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geren Fahrten war. Eine Zylindertür am Eingang des naucherparadieses schließt so luftdicht ab. daß sie genügend Schutz gegen Feuersgefahr bietet. Die Kabinen für Offiziere und Mannschaften wie auch die große Schiffsküche liegen ebenfalls im B-Deck. Von der Schiffsküche, di« in der Lage ist, für 50 Passagiere gleichzeitig das Essen zu liefern, bringt ein elek irischer Aufzug di« Speisen nach dem sehr geräumigen A- Oeck. Hier sind in der Mitte Kabinen für 50 Personen an geordnet, von denen jede einzelne fließendes warmes und kaltes Wasser hat. Außerdem gibt es noch eine Reihe von Lade kao inen, die im B-Deck liegen. Auf der einen Seite des A-Decks befindet sich der wunderschöne Eßsaal, Der fünfmal so groß ist wie der Aufenthaltsraum des ..Graf Zeppelin". Er wird durch ein in Holz und Silberaluminium geschmackvoll ausgeführtes Geländer gegen den Laufgang ibgeschlossen. von welchem aus man die Wunder der Fahrt in kaum vorstellbarer Bequemlichkeit genießen kann, denn an den breiten Marienglasfenstern, die direkt in der Außen- külle des Schiffes angebracht sind, stehen zu diesem Zweck Klubsofas. Nachts kann man den Laufgang sogar durch Vorhänge gegen den Speisesaal abschließen, sodaß diejenigen. Sie die alte Erde bei Nacht bewundern wollen, durch die Schiffsbeleuchtung nicht gestört werden. Reisende Familien finden di« Möglichkeit, ein ganzes Uppartement zu beziehen, zu welchem Zweck zwei Kabinen und ein kleiner Vorraum zusammengelegt werden. Dem Speisesaal gegenüber, also auf der anderen Seite des Schif ies. liegt ein großer Damen >' alon mit Liegestühlen und Wenfalls einem breiten Laufgang. Ueber diesen gelangt man in ein kleines Bibliothekszimmer, das gleichzeitig als Schreibzimmer dient. Hier erledigte Briefe und Postkarten werden durch eine besondere Rohrpostanlage direkt in »en Postraum gesaugt, der sich in der Führergondel befindet, lieber dieser liegt übrigens auch die Funkkabine mit allen Einrichtungen für den drahtlosen Verkehr. — Im ganzen lind die Räume für die Fahrgäste viermal so groß wie im »Graf Zeppelin". Fahrsicherheit neben möglichstem Komfort, ist einer der Nrundvorzüge des neuen Schiffes. Dahin gehört auch die Tatsache, daß der „L. Z. 129" zum erstenmal Diesel- Motoren verwendet, für deren Betrieb etwa 60 000 Kilo- -ramm Schweröl mitgenommen werden können. Vier Mo- wren mit einer Maximalleistung von je 1200 PS sind vor gesehen, die zurzeit in den Daimler-Benz-Werken Probe lau en. Fällt diese befriedigend aus, dann kann das neue Luft- chiff vielleicht noch im Herbst seine erste Fahrt antreten. Die tarken Motoren ermöglichen eine HöchstgesckMfindigkeit von l35 Kilometer pro Stunde und damit kann der neue Zepp >uch den Böen daoonlaufen, wie sich das Dr. Eckener immer gewünscht hatte. Worm nkemt mm Ms MW« MM«? Der Fachmann, dessen Augen durch den ständigen Vergleich geschult sind, «rkennt die Erzeugnisse der Staatlichen Porzellan mannfaktur Meißen ohne weiteres an den überragenden Eigen schaften, ja man kann wohl sagen Vorzügen des Scherbens (scr- tiges Porzellan) sowie der Glasur und den Merkmalen der Hand arbeit in bezug auf Form, Gewicht und Farbenwirkung, dem Laien dagegen dienen hierfür die Zeichen als Hilfsmittel, welche die Ma- (40. Fortsetzung.) Aki mußte zweimal zum Sprechen ansetzen, ehe er die Frage stellen konnte. Der Hals war ihm wie zugeschnürt. Wenn diese Botschaft von Beate nun nicht da war? Viel leicht war diese Zeitungsnotiz für einen anderen Menschen bestimmt gewesen und die Uebereinstimmung der Buch staben nur ein Zufall? Aber nein, so grausam konnte das Schicksal nicht sein, einen Menschen immer wieder aus der Hoffnung in die Verzweiflung hineinzustürzen. Er verging vor Ungeduld, denn der Beamte, ein alter, umständlicher Mann, kramte endlos lange unter den post- lagcrnden Sendungen herum. Endlich kam er mit einem Brief zurück. .Hier", sagte er freundlich. Als er Akis glückstrahlendes Gesicht sah, fügte er hinzu: „Ja, ja, es ist schön, wenn man noch jung ist und einen Brief von der Liebsten erwarten kann!" Aki wurde tiefrot. Diese so freundlichen Worte des fremden, alten Beamten waren wie eine glückhafte Vor bedeutung. Er köMte stch kaum bezwingen, den Brief nicht vor den Äugen des Beamten zu öffnen. Draußen über riß er ihn ach. Tief atmete er auf, denn das GlückSgefühl drohte ihm die Brust zu sprengen. Der Brief war von Beate. Seine Augen eilten über die Zeilen. „Lieber Herr Wernoff", stand da in einer seinen, klaren Mädchenschrtft, „Gott gebe, daß diese Zeilen Sie erreichen. In größter Eile nur das Wichtigste. Frentzoß lebt. Sie brauchen also nicht mehr zu fürchten, daß Sie seinen Lod verschuldet haben. Freilich ist er immer noch schwer krank — und solange man nicht weiß, was mit ihm wird, ist es besser, Sie kehren noch nicht zurück. Gehen Sic bitte nach dem Buchenhof — eine Viertelstunde von Braunsberg nitfcrnt. Dort wohnt meine liebe Pensionsmutter, Tante < Cornelie. Ich habe ihr von Ihnen geschrieben. Sie wird i Sie aufnchmen wie einen Sohn und für Sie sorgen, bis ' Sic — hoffentlich bald — wieder zu uns zurückkehrc» i können. Dort werden alle meine Nachrichten Sie schnell j -rrcichen können. Vater läßt Ihnen mit einem herzlichen , Gruß sagen, daß alle Anschuldigungen Frentzoß' gegen Sie ; sich als unbegründet hcrausgestclU haben. Frentzoß hat ' Unterschlagungen begangen und den Verdacht auf Sie ge- ! lenkt, als er die Entlarvung durch Sie fürchtete. Vater ! hält Ihnen die Stellung bet sich frei — sowie sich die An- j gclegenheit mit Frentzoß geklärt hat. Mutter Jochen geht es gut. Ich bin jeden Nachmittag bei ihr und versuche, ! Sie etwas zu ersetzen. Das ist freilich nicht so leicht, denn ! nufaklur fett ihrer Gründung — im Jahre 1710 — mit berechtigtem Stolze auf allen ihren Arbeiten als HerkunfiSzeugniS ober Han delsmarke angebracht hat. Das Zeichen erscheint stets in Kobalt- blauer Farbe unter der Glasur. Eine Ausnahme bilden nur die Plastiken und Plaketten in braunem Bölkgersteinzeug und weißem Bisnuil, sowie die Münzen von Prof. Börner, bei denen die Fabrikmarke plastisch oder vertieft dargestellt ist. Seit dem mehr als 200 jährigen Bestehen der StaatSmanufak- tur sind bi« Zeichen verschiedenen Aenderungen unterworfen ge wesen. In den ersten 15 Jahren des Bestehens beü Instituts war die Bezeichnung noch keine einheitliche, die für den Hos bestimm ten Stücke wurden mit dem Namenszuge des Königs „AN", L. h. Anfangsbuchstaben von Augustus Nex bezeichnet. Auch die soge nannten Schloßoasen führen heute noch als Kopien diese Bezeich nung und werben zum Unterschied von den alten Originalen mit den Jahreszahlen der NeuentjtehUng z. B. AR.: 1824 versehen. Neben dieser Bezeichnung erscyeint in den Jahren 1720—1730 be sonders für Bestellungen nach dem Orient der Schlangenskab und in den Jahren 1723—1726 etwa auch die Anfangsbuchstaben von „Königliche Porzellan-Manufaktur" mit den dazugesetzten Schwer tern. — Seit 1725 werden durchgehend die Kurschwerlcr als Zei chen verwendet mit oder ohne Beizeichen zum Unterschied der ein zelnen Mirlschastsepochen. Di« AussallsquaMät, wie 1. und 2. Wahl oder Ausschuß, werden durch Schleifstriche in der Glasur auf der Schwcrlermarke kenntlich gemacht. Der Export bedingt, daß sämtliche Erzeugnisse noch neben den Kurschwertern den Namen des Herstellerlandes führen. Da außerdem ein großer Teil der Auslandsabnehmer Werl daraus legt, Erzeugnisse der früheren „Königlichen Porzellan-Manufaktur" zu erhalten, so tragen diese Gegenstände auch heute noch außer den Kurschwertern die Bezeich nung „Noyal Dresden (Meißen) China) oder „Made in Germany" oder „Saxony". Ja selbst eine marxistisch« Negierung hol an die sen traditionellen Handelsbezeichnungen für Erzeugnisse, unter de nen ein Staatsinstitut wie Meißen berühmt wurde und Weltruf erlangte, nichts ändern können. Die Formen und Malcreimustcr der Manufaktur sind von je- her nachgeahmt worden, so z. B. auch jetzt die Börner-Service — und zwar in einem Umfange, daß man ohne weiteres behaupten kann, es besteht überhaupt keine Porzellansabrik in Europa, die nicht mindestens einige Hauplmuster Meißens, der ältesten Por zellanfabrik des Kontinents, übernommen hätte. In genau der gleichen Weise ist auch der Marke, den weltberühmten Kurschwer- t«rn, mitgespielt worden. Die im 18. Jahrhundert entstandenen Prioatfabriken haben alle versucht, ihre Marken so zu gestalten, daß sic möglichst leicht mit der Meißner Marke zu verwechseln waren, und im 19. und 20. Jahrhundert war und ist es nicht viel anders. Erscheinen derartig« Marken aus Nachahmungen der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meißen, so ist die Irreführung des Publikums ohne weiteres gegeben. Das bekannte Zwiebel muster Ist nur „Echt Meißen", wenn auch im Muster selbst die „Blauen Schwerter" ersichtlich sind. HUm m FMMen (1798—1874.) Der Schöpfer unserer Nationalhymne „Deutschland, Deutsch land über alles" gehört nicht zu unseren großen Dichtern, ist aber einer unserer volkstümlichsten, dem wir eine Menge ins Volk übergegangcn« Kinder-, Volks- und Valerlandslieber verdanken. Man denke nur an: „Alle Vögel sind schon da", „Der Kuckuck und und der Esel, die hallen großen Streit", „Kuckuck, Kuckuck, rnst's aus dem Wald", „Morgen kommt der Weihnachtsmann", „O, wie ist es kalt geworden", „Ward ein Blümlein mir geschenkel", „Winter Ade! Scheiden tut weh!" usw. usw. Wegen gewisser Lieder, die wir heute ganz harmlos finden, über die sich aber damals die Negierung ärgerte, wurde er 1842 seiner Professur als Lehrer der deutschen Sprache und Literatur an der llnrvcrsität BreÄau entsetzt. Im folgenden Jahre ließ er in Zürich ohne Namensnennung ein Bändchen von 115 „Deulfche Lieber aus der Schweiz" erscheinen, die ich kürzlich in meinem Bücherschränke entdeckte und nur durch die Lieder „Deutschland, Deutschland über alles" und „Wie könnt ich Dein vergessen! Ich weiß, was Du mir bist!" als von ihm herstammend ernannte. In ihnen zeigt er sich als echt deutschen Mann von geradezu Hltlerscher Gesinnung. Es seien darum folgende Lied«r wiedergegeben, die verdienen, der Vergangenheit entrißen zu werden: 1. Vorchristliches Deutschtum. Ihr lehret und lernet, ihr lernet und lehrt, So wird denn das Wissen Von Tage zu Tage gewaltig gemchrl. Was nützet uns Eure Gelehrsamkeit? Wohl wisset ihr vieles! Was wißt ihr für uns und unsere Zeit? Ihr habt Euch zp Knechten der Vorwelt gemacht, Studieret und grübelt, Was Plato, was Cato sich haben gedacht. Ihr seid an Gedanken und Kenntnissen reich, Doch fehlt Euch die Liebe In Euerem Dichten und Trachten zugleich. Die Liebe hat immer ein Vaterland: Germania, ist Euch Allein aus dem Tacitus etwas bekannt! 2. Humanistische Studien. Zeitgemäß und christlich sollte unsre Jugendbildung sein! Aber zeitgemäß und christlich ist nicht Griechisch und Latein! Ecce Cäsar nunc triumphal! Singt ein christlicher Scholar: Gehl und sagt mal seinem Vater, was der Nikodemus war. Und wie keusche Götterfabeln lernt ein christlicher Scholar. Geht und sagt mal seiner Mutter, was der Gott Priapüs war. Und wie zeitgemäß doch ist cs, daß man fest den Knaben hält Wie in einem Zauberbanne in der sremden, toten Welt! Seinen deutschen Geist zu bilden und zu schärfen den Verstau-, Muß er seine Jugend teilen zwischen Rom und Griechenland. Nie gelangt er zum Bewußtsein, daß «r hat ein Vaterland: Und er tritt ins deutsche Leben wie ein fremder Ignorant. 3. L. Allemagnc par kout. (-^ Deutschland über alles.) Ihr Freunde, so lastet das Fremde doch ruhn, Wir haben genug noch zu Hause zu tun! Das Fremde bewundern kann jedermann: Macht Eigenes, was man bewundern Kann! Uebcrall mir das Gut« und Schön« gefällt, ! Doch bin ich kein Affe der ganzen Welt. Ich weiß, was ich habe, ich weiß, was ich bin: Ich bin «in Deutscher mit Leib und Sinn. ' 4. Mein Liehen. Wie könnt ick) Dein vergessen? Ich weiß was Du mir bist, Wenn auch die Welt ihr Liebstes und Bestes bald vergißt. Ich sing es hell und ruf es laut: Mein Vaterland ist meine Braut! Wie könnt ich Dein vergessen? Ich weiß was Du mir bist. Wie könnt ich Dein vergessen? Dein denk ich allezeit; Ich bin mit Dir verbunden, mit Dir in Freud irud Leid. Ich will für Dich im Kampfe stehn, und soll es sein, mit Dir vergehn. Wie könnt ich Dein vergessen? Dein denk ich allezeit. Wie könnt ich Dein vergessen? Ich weiß was Du mir bist. So lang ein Hauch von Liebe und Leben in mir ist. Ich suche nichts als Dich allein» als Deiner Liebe wert zu sein. Wie könnt ich Dein vergessen? Ich weiß was Du mir bist! 5. Fr ühling s l i cd an Ler Saale. Ich habe nicht umsonst gerungen, umsonst gedichtet und gestrebt; Ich habe etwas mir ersungen, was noch den Dichter überlebt. Und wenn ich nichts behalten werde, bleibt mir der kleinen Lieder Ruhm; Sonst hab ich nichts auf dieser Erde; das ist und bleibt mein Eigen tum. sie hängt mit einer rührenden Liebe an Ihnen. Immerhin freut sie sich über mein Kommen; da kann sie doch mit mir etwas über ihren .Jung' schwatzen. Stundenlang könnte sic erzählen — und ich könnte stundenlang znhören. — Glauben Sie es mir? Lassen Sie mich Ihnen noch sagen, wie weh cs mir tut, daß ich Ihnen unrecht tat. Und wie ich alles bereue. Wenn Sie meine Bitte erfüllen und für rin paar Tage zu meiner mütterlichen Freundin Tante Cornelie gehen, werde ich das als ein Zeichen nehmen, vaß Sie mir wieder vertrauen und daß Sie meiner freund lich gedenken. Ihre B. N." Immer und immer wieder las Aki diese Zeilen Beates; dann hob er das zartblaue Briefblatt zum Munde und küßte cs scheu und zärtlich. Ein schwacher Maiglöckchen- vuft stieg aus dem Papier — Beates Duft. Er schloß die Augen — wie körperlich nahe war ihm die Geliebte! Me Bitterkeit, aller Zweifel war von ihm genommen. Beate, wie sie für ihn sorgte! Auch aus der Ferne hielt sie ihre Hand über ihn. Tante Cornelie Buchenhof — er sprach es leise vor sich hin. Es klang wie eine warme, tröstende Melodie. Es klang so, daß man sicher war, in den Frieden und die Ruhe zu kommen. Auch den Weg zum Buchenhof hatte er bald erfragt. Tr mußte durch eine kleine Gasse — sie mündete auf einen Fluß. Eine altertümliche Brücke mit zwei Brückenhäuschen flankierte sie. Wieder war es ihm, als hätte er dies alles schon einmal gesehen: den alten schmiedeeisernen Turm hahn auf dem runden Brückenhaus. Aber er hatte es viel leicht geträumt; Und dennoch, wie er weiterging, fchien ihm alles so vertraut — er wußte im voraus, der Weg nach Buchenhof mußte links an der großen Pappelgruppe ibzweigen. Und wirklich, hier stand ein Wegweiser: »Nach dem Buchenhof." Wie träumend, schritt er vorwärts. Nun sah er schon die weißen Mauern aufleuchten, die den großen Park ein- fricdigten. Er wußte, sie konnten nicht anders als weiß fein. Nun hob sich die Gruppe des Herrenhauses mit den niedrigeren Seitenflügeln gegen den Himmel ab... Drei steinerne Ritter über dem Portal!, dachte Aki itemlos. Woher — woher weiß ich, daß es drei steinerne Ritter sind? Das Tor stand weit offen, wie zum Empfang. Ein Wagen schien eben in den Schloßhof gefahren zu sein; die Radspuren waren noch frisch. Eine Tanncngruppc stand inmitten eines Rondells von immergrünen Sträuchern — fine Freitreppe führte in eine Halle. Aki ging langsam dahin. Es lag wie ein Bann auf ihm, fuß und schwer. Er trat ein. Eine dunkelgetäfelte Halle umfing ihn. Waffen und Bilder hingen an den Wänden. Eine große weiße Tür; sie war verschlossen. Ein altmodischer Klingel ing von kunstvoll geschmiedetem Eisen in Blumenmuster >>ina herab. „Von Bernow" stand an der Tür. Aki zog an vcm Klingelzug. Es gab einen Hellen Lon — einen Ton, vcr ihm ebenso in die Seele drang wie das Glockenspiel ans dem Marktplatz von Brauns berg — auch den Ton dieser Glocke, er mußte ihn einmal gehört haben, einmal vor langer, langer Zeit — einmal -- aber wann — wann? Ein alter Diener in dunkelblauer Livree öffnete nun, sah auf den fremden jungen Menschen, taumelte zurück... „Johannes!" Aki wußte nicht, wioso ihm der Name auf die Lippen kam — er hatte es nicht gesprochen, es sprach aus ihm heraus — und noch einmal, fragend: „Johannes?" Der alte Diener stieß einen Laut aus. War es ein Schrei — ein Schluchzen? Eine Tür öffnete sich. Eine hohe, schlanke Frauengestall stand in der Hellen Tür umrahmung. Unter weißen Haaren sah ein leidvolles Antlitz, sahen zwei graublaue, ernste, gütige Äugen er staunt fragend erst auf den Diener, dann auf Aki ... Die Fran fuhr sich mit der Hand zum Herzen. Kraftlos lehnte sie an dem Türpfosten; ihre Knie wankten, sie droht« zu stürzen... „Mutter!" schrie da Aki auf — in seinen Armen fing er die Ohnmächtige auf, sie, die Fremde, in der er die Mutter wiedergefunden hatte. Auf ihrem Bett lag Frau von Bernow. Der alte Haus- arzt saß neben ihr, hielt ven Puls. Auf der anderen Seite standen Aki und der alte Diener Johannes. Nun schlug Frau Cornelie von Bernow die Augen auf. Ihre müden Augen wurden groß und strahlend. „Kein Traum?" flüsterte sie. „Ist es kein Traum?" „Nein, kein Traum, meine verehtte, alte Freundin", sagte der alte Saniftitsrat beruhigend. „Sie haben ihn wieder, Ihren Jungen, Ihren Axel!" Frau von Bernow versuchte sich aufzurichten. Aber Axel kniete am Bett nieder, umfaßte die Gestalt der Mutter. „Mutter, ruhig liegcnbleiben! Du mußt mir doch bald wieder gesund werden, Mutter — liebe, liebe Mutter!" Er sprach das Wort aus wie,ein Gebet. Frau von Bernow hob die Hand, legte sic auf das Haar des Sohnes. „Es ist nur die Freude, die übergroße Freude. Axel, mein Kind — mein einzig geliebtes, jahrelang beweintes Kind!" Der Arzt machte dem alten Diener ein Zeichen. Auf den Zehenspitzen gingen sie beide hinaus. Was jetzt zwischen Mutter und Sohn gesprochen wurde, durfte keinen anderen Zeugen haben als die ewige Macht, die hier alles so wunderbar gelenkt hatte * « * (T«1s«»m« fotz»)