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Aelteste Zeitung des Bezirks Freitag, am 11. Mai 1934 100. Jahrgang Nr. 108 Artliches mil Mlisches „Ursprünglich war genau wie in Süddeutschland das Verhältnis der größeren Besitzungen zu den bäuerlichen Höfen durchaus gesund. In diese Entwicklung griff, zu nächst von Mecklenburg ausgehend und dann auf Schwedisch- Pommern übergreifend, eine Vorstellung um sich, nach der der Besitzer eines großen Gutes durchaus das Recht habe, zur wirtschaftlichen Vervollkommnung seines Besitzes das Land der ihm verwaltungsmäßig zur Betreuung zugewie senen Bauern anzueignen. Da der adlige Gutsbesitzer gleich zeitig der Gcrichtsherr der Bauern war. konnte sich der Bauer praktisch nicht gegen seine Legung, zur Wehr etzen. Diese Entwicklung sollte aber besonders reißende Fortschritte machen, als nach der Bauernbefreiung des Freiherrn vom Stein die von Hardenberg begünstigte Wirtschaftsordnung des Liberalismus es ermöglichte, mit wirtschaftlichen Mitteln sich das Land der Bauern anzueignen. Insgesamt beträgt die Fläche des Bauernlandes, das im 19. Jahrhundert — im wesentlichen auf Grund der Agrar gesetzgebung — an den Großgrundbesitz übergegangen ist. schätzungsweise 4 Z20 000 Morgen. Zogen die ersten Koloni satoren des Ostens Bauern ins Land, so n urde dieses gesunde Wachstum durch das Einfuhren des Liberalismus nicht nur zerstört sondern in das Gegenteil, in eine allgemeine Land flucht, umgewandelt. Nun geht heute der Streit der Meinungen darum, ob der Zustand dieser wirtschaftlichen Struktur erhalten werden Bezuasprels: Für einen Monat 2.— BM. mit Anträgen; einzelne Nr. 10 Rpfg- :: GemeMde-Verbands-Girokonto Nr. s .. Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 4V8 Postscheckkonto Dresden 125 48 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amlshauptmannschaft, des Stadlrals und des Finanzamts Dippoldiswalde führte. Sic werden an diese Turnfahrt sicher gern zurück- dcnken, wenn vielleicht auch manches anders war, als sie er wartet hakten. Und wenn sie vielleicht in 10 Jahren das volle 100 wieder mit einer Turnfahrt nach Dippoldiswalde beschließen, dann, so wollen wir wünschen und hoffen möge auch der ATB. Dippoldiswalde wieder glanzvoll dastehen in stattlicher Mitgliedcrzahl turnfreudigcr Deutscher. Dippoldiswalde. Ein herrlicher Frühlingstag war uns zur gestrigen Himmelfahrt beschert. Von den frühesten Morgen stunden abgesehen, leuchtete die Sonne Mn blauen Himmel, und das Eewitjer, das sonst eigentlich immer an diesem Tage auslrill, blieb aus. Die Kallen Tage waren wieder zu Ende, die Lust war angenehm warm, ohne schwül zu sein. Das rechte Wanderweller. Und der Himmdsahrtslag ist ja seil langem ausgesprochener Wan dertag aller Gesang- und Turnvereine und der vielen, vielen ande ren Vereine und Vereinchen. Die Talsperre war für viele Durch- gangsorl und Ziel, Zn mehreren Autobussen traf die Gemeinde gruppe Deutscher Christen der Martin-Luthcr-Kirche in Dresden ein und letzte später ihre Fahrt nach Rchescld und Altenberg fort. Andere Vereine folgten und hielten kürzere oder längere Nast. Die Gaststätten am Stausee waren gut besetzt, auf dem Wasser herrschte reges Leben, Zn der Heide traf man viele rüstige Wan dersleute und nach dem Erzgebirge herrschte, zum ersten Male nach den Wintersperttagcn, regster Verkehr. Auch unsere Stadt wurde viel durchwandert und war für viele Nast und auch Ziel. Allen voran kekrle der ATV. Dresden hier ein. Unsere Turner blieben, da sie diesen Besuch zu erwarten halten, diesmal daheim, unsere Gesangvereine aber zogen hinaus. In zwei herrlich ge schmückten Omnibussen der KVG. fuhr der MGV. „Elbgau- sänger" Dippoldiswalde mit 57 Teilnehmern früh 7 Uhr nach Tharandt. Zier verliehen sie die Busse und unter srölichcn Cänger- märschen wanderten sie nach Grumbach. Dort wurde zunächst ein ..schweinernes" Frühstück eingenommen, und als sich alle in weiser Voraussicht aus die kommenden Kraftproben gestärkt hallen, gings auf den „Sporlplatz", oder besser gesagl: Hos. Hier sand das große Tauziehen zwischen den Tenören und den Bässen slall, bei dem die Tenöre den „Kürzeren" zogen. Ein spannender Futzballmalch en dete mit „viel Schweiß" unentschieden. Nun wurde die Wanderung fortgesetzt nach Wilsdruff. Nach der Begrüßung durch den Vor- ßk-enden des dortigen MGV. hielten die „Elbgauiängcr" ein Marklsingcn ab. Mährend des daraus im „Weißen Adler" slalk- gesundenen Mittagessens begann, nachdem Vereinssützrcr Wciß- hamvel seine Festanlornchc gchallen kalte, Sangcsbruder Zetzsche mil leinen lustigen Suppenwürzen. Hier wurde wieder viel und herzlich gelacht: denn leine Verse, die so verschiedenes ansdecktcn, was im verflossenen Jahre vassiert iil, bilden von jeher den Höhe punkt. Ihm wurde durch ein eigens vom Vercinssührer verfaßtes Liedchen gedankt. In der Freizeit konnte jeder tun, was er wollte Bos merkte mau bei verschiedenen nacht, d. h.: er war nicht an das Stolp, 11. Mai. Ain Himmelfahrtstag wurde ein kleines Dvrf in Ost pommern, Starkow im Kreise Stolp, in den Mittelpunkt des allgemeinen Interesses gerückt. Nicht etwa wegen irgend einer Sensation, nein, weil die Bauern dieses Dorfes nach weisbar seit 300, teilweise auch schon seit 400 Jahren aus ihren Höfen sitzen, weil sic trotz aller Notzeiten zusammen gehalten haben und das Erbe der Vorväter, die eigene Scholle, gegen alle Angriffe gehalten haben. Durch eine große Bauernkundgebung, an der sich der Reichsbauern führer selbst beteiligte, wurde den alteingesessenen Banern- familien eine besondere Ehrung zuteil. Der Ehrentag von Starkow gab dem Reichsbaucrn- führer. Reichsminister Darrs, willkommene Gelegenheit, einmal grundsätzlich zu der Frage der geschichtlichen Entwicklung des Großgrundbesitzes und der Verdrängung des Bauerntums Stellung zu nehmen. Der Minister ging von der Tatsache aus, daß nach seiner heu tigen Struktur Pommern zusammen mit Mecklenburg im wesentlichen ein Land des ausgesprochenen Großgrundbesitzes ist. Die heute vielfach beliebte Darstellung, daß das Bauern tum Ostelbiens von Anfang an „hörig" gewesen sei, habe keine geschichtliche Unterlage. Die Freibauern Ostelbiens seien die nachgeborenen Söhne westdeutscher Freibauern. cinsführcr des ATB. Dippoldiswalde, Lehrer Eidner, dankte den Gästen für ihr Kommen und für das damit be zeigte Werben für das deutsche Turnen. Bald nach der Gründung des ATB. Dresden am 12. 2. 44 wurde auch hier ein Turnverein gegründet; nach einem Auf und Ab gehe es diesem jetzt wieder recht schlecht. Habe vor zwei Jahren noch frisches Turnerleben in ihm geherrscht, so seien jetzt von 60 Knaben noch 8, von den regelmäßig 50 Besuchern der Turn stunden 12—14 übrig und auch die einst gegen 80 zählende Mädchenschar sei stark zusammengeschmolzen. Möchte da her der Erfolg des Werbens nicht ausbleiben. Eidner zer streute dann noch die Borwürfe, daß die Stadt nicht festlich geflaggt hakte und daß so Wenige männlichen Geschlechts in den Straßen zu sehen waren damit, daß über das Flaggen der städtischen Gebäude besondere Bestimmungen bestehen und daß der Himmelfahrkskag ja ein allgemeiner Bercins- wandertag ist. In bunter Folge wechselten dann Musik stücke des Spielmannszuges, allgemeine Gesänge und tur nerische Borführungen einander ab. Die Turnerinnen des hiesigen ATB. zeigten Körperschule und Dreierkanz, Bor- führungen des letzten großen Schauturnens, die Jugendtur ner „Grocks Blieten", mit denen sie immer und immer wie der ein dankbares Publikum sinken. Auch die Dresdner Gäste waren hierüber des Lobes voll. Bon Dresdner Tur nern wurden Bedungen am Pferd gezeigt, da die vorge sehenen Bedungen am Hangreck nicht möglich waren; denn dieses konnte nicht ausgestellt werden. Sehr hübsch war ein Fahnenschwingcn zweier Dresdner Turnerinnen und zum Schluß ein Barrenturncn Dresdner Turnerinnen und Tur ner, das mit einer ganz besonders schönen und zackigen Be- bung endete. Der Bhrzeiger stand schon nahe an 8, die Zeit zum Aufbruch rückte heran. Da trat der Bereinsführer des ATB. Dresden, Zacharias, noch vor die Bcrsammclkcn zur Schlußansprachs. Ein herrlicher Tag, wie er schöner nicht uns geschenkt werden kann, gehe dem Ende zu. Gleich Turn- vaktt Jahn habe man sich heute wieder ein Stück deutsches Land erwandert. Mil der frohen Hoffnung trete der Ver- ein ins 10. Jahrzehnt, daß er weiter arbeiten könne fürs deutsche Bolk und Vaterland und freudig gelobe er es, dies zu tun. Dank allen, die den Tag zu einem so schönen gestal teten, Dank vor allein aber denen, die uns wieder Ordnung und Nuhe im Reiche gebracht, dem Volke Ehre und Frei- heit zurückgegeben haben. Der Dank dafür und das Gelöb nis, fürs Vaterland zu leben und zu sterben, klang aus in einem dreifachen „Gut Hell" auf Volk und Vaterland, Re gierung, auf Reichskanzler Hitler und Reichspräsident von Hindenburg. Mit dem Gesang des Deutschland- und Horst- Wessel-Liedes endete der KameradschafkSabend. In ge schlossenem Zuge, von dem Dippoldiswaldcr Brudervcrein begleitet, ging es dann nach dem Bahnhof, von wo ein Son- Wetter für morgen: Bei östlichen Winden sehr warm und von örtlichen ge ringfügigen Gewittern abgesehen vorwiegend trncken und heiter. Früh stellenweise nebelig. haus Ceiscrsdorf zu einer Frühstücksrast und weiter nach Borlas. Im dortigen Gasthofe wurde bei dem früheren hiesigen Fleischer- meister Lotze das Mittagessen eingenommen und darauf auf man chem Amwegc der Heimweg angetreken. Zn der 6. Nachmiklags- stunde kehrten die Sänger wieder heim. — Am gestrigen Luftschutz-Sammeltage war die Hitler- j Jugend eifrig dabei die kleinen gelben und roten Fliegerbomben, ! Erzeugnisse der erzgeb. Holzwarev-Industrie, an den Mann zu bringen. Und es dürfte ihr wohl auch gelungen sein. — Der Reichsverband für Zucht und Prüfung deutschen Warmbluts hat dem bisherigen Geschirrführer Reinhard Günther, der 29 Jahre als solcher bei der Päppenfabrik Dippol diswalde tätig war und als guter Pferdepfleger galt, das Pferde pflegerabzeichen I. Klasse in Gold verliehen, welches ihm am 1. Mai durch seinen Vetriebsführer Schmidtchen im Beisein der gesamten Gefolgschaft überreicht wurde. Dippoldiswalde. Wegen Urkundenfälschung und Unter schlagung wurde am Mittwoch der Angestellte des hiesigen Amtsgerichts, Matthes, von seinem Arbeitsplätze weg verhaftet. Dippoldiswalde. 2n den „Ar-Ni"-Lichtspielen" lief gestern zur Himmelfahrt und läuft heute Freitag abend der bezaubernd schöne Tonfilm „... und es leuchtet die Pußta" mit den aus österreichischen und ungarischen Mili tärlustspielen bekannten Filmschauspielern Albach-Retty und Rose Varsony. Dieser Film, reich an herrlichen Naturauf nahmen und Stimmungsbildern aus der Pußta, zeigt aber auch Budapest, die Perle an der herrlichen Donau, in seiner ganzen Pracht. Der Inhalt des Stückes ist, kurz umrissen, folgender: Die aus ungarischen Filmen bekannte Leichtlebigkeit eines Barons, der durch Spiel seine ganze Besitzung an den Ab grund bringt, wird von feinem alten, schon zwei Generationen dienenden Inspektor betrogen, aber nicht, um sich selbst zu bereichern, sondern, um der kleinen Baroneß, die bei dem Lebenswandel ihres Vaters bettelarm geworden wäre, ein Vermögen zu sichern... — Ein schöner Film im Beiprogramm gibt einen kleinen Ausschnitt aus dem Leben und der Ausbildung unseres kleinen Musterheercs, unserer Reichs wehr, zeigt aber auch, mit welch primitiven Mitteln sie in folge des Versailler Vertrages arbeiten muß, wenn man die in der Wochenschau derjelven Svielsolge gezeigten Kriegsmittel und Waffen unserer ehemaligen Gegner sieht... — Ein sehr lehrreicher und anschaulicher Film zeigt, wie sich jeder, ganz gleich, ob Fußgänger oder Führer cin.es Fahrzeuges, im Straßen verkehr — besonders in der Großstadt — zu verhalten hat. - Daß die tönende Wochenschau wieder, wie immer, sehr inter essant ist, braucht wohl nicht besonders hcrvorgehoben zu werden. Weitzeritz Zeitung Tageszeitung unö Anzeiger sür Dippolöiswalöe, Schmiedeberg u. A. Verzug um 21,30 Bhr die Gäste wieder ihrer Heimat zu- ? gcr Lied vomBcrreulher Berge herab über die erwachende Skadk. - - ... — . . Dann führte der Weg die Sänger über Paulshain nach dem Kur- Anzeigenprels: Die 46 MMimeke: »eette Milltmekerzelle 6 Rpfg.; kn Terttr» 93 Millimeter breite Millimeterzelle 1t Rpfg Anzeigenschluß 10 Uhr vormittags Bauernehrung in Ostpommern Reichsbauernsührer Darre über die Agrarpolitik im deutschen Osten Vrearamm gebunden. Jeß! Kain des Originellste non der ganzen VoVc: die Fakrk in -l Pscr^eomnibusten nach den: Osterbero. leklen Buß saßen die iicrliebenden, sie liefen einen oanzcn Teil der Strecke. Diele Fahrt wird icdcm in schönster Erinnerung b!ci- ben. Das Abendbrot wurde im Bahnschlößchen Niederwartha oin- ocnowwcn. Hier sprach Weißhompel jedem aus der Seele, als er dem Fahrllcilcr Marlin Zcerklok sür lcine Müße dankle. Auch ikw wurde sür seine Tätigkeit als Ncnen'NHclmll durch ein Lied, rcrsaßl vom Vcrcinssührcr, acdankt. Eine herrliche Dampstrsahrt brachte das lustige Sängcrvölkchen nach Dresden und von dort wurde die Heimreise in den schon vormittags benutzlcn Bussen nn- gclrelcn. Es war eine herrliche Säogcrsahrt, an die jeder gern zurückdcnken wird. — Der MGV. ., E i n l r a ch k" crwandcrle sich die nähere Heimat. Am srühcn Morgen Klang schon der Sän- Dippoldiswalde. Bor 00 Jahren — wir schrieben schon davon — wanderte der Allg. Deutsche Turnverein Dresden nach Dippoldiswalde, nm an der Turnplatzweihe des hie sigen Turnvereins teilzunehmen. Als Erinnerung an jene Turnsahrt wurde dieses Jahr am Wandertag der Deutschen Turnerschaft, dem Himmelfahrtstag, wieder nach Dippoldis walde gewandert. Auf verschiedenen Wegen, von Edle Krone her, durch den Rnbcnauer Grund, die Heide usw. strebten die einzelnen Abteilungen und Riegen dem Ziele zu und sammelten nach Einnahme des Mittagessens in hiesigen Gastwirtschaften auf dem Turnplätze zu einem Werbe-Bm- , zug durch die Stadt unter Vm antritt des SpielmannSzugeS j der hiesigen SA. Wer diesen stattlichen Zug, gegen 600 * Personen, gesehen hak, — leider waren es nur recht wenige Dippoldiswaldcr männlichen Geschlechts; denn diese wa ren mit dem oder jenem Verein auch hinausgewanderk — und dem die jetzt geringe Milgliederzahl des hiesigen ATV. gcgcnübcrstellt, der muß zu der Ueberzeugung kommen, daß die hiesige Einwohnerschaft recht wenig turnfreudig und turnfreundlich ist. Alles andere geht ihr vor und die Stäh lung des Körpers in allen seinen Teilen wird vernachlässigt. Auf der Aue löste sich der Zug auf. Der schattige Garten des Schützenhauscs nahm die Mehrzahl der Gäste auf, bis dann gegen V-6 Bhr im Saale der Kameradschafksabend be gann. Die Begrüßung erfolgte durch den Führer der Dresd ner Vorturncrschaft, Friedrich Schröter, der nach einem Rückblick auf jene Wanderung vor 00 Jahren die diesjährige als würdige Erinnerung an jene bezeichnete und für die rege Beteiligung dankte. Einer Reihe von Ehrengästen galt sein besonderer Gruß, allen der Wunsch auf frohe Stunden. Vcr-