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Landmanns Wochenblatt Allgemeine Zeitung für Landwirtschaft, Gartenbau und Hauswirtschaft Beilage zur Wetßerltz-Lettung 43, Schriftleitung: Oelonomierat Grundmann, Neudamm 1934 Jeder Nachdruck nur dem Inhalt dieses Blattes wird gerichtlich versalzt (Gesetz vom 19. Juni 1801) Der Waldmeister Bon Inspektor Achilles Eichhorn Waldmeister (^spemls oäomta) Blühender Zweig 3 Früchte b Frucht vergrößert das Man nicht haben mag, wo selbst der Rasen mißrät. Mn versuche es mit dem Waldmeister! Wunderbar kommt er da gerade fort, und in oft ganz besonderer Üppigkeit. Ich habe in meinem Garten alle solche Plätzchen damit bedacht. Fuß weit voneinander in die Erde gelegte Stengelchen machen im nächsten Jahre die ganze Stelle schon grün, und es ist ein Grün, wie es nur der Wald kennt; und wenn im Mi es silberweiß blüht, so hat mir bisher noch jedermann eingestanden, daß es die köstlichsten Stellen meines Gärtchens Birken oder Haselsträucher dem Maikraut Schatten geben. Dabei ist der Waldmeister auch ein Kraut, das im Gartenschatten durchaus am Platze ist. In jedem Garten gibt es Stellen, wo um des Gesträuches oder der zu dicht gestellten Bäume oder einer beschattenden Wand willen nichts auf dem Boden gedeihen will außer dein Unkraut, Fast die einzige stoffliche Gabe, die der Mai unsem Geschmacksnerven bietet, ist die Duft essenz eines lieblichen Krautes, nach dem der Wohlgeschmack eifrig suchen läßt und um dessent- willen allein schon mancher den Mi als den gesegneten Wonnemonat preist. Das ist der Waldmeister, der König der Kräuter. Kaufe niemals das Waldmeisterbündel aus fremder Hand! Mache dich selber auf zu oem hohen, herrlichen Buchenwald. Da ist die rechte Stelle, wo zwischen moderndem vorjährigen Laube, den niedrigen Waldblumen und Wald- gläsern die köstliche Waldmeisterpflanze aussprießt. In saftiges Grün getaucht, mit Blattquirlen durchweg besetzt, steigt das weithin verbreitete Kraut vom Boden auf, Stengel bei Stengel aus den überwinterten niederliegenden Wurzel sprossen. Und jedes Gipfelchen des Stengels ist mit zahllosen feinen Silberblüten doldig ge krönt, so daß ein weißer Blütenschleier das Prächtige Grün überschimmert. Nun gilt es zu pflücken. Pflänzchen auf Pflänzchen reihen sich in der Hand zu einem artigen Strauße, während das entströmende und doch un erschöpfliche frische Aroma uns umduftet und lange noch an den pflückenden Fingern haftet. Zu Haus muß sich wenige Stunden das frische Kraut erst matt gelegen haben, um die ätherische Substanz um so freigebiger an den Weinstrom abzugeben; dann gönnt der Herr der Bowle dieser Vermählung einige Zeit, der Zucker wird in bescheidenem Mße hinzugefügt, und — fettig ist alles! Fast zu jeder Jahreszeit läßt sich der Wald meister auch im Garten anpflanzen, am besten im Frühling und Herbst. Einige aus der Erde gezogene Wurzelsprossen wollen der Erde nur anvertraut sein, um alsbald fortzukommen. Wer fern von einem Walde wohnt, in dem dies edle Kraut wächst und doch mit eigener Hand es pflücken oder wenigstens zu jeder Zeit es haben will, der suche für den Garten einige Pflänzchen zu erhalten. Im kommenden Jahre schon ist's ein dichter Kräuterrasen, und um di« Illusion eines Waldes voll zu machen, mögen einige junge Waldbäumchen, Buchen, Eichen, seien. Freilich bleibt bei solcher reichlicheren An pflanzung dieser edle Gartenschmuck wohl un benutzt, zumal auch beim Maitrank das Wort zu beherzigen ist: das Köstliche verliert durch die All täglichkeit. Aber wenn wir nun das Kraut, wenn es dunkelgrüner zu werden beginnt, abschneiden und trocknen, dann können wir einen wohl- schmeckenden Tee von allerdings ziemlich un schädlicher Natur davon bereiten. Wird die ge schorene Stelle nun begossen, so schießt bald noch einmal ein wahrhaftiges Maigrün hervor, und wenn der Keller noch eine vergessene edle Flasche enthält, könnte man ein zweites Maifest feiern. Aber es gibt auch mir einen Waldmeister! trotz alles Protestes, den Botanik usw. dagegen erheben mögen. Die Gattung Lsporulu (Wald meister) zählt nämlich noch manche, und zwar auch manche stattliche Artr aber meist nur an felsigen oder sandigen, sonnigen Orten kommen sie vor. Sie alle tragen ihren Gattungsnamen nur dem edlen Bruder zu Ehren, mit dem sie durch botanische Charaktere verwandt sind. Aber wie die Wohnstätte, so ist auch das äußere Aussehen und, was vor allem bedeutsam, die innere Tugend verschieden. Es sind geruchlose, würzlose Pflänz chen, die meist nur den Botaniker interessieren. Weniger ist allerdings mit dem Chemiker zu rechten, der einzelne Gräser anführt, die es mit dem Waldmeister aufnehmen sollen, indem sie dasselbe Awma, Wittlich chemisch denselben ätherischen Stoff, das Kumarin, enthalten. Es ist das in den Laubwäldern überall vorkommende „Hirsegras" (Llillum skku8iun), ferner das auf allen Wiesen gemeine „Ruchgras" (Lutkoxau- tbum oäoratum), dem das Heu seinen lieblichen Geruch allein verdankt, und endlich das sehr seltene „Heiligen"- oder „Mattengras" (Leroedloa oäoista). Wahr ist's, der Wein behagt, der damit angerichtet ist, und wer Mr schmecken will und nach weiter nichts fragt, dem mag es genügen. Aber im Namen der Poesie sind diese Gräser als nicht ebenbürtig zurückzuweisen, im Namen der Poesie, welcher im Waldmeister zugleich das edel- blättrige Kraut am Herzen liegt, sowie der Wald, der es geboren, die Blüte, die es schmückt, und der Mi als flüchtiger kurzer Wonnetraum. Feldmäßiger Anbau des Mohns Bon «nnowttkfqaftsrat t. R. vr. A. Einecke Der Mohnbau dient gegenwärtig haupt sächlich zur Erlangung von Speiseöl für den eigenen Bedarf; in den Handel dürften nur kleinste Mengen Samen gelangen. Die auf kommende Einfuhr von Provenccröl machte bereits vor Jahren den Anbau des Mohns als Verkaufsfrucht unwirtschaftlich. Wenn die Re gierung sich jetzt bemüht, durch zweckdienliche Verordnungen den Mohnbau neu zu beleben, so ist diese Absicht im Interesse der klein bäuerlichen Wirtschaften dankbarst zu begrüßen. Es sei daran erinnert, daß sich jeder Anbauer von Mohn an die gesetzlichen Vorschriften des sogenannten Fettplancs der Regierung zu halten hat. Das Klima bietet für den Mohnbau auch in Norddeutschland im allgemeinen keine Schwierigkeiten; doch sollte man für ihn Felder in warmer Lage und geschützt gegen kalte Winde auswählen. Nur die Keimpflänzchen sind kurze Zeit frostempfindlich; Spätfröste schaden daher selten. Als für den Anbau am besten geeignet gelten alle nährstoffreichen Mittelböden, auf denen W----n und Braugersten sicher gedeihen. Die Feldloge soll eher trocken als feucht sein. Kartoffeln und Rüben sind gute Vorfrüchte, auch Klee und Hülsenfrüchte. Weniger geeignet als Vor frucht ist Getreide. Ms Nachfrucht wird gern Winterweizen gewählt. Der Mohn ist kurzlebig; er wächst sehr schnell. Die Dungstoffe müssen daher von Anfang an in leicht aufnehmbarer Form vor handen sein. Der Stallmist ist in mittlerer Gab- bereits im Herbst unterzupflügen. Mr die Zudüngung von Kunstdünger mögen folgend« IS »8.-22. 4. 34.