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Weitzeritz-Zeilung Tageszeitung unö Anzeiger für Dippol-iswal-e, Schmieöeberg u. U. - Bezugspreis: Für einen Monat 2.— RM. - - mit Zutragen: einzelne Nr. 10 Rpsg. : - :: Gemetnde-BerbandS-Girokonko Nr. 3 :: - - Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 403 - Postscheckkonto Dresden 125 48 Aetteste Zeitung des Bezirks Dieses Blatt enthält' die amtlichen Bekanntmachungen der Amlshauptmannschafl, des Sladlrats und des Finanzamts Dippoldiswalde - Anzeigenpreis: Die 46 Millimelei -rette - - Milliineterzeile 6 Rpfa.; im Tertteli dis SL - - Millimeter breite Millimeterzeile 1t Npsg : s Anzeigenschluß 10.00 vorm. D.-A. II 341332 ; 100. Jahrgang Sonnabend, am 17. März 1934 Nr. 65 Hauptschristleiter: Felix Zehne, Dippoldiswalde; Stellvertreter: Werner Kuntzsch, Altenberg; verantwortlich für den gesamten Textteil: Felix Zehne, Dippoldiswalde; verantwortlicher Anzeigenleiter: Felix Zehne, Dippoldiswalde; Druck u. Verlag: Carl Zehne, Dippoldiswalde SertlWs lind MMes Dippoldiswalde. Freitag nachmittag kurz vor 3 Uhr kün deten drei dumpfe Schläge der Turmglocke, daß ein Schadenfeuer im Stadtgebiet ausgebrochen war. Gleichzeitig hatten auch die Alarmglocken der Motorsprihen-Abtellung alarmiert. Eschrannle auf Vorwerk Wolframsdorf, Besitzer William Pinder. Am Abend des Reformationstages 1030 halte ein Brand das Stallgebäude und das rechtwinkelig angebaute Wirtschaftsgebäude zerstört, 3n diesem 1031 wieder errichteten Gulslcile wütete das Feuer von neuem. An der nach der Eisenbahn zu gelegenen Durchfahrt war zuerst Feuer unter einem Haufen dort lagernden Cchüttst rohes be- merkt worden. Als man cs schon gelöscht glaubte, drang Rauch aus dem Dache des der Hauptcinfahrt gegenüberliegenden Futter bodens. Es wurde nun, 10 Minuten vor 3 Uhr, die Polizeiwache benachrichtigt. Als die Feuerwehr, zuerst di« Motorspritze, nach kurzer Zeit erschien, brannte cs auf dem Boden schon überall und die Flammen schlugen nach dem Boden des Wirtschaftsgebäudes über. Von Anfang an war die Feuerwehr, die mit ihren Geräten bald zur Stelle war, Herr des Feuers, fie konnte aber nicht verhin dern, daß unter dem lagernden Heu, Stroh und Getreide sich im mer neue Brandherde bildeten und das Feuer immer von neuem ausslammte. Es blieb nichts übrig, als die lagernden Vorräte hcr- abzuwerfcn und, soweit nötig, abzulöschcn. Kurz nacheinander trafen von auswärts die Rittergutsspritze Berreuth und die Frei willig« Feuerwehr Ulberndorf ein. Lehl«re gab um 3,12 Uhr, er ster« um 3,15 Uhr Wasser und halsen tatkräftig mit beim Ablöschen. Wasser war ausreichend rorhanden, zumal auch die nahe Mcißcrih ziemlich angeschwollen war. Gegen 4 Uhr konnten die Wehren teilweise wieder einrückem die Motorspritze kam kurz nach 6 Uhr zurück, doch mutzte eine starke Brandwache die ganze Nacht über am Brandplatze verbleiben. Noch h«ule morgen flammten hier und da Brandncsler auf. Dem Besitzer, der bei Ausbruch des Feuers nicht anwesend war und erst abends aus Dresden zurück- kehrte, erwächst bedeutender Schaden. Wenn auch das Vieh ge rettet werden konnte, nur Tauben find in den Flammen umgekom men, so sind doch viele Futter- und Getreidevorräte verbrannt oder durch das Wasser vernichtet worden, abgesehen vom Schaden an den Gebäuden. Di« Entstehungsursach« steht noch nicht fest. Wohl ist das Feuer in der Durchfahrt zuerst beobachtet worden, doch kann dort kaum der wirklich« Brandherd liegen, da die Tür von dort zum Futterboden innen wesentlich stärker angekohlt ist, wie autzen. Auf dem Futterboden war der Oderschweizer noch eine halbe Stund« vorher beschäftigt und hat nichts bemerkt. Ein Knabe, der mit oben war, hat, wie ausdrücklich fcstgcslellt wurd«, Streichhölzer oder dergleichen nicht bei sich gehabt. Auch die auf dem Hofe spielenden Kinder waren nicht in solchem Besitz. Mc wettere Antersuchung wird hoffentlich Klärung bringen. Zerstört ist wieder das Stallgebäud«. Vom Wirtschaftsgebäude wird der Dachstuhl wohl abgetragen werden müssen, da die Balken durch einschlagendes Feuer stark angekohlt sind. Der Betiker ist in den letzten Jahren schwer von Brandschäden heimgesucht worden; denn nutzer dem Feuer 1030 wurde, säst auf den Tag wie dieses 3ahr <15. März) im vergangenen stahre ein« Feldscheune ein Raub der Flammen. Dippoldiswalde. Für ein Publikum, das gern lacht — und das tut schließlich jeder gern mal —, ist das am Wochen end in den „Ar - Ni"-Lichtspielen laufende Lustspiel „Kind, ich freu mich auf Dein Kommen" so richtig geschaffen. Es ist eine lustige Liebes- und Verwechselungs geschichte mit dem bekannten Drum und Dran eines Film märchens ... Aber in sehr netter Aufmachung mit viel Witz und Humor gewürzt. Man amüsiert und unterhält sich köst lich, so daß der Schluß mit dem für alle Teile gut aus gehenden Ende nur allzu schnell da ist . . . Die Hauptdar steller sind die bekannten und beliebten Filmschauspicler Magda Schneider, Albach-Notti), Otto Wallburg, Ida Wüst, Julius Falkenstein. Herrlich sind die Landschasts- bildcr von Lugano, schon sie allein sind sehenswert. — Im Rahmen des Beiprogramms, das neben einem herrlichen Na tur- und Kulturfilm „Der Räuber im Pelz", die reich haltige und diesmal wieder ganz besonders interessante tönende Wochenschau bringt, läuft noch ein spannender Wild- West-Film aus dem Norden Amerikas, Kanada, mit dem Titel „Lin Drama aus dem Leben der Polizei-Reiter", der den schweren Dienst in den entlegenen Polizeistationen zeigt. Glashütte. Aufgeboten wurde der Mechaniker Johannes Friedrich Ettlich-Glashütte mit der Hausgehilfin Dora Hilde gard Matthäus—Jena. Wir fordern Schnkdenregelung! Reichsbankpräsident Dr. Schacht mies m einer An sprache auf dem Iahresbankett der amerikanischen Handels kammer in Deutschland daruf hin, dß die Weltwirtschaft trotz zahlreicher internationaler Wirtschaftsbesprechungen nach wie vor durch die allgemeine Krise untergraben werde. Bor zehn Jahren habe der Dawesplan es klar aus gesprochen, daß internationale Schulden nur mit Waren und Dienstleistungen abgegolten werden können. Bor zehn Jah ren habe der Dawesplan ausgesprochen, daß internationale Kreditoperationen die Abtragung von Schulden wohl zeit weilig verschleiern können, aber sie nicht endgültig ermög lichen. Während man das erste Problem, daß Schulden nur mit Waren gezahlt werden können, langsam einzusehen be ginnt, fehlt für das zweite Problem noch immer das richtige Verständnis, und es gibt immer noch Theoretiker, die glau ben, daß die politischen Schulden auf dem Versailler Diktat und seinen Nebenabmachungen einmal voll ge zahlt werden können. Diese Schulden können nur voll ge zahlt werden, wenn die erstgenannte Erkenntnis des Dawes planes in die Praxis überführt wird, wonach der Gläubiger bereit ist, waren des Schuldners in Zahlung zu nehme». Bis jetzt Hal sich herausgestellk, daß der Gläubiger hier;» nicht bereit ist. Der Gläubiger macht demnach die Zahlung seiner Forderung unmöglich. Die zweite These des Dawesplanes, daß man mit Anlei hen eine Zahlungsfähigkeit nur vortäujcht, hat an den '>eut- schen kommerziellen Schulden ihre Richtigkeit erwiesen. In dem Laytonbcricht von 1931 können Sie nachlesen, daß 10,3 Milliarden NM aus den kommerziellen Anleihen niemals in die deutsche Volkswirtschaft hineingelangt sondern direkt zu Reparationszahlungen verwendet worden sind. Diese! 10,3 Milliarden RM Schulden aber bestehen nun in kom merzieller Form weiter. Wenn man zu ihnen noch die Zinsen hinzuzählt, und wenn man weiter beachtet, daß u n- sere Auslandsschuld heute nach den ungeheuren Rückzahlungen, die wir geleistet haben, nurnoch15Mil- liarden RTN beträgt, so sieht man, daß der gesamte heute noch bestehende deutsche Ausländsschuldenbetrag genau sei nem politischen Ursprung entspricht, während alle die kom merzielle,, Schulden, die nicht für Reparationen sondern für die deutsche Wirtschaft verwendet worden sind, restlos zu kückgezahlt haben. Das ist eine Leistung, die festzustellen, bei irgend einem anderen Land der Welt schwierig sein dürste, die uns aber zu der Forderung einer neuen Erör terung dieser noch restlichen Schulden berechtigt. So sehr diese Dinge der Politik entspringen, so sind sie doch für die Geschäftswelt dieser Sphäre entwachsen. Die ganze Well schreit förmlich nach neuer Wirtschaftsbeläligung »nd wird doch durch den Schuldenklotz am Bein festgehalten. Ich glaube, daß der versuch gemacht werden muh, zwischen den Schuldnerstaalen und den privatgläublgern zu cincr Abmachung zu kommen, was jedenfalls Deutschland an- Dresden. Am Mittwoch nachmittag traten in verschiedenen Teilen Sachsens zum Teil heftige Gewitter auf, die zwar zumeist nur von kurzer Dauer, aber von schweren elektrischen Entladungen begleitet waren. 2n Großenhain schlug der Blitz in die Oberleitungen des Städtischen Elektrizitätswerkes, wo durch die Stromversorgung sür kurze Zeit unterbrochen wurde. In Meißen und Umgebung trat in der 6. Abendstunde eben falls ein ziemlich heftiges Gewitter auf. Ebenso wird aus ver schiedenen Ortes des Erzgebirges vom Auftreten von Frühlings- gewittern berichtet. Pirna. In Stadt Wehlen scheuten am Donnerstag abend die Pferde eines mit Möbeln beladenen Fuhrwerks am Aus schiffungsplatz vor einem Hunde und gingen durch. Durch die Wagendeichsel wurde das Fahrkahrtenhäuschen der Dampf- schiffahrts-Gesellschaft zertrümmert. Die Pferde rissen sich los und jagten die Elbe entlang. Eines von ihnen stürzte die Böschung hinunter, wo es mit Verletzungen liegen blieb. Es ist erheblicher Sachschaden entstanden. Plauen. Im 77. Jahre verschied nach langem Leiden der hiesige Großindustrielle Kommerzienrat Friedrich Uebel, Senior- chef der Firma Gebrüder Uebel, Plauen, Netzschkau und Adorf sowie Gebrüder Uebel 6-Co, Plauen. Fast 20 Jahre'lang war er Vorsitzender der Handelskammer Plauen, viele sJahre lang war er Vorsitzender des Evangelischen Bundes, 3WVÜVRM unter altem Gerümpel In Zittau ereignete sich ein seltsamer Fall, der die Tragödie einer Geistesschwachen darstellt. Ein etwa 60jähriges Fräulein, das schon feit 36 Jahren in der ehemals elterlichen Wohnung sein Leben verbrachte, hatte sich nach dem Ableben der Eltern und des Bruders, der Mitte 1933 das Zeitliche seignete, völlig zurückgezogen und niemandem mehr Zutritt zu seiner Behausung gestattet. Es ergaben sich durch die erst jetzt festgestellte Geistesschwäche der Wohnungsinhaberin jedoch unhaltbare Zustände, die eine Beseitigung behördlicherseits notwendig machten. Die Haus wirtin, die schon immer über ungenügende Lüftung der Wohnung und Säuberung der Treppe geklagt hatte, zog eine Fürsorgerin zu Rat, die dle Wohnung in einem unbe schreiblich verwahrlosten Zustand vorfand. Es stellte sich heraus, daß sic seit sechs Monaten von keinem Fremden mehr betreten mm n war. Die Wohnung war bei der zwangsweisen Oefsnung von hnnderterlei nutzlosen Dingen derart gefüllt, daß die untersuchenden Personen sich kanm einen Weg bahnen konnten. Das Fräulein selbst lag völlig erschöpft bekleidet im Bett; anscheinend hatte es ui letzter Zeit keine Nahrung mehr zu sich genommen. An den Auf räumungsarbeiten waren drei Fürsorgerinnen 45 Stunden lang beschäftigt. Ein Lumpenhändler mußte das Gerümpel in 'zwanzig vollgestopften Säcken fortschaffen. Bei den Ausräumungsarbeiken wurde überraschender weise viel Geld vorgesunden, das in Papier gewickelt und lose in Schubläden und Schränken umherlag. Es wurden gesunden 1 Silberdollar, 320 Golddollar. 121 Goldstücke (englische Pfund), 1725 RTN Papiergeld, 170 RM deutsches Goldgeld, 235 RM Hartgeld, 7451 RM Sparkassengelder und 600 RM Goldpfandbrlefe, weiter 20 000 RM kommn- nalobligalionen, 100 000 RM Schuldverschreibungen, 100 000 RM Wertpapiere der Kreditanstalt Sächsischer Gemeinden, 1000 RM Tndustrie-Aktien, 20 000 RM kommunale Schuld verschreibungen und 50 000 RM Schuldverschreibungen der Stadt Görlitz, zusammen 291 000 RM, die allerdings durch die Inflation zum Teil entwertet sind. Sämtliche Vecmö- gensteile sind sichergestellt; das alte Fräulein ist in Anstalts pflege genommen worden. > 'MWiWmNksWWlM? Große Unbeständigkeit mit wechselweiser Aufheite rung und Eintrübung, mit Schauertätigkeit und Auf-i gleitregen kennzeichnete in der abgelausenen Berichtswoche! unser Wetter, bedingt durch eine rege Cyklonentätigkeit aus- nächster Nähe. Mitte voriger Woche wurd« die bei uns vorhandene Warmluft durch maritime Polarluft ersetzt, derew stark instabile Schichtung (übernormalgroße Temperaturab nahme mit der Höhe) in ganz Norddeutschland heftige Schnee-, und Regenschauer, in Schlesien sogar Gewitter auslöste. Ueber Süddeutschland dagegen, wohin die Kaltluft ein Zwi schenhoch von der Biskaya getrieben hat. trat infolge aosin- kender Luft Aufheiterung mit stärkeren Nachtfrösten ein- Eine weitere Ausdehnung der Hochdruckwelterlage wurde- durch den Angriff neuer ozeanischer Warmluftmassen, denew das Hoch nach Osten auswich, verhindert. Schon zum Wo chenwechsel schob sich das Aufgleitregengebiet des neuen Englandtiefs über Deutschland hinweg. Weiterer Energie zuwachs vom Atlantik entwickelte das Tief zu einer kräftigen Sturmzyklone mit östlicher -Auskeilung. In größter Aus dehnung drang warme Mittelmeerluft über ganz Zentral europa nordwärts vor. Nördlich der Warmfront im Ostsee gebiet fiel bei Temperaturen unter 0 Grad Schnee, südlich davon erreichten die Temperaturen mittags bei zeitweise hei terem Himmel plus 15 Grad. Wesentlich größer, nämlich dis 40 Grad war der Gegensatz zwischen dem Mittelmeer und den nordischen Ländern. Dann löste der stürmische Ein-, druch» kalter Nordseeluft am Mittwoch in ganz Norddeutsck)- land'erneut lebhafte Schauertätigkeit aus. Die in letzter Zeit weit südlich über Nord- und Ostsee verlagerte Zyklonen tätigkeit scheint mit dem ostwärtigen Abzug des Englandtiefs einen vorläufigen Abschluß zu fanden. Die bei Ostgrönland aufgespeicl-erten Kaltluftmassen icheinen mit ihrem Vorstoß, nur auf die Einebnung der Tiefdruck'inne zu warten. Mit dem Kaltluftstrom dürfte dann das Azorenhoch in Verbin dung mit dem Nnrdmeerhoch sich nach Mitteleuropa oor- schieben können. Es besteht dann Aussicht, daß ruhiges, be ständigeres, vorwiegend trockenes Wetter mit Nachtfrösten zum Frühling überleiten wird. Dr. A. K. Wetter für morgen: Veränderlich, im ganzen aber ziemlich heiter. Am Tage mild und höchstens^strichwcise ctwasHNiederschläge. Lebhafte südwestliche Winde. MkM,. —— ,