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UW Uh HW Lin Vstererzählung aus deutscher Frühzelt. Von Adolf Lindemann. Der Göttin Ostara heilige Blume», die lieblichen Ane monen, blühten im Hag. Die Winterriesen, die alles zer störenden Ungeheuer, waren in ihr Reich zurückgekehrt, und Donar, der Gatt des Ackerbaues, hatte seinen segenspenden den Hammer iviedergcfunden. Di- hohe Gestalt der lieb lichen Frühlingsgöttin im weißen Gewände mit fliederfar benem Ucberwurf, zog blumenstreuenv durch die Fluren, von Reh und Hase, Star und Storch gefolgt. Mit dem Spinn rocken in der Hand belebte sie, mit Wotans Kraft ausge rüstet, aufs neue die Natur. Den langen Winter über hatten die Frauen rind Mäd chen hinter dem Rocke» gesessen und mit geschickte» Finger» Woll- und Leinenfäden gezupft und gedreht. Windzcit und Wolfszeit war, und Sorgen lagen auf den bärtigen Gesich tern der germanischen Helden des Sachsenlandes, Boni Weste» her bedrohte Kaiser Karl die Freiheiten der Sachsen. Wohl erfochten sie manche Siege, doch der Franken waren viele und Karl ein großer Feldherr, Unglücklich war der Sommer ausgegange», Herzog Wittekind war zu de» Dänen geflohen, '--mae Säulen und Eichen waren gestürzt, Höfe und Dm -plündert und verbrannt, Vieh und Gesinde geraubt, dzeit und Wolfzeit war. Doch stärker als des Kais-!. Schwert mar Sachsenstolz und Sachsentroß. Zogen die Winterriesen ab, war auch wieder Zeit zur Schwertrctse. zum Kampf. Dann sollte» die Franken sehen, was das Sachsenschmert vermochte. Ob Herzog Wittekind wohl zurückkehrte? Das mar die Frage der Männer am Hcrdfeucr gewesen. Es war auch die Frage der schönen blonden Helche in all de» Wintcrmonden am Spinnrocke» gewcsc». Nicht so sehr, weil sie den Kaiser Karl haßte, nein — mit dem Herzog war auch der junge Necke Willich zum Däncnkvnig gezogen'. Als Lanzenträger konnte er den Herzog nicht verlassen. Kehrte der Herzog zurück, sah sie auch den Liebsten wieder, der ihr schon vor einem Jahr das Versprechen gegeben, und zu Ostern sie als junges Eheweib heimführen wollte. Kehrte der Her zog nicht aus der Fremde zurück, dann blieb auch Wittich fern, und ein schwerer Schatte» siel auf ihre Osterfreude. Ostern war das Fest der Jugend, wo Jünglinge und Jungfrauen der Frühlingsgöttin Milch und Honig opferten, wo inan Hochzeit hielt und bei Neigen und Schwertertanz neue Licbesbande zwischen junge» Recken und Maiden knüpfte. So rüstete mau zum Osterfest, und troß der schwe re» Zeit herrschte Freude im Lande der Sachsen. Helle Kin derstimmen jubelten in Feld und Hain. In den Wohnungen wurde gefegt und gepulst, und Glück lag auf den Gesichtern derer, die sich zu Ostern im Ringe der Sippe zur heiligen Ehe, die durch Donars Hammer geweiht wurde, vereinigten. Noch war es nicht so weit, doch zimmerten die Männer schon hie und da an einem Nest für ein junges Paar. Die Frauen zerriebe» in Steintrögen Weizenkörncr zu feinem Mehl für die Osterfladen, und auch Helche ha.lf fleißia am Zurüsten für das Frühlingsfest, obgleich ihr Herz keine Ostern zu feiern vermochte. Ihr Liebster war fern im Dänenland^ Die Runenfrauen hatten genau de» Tag errechnet, wo die aufgehende Sonne das Fest der Ostara verkünden würde. Ein Tag lag noch dazwischen. Vie Männer hatte» sich im Thing versammelt, um Nats zu pflegen, denn wichtige Nach richten waren über die Weser gekommen von neue» Vorbe reitungen der fränkischen Grafen. Die sächsischen Edelinge wußte» sich wenig Rat, denn ihr Haupt, der Herzog Witte kind, fehlte am obersten Ratssiß unter der Eiche zwischen den Thingschildcn. Wohl kampfgcsonnen, konnten jedoch die einzelnen Gaue nicht gegen Karls wolstaerüstete sseere mar. Die Halle des Handwerks wird der Mittelpunkt der großen Ausstellung „Deutsches Volk — deutsche Arbeit" sein, die vom 21. April bis 3. Juni in Berlin stattsindet. Zum Beginn des Aufbaues der Halle fand eine Feier statt, bei welcher Reichshandwerksführer Schmidt-Wiesbaden über die Bedeutung des Handwerks im nationalsozialistischen Staat sprach. schieren, das würde Vernichtung bedeuten. Nur eine Hand, die alle Gaue zusammenfaßte, konnte es wagen, dem Kaiser zu trotzen, und die Freiheit zu schützen: Wittekind! Die linde Frühlingsnacht vor dem Osterfest lag auf der erwachenden Erde, als harter Hufschlag gegen die Weser berge widerhallte. Im schlanken Trabe klirrte es heran. Zwanzig Reiter, an der Spitze ein stolzer Mann mit Ring rüstung und Flügelhelm, unter dem ein paar scharfe Augen blau hervorblitzten. Zur Seite des Führers ritt ein blonder Jüngling, einen großen Lanzenschast umklammernd. Ihn schien der scharfe Ritt anzustrengen. „Nur aushalten, Wittich", rief der Führer. „Wir müssen noch bei Tagesanbruch bei unseren Sippen sein. Das Oster fest wird aller Gaue Sammeltag, denn wenn Donar den Hammer schwingt, soll das Sachsenschwert nicht ruhen! Schwertrcise beginnt, wenn der Winterriese im Osterfeuer "erbrennt." „Mir gibt das Herz schon Flügel, edler Herzog." Wittekind lächelte. „Ich ahnte es. Was wäre auch Ostaras Fest ohne Liebesglanz! Nun, ich denke, wir schaffen es noch. Dort sehe ich schon die schwarzen Schatten der Sün- telberge austauche». Es weht schon Morgenluft, und dort im Osten zeigt sich schon ein Heller Streif. Wie wäre cs, Wittich, wenn wir uns einen Scherz machten? Wo holen eure Mäd chen das Osterwasser? Sie müssen's doch vor Sonnenauf gang Halen, und nicht den Mund auftun, sonst wirkt es nicht, die Schönheit zu erzeugen." Der Jüngling nickte froh mit dem Kopfe. „Den Brauch kennt man wohl überall, wo germanische Stämme wohnen. Bei dem Spaß bin ich dabei. Ich kenne den Bach, wo sich die Jungfrauen einfmdcn, genau. Wir müssen nur dort, wo jenes Tal beginnt, ein wenig ab vom Wege durch den Wald reiten. Ich weiß dort jeden Steg." „Dann vorwärts! Loch nicht zuviel Lärm gemacht. Vor Sonnenaufgang sind wir dort, ehe noch die Mägdelein sich den letzte» Schlaf aus den Blauüugelcin gerieben haben." Und Wittekinds Reiter trabten den fernen Bergen zu. Die Mädchen mußten Helche aus dem Schlaf rütteln, denn sie verspürte wenig Lust, sich am Ostermasserholen zu beteiligen. „Laßt mich schlafen", agte sie, „was brauche ich hübsch zu sein, wenn der Liebste fehlt!" Aber die Mädchen ließen nicht locker, und bald gingen sie alle, ganz mäuschenstill, mi: ihren Krügen zum Bach. Hübsch und vegehrenswert wollten sie alle sein, und das Osterwasser bescherte eine blütenzarte Haut. Aber die Wir kung blieb aus, wenn ein Wort gesprochen wurde. Schweigend schöpften sie aus dem silbernen Waldquell ihre Krüge voll, schweigend traten sie den Rückweg an. Da brachen aus dem Dickicht bewaffnete Reiter, schwan gen ihre Speere, riefen mit tiefer Stimme in ihre Schild- höhlunge», um die Mädchen in Schreck zu jagen. Loch diese kannten die Possen der Männer, und ließen sich nicht irre mache», obwohl es fremde Gesichter und nicht die heimische» Burschen waren, die hier auftauchte».