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Feuerbestattung gleichberechtigt In der Begründung zu dem Reichsgesetz über die Feuer bestattung wird auch darauf hingcwiesen, daß die Bestattung der Toten durch Verbrennung eine u r g e r m a n i s ch e Sitte ist. Es sei das Verdienst der Feuerbestattungsbewe gung der letzten Jahrzehnte, diese Sitte in einer würdigen und allen Anforderungen der Hygiene entsprechenden Form wieder ausgenommen und ihr in den neuzeitlichen Feuer bestattungsanlagen zu immer größerer Ausbreitung verhal fen zu haben. Trotz der Erschwerungen, die ihr von Staat und Kirche gemacht wurde, habe die Feuerbestattunasbewe- gung an ihrem Ziel festgehalten und nunmehr die Anerken nung der Gleichberechtigung der Feuerbestattung mit den übrigen Bestattungsarten erreicht. Gegenüber 40 im Jahre 1913 und 65 im Jahre 1924 stehen jetzt in Deutschland 110 Krematorien für Einäscherun gen zur Verfügung. Die Zahl der Einäscherungen belief sich 1915 auf 10 000, sie stieg bis 1920 auf 17 000, 1925 auf 36 000, 1930 auf 54 000 und im Jahre 1933 auf mehr als 64 000. Nach Beseitigung der bisherigen Hemmungen kann, wie die Begründung sagt, angenommen werden, daß der in weiten Kreisen der Bevölkerung lebendige Fcucrbestattungs- gedanke sich künftig bei freier Betätigung erheblich stärker ausmirken wird- Kno-Asche SchMWWen Vor wichtigen Verhandlungen in Gens. Wie in Völkerbundskreisen verlautet, rechnet man in der nächsten Woche mit umfangreichen und wielMgen interna tionalen Verhandlungen, die sich auf die verschiedensten schwebenden Fragen erstrecken werden. Die Vertreter der maßgebenden Staaten müssen sich endlich über das weitere Schicksal dec Abrüstungskonferenz und die weitere Behandlung der Abrüstungsfrage klarwer den. Da gleichzeitig die Einberufung des Hauptausschusses der Abrüstungskonferenz gesichert erscheint, so werden dann alle an der Abrüstungskonferenz beteiligten Staaten Ge legenheit haben, ihre persönliche Ansicht zu äußern. Be sonderes Interesse ruft in politischen Kreisen Genfs das Verhalten Sowjetruhlands hervor, das durch Außenminister Litwinow in Genf ver treten sein wird. Die Außenminister der Kleinen Entente, die sich gerade in Abrüstungssragen bisher stets restlos für den "französischen Standpunkt eingesetzt haben, werden noch im Laufe dieser Woche in Genf erwartet. Der tschechische Außenminister Benesch spielt bekanntlich als Berichterstatter der Abrüstungskonferenz in allen Abrüstungsfragen eine be sondere Rolle. Man nimmt hier auch an, daß die Staaken der kleinen Entente bei dieser Gelegenheit zu einer Sonderkonferenz zusammen treten werden, um sich über alle anderen sie berührenden außen- und wirtschaftspolitischen Fragen zu unterhalten. Dazu gehört vor allem auch die Frage des etwaigen Ein tritts Rußlands in den Völkerbund, für die sich übrigens auch Polen aus begreiflichen Gründen besonders inter essiert. Auch der türkische Außenminister Tewfik Rüschdü Bey, der griechische Außenminister Maximos und der neue bulgarische Außenminister Bataloff werden in den nächsten Tagen hier erwartet. Man spricht in diesem Zusammen- bang von einem Hoch ein neuer deut scher Rennwagen. Der Bruder des Mo torradfahrers Stöhr Hal einen Rennwagen kon struiert, der sich vor allem durch sein leichtes Gewicht auszeichnen soll. Stöhr will seine Neu konstruktion bei dem großen Avusrennen am kommenden Sonntag in Berlin norfllhren. erweiterten Valkanpakt, an dem Bulgarien teilnehmen sott. Angeblich sollen sogar bestimmte Zugeständnisse an Bulgarien ins Auge gefaßt sein. Zur Zeit soll allerdings Griechenland hier noch Schwierigkeiten bereuen. Falls, wie angekündigt, der bri tische Ministerpräsident MacDonald wirklich in Genf er scheinen wird, würde den Genfer Verhandlungen natürlich eine erhöhte Bedeutung zukommen. Aber auch die Saar frage steht heute als gleichwertiges Problem neben der Ab rüstung. Von ihrer gerechten, schnellen und vollständigen Lösung werden der Friede und die Gesundung der Welt mit abhängen. Die neuen Verhandlungen über die noch aus stehenden Streitpunkte hinsichtlich der Saarabstimmung werden bekanntlich gleichzeitig mit dem Zusammentritt der Abrüstungskonferenz am 28. Mai beginnen mit dem Ziel, bis zur Ratstagung am 30. Mai eine neue Grundlage für die Beschlüsse des VölkerbunLsrates zu schaffen. Mrtaii und Gens In einem Leitaufsatz bespricht die große englische Zeitung „Times" die Möglichkeit des Eintretens Sowjetrußlands in den Völkerbund. Das Blatt findet eine Mitgliedscl>aft Ruß lands begrüßenswert, weil es einen Fortschritt in Richtung auf die Universalität des Völkerbundes bedeuten würde. Andererseits sollte sich die britische Regierung nicht aktiv bemühen, um den Eintritt Sowjetrußlands zu erreichen. Die Wortführerder russischen Republik hätten oftmals Verachtung gegenüber dem Völkerbund als Instrument kapitalistischer Machenschaften geäußert. Wenn jetzt die Führer Rußlands - aus besonderen Gründen ihre Ansichten geändert hätten, ' könnte man natürlich die Vergangenheit vergessen und hof fen, daß Sowjetrußland sich an die Völkerbundssatzungen ' halten und nicht nur darauf bedacht sein werde, sich nur gegen seine augenblicklichen Feinde zu stärken. Der Beweggrund Litwinows für eine Annäherung an! Frankreich und durch Frankreich eventuell an den Völker bund bestehe darin, die Unterstützung gegen Deutschland und gegen Japan zu gewinnen. Litwinow scheine icht geneigt zu sein, daß Rehwerk seines Sicherheitssystems, das er an läßlich der Weltwirtschaftskonserenz gelegt habe, auf Frank reich und die kleine Entente auszudehnen. Falls die Frage des Eintritts Rußland in den Völker-! bund formell aufgeworfen würde, würde eine ganze Reihe heikler Streitfragen, besonders im Zusammenhang mit der Stellung Polens, aufs Tapet gebracht. Gegen Falschmeldungen iiberBulgarien In Anwesenheit des Kriegsministers Generalmajor Zlateff empfing Ministerpräsident Georgieff den Sofioter Berichterstatter des Deutschen Nachrichtenbüros, den er bat, die haltlosen Gerüchte zu widerlegen, die vielfach im Ausland in der Presse und durch Rundfunk im Zusammenhang mit dem Systemwechsel in Bulgarien verbreitet worden seien. Die Machtergreifung habe sich ohne einen einzigen Zwischen fall vollzogen. Die Nachricht, daß der König wie ein Gefan gener im Schloß gehalten werde, und nur die ihm von der Regierung vorgelegtcn Verordnungen zu unterzeichnen habe, sei eine ebenso haltlose Erfindung wie die am Tage der Staatsumwälzung verbreiteten Meldungen, wonach der Kö nig ermordet und das Schloß abgeriegelt worden sei. Auf die Frage, ob und wann es zu einer Auflösung der Parteien kommen werde, erklärte der Ministerpräsident, daß die Regierung hierüber noch keinen Beschluß herbeigesühri habe, aber fest entschlossen sei, dem Parteiunwesen für immer einen Niegel vorzuschieben. BMnM Außenminister Der bulgarische Gesandte in Varis. Kosta Bakanoff (27. Fortsetzung.) „Ich komme bestimmt, liebste Jolanthe, und ich bitte recht herzlich, Ihre lieben Angehörigen zu grüßen." Jolanthe ließ Bubi von sich, der verzweifelt schrie, weil er mit hinaus wollte. Er war aber noch gar nicht fertig ungezogen, und die Pflegerin nahm ihn lächelnd in ihre Hände. * s * Die Zeit verging. Maria wagte Lona nicht zu fragen, wann sie wieder abzureisen gedenke. Dabei hatte sie sie : lieb, und das Mädelchen, die kleine Margarete, war ihr < ganz und gar ans Herz gewachsen. Die hing auch an ihr viel mehr als an ihrer Mutter. Und aus diesem Grunde wagte Maria es nicht, der : Schwägerin den Vorschlag zu machen, nun endlich wieder ! abzureisen. Man hatte Lona längst in Delthoven ein- ! geladen. Dazu waren sie dort drüben auf dem alten, schönen Gute zu gutmütig, um nur Maria bei sich zu sehen, wenn ihnen deren junger Gast auch wenig gefiel. Lona kokettierte herausfordernd mit jedem Manne, j Unbekümmert nahm sie Anbetung für ihre fremde Schön- ü heit für sich in Anspruch. Gefährlich wurde sic aber nicht, die kleine, dunkelhaarige, wilde Person. Dazu waren die s Männer, die hier in Frage kaincn, zu ernst und zn treu. ; Georg Delthoven trieb sic durch seinen kalten Spott bald - zur Verzweiflung. ! Trotzdem ging sie nicht. - Und Maria hatte das Gefühl, als wolle Lona für immer in diesem sicheren Hafen bleiben. Das ging aber nicht. Ging auf keinen Fall. Und Maria dachte, daß der - beste Augenblick der sei, wenn sie ihre Reise antrat. Einmal kam ein Brief aus Florenz. Als Maria der ; Schwägerin das Schreiben überbrachte, wurde diese blaß, f Ihr dunkles Kolorit schimmerte grau. Dann tobte sie wie ! eine schöne, wilde Katze. j „Der Schuft — ein ganz gemeiner Schuft! In Ruhe > lassen soll er mich endlich!" Dann erschrak sie, duckte sich unter dem klaren, fragen- I den Blick Marias. ' „Du hast eine Bekanntschaft? Weshalb sollst du die nicht haben? Du bist doch in allen Ehren Witwe?" „Ja, du hast ja recht. Ich seien sehr töricht, Mia! Aber Franzesko Lawano ist — hm! — ein Schuft. Ich will ihn nicht sehen. Niemals!" „Dann schreibe ihm das!" „Nein! Er seinen — er ist so gefährlich. Bruno — ja, ich werde ihm doch schreiben." Einige Tage später ging Lona mit Hanni Delthoven spazieren. Hanni verstand sich noch am besten mit der kleinen lustigen Witwe. Sie war auch nicht eifersüchtig, trotzdem sie doch Fritz Keller immer schöne Augen machte. Aber Hanni wußte, daß Fritz Keller nichts für die tolle, kleine Person übrig hatte, und erst neulich bedauernd ge sagt hatte, es müsse doch eine wahre Strafe für die stille, schöne Maria sein, diesen Kobold, dieses unberechenbare tolle, kleine Frauenzimmer, um sich zu dulden. Sie sei doch das absolute Gegenteil von Frau Marias vornehmer, zurückhaltender Art. Die zwei jungen Damen gingen also heute Arm in Arm am Waldrande dahin. Auf einmal blieb Hanni stehen, blickte erstaunt auf Schloß Pernsbrück hinüber. Dort wehte lustig eine Flagge im Winde auf dem runden Turme. Also war der neue Besitzer da! Hanni erklärte Lona kurz die Verhältnisse von Schloß Pernsbrück. Die interessierte sich sichtlich dafür.. „Werden Ihre Eltern die beiden Herren einladen?" fragte sie dann und hatte ein süßes, unschuldiges Lächeln um den Mund. Hanni lachte. „Heute und morgen natürlich nicht. Aber später wird sich sicher ein näherer Verkehr enti??ckeln. Da liegen dir Güter hier alle zu eng beieinander, und cs ist ja auct immer so gehalten worden. Vorausgesetzt, daß die beider Herren keine Sonderlinge sind." „Das wäre sehr schade. Herren seien immer nett." Hanni lenkte das Gespräch in eine andere Bahn. Si< hatte strenge Anweisung von der Mama, daß sie sich nie mals von Lona Bonelli Privatsachcn der Vergangcnheii erzählen ließ. Maria hatte es für richtiger gehalten, Frar Delthoven zu sagen, wer Lona war. Die alte Dame wai ihr sehr dankbar gewesen und hatte lächelnd gemeint: „Sie kann nicht dafür, daß sic anders ist als wir. Abc» es ist anch nicht nötig, daß Hanni sich da Dinge erzählen läßt. Jolanthe ist ja merkwürdig abweisend der kleinen Frau gegenüber." „Jolanthe tut es mit sicherem Instinkt!" Da hatte Frau Delthoven geschwiegen. Aber sic hatte dann Hanni ins Gebet genommen. Die hatte gesagt: „Ich weiß ja, Muttchen! Aber lieb haben muß man sie doch. Sie ist wirklich manchmal so lieb, und sie tut mir leid." „Du sollst nett zu ihr sein, Kleine! Aber wenn sie irgend etwas sagt, von dem du genau weißt, daß es mir nicht gefallen würde, dann lenke geschickt ab! Und von ihrer Vergangenheit laß sic schweigen!" Nun sprach Hanni also sehr angeregt von dem Sommer fest bei Hubbachs, das nächsten Sonnabend stattfinden sollte. Lona war auch gleich bei der Sache. Hanni erzählte daheim von dem Gespräch, und Herr Delthoven meinte gemütlich: „Das weiß ich schon seit Sonntag." „Nun? Und? Bitte, erzähle doch, Papachen!" Hanni schmiegte sich aufgeregt an den Vater. Der sah sie lächelnd an, drohte ihr daun: „Du? Wenn das Fritz Keller hört?" „Aber Papa, wie du dir das denkst! Ich bin doch nur ein bißchen neugierig." „Viel weiß ich ja nicht", bequemte sich der alte Herr endlich. „Aber Erik Molström will die Landwirtschaft be treiben. Sein Freund ist Doktor Tcttenheim. Er ist Arzt und will sich hier eine Praxis gründen. Im übrigen sollen beide schone Männer sein, die schon dafür Sorge tragen werden, daß Unruhe in die Damcnhcrzcn kommt." „Ach!" „Ja! Aber beide sollen auch gleich bekanntgegebcn haben, daß sie Junggesellen zu bleiben wünschen. Wenig stens macht dieser Ausspruch bereits die Runde." „Hätsch, ich mache ganz bestimmt nicht Jagd auf diese beiden Herren der Schöpfung. Von mir aus brauchen die sich also kein Warnungsschild um den Hals zu hängen. Aber verschiedene junge Damen und deren besorgte Mütter tun mir schon heute leid. Denn seit langem blickt man doch nach Schloß Pernsbrück hinüber, ob die, gierig erwarteten Opfer elender Spekulations-Heirats absichten nicht endlich anftauchen. Nun sind sie da, und nun wird der Tanz ja auch beginnen", sagte Hanni und dachte an Fritz Keller. Sie lachten alle herzlich, und der Pater meinte: „Sei nicht herzlos! Sie wollen alle gern einen Mann. Du doch auch!" „Ich? Aber, Väterchen! Ich doch nicht?" „So! Na ja, das ist deine Sache. Uebrigens, Fritz Keller sagte mir heute früh, daß er eine längere Reise anzutretcn beabsichtige. Wahrscheinlich wird's ihm hier zu langweilig." Hapni blickte den Vater starr an, dann liefen heiße Tränen über das blühende Gesicht. Hanni lief schnell! hinaus. (Fortsetzung folgt.)