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Erst arbeiten, dann ehren! Ministerpräsident von killinger in Neustadl Lie Grenzstadt Neustadt konnte jetzt den Ministerpräsi denten von Dillinger begrüßen und ihm durch Bürgermeister Dr. Hiesige als Ehrengeschenk eine handgctriebcne Kupfcr- kanne, die das Wappen der Familie von Killinger und der Stadt Neustadt trägt, überreichen lassen- Die Stadt Neustadt wolle mit diesem einfachen Geschenk dem Mann danken, der in Sachsens schwerster Notzeit mit der marxistischen Bolks- gefahr aufgeräumt habe. Ministerpräsident von Killinger dankte für das Ge schenk, das ihn herzlich erfreue. Wenn er damals die Ehren bürgerschaft von Neustadt wie in allen ähnlichen Fällen abgelehnt habe, dann vor allem deshalb, weil er kein Freund persönlicher Ehrungen und Vor schußlorbeeren sei. Wenn einmal auf seinen Grab- stein die Inschrift komme, er habe seine Pflicht getan, so sei das die höchste Ehrung. Wenn das gesamte Volk sich befleißige, das Werk des Führers zu vollenden, dann werde auch die Zeit wiederkommen, in der das Handwerk goldenen Boden habe. Viele könnten jetzt noch nicht begrei fen, was alles in Deutschland anders geworden sei. Früher habe sich das deutsche Volk den Schädel eingeschlagen um einiger Dutzend Dynastien willen; jetzt habe Deutschland den Klassenhaß und den liberalistischen Eigennutz überwunden. Bei der Begrüßung der SA- und Arbeitsdienstkolonnen betonte der Ministerpräsident, daß die ihm gewordene Ehrung nicht für ihn sondern sür die gesamte SA bestimmt sei; ohne die SA und ohne den Arbeiter wäre die national sozialistische Revolution nicht gelungen. Wer gegen den Nationalsozialismus angehe, der solle uns kennen lernen; wir wollen nichts für uns sondern alles für das Volk. KSndismsrfchittz im sächsischen Steiu- lolllenbergbau Der Bergbauliche Verein in Zwickau hat den angeschlos senen Steinkohlenbergwerken empfohlen, zum Ausdruck der Betriebsverbundenheit denjenigen Arbeitnehmern, die fünf Jahre ununterbrochen dem Bergwerk angehört haben, eine monatliche und den übrigen Arbeitern eine vierzehntägige Kündigungsfrist einzuräumen. Dies ist für die Arbeiter umso wichtiger, als im Gegensatz zu anderen Kohlenrevieren im sächsischen Steinkohlenbergbau von jeher eine enlfristeke Kündigung bestand, d. h. der Arbeitsvertrag von beiden Sei ten ohne besondere Kündigung gelöst werden konnte. Nur Wertarbeit fördert Anfuhr Mangel an Zach- und Spezialarbeitern in der sächsischen Textilindustrie Wie bereits kurz gemeldet, stattete Wirtschaftsminister Lenk den Fachschulen für die Textilindustrie in Chemnitz, Plauen, Reichenbach und Schneeberg einen Besuch ab. Der Zweck dieser Besuche war, festzustellen, ob die genannten Schulen geeignet und in der Lage sind, den notwendigen Ersatz an hochwertigen Arbeitskräften für die sächsische Tex tilindustrie zu stellen. Minister Lenk ist sich seit langem dar über klar, daß nur die Wertarbeit zu einer Förderung der Ausfuhr führen kann, und daß die deutsche Industrie sich Jetzt Regierung Doumergue Dem mit der Neubildung der französischen Negierung beauftragten früheren Präsidenten der Republik, Gaston Doumergue, wurden bei seiner Ankunft in Paris von der Be völkerung herzliche Ovationen dargebracht. Doumergue be gab sich sofort ins Llysse zu einer Aussprache mil dem Staatspräsidenten. Kurze Zeit darauf wurde amtlich mit- geteilt. daß Doumergue den ihm übertragenen Auftrag end gültig angenommen habe. ! Aus den Aeußerungen Doumergues geht hervor, daß er mit allen Kräften bemüht ist, ein starkes Kabinett aus Parteiführern und ehemaligen Ministerpräsidenten zu schaf fen, dem das Parlament wenigstens für die zu der Her stellung der Ruhe und Ordnung im Innern und zur Ver abschiedung des Haushaltes notwendige Zeit freie Hand geben soll. Die Aufnahme der Betrauung Doumergues in Parlamentskreisen und in der Presse ist so freundlich, daß man allgemein an eine schnelle Lösung der Regierungskrise glaubt. Lediglich die radikale Linke bekämpft aufs schärfste Doumergue und wirft Daladier vor, daß er die Macht der Rechten in die Hände gespielt habe. Weiter wird berichtet, daß Präsident Lebrun den neuen Ministerpräsidenten mit außerordentlichen Vollmachten aus- stakten werde, und zwar wolle er ihm die Möglichkeit ein- 2er Retter in der Not? Als Nachfolger Daladiers hat der frühere Präsident der französischen Republik, Gaston Doumergue, die Neubildung der französischen Negierung übernommen. , räumen, gegevenfalls auch ohne und gegen die Kammer zu regieren. Wenn nach einigen Monaten eine allgemeine Be- s ruhigung eingetrelen sei, wolle Doumergue die Auslösung ! der jetzigen Sammer verlangen, um Neuwahlen auszu schreiben. Unterdessen fordern sowohl die Kommunisten als auch die Arbeiterverbände ihre Anhänger zu neuen Demonstra tionen und zu einem 24stündigen Proteststreik am kommen den Montag auf. Der im Exil lebende Anwärter auf den Thron von Frankreich, der H e rz o g o o n G u i se, ver öffentlicht in der „Action francaise^ einen Aufruf, in der er erklärt, die Stunde sei gekommen, dem monarchistischen Grundsatz bejzutreten, auf dem die Größe Frankreichs be- i ruhe, und jahrhundertelang gedauert habe. Jetzt sehe Frank reich, wohin cs 60 Jahre republikanischer Herrschaft und Par teiwirtschaft geführt hätten. Die Opfer der zweiten Nacht Nach den Angaben der pariser Zeitungen sollen bei den zahlreichen Zusammenstößen in der letzten Nacht wieder vier Menschen ums Leben gekommen sein, 200 Personen seien verletzt und 300 verhaftet worden. Wie es heißt, sollen die Zusammenstöße in der Nacht auf Donnerstag kaum politischen Charakter gehabt haben. Dunkle Elemente hätten die allgemeine Erregung ausgenutzt, um zu plündern, zu zerstören und zu verbrennen, was ihnen in die Hände fiel. Unzählige GesctMe seien geplündert wor den, und jedesmal hätten die Banditen die Polizei mit Ne volverschüssen empfangen. Das Gesindel sei sogar soweit gegangen, harmlose Kraftfahrer festzuhalten, uin von ihnen Lösegelder bis zu 1000 Francs zu erpressen. Der Polizei präfekt hat Verkauf von Waffen verboten, und die Waffen geschäfte hatten zumeist völlig geschlossen. ' Gaston Doumergue ist am 1. August 1863 geboren. Rach Ab schluß des juristischen Studiums wurde er Rechtsanwalt in Rimes. Er war als Richter in Cochinchina und Algerien tätig. Im Jahre 1893 wurde er zum ersten Male zum Abgeordneten gewählt. In den Jahren 1905/06 leitete er das Kolonialministerium. Nachdem «Doumergue dann ein Jahr lang Vizepräsident der Kammer ge- wesen war, trat er in die Negierung ein und war 1906/07 Han- idelsminister, 1909/10 Unterrichtsmimster. Im Jahre 1910 wurde «Doumergue dann zum Senator gewählt. 1913/11 war er erst «Ministerpräsident, dann Außenminister und anschließend daran drei Jahre lang Kolonialminister. Als die Neuwahlen 1924 zur Niederlage des nationalen Blocks gegen das Linkskartell jährten und Poincare als Ministerpräsident und Millerand als Präsident der Republik zurücktraten, wurde Doumergue am 13. Juni 1924 Präsident der Republik, und zwar als neutraler Kandidat zwischen der Mehrheit und der Minderheit. Er bekleidete sein Amt die vor- ! geschriebenen sieben Jahre und hat sich seit dieser Zeit >n- m-«. svatleben zurückgezo nur durch einen Leistungsvorsprung ihre alte Stellung M der Weltwirtschaft zurückerobern kann. Unter diesem Gesichtspunkt ist natürlich auch die Frage der Ausbildung einer genügenden Anzahl besonders tüch tiger Fach- und Spezialarbeiter von ausschlaggebender Be deutung. Leider sieht es nur zur Zeit auf diesem Gebiet nicht besonders günstig aus. Durch die zum Teil jahrelange Arbeitslosigkeit sind viele alte Textilarbeiter für ihren Be ¬ ruf zum Teil untüchtig geworden. Besonders bedenklich ist aber, daß kein genügender Nachwuchs an gutvorbereiteten Textilarbeitern vorhanden ist. Viele Jugendliche haben die langwierige Ausbildung zum gelernten Textilarbeiter ge scheut, zumal sie in diesem Beruf nach ihrer Ausbildung kaum auf eine Stellung rechnen konnten und sind von der Schule weg als ungelernte Arbeiter erwerbslos geworden. Es war der Fehler einer ziel- und planlosen Reaierunas- Fortsetzung.) Lore stand. Plötzlich fühlte sie die nassen Kleider^ schauerte, trotz der Wärme der Luft, zusammen. „Oh ... ich friere ..." „Würde Ihnen gar nichts schaden, wenn Sie einen tüchtigen Schnupfen bekämen", grollte der Koltauer. „Müßten für Ihre Dummheit ordentlich bestraft werden. Ich an Graf Altenbergs Stelle hätte Sie ruhig noch ein wenig länger im Wasser zappeln lassen, damit Sie gründ lich von solchen Faxen kuriert würden." Das war ja ein netter Grobian, der Vetter Koltau! Es war vielleicht gut, daß sie und Regina nie hierher ge kommen waren. Sehr gastfreundlich wären sie wohl nicht ausgenommen worden von diesem Menschenfeind. Plötzlich fühlte sie, daß zwei behutsame Hände -eine Jacke um sie legten, und sie hörte die Stimme des Alten bergers: „So, damit Sie sich nicht zu sehr erkälten und der menschenfreundliche Wunsch meines Nachbar Koltau nicht allzu heftig in Erfüllung geht. Das Wasser ist noch ver teufelt kalt im Mai. Und jetzt wollen wir so schnell als möglich gehen, dann sind wir in fünf Minuten drüben im Schloß Altenberg, das mir gehört und wohin ich Sie bringen werde." Für einen Augenblick vergaß Lore, wo sie war. Um ihren Mund zuckte ein Lächelst, ein kleiner, koketter Blick flog zu Rudolf von Altenberg hinüber. Der Mann gefiel ihr, das wußte sie schon jetzt. Der Graf bemerkte nichts von diesem Blick, Wohl aber der scharf beobachtende Kol tauer, der mit einem Schlag mißtrauisch wurde. Was war das mit diesem Mädchen? Und mit diesem Selbstz Mordversuch? Hatte das etwas zu bedeuten? Gerade, als sich die drei in Bewegung setzen wollte»; schrie Lore auf: „Mein Koffer... um Gottes willen ... da drüben steht er, am Steg ..." Altenberg hatte schon Lores Arm ergriffen. Deshalö bat er Koltau, den Koffer herüberzuholen. Die beiden waren einen Augenblick allein. „Warum haben Sie das nur getan, Kind?" fragte Graf Altenberg leise. „Ja ... ich weiß nicht, es kam so über mich! Ich bin so allein ... aber ich werde es nie mehr versuchen ... ich verspreche es Ihnen." „Das ist schön, wenn Sie mir das versprechen. Ich nehme Sie beim Wort, und ich meinerseits verspreche Ihnen, daß ich Sie nicht im Stich lassen werde. Sie dürfen in mir einen Freund sehen, auf den Sie sich verlassest und dem Sie restlos vertrauen können." „Oh!" Lore war ganz rot geworden und blickte ver legen zur Seite. Dieser Mann hier gefiel ihr, gefiel ihr ausgezeichnet. Darüber war sie sich jetzt schon klar. Und trotzdem — sie mußte die Komödie zu Ende-führen. j Gerade kam der Koltauer zurück, mit ihrem Köfferchen: „Uebrigens", sagte er, „cs fiel mir unterwegs ein wie heißen Sie eigentlich?" „Lore Siebcnhühner." „Soll das jetzt Scherz sein oder Ernst?" fragte Koltau zweifelnd. Lore tat beleidigt. „Wollen Sic sich über meineir Namen lustig machen? Natürlich ist es Ernst. Ich heiße eben so!" „Pardon! Aber — ich traue Ihnen allerhand zu!" « „Erlauben Sie, Herr Baron! Ich bin keine Lügnerin!^ „Lügnerin! So harte Worte will ich auch gar nicht gebrauchen. Aber — daß Ihnen der Schalk in den Augen -sitzt, das läßt sich sicher nicht leugnen." Lore wurde rot. Vor dem Koltauer Vetter mußte man «sich in acht nehmen, mußte vor ihm ordentlich auf der Hut sein, daß er einem keinen Strich durch die Rechnung t machte. > Jetzt fror sie mit einem Male. Ein leichtes Beben ging durch ihren Körper. Altenberg bemerkte cs. „Gleich sind wir da, kleines Fräulein! Gleich werden Sie erlöst sein!" Die wenigen Minuten zum Schloß wurden Leonore wirklich schwer. Der Geruch der »asten Kleider bereitete ihr Uebelkeit; sic spürte die Kälte in allen Gliedern. Eine « Schwäche überkam sie, als sie vor dem Schloßtor standen. !Sie schloß für einen Augenblick die Augen. Graf Altenberg sah es, legte fürsorglich die Arme um j sie. Wie schön das war, dachte Leonore. Sie wollte das j ! Vergnügen noch länger genießen und spielte aufs neue die j Ohnmächtige. Innerlich freute sie sich, wie gut sie zu «schauspielern verstand. Das ging großartig, das alles. Plötzlich hörte sie eine Helle Stimme, die laut trom- «pctete. „Ach, du guter Himmel, was ist denn da passiert? Und auch Sie sind ganz naß, Herr Graf?" „Es ist ein kleines Malheur geschehen, Fräulein Gundula. Wir wollen das Fräulein zunächst hinlegen, bis das Bad fertig ist. Und dann", fuhr der Graf fort, während man Leonore auf das Ruhebett legte, „stelle» Sie j erst mal keine Fragen, Fräulein Gundel! Das ist, glaube j ich, ein unglückliches Menschenkind, dem wir erst mal Helsen müssen." „Ach, du lieber Gott! Seien Sie ganz unbesorgt, Herr Graf! Ich werde mich schon des Mädchens annchmen. So ein hübsches Ding! Na, ich richte gleich alles, bin bald wieder da." Dann war cs still. Nichts rührte sich mehr. War sie allein? Leonore schlug die Augen für einen Augenblick voll auf, mn sic erschreckt wieder zu schließen. Rudolf von Altenberg stand vor ihr, schaute sie un verwandt an; mitten hineingesehen hatte sie in seine Augen. Ein jähes Herzklopfen überfiel sie. Hastig be- wegte sie sich, machte die Augen wieder auf. „Bleiben Sie ruhig liegen, Fräulein Lore! Sie haben sicher etwas abbekommen. Ich fürchte — eine starke Er kältung — ich werde den Arzt kommen lassen." Leonore antwortete nicht. Wie er ihren Namen aus gesprochen hatte — wunderschön war das gewesen! Und j dabei glaubte er an diese Leonore Sicbenhühner. Wenn er wüßte... Na, was Schönes hatte sic sich da eingebrockl. ' Altenberg nahm ihre Hände. „Ganz heiße Hände haben Sic. Aber warten Sie, das Bad wird gleich fertig sein." Leonore hörte draußen die Stimme des Koltauers. Gleich darauf auch die laute des Fränlenrs Gundula. Beide traten zusammen ein. " „So, das Bad ist fertig!" Gundula und der Graf halsen Leonore beim Aufstehcn. > Dann faßte Fräulein Gundula sie unter, führte sic hinaus. Gleich darauf saß Leonore in der Badewanne. Das § warme Wasser tat ihr Wohl — sie rührte sich nicht; auch dann nicht, als sie die Tür im Nebenzimmer gehen hörte. ! „So, Rudolf, nun ziehen Sie sich erst mal um, daß Sie aus den nassen Kleidern hcraustommen! Ich leiste Ihnen ' solange noch Gesellschaft. Und eines will ich Ihnen sagen, unsere alte Freundschaft erlaubt das: Nehmen Sie sich «vor der kleinen Hexe in acht. Das Mädel ist ei» Racker, «das dürfen Sie mir glauben; sic hat cs faustdick hinter «den Ohren." ! „Unsinn, Viktor! Sie wissen doch, wie ich zu den ! Frauen stehe. Bisher ist es noch keiner gelungen, mich zu i kapern. Außerdem — ich bin ja gebunden. Wenn mich auch weiter nichts an Ihre Kusine fesselt als die dumme Kinderverlobung. Aber — ein Altenberg hält sein ge- gcbencs Wort, unter allen Umständen." „Recht so, Rudolf! Also brauche ich mir keine weiteren Gedanken zu machen wegen des Schmetterlings, der j Ihnen da ins Haus gegaukelt ist?" „Aber, Viktor...I" „Sie sind ein prächtiger Mensch, Rudolf! Und Sie ! wissen, wie gut ich cs mit Ihnen meine. Es würde mir ! leid tun, wenn Sie sich verplemperten mit dieser hübschen Kröte. Denn hübsch ist sie, verteufelt hübsch, das muß man ihr lasten. Sie könnte beinah mich alten Knacker reizen. Aber — wie gesagt, ein bißchen Vergnügen, sehr schön; heiraten — nee, da lasse ich lieber die Hände davon." „Viktor... ich bin erstaunt ...!" lForstebllng folgt.)