung und Erhaltung der Volks gesundheit durch eine sorgfältige Betreuung von Mutter und Kind klar herausgestellt. Die Müttererholung, die zum ersten Male in einem großzügigen Nahmen in diesem Jahre durchgeführt wird, ist im einzelnen Sache der einzelnen Gaue der NSV. Die Gaue haben aber regelmäßig an die Reichsleitung zu berichten, damit man an zentraler Stelle einen Ueberblick über die Art und den Umfang dieser segens reichen Maßnahme gewinnt. Wie viele Mütter in ganz Deutschland in diesem Jahre von der Erholungsfürsorge er faßt werden können, läßt sich zur Zeit noch nicht übersehen, da es nicht zuletzt von den in den einzelnen Gauen bereit- stehenden Mitteln und Möglichkeiten abhängig ist. Man nimmt bei der Reichsleitung der NSV. an, daß Anfang Juni ein Ueberblick darüber vorliegen werde, sobald näm lich die Berichte der Gaue über die Maßnahmen des Mai eingegangen sind. Nach den Voranschlägen ist als Ziel der Aktion vorgesehen, daß allmonatlich 4000 bis 5000 deutsche Mütter, die dieser Fürsorge bedürftig sind, einen Erholungs urlaub erhalten. Dabei ist immer davon auszugehen, daß während der 'Abwesenheil der Mütter die Betreuung für die Familie keinen Schaden erleidet, daß also Pflegerinnen sich des Haushalts annehmen. Bor hundert Fahren Einen interessanten geschichtskundlichen Versuch hat Dr. Ludwig Hesse unternommen, indem er in einem Buche ,Die letzten 1000 Jahre" in kulturgeschichtlichen Tabellen largestellt hat. Dieses Buch ist im Müller u. Kiepenheuer- Lerlag, Potsdam, erschienen. Es ist ein kulturgeschichtliches Kompendium. Den besten Begriff davon gibt ein Beispiel. Was ist vor 100 Jahren geschehen? Hier ist eine kurze Ehronik der Ereignisse. Die Jesuiten wurden aus Portugal ausgewiesen. — Lrand in Madrid. — Vesuv-Ausbruch. — Gründung der Universität in Vern, der Historischen Gesellschaft von Leo- wld Ranke, Ler New Yorker Staatszeitung von Jakob Uhl, ler Neuen Zeitschrift für Musik von Robert Schumann, les Lithographischen Ateliers von Hanfstängel. — Erster Schach-Wettkampf (zwischen Labpurdonnais und Mac Don- rel). — Gabelsberger veröffentlicht die von ihm erfundene Stenographie (Deutsche Redezeichenkunst) 1831. — Erster Vorschlag, aufklebbare Postmarken einzuführen, von Chal mers. — Entdeckt: Das Phenol von Runge, die Karbol- aure von Runge, das „Reichenbachsche Od" von Reickren- mch. — Benzol wird aus der Benzoesäure zuerst von Mit- cherlich gewonnen. — Eingeführt: Stärkefabrikation ms Weizen von Martin, die Walzmühle statt der Stein- nühle von Sulzberger, die Drahtseile (siehe 1827). — Er- unden: Der feuersichere Geldschrank von dem Engländer Marr, der Patentdocht für Kerzen von Cambaceres, die Ooppelsteppstichmaschine von Hunt. Klaviersaiten aus Guß- tahl von Webster, das Aktinometer von Herrsche! (zur Mef- ung der Sonnenwärme). — Grillparzer: Das Leben ein Traum. — Geibel: Der Zigeunerbube im Norden (Fern an Süd das schöne Spanien). — Wienbarg prägt zuerst len Begriff: Jung-Deutschland. — Bulmer: Die letzten Tage ion Pompeji. — Opern von Richard Wagner: Das Liebes- lerbot; Kreutzer: Das Nachtlager von Granada. — Gemälde ion Delaroche: Jane Grays Hinrichtung im Tower. — Der Nhein-Nhons-Kanal wird vollendet. — Erbaut: Das Ge- lüude des Iohanneums in Hamburg. Erinnerungszeichen für Verdienste um das Grubenwehr- wefen. Wie der „Amtliche Preußische Pressedienst" mitteilt, hat der preußische Minister für Wirtschaft und Arbeit die Einführung eines Erinnerungszeichens für Verdienste um das Grubenwehrwesen beschlossen. Das von der Staatlichen Münze in Feinsilber geprägte Erinnerungszeichen zeigt ein Iohanniterkreuz mit darüber gekreuztem Schlägel und Eisen. Auf dem unteren Balken des Kreuzes ist der preußische Adler angebracht. An erster Stelle sollen durch das Erinnerungs zeichen Grubenwehrmänner im Dienst ausgezeichnet werden. Die Verleihung für diese kommt in Frage, wenn sie wenig stens 15 Jahre in einer Grubenwehr in vorwurfsfreier Weise Dienst getan haben. Grubenwehrführer können, falls sie sich im Grubenwehrdienst besonders ausgezeichnet haben, schon vor Ablauf von 15 Jahren für die Verleihung des Erinne rungszeichens vorgefchlagcn werden. Das gleiche gilt für Grubenwehrmänner, die sich im einzelnen Falle oder wieder holt in ungewöhnlicher Weise unter Einsatz ihres Lebens ausgezeichnet haben. Ein gigantischer Plan. Die Zeitung „L'Echo de Varsovie" meldet aus Paris, daß ein polnischer Ingenieur Adalbert Kramsztyk, der in Südamerika tätig ist, nach London und Paris gekommen sei, um einen Plan über den Bau einer Brücke, die England mit Frankreich verbindet, vorzulegen. Die Verbindung Eng lands mit dem Kontinent soll also nicht mehr, wie früher wiederholt geplant wurde, durch einen Tunnel erfolgen. Die Brücke über den Aermelkanal würde genau um 40 Prozent weniger kosten als der Tunnel. Somit erscheint das Pro jekt sowohl vom technischen als auch wirtschaftlichen Stand punkt durchführbar. Eine private Gesellschaft, zusammen gesetzt aus Finanzleuten verschiedener Länder, sollte das nötige Baukapital stellen. Ihre Einnahmen würde die Ge sellschaft im Erträgnis der Eisenbahn und der Straße, Lie über die Brücke geführt werden, finden. Den Hauptgewinn würde jedoch eine künstliche Insel, ausgestattet mit allem Luxus, abwcrfen. Die Insel sollte genau in der Mitte zwi lchen den beiden Ufern gebaut werden.