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Sport Dippoldiswalde? Fußball DEE. Taubstummels — ATB. Dippoldiswalde 2 4:5 st: 3). Ein sehr schönes Spiel lieferten sich obige Mannschaften im Oslragehege. Di« I. Halbzeit hatte Dippoldiswalde 2 mehr vom Spicl, was sich auch im Halbzcilcrgebnis ausdrückt. Die 2. Spiel- Hälfte verlief ausgeglichener. 3edcr der Gegner kann noch 2 Tore erringen. Die Tore fielen ans Seilen der Dresdner durch den Slurmführer Böhme 2 (2), den Linksaußen Klos (1) und den Halb- rcchlen Scharschmidt (1). Bei ATV. teilten sich Scharfe 2 (3) und Winkler (2) in die Erfolge. Die Dresdner Taubstummenclf Halle wieder ihre größte Stütze in dem ObcrcarSdorser Torhtiler Böhme i, der hervorragend arbeitete. Das Bcrbandsspicl der 2. Mannschaft gegen SB. Bärenstein 2 siel aus. Es wurde erst am Sonnabend vom Kreis ohne Angabe der Gründe abgesetzl. ATB. Dresden 1 — ATV. Dippoldiswalde 1 2:4 (0: 2). Glatter als erwartet konnte die Provinz ihren Namcnsvcftcr aus der Hauptstadt ausstcchen. Die t. Halbzeit stand im Zeichen einer klaren llcbcrlegcnhcit der DippoldiSwaldcr, die sich allerdings nur in 2 Toren ausdrückte (Mallha). Nach der Pause kam dann die typische Schwächeperiode. Nach einer Steilvorlagc konnte Zim mermann zum 3. Tore cinschicszen. Dan» war es eine Weile vor bei mit dem überlegenen Spiel, cs klappte weder vorne noch hin ten im Zuspiel. Resultat: das erste Tor der Dresdner. Die Ver teidigung war überlaufen worden und der Slnrmsührer der Dresd ner konnte aus kürzester Entfernung cinschicszen. Dann erzwangen Matlha und Zimmermann gemeinsam das 4. Tor sür Dippoldis walde. Aber auch die Dresdner konnten noch einmal erfolgreich sein. Wieder wurden auf der rechten Seile beide Verteidiger überspielt, der Ball kam zu dem frei vorm Tor stehenden Mittel stürmer Dresdens. Heine lies nicht heraus, konnte aber troszdcm den Ball im Fallen abwehrcn. Troll des aus der Torlinie stehen den linken Verteidigers sandte der Dresdner Halblinke zum zwei ten Tore ein. Die Mannschaslskrilik: Die Dresdner waren nicht so gut als man erwarlel halte. Dippoldiswalde war auf fast allen Posten eine Kleinigkeit überlegen. Hält« man in der 2. Spicl- hälsle nicht zeitweise den Zusammenhang verloren (wann wird das einmal anders werden?!), so wäre das Resultat noch wesentlich un günstiger für die Dresdner ausgefallen. Schiedsrichter Müller, Weiher Hirsch, psisf nicht so gut wie seinerzeit in Dippoldiswalde. llcberraschungcn in der Iuszball-Ganliga In zwei Spielen der Fußbnll-Eauliga waren am Sonntag wieder Ueberraschungen fällig, für die die oom Abüieg bedroh ten Mannschaften des SC Planitz und der Spielvg. Falkenstein sorgten, die ihren Gegnern je einen wichtigen Punkt abnahmen. Für den Ausgang der Meisterschaft von Bedeutung war das Spiel zwischen VfB Glauchau und VfB Leipzig in Glauchau, das VfB Leipzig mit etwas Glück 3:1 gewann, dadurch sein Torverhältnis gegenüber dem DSC nicht verbessernd. Wenn die Dresdner am nächsten Sonntag gegen VfB Glauchau nicht verlieren, dann dürste ihnen die Meisterschaft nicht mehr zu nehmen sein. Der Polizeisportverein Chemnitz behielt gegen den Plauener Sport- und BC mit 6: 2 die Oberhand. Die Spiele Wacker Leipzig—SC Planitz und Chemnitzer BC—Spieloereing. Falkenstein endeten mit 0:0 bezw. 1:1, wie bereits erwähnt, unentschieden. Im Bezirk Leipzig ist Fortuna Leipzig, die am Sonntag das wichtige Spiel gegen SV 99 Leipzig mit 1:0 gewann, die Meisterschaft kaum noch zu nehmen, denn der Vorsprung be- trägt jetzt vier Punkte. Sportfreunde Leipzig gewannen, über legen 6:0 gegen Spielvg. Leipzig. Eintracht Leipzig fertigte die Sportfreunde Markranstädt 3:2 ab. Im Bezirk Plauen-Zwickau ist Konkordia Plauen be reits als Meister nnzusehen, nachdem die Plauener am Sonntag VfL Zwickau mit 2:1-schlugen und aus den noch ausstehenden Spielen nur noch zwei Punkte benötigten. VsB Plauen er zielte gegen Crimmitschau 06 ein 1:1, dagegen hatte Spietog. Plauen gegen FC 02 Zwickau mit 0:5 das Nachsehen. Mit 4:3 besiegle SV Grünbach den Zwickauer SC. 2m Bezirk Chemnitz dürfte die Meisterschaft dem SC Limbach Zufällen, der Teutonia Chemnitz mit 4:1 abfertigte und mit vier Punkten in Führung liegend nur noch orci Spiele zu bestreiten hat. Schrittmacherdienste leistete Preußen Chem nitz durch einen 2:1-Sieg über VC Hartha. National Chemnitz und Sturm Chemnitz gingen 1:1 auseinander. Die Sportfreunde Harthau bezwangen FC Roszwein 5:2. Mit 3:2 sieglet die Sportvg. Hartmannsdorf über VsB Chemnitz und die Sporwg. Olbernhau über Germania Mittweida. 2m Bezirk Dresden Bautzen haben die Sportfreunde Ol Dresden die Meisterschaft ebensalls so gut wie sicher, da sie VsB 03 Dresden mit 5:1 absertigten und SV Nicsa durch ein 2:2 gegen Sportges. 1893 Dresden einen Punkt abgab. Die größte Uebcrraschung bedeutet der 3:0-Sicg des SV 06 Dresden gegen die Freiberger Sportfreunde. BV 08 Meißen gab Vüdissa Bautzen 4:2 das Nachsehen. Sportlust Zittau siegte gegen SC Großröhrsdorf 5:1. 2n einem Gesellschaftsspiel unterlag Soicl- vereinigung Dresden der Gauligacls von Guts Muts Dresden 1:4. Gau Mitte: SC Erfurt—SV Steinach 08 1:3z Preußen Magdeburg—Spielvg. Erfurt 1:2z Fortuna Magdeburg—Ger mania Köthen (Ges.) 1:5. Zwei Berliner Fußballsicge über Dresden Das achte Fußball-Städtespiel zwischen Berlin und Dresden wurde am Sonntag im Berliner Poststadion vor etwa 18 000 Zuschauern ausgetragen. Leider hielt der Kamps nicht, was man sich von ihm versprochen hatte, und man kann sagen, daß von den Mannschaften in den bisherigen Spielen so schwache Leistungen noch nie gezeigt worden sind. Berlin siegle knapp mit 1:0 (1:0), aber ein zahlenmäßig weit höherer Erfolg der Reichshauptstädtcr hätte als durchaus verdient angesehen wer den müssen. Berlin gewann bis jetzt insgesamt vier, Dresden nur zwei Spiele, während zwei Begegnungen unentschieden en deten. Weitaus besser gesotten konnte das Vorspiel, das von den Altherrenmannsqasten von Dresden und Berlin durchgefiihrt wurde. Aus beiden Seiten wurde schneidig und forsch gekämpft. Berlin trug dabei mit 3:1 (2:1) einen schönen Sieg davon. Sportgcsellschast 1893 Dresden mitteldeutscher Nugbymcister 2n Leipzig wurde am Sonntag das Entscheidungsspiel um die mitteldeutsche Rugbymeisterschast zwischen ASC Leipzig und der Sportgesellschaft 1893 Dresden ausgetragen. Die Dresdner die in diesem Jahr noch keine Trainingsmöglichkeiten hatten, lieferten trotz allem ein sehr gutes Spiel und ließen die technisch überlegenen Leipziger nicht zur Entfaltung kommen. In der ersten Hälfte sicherte sich die Sportgesellschaft einen knappen 3:0-Vorsprung, den sic auch in der zweiten Hälfte mit Erfolg verteidigte, so daß sie mit 3:0 mitteldeutscher Meister wurde und nunmehr an den Spielen um die deutsche Rugbymeisterschaft teilnimmt. Reuse! lehnl ab. Der von Hamburg ausgehende Plan, die beiden besten deutschen Schwergewichtsboxer Max Schmeling und Walter Neusel in einem Kamps zusammenzubringen, muß endgül- tia als gescheitert angesehen werden. Die Begegnung sollte an läßlich der Derbywoche im Juni in Hamburg stattsinden und für den Hauptkamps wurde eine Garantie in Höhe von 80 000 Mark geboten, wovon den: Sieger 60 Prozent Zufällen sollten. Neusel schlug jedoch das Angebot mit der Begründung aus, daß sein nächster Kamps mit dem Schmelingbesicger Steve Hamas oom Milchsonds im Monat Juni in Ehikago veranstaltet werde und ihm weiterhin sür einen Nückkampt mit den, von chm geschlagenen King Levinsky bereits ein Angebot von 15 000 Dollar gemacht wurde. , CMMHge siegt m MwlHM ! Das am Sounabrndnachnültag aus dec Themse «um Auslrug i gebrachte klassische Achter-Bennen zwischen den englischen Univer sitäten Oxford und Cambridge hat mit dem Sieg des Favoriten, dem Boot Cambridges, geendet. Die in hervorragender Form be findliche Mannschaft siegte überlegen in neuer Rekordzeit (18,03 Minuten). Rundlituk vrogrumm s Dienstag, 20. März Leipzt g —D resden 9,00 Frauenfunk; 11,30 Winke sür die Landwirtschaft; 12,00 Mittagskonzert; 13,30 Opernmelodien; 14,15 Mitteldeutsche Theater: Gera; 14,30 Handliches Wissen, ein Gespräch über Lexika: 14,50 Curt Rasch-Tondichtung; 15,10 Idyllen von'Vör- rics. Frhr. von Münchhausen; 15,20 Jugendstunde: „Auf Bären jagd in den Karpathen"; 16.00 Heiteres Konzert; 17,20 Chinsen unter sich; 17,40 Joseph Hayon: Schottische und walisische Volks lieder; 18,10 Waffen, die wir nicht haben: Sonderwaffen der Infanterie; 18,20 Violinkonzert; 19,00 „Der Arbeiter und das Reich", Hörbericht: 20,10 Soldatenabend; 21,40 Aus neuen Ton filmen; 22,00 Nachrichten; 22,20 Programm nach Ansage; 23.00 . ^»ftkalische Plauderstunde. i Berlin. 9.30: Hausfrau hör' zul — 17.00: Heimat in der Fremde. — 17.20: Ein Besuch in der Olympia-Hochschule Ettlingen. — 17.30: Chorgesünge. — 18.00: Zeitsunk. — 18.10: Das Abenteuer. — 19.00: Stünde der Nation. Aus Breslau: Der Arbeiter und das Reich. — 20.10: Bolksmusik. — 20.50: Max Bruch — Robert Schu mann. — 23.00: Aus Frankfurt: Bolksmusik. K ö n i g s w u st e r h a u s e n. 9.00: Sperrzeit. — 10.10: Aus deutscher Geschichte: Heia Sa- > snri! — 10.50: Fröhlicher Kindergarten. — 11.30: Hausmusik. — ' 15.15: Für die Frau. — 15.40: Erziehersragen. — 16.00: Aus i Frankfurt: Nachmitlagskonzert. — 17.00: Crbgcsundheit, ein Haupt- l ziel des Nationalsozialismus. — 17.15:. Iugendfportstunde. — 17.35: l Walter Gicscking spielt. — 18.10: Rechtsfragen sür jedermann. — ; 18.30: Politische Zeitnngsschau — 19.00: Stunde der Nation. Aus § Breslau: Der Arbeiter und das Reich. — 2010: Italienischer ! Sprachunterricht für Anfänger. — 20.30: Marianne Mörner singt i nordische Lieder. — 21.00: Tanz in den Frühling. — 23.00: Aus i Nürnberg: Nachtmusik. Interessantes aus obigem Programm und von anderen Sendern: 15.40: Die Bcdeulung des Dicnsthalbjahres sür angehende Hoch schüler (Deutschlandsendcr). 17.00: Was können wir Frauen für unser Volk tun? (Königsberg) 18.00: Großkraftwerk „Wiese" beginnt zu arbeiten (Mühlacker). 18.00: Hörbericht aus der Rosenberger Walzmühle (Breslau). 18.25: Das sterbende Bandrcihcrgewcrbe (Köln). 18.30: Politisch« Zeilungsschau (Deutschlandsender). 20.10: Bauer hör zu! Vom ewigen Werden und Vergehen dev Kreatur (Breslau). 20.10: „DeernS an Deck", lustiges Hörspiel (Hamburg, Königsberg) 20.10: Konzert: Kraft durch Freude (Königsberg). 20.10: Bunter Abend (Mühlacker). 21.00: Tanz in den Frühling (Deutschlandsendcr). Ausländische Sender: ! Wien: 19.15: Bunter Abend. i Beromünster: 20.15: Sinfoniekonzert. „Also am Hafen hast du gearbeitet?" fragte sie endlich abschließend. „Gehst wohl auch noch stempeln dazu? Da gibt's immer noch ein paar Pfennige." „Stempeln gehen kann ich nicht." „Warum nicht?" I „Keine Papiere!" ! Tilly stieß einen Pfiff aus wie ein Matrose. i „Aha! Keine Papiere! Wer hat dir denn die geklaut?" Akilllchelte: „Keiner! Ich habe nie welche gehabt!" „Du", sagte Tilly, „für dumm mußt du mich nicht halte.u Keine Papiere? Gibt's ja gar nicht. Bei uns hier kommen ja sogar schon die Kinder mit ihren Polizei- papieren auf die Welt. Du kannst sein, was du willst, Mensch! Du kannst sogar tot sein. Aber Papiere müssen sein." „Ich habe aber wirklich keine!" „Bist du denn kein Deutscher? — Aber du redest doch deutsch und siehst auch so aus!?" „Doch! Ein Deutscher bin ich! Ich glaube es wenigstens." „Na, dann mußt du vir voch deine Papier wieder be sorgen können, ou Tranmichel!" Tilly faßte ihm lachens in ven Schopf und rüttelte Ihn hin und her. Es war ein «.einer Schmerz, und doch rat er ihm so eigentümlich wohl. Er hielt ganz still, fühlte Lie kleine feste Mädchenhand in seinen Haaren. „Woher koll ich sie mir denn besorgen?" „Na, aus der Heimat! Doch klar! Was nebst du denn auf einmal aus, als wären dir die Felle wegeeichwommen? — Guck mich doch einmal an!" Sie zog seinen Kopf an den Blondhaaren nach hinten. Sein Gesicht lag hüllenlos vor ihr. Trauer, Kinvlichleit und ein schwerer Ernst war darauf. „Vielleicht weißt du noch nicht einmal, wo du her bist?" Sic fragte es ein klein wenig mitleidig. ' „Nein! Genau weiß ich cs selber nicht. Irgendwoher aus Deutschland. Von der Grenze muß es sein. Ich be sinne mich nur..." Er brach ab. Die Augst, die in ihm geduckt saß, sprang über in seine Augen. Sein Gesicht wurde bleich und zuckte. „Laß!" sagte er unterdrückt. „Ich kann nicht!" „Na, dann lassen wir eS eben. Brauchst ja nicht, mein Kerlchen!" Tilly strich ihm mit einer beinah mütterlichen Gebärde über die Wangen. „Weißt du, an Schlimmes soll man nicht denken. Das kommt schon noch genug. Also denke an etwas anderes. Zum Beispiel an mich." Das Gehetzte in seinem Blick wich. Ein feuchter Schim mer trat in seine Augen. Zärtlichkeit und Vertrauen. Sie schwiegen beide eine Weile. Tillys Hand war von Akis Wange aus seine Arme heruntcrgeglittcn. Sie streichelte leise seine braunen, sehnigen Finger. Mit dem instinktiven Empfinden des Weibes erkannte > sie: dieser junge Mensch hatte Schweres durchlebt. Hatte f sich durchgebissen und war hart geworden. Aber dies erste ! Wort der Teilnahme und der Güte ließ alles in ihm Hin wegschmelzen. Hübsch war er, wie er so dasaß und sie ganz verloren anstarrte. j Sie vergab ganz, daß sie ihn ja zum Trinken animieren ! wollte, daß Lien Sing mit schiefen Blicken hcrüberschaute, ! denn die erste Flasche stand noch nicht einmal ausgetrunken i auf dem Tisch. Tilly dachte jetzt an ganz anderes. Sie § dachte, wie leicht man so einen Menschen gewinnen konnte. ! Daß er anders sein würde wie die anderen, die hierher i kamen: treu, dankbar und nur für sie da. „Mußt nicht traurig sein!" sagte sie plötzlich. „Du bist ! ein armes Luder, aber ich bin es auch. Was meinst du, wie sie mich hcrumgcstoßcn haben!? Wie ich klein war, ! sind die Eltern gestorben. Na, und dann ging es los. Erst ' Pflegemutter und Haue; nichts zu essen. Und dann, nach der Schule, noch Arbeit und Zeitungaustragen. Bei frem den Leuten ungezogene Göhren, auf die man aufpassen sollte. Na, und dann — dann ging es halt so weiter. Ich sag' dir, das war kein Zuckerlecken. Hier ist es auch nicht so einfach. Was meinst du, wenn so die betrunkenen Kerls von den Schjffcn kommen... Da ist es schwer für ein Mädel. Vor kurzem habe ich geglaubt, ich hätte 'nen Mann, der's gut mit mir meinte. Aber für den war ich auch bloß gut genug zum Arbeiten und um mich abzuschuftcn. Wenn ich einen fände, der es ehrlich mit mir meinte und der mir Hellen wollte. Und der da wäre, wenn mir einer was tun wollte..." Sic sah ihn an. „Ich!" sagte er heiß, ganz ohne zu überlegen. „Ich, wenn du mich magst. Aber ich habe ja nichts und bin nichts!" fügte er mutlos hinzu. „Was soll dir so ein armer Teufel wie ich? Da wäre ich dir ja nur eine Last." Sic prüfte ihn mit halb geschlossenen Augen. Hübsch war er und stark war er auch. Der würde ihr schon manchen vom Halse halten können. Daß er jetzt nichts hatte... Na, das konnte sich ja noch ändern. Lien Sing hatte so manche Arbeit für einen geschickten Menschen. Es lockte sie plötz lich, diesen Jungen zu bekommen. i „Wart's nur ab", sagte sie tröstend. „Manchmal kommt die Arbeit schneller, als man denkt. .Hast du denn eigcnl- lich eine Bleibe? Wo schläfst du denn?" „Ein paar Nächte hab' ich in einem kleinen Logis in Sankt Pauli geschlafen. Jetzt wird's mir aber zu teuer. Am Hafen findet man immer eine Gelegenheit, wo man im Trockenen übernachten kann. Und iibrigens, ich habe in meinem ganzen Leben mehr draußen geschlafen als in einer Stube." „Na, kannst ja heute nacht bei mir schlafen. Ich habe ein Zimmer und eine Kammer. Auf dem Sofa in der Kammer, da kannst du pennen." Er nickte. Ganz unbefangen waren seine Augen. Tilly merkte, er war wirklich noch cin Kind. „Also schön, um zwei Uhr wird hier die Bude zu- gemacht, dann wartest du vor der Tür auf mich. Und nun müssen wir aber austrinken, sonst schimpft der Alte." — „Welcher Alte?" - „Na, der Wirt." „Warum schimpft er denn?" - — — — „Du bist zu dumm!" sagte Tilly. Aber sie mußte über Akis kindliches Gesicht wirklich lachen. „Na, denkst du denn, der hält sein Lokal bloß dazu, daß wir beide hier quasseln können? Mensch, wenn ich hier am Tisch sitze, beinah eine Stunde lang, und du machst keine Zeche, na, da kann ich ja morgen auch stempeln gehen. Laß man!" sagte sie großmütig, als Aki erschrocken sein Portemonnaie herauszog und die Münzen auf den Tisch ausleeren wollte. „Bist ja nun mein Freund — nicht wahr, Kleiner? Da soll er dich nicht hochnehmen, der alte Gauner. Ich lasse anschreiben. Morgen verrechne ich es schon. Und nun wollen wir tanzen." Sie stand auf, drehte sich leicht in den Hüften. In dem engen schwarzseidenen Nock und der gelben Bluse zeichnete sich ihr junger Körper deutlich ab. - „Ich kann nicht tanzen, wenigstens nicht so wie hier.* „Na, wie kannst du denn tanzen?" „Na, so, wie man in Rußland ranzt bei den Kosaken, bei den Tscherkessen, Tungusen und so." „Oh, fein!" sagte Tilly. „Das mußt du mir beibringen. Du, da machen wir eine feine Nummer zusammen auf. Sollst mal sehen, da werden wir noch die erste Attraktion hier und verdienen viel Geld. Du, nun muß ich aber gehen. Sieh mal, da drüben winken sie schon immerfort. Wenn du jetzt nicht mit mir tanzen kannst — andere warten schon darauf." „Ach, bleib' doch!" sagte er leise und griff nach ihrer Hand. Aber er ließ sic sofort wieder fallen, als Tilly ihrn bestimmt erklärte: „Geht nicht! Ich bin hier engagiert. Na, und sieh mal, wenn wir beide uns zusammentun wollen, da muß ich doch' sehen, daß ich Geld zusammenkriege. Klar? Du kannst ja hier sitzenbleiben. Ich tanze ja immer hier an dir vor über." Damit strich sie ihm noch einmal leicht über das .Haar und ging mit ihren wiegenden Schritten der Tanzfläche zu.>