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gefiederte Schleiereule, die in Scheunen und Kirchtürmen, auf Dachböden und in Tauben schlägen wohnt. Ihren Namen hat sie von den weihen Gesichtsfedern, die als herzförmiger „Schleier" Stirn-, Augen- und Schnabelgegend umrahmen und dem Vogel etwas Geisterhaftes verleihen. Das übrige Gefieder hat einen zart hell- bis rostbraunen Ton, Brust und Rücken sind mit perlartigen dunklen oder weißen Flecken geziert (Perleule). Der schöne Vogel ist mit einer häßlichen Stimme begabt, man hört von ihm ein lautes Schnarchen, das zugestandenermaßen etwas unheimlich klingt. Aber was bedeutet dieser kleine Schönheitsfehler gegen die über ragende Nützlichkeit der Schleiereule I Man fand in 350 Gewöllen die Reste von 1064 Mäusen, 12 Sperlingen, 2 anderen Vögeln und 7 Fleder mäusen. — Wenn man die Schleiereule am Tage auf ihrem Ruhesitz überrascht, so empfängt sie einem mit komischen Verlegcnhcitsverbeugungen, sie wiegt den Körper hin und her, schneide! Gesichter und knappt bedrohlich mi! dem Schnabel. Aus irgendeiner trockenen Unterlage legt sie ihre 4 bis 6 weißen Eier ab, die etwa ini April schlüpfen; die Jungen sind locker bedaunte, weiße Bälle, bei denen man kaum Schnabel und Augen sieht. Erst nach 7 bis 8 Wochen werden sie flug fähig, nicht selten sieht man im Hochsommer noch funge Schleiereulen. Wenn wir nun noch den winzigen, oft über sehenen Sperlingskauz unserer Gcbirgswälder und den Rauhfußkauz mit seinem langen, weichen, allen Wittcrungseinflüssen des Nordens trotzendem Gefieder erwähnen, haben wir die für Deutschland in Betracht kommenden Eulenarten alle auf- gczählt (seltene Wintergäste ausgenommen). Wir lernten Bögel kennen, die unsere Aufmerksamkeit und unseren Schutz verdienen, da sie sowohl interessant als auch nützlich sind. Selbst beim wehrhaften Uhu, der ab und ^u einen Hasen oder Fasan schlägt, überwiegt der Nutzen den jagd lichen Schaden. Und deshalb, und weil wir im neuen Deutschland uns wieder enger an die Natur anschlicßen, wieder mehr Ehrfurcht vor ihren Geschöpfen haben wollen, mögen die Zeiten endgültig vorbei sein, da inan arme Eulen mit ausgebreitcten Flügeln an Scheunen- Loren augenagelt sah. Jetzt stellt man Heureuter her! Von l)r. Rulcsen Alles Sinnen und Trachten ist bei der Heu- ernte daraus gerichtet, möglichst schnell, mög- lichst viel Heu aus der Gefahrenzone heraus und unter Dach oder auf Reuter zu bringen. Tech nische Hilfsmittel haben sich daher — obgleich Heuarbeit als leichte Arbeit gilt — recht rasch und recht umfangreich für diesen Zweck ein gebürgert. Auch auf der DLG-Ausstellung 1933 in Berlin waren einige recht beachtliche Neuerungen auf diesem Gebiet zu sehen. Neben Grasmähern, die man durch Verwen dung von in Oelbädern gekapselten Getrieben und Getrieben aus gehärtetem und geschliffe nem Edelstahl leichtzügiger zu machen suchte- find besonders die Gerät« zur Erleichterung der Bearbeitung und des Zusammenbringens des Heus sehr zu beachten. Di« schon länger bekannten kombinierten Heuwender und Schwadenrechen, die vorzügliche Arbeit leisten, sind von einzelnen Firmen dadurch noch viel- fettiger verwendbar gemacht worden, daß das mittlere Drittel der Zinken entfernt werden kann. Man ist dadurch in der Lage, zwei nebeneinander liegend« Schwaden gleichzeitig zu wenden, ohne befürchten zu müssen, ein zu dickes Schwad zu erhalten, das schwer trocknet. Die Verteilung des Heus auf der Wies« ist also seiner und gleichmäßiger. Sehr interessant ist auch ein Pferderechen („Hungerhark«"), der das Ablegen des zu- sammengeharkten Erntegutes sehr viel ein facher als bisher ermöglicht. Während man bei den bisher allein üblichen Pferderechen beim Ausheben di« Zinken völlig hochheben mutz, bis das Zusammengeharkte von den feststehenden Abstreifern aus der Rundung der Zinken hinausgestrichen wird, führen bei dieser Neukonstruktion di« Abstreisstangen beim Ausheben eine gegenläufige Bewegung aus. Di« Zinken brauchen alfo nur halb so hoch gehoben werden und — was das wichtigste ist — der Zeitraum für das Aushebcn wird wesentlich verkürzt. Während man, was be sonders beim Zusammenbarlien von Heu lästig ist, sonst stets hinter dem zusammen gekehrten Schwad oder Haufen eine größere Strecke hat, die nicht geharkt ist. weil die Rechenzinken noch in der Luft schwebien, ist diese Strecke jetzt wesentlich verkleinert wor den, weil sowohl das Aushebcn wie das H«r- unterfallen der Zinken erheblich kürzere Zeit beanspruchen. Das hat besondere Bedeutung, wenn man sich zum Aufreutern des Grases entschlossen hat und das angewclkte Gras daher an die Reuter heranschaffen muß. Das H«i auf dem Reuter ist so gut wie eine Tochter «unter der Haube und steht auf richtig gepackten Reutern ebenso sicher wi« in der Scheune. Man sollte sich, namentlich auf weit obliegen den Wiesen, daher nicht vor dein Aufmiiebn auch größerer Flächen scheuen. Die Gefahr, daß ein unzeitiger Regen die Arbeit von Tagen zunichte machen Kaun, ist dadurch sicher gebannt und die Mehrarbeit wirklich gering fügig, wenn man bedenkt, daß nach ein maligem Wenden und folgendem Reutern bis auf das gelegentliche Einfahren alle Arbeit auf dein betreffenden Stück erledigt ist. Als erst« Regel beim Reutern hat zu gelten: Je kleiner der Reuter, desto früher kann gereuten werden. Aus Heinzen kann mau das Gras unmittelbar nach dem Mähen auch in vollem Regen aufbrrngcn, auf sehr große Reuter (drei Stück je hh Hektar) erst nach drei Tagen nach mehrmaligem Wenden. Für einigermaßen normale Verhältnisse eignen sich daher am besten Reuter, die zwischen diesen beiden Extremen liegen, und zwar in erster Linie Schwedenreuter und die ver wandten Systeme oder Heuhütten, die zwar mehr Holz erfordern, sich aber sehr leicht auf stellen lassen und eine bessere Durchlüftung er möglichen als Dreibeinrcuter. Aus kleineren Drcibeinreutern, etwa bis 2,50 Meter Höhe, lassen sich sehr einfach Hütten Herstellen, wie sie die Abbildung zeigt. Diese Hütten lassen sich sehr rasch und leicht aufftelleu nehmen groß« Mengen Heu auf (fünf bis serP'je r'i Hektar -erf.^- derlich) und verbürgen gutes Trocknen und gute Qualität des Heues; außerdem ist das «v Packen von Hütten viel einfacher als das vvon Schwedenreutern, das richtig gelehrt und geübt werden muß. D7e Harrptfache bei der Heuarbeit aber ist, daß mau sich nicht auf Grundsätze versteift, etwa alles oder gar nichts rcutern zu wollen. Wenn die Sonne cs gut meint, kann man mitunter fein Heu schon cingefahren haben, wenn der Nachbar noch beim Reutern ist; man kann aber auch je nach Temperament traurig oder fluchend zwischen den vollständig durch- gercgnctcu Hcuhockcn stehen, während drüben auf den Reutern alles sicher geborgen steht. Auf allen sehr entfernten Wiesen aber, bei denen schon der Anmarsch der Arbeitskräfte eine erhebliche Aufwendung ist, ivird man saft stets besser sortkommcu, wenn man sich zum Reutern entschliefst und nicht das Risiko auf sich nimmt, vier Tage lang dreißig Leute und fünf Gespanne täglich zweimal zwei Stunbcn spazicrenzufahren und schließlich zuschcn zu müssen, wie dieser ganze Aufwand durch Regen zunichte gemacht wird. Katzentyphus und Katzendiphtherie Von vr. Wieland Die auch als krupöse Darmentzündung be zeichnete Katzenseuche oder Katzcnkyphus be fällt meist junge Tiere. Sie tritt nicht nur im Ausland, sondern auch in Deutschland teils ver einzelt, teils seuchenhaft auf. Ihr Verlauf ist meist stürmisch und führt in wenigen Tagen zum Tode. Die Sterblichkeitsziffcr schwankt, sic kann in schweren Seuchengängen bis zu 80 Hf, betragen. Die Ursache ist noch dunkel. Man hat bisher verschiedene Erreger bei den einzelnen Seuchengängen gefunden, doch führen Verpe und Cristoforoni die Ursache auf ein siltrierbareS unsichtbares Virus (Gift) zurück. In den sezierten Katzen konnten auch Para- wphusbakteriyr nachgewiesen werden, die als Ncleitbakterie» eine wicktiae Rolle spielen. Es scheint alfo, daß die als Katzentyphus bezeichnete Seuche keinen einheitlichen Erreger hat. Sie zeichnet sich besonders durch eine schwere krupöse Darmentzündung und durch ihre leichte Übertragbarkeit arcS. Wie die Über tragung zustande kommt, ist allerdings noch nicht geklärt. Tie Senche tritt unter folgenden Erscheinungen auf: Tie Tiere verweigern jegliches Futter, sind träge und erbrechen ost; es bestehen Fieber, Speicheln und Durchfall mit stark stinkenden, teils schleimigen, teils blutigen, niit gelblich-rötlichen krrrpöscn Strängen durchsetzten Entleerungen. Die Katzen haben starkes Turstgefühl und sind sehr hinfällig. Die Extremitäten fühlen sich kalt an, und das anfängliche Fieber finkt selbst zur subnormalen Temperatur herab. Tie Tiere gehen unter schlaffüchtigcn Erscheinungen oder unter Krämpfen ein. Tie Katzcnbcsitzer glauben dann oft an eine Vergiftung. Eine Behandlung hat nnr Zweck, wenn sie sehr srühzeitig einsetzt; sie mnß in erster Linie auf die Erhaltung der Kräfte bedacht sein. Man halte die Tiere ruhig und warm rind gebe Nährklistiere. Auch sub- lütane Einspritzungen von physiologischer Koch salzlösung (20 bis ">0 eem) sind am Platze. Innerlich gebe man eine halbe Chinocarbon tablette in Wasser gelöst ein. Als Katzendiphtherie bezeichnet man eine aknt oder snbaknt verlaufende, ansteckende, nekroti sierende Ärtzündung der Schleimhaut der Mund höhle. besonders des Nackens mrd des Kehlkopfes.