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Beilage zur „Weißrritz -Teilung" Sonnabend, am 3. Februar 1934 Nr. 29 100. Jahrgang Vie ergänzende Musik zu vem Syatespearejchcn Spiel. Dttl Kompositionen „Paulus" und „Elias" haben ihm die oe» diente Bezeichnung als „erstem Oraturienkomponisten des! 19. Jahrhunderts" eingetragen. Auf Wunsch König Fried rich Wilhelms IV. komponierte er Chöre zur „Antigone", die wie jene zu dem anderen Sophokles-Drama „Oedipus", dis neuzeitliche Chor-Ballade begründeten. Die „Lieder ohns Worte" sind bahnbrechende musikalische Lyrik geworden. Mendelssohns Sinfonien, Motetten und seine Kammermusik ersetzen überreich die bescheidenere Leistung auf dem Ge biete der Oper und des Singspiels. — Was uns aber diesen Tonmeister so besonders wert macht, ist die musikalische Be handlung deutscher Lieder! Eine Fülle von solchen — unter ihnen und neben ihnen zahlreiche Männerchöre — hat er uns hinterlassen. „Es ist bestimmt in Gottes Rat" von Feuchtersleben, „Nun zuguterletzt" von Hoffmann von Fal lersleben werden ununterbrochen seit ihrer Entstehung bei! ernsten Gelegenheiten gesungen. Bor allem aber hat dey junge Komponist ein gar feines Ohr für die Natur gehabt! und sich deshalb zu einem seiner Lieblingspoeten den Wal-- desdichter Eichendorfs erwählt. Es gibt — gottlob! — kein deutsches Kind, das nicht die herrliche Schöpfung dieser beiden Künstler kennenlerntep „Wer hat dich, du schöner Wald, aufgebaut so hoch da droben!" Viel gesungen wurde Eichendorffs „Nachtlied" in Konzern ten; bekannt in allen deutschen Schulen ist das herzbakt-- k^öhliche „Der Frühling naht mit Brausen, ; er rüstet sich zur Tat!" Von besonderer Wucht, gepaart mit Innigkeit, ist die Ver tonung eines der schönsten Eichendorff-Lieder „O Täler weit, o Höhen!" Ein Eichendorffsches Liedwort wählte sich der junge vollen dete Meister für sein Grab, in das man seine irdische Hülle: vor dem Halleschen Tore in Berlin — er starb in Leipzig — leate. Diese Worte lauten: „Gedanken gehn und Lieder fort bis ins Himmelreich!" — bung des Sohnes gründlich durch erste Künstler hatten prü fen lassen. Brahms wie Mendelssohn-Bartholdy bieten beste Beispiele dafür, daß weder Armut noch Reichtum den Sie geslauf eines Ernsthaft strebenden Genies fördern oder hem men kann, sondern daß ausschlaggebend letzten Endes immer die Persönlichkeit bleibt. Theodor Fontane hat diele Erfah rung in die bleibend gültigen Worte gefaßt: „Gaben! Wer hätte sie nicht?! Talente, Spielzeug für Kinder! Erst der Ernst macht den Mann! Erst der Fleiß das Genie!" Fleiß und Ernst haben Felix Mendelssoyn, oas zarte, schwächliche Kind, die ersten Erfolge bereits im neunten Lebensjahre als Klavierspieler vor der Oeffentlichkeit ern ten lassen, und sie haben — unterstützt von einem herrlichen Idealismus! — ihn bis zum frühen Tode im 39. Lebens jahre gefördert, — gefördert zu einer Höhe der Leistung und einer Anerkennung der Mitwelt, die selten nur Künst lern bei Lebzeiten vergönnt ist. Zu den Höhepunkten in seinem zu kurzen Dasein gehör ten die Tage, an denen er als Knabe und dann nochmals als Jüngling dem greisen Goethe — durch Zelter eingeführt — vorspielen durfte. Er entzückte nicht nur den Dichterfür sten höchlichst, sondern es gelang dem Jungen sogar, jenen würdigen selbstbewußten Altmeister von der bisher verkann ten Bedeutung Beethovens und Schuberts zu überzeugen. Von Mendelssohns äußeren Erfolgen sei nur kurz seine Aufnahme in England, wo man ihn als Nachfolger Haydn's feierte, erwähnt, sodann seine Stellung als städti scher Musikdirektor in Düsseldorf, seine Tätigkeit in Leipzig, die durch Mendelssohns Leitung die Gewandhauskonzerte weltberühmt machte, und seine Berufung nach Berlin als Kgl. Generalmusikdirektor. Viel wichtiger aber ist für den Schaffenden die Tatsache, daß seine Mitwelt ihn liebte, ehrte und verstand, und daß solcher Ruhm ihm bis in die Gegen wart erhalten blieb. Dieses Werk seines begrenzten Erdenlebens kann nicht mit wenigen Gedenkworten umrissen und gewürdigt wer den. Es mögen nur einige Hauptstücke desselben heraus gegriffen sein. Die „Sommernachtsouvertüre" schrieb Men delssohn als Siebzehnjähriger. Fünfzehn Jahre später folgte «t» Mathematiker md -13 Duelle Der Nater des Begründers der nichteuklidischen Geo metrie — selbst ein bedeutender Mathematiker — Johann Bolyai, war nicht nur Gelehrter sondern auch Offizier und durchaus ein kriegerischer. In einer Garnison forderten ihn einmal 13 Kavatterieossiziere. Er nahm die Forderungen an unter der Bedingung, daß es ihm gestattet werd«, nach je zwei Duellen ein Stück auf der Violine zu spielen. Er blieb Sieger über alle. — Auch der, groß« Astronom Tycho Brahe war als Student kein Spielverderber. Man. berich tet, daß er von einer R«is«, die ihn von Leipzig nach Witten berg und Rostock führte, mit einer silbernen Nase zurück gekommen sei, die wohl kaum von seinen astronomischen Studien herrührte. Immerhin rühmten die 1788 erschiene- nen „Nachrichten von dem Leben und Erfindungen berühm ter Mathematiker*, daß er seine nächtliche Zeit, „welche sonst von jungen Leuten oft zur Beobachtung der irdischen Venus benutzt wird", wenigstens soweit der himmlischen Venus gewidmet habe, ,/daß seine Nachtwachen mehr gute als böse Folgen hatten*. Der Vertoner EiKendorMer Liede« Zum 125. Geburtstage Felix Mendelssohn-Bartholdy s. Von Werner Lenz. Hamburg kann sich dessen rühmen, die Geburtsstadt zweier Komponisten zu sein, die — in vorderster Linie schaf fend und kämpfend — dem 19. Jahrhundert ihr musikali sches Gepräge gegeben haben: Johannes Brahms und Felix Mendelssohn-Bartholdy. Während Brahms, aus beschei densten Verhältnissen stammend, sich wirtschaftlich durch ringen mußte, bis er von Geldsorgen unbehindert in sein Alter hinein schaffen tonnte, war dem jungen Talente Men delssohns der Weg zur geliebten Kunst von vermögenden Eltern vorsorglich geebnet worden, nachdem sie die Beaa- Doms. — 10.05: Wettervorhersage. — 11.00: Brot und Wein. Alltag und Fest. — 11.30: Aus Leipzig: Mit Fried und Freud ich fahr dahin. Kantate von Joh. Seb. Bach. — 12.00: Aus Hamburg. Gott grüß' die Zunst! Orchester-Konzert. — 14.00: Ein beschauliches Stündchen. — 14.25: Märchen. — 14.40: Ge danken zu einer deutschen Werkfeier. — 15.00: Mit Kindern ins Museum. — 15.15: Ferien und Feiertage der Jugend. — 16.00: Aus Königsberg: Feierabendmusik. — 18.00: Meister des länd lichen Bildes. — 18.15: Oie Gau-Rundsunk-Abteilung für dis Opfer des Krieges und der Arbeit. — 18.30: Unterhaltungsmusik. — 19.25: Bilder vom Vierer-Bobrennen in Schierke. Bericht mit Ergebnissen vom Eisschießen in Braunlage. — 19.45: Sportnach richten. — 20.00: Losung. — 20.05: Frau Musica. — 22.00: Wetter-, Tages- und Sportnachrichten. — 22.30—24.00: Laien musizieren. Königswusterhausei. 6.15—6.35: Berliner Progr. — 8.00: Stunde der Scholle. —< 8.55—10.05: Berliner Progr. — 11.00: Von deutscher Art und Kunst. — 11.15r Deutscher Seewetterbericht. — 11.30: Berliner Progr. — 12.00: Glückwünsche und Veranstaltung der Funk dienst GmbH. — 12.55: Zeitzeichen der Deutschen Seewarte. — 13.00: Fortsetzung der Uebertragung. — 14.00: Kinderliedersingen. — 14.30: Kinderfunkspiele. — 15.15: Eine Viertelstunde Schach. — 15.30: Stimme und Gesicht der Schallplatte seit 1900. — 16.00: Unterhaltungskonzert. — In der Pause um 16.30: Abschied von der Grünen Woche. — 16.45: Fortsetzung des Unterhaltungskon zertes. — 17.45: Die Rundfunkabteilung des Gaues Groß-Berlin verteilt aus der Goebbels-Spende 200 Radiogeräte an die Opfer des Krieges und der Arbeit. — 18.00: An die junge Front der Arbeit. Es sprechen Dr. Ley und Karl Eerss. „Jugend ist Reoo- lution", eine Hörfolge. — 19.00: Stunde des Landes. — 1S.50: Sport des Sonntags. — 20.00: Aus Stuttgart: „Wie einst im Mai." Nach der gleichnamtgen Posse. — 22.00: Berliner Progr. — 22.45: Deutscher Seewetterbericht. — 23.00—0.30: Aus Mün chen: Nachtkonzert. W« Täglich wiederkehrende Darbietungen. 6.30 Funkgymnnstik; 6,45 Schallplattenkonzert: 7,>5 Losung, Tagesnochnchlen und Zeitangabe: 7,25 Nachrichten ans Mittel- aeutichland: 7.35 Frühkonzert; 9.00 Funkgymnastik für Haus frauen: 9,20 Lokale Tagesnachrichten: 10,45 Werbenachrichten der Reichspoft : 11,50, 13,15 und 14.00 Tagesnachrichten und Zeitan gabe: 14.45 und 18,45 Wirlschastsnachrichten; 20,00 Kurzbericht vom Tage. Berlin — Stettin — Magdeburg. V.1S: Junkgymnastik. — 6.30: Zuspruch. — 6.35: Irühkov- zert (Einlage: Tagesnachrichten). — 8.15: Junkgymnastik. — 10.00: Wetter- und Tagesnachrichten. — 10.10: Bericht über die Kleinhandelspreise der wichtigsten Lebensmittel In der Berliner Zentralmarkthalle. — 11.25: Tendenzbericht der Berliner Vor- oürse. — 11.30: Mitkagskonzerl. — 13.00! Schallplattenkonzert. — 13.20: Au» Hamburg: Musikalische Kurzweil. — 14.15: Wet ter- und Tagesnachrichten, Wasserslände. — 14.35: Iortjehung der Schallplattenkonzerts. — 15.00: Tendenzbericht der Berliner Börse und Landwirtschastsbörse. — 22.00: Wetter-, Tages- und Sportnachrichten (außer Sonntag). Königswusterhausen. 0.00: Wetterbericht für die Landwirtschaft und Wiederholung der wichtigsten Abendnachrichten. — 6.15: Junkgymnastik. — 6.30: Wiederholung de» Wetterberichts, anschließend: Iage»spruch. — 6.35: Irtihkonzert. - 8.00: Sperrzeit. - 8.45: Gymnastik für die Irau. — 10.00: Neueste Nachrichten. — 11.15: Deutscher See- welterberich«. — 12.00: Wetterbericht, anschließend: Schallplatten konzert und Wiederholung des Wetterberichts. — 12.55: Zeit- reichen der Deutschen See warte. — 13.00: Sperrzeit. — 13.45: Neueste Nachrichten. — 14.00: Konzert. — 15.30: Wetter- und Börsenberichte. — 18.00: Da» Gedicht. — 18.50: Wetterbericht und Kurzbericht de» Drahtlosen Dienstes. — 20.00: Sernspruch. — 22.00: Wetter-, Tages- und Sportnachrichten. — 22 45: Deutscher Seewetterbericht (außer Sonntag). Sonntag. 4. Februar Leipzi g—D resden 6.35 Hamburger Hafenkonzert; 8,15 Neulandgewinnung und Podenverbesjcrung; 8,30 Chorkonzert der Nudoli-Hildebrand- Oberjchule; 9,00 Evangelische Morgenfeier,' 10,00 Das ewige »eich der Deutschen; 11.30 „Mit Fried und Freud fahr ich mhin". Kantate von Johann Sebastian Buch; 12,05 Standmusik «us der Feldherrnhalle; 13,00 Mittagskonzert; 14,35 Vollslie- >er; 15,15 Klaviermusik; 15,40 Liberalistische Mystik; 16,00 Un- lerhaltungsmusik; 17,00 Ländliche Volkstänze und Märsche; !8,00 An die junge Front der Arbeit; Staatsrat Dr. Ley und »er Vertreter der Reichsjugendsiihrung in der Neichssendeleitung Karl Cerss; „Jugend ist Revolution"; 19,00 Thüringer Skimei- iterschasten in Oberhof; Europa-Rodelmeisterschasten in Jlmen- ru; 19,20 Alte Tänze in neuer Form' 19,40 Sportberichte; 19,45 Paul-Lincke-Konzert; 20,45 Neuer Wiener Palawntsch; 20,55 Im Walzertakt; 22,30 Nachrichten; 23,10 Tanzmusik Berlin — Stettin — Magdeburg. 6.15: Funkgymnastik. — 6.35: Hamburger Hajenkonzcrt. — s.15: Zuspruch. — 8.20: Zwischen Land und Stadt. — 8.25: Musik am Morgen. (Schallplatten.) — 8.55: Morgenfeier. Ueber- lragung des Stundenglockenspiels der Potsdamer Garnisonkirche. Anschließend: Uebertragung des Glockenaeläuls des Berliner „Mit SaugiMe und FranseMeider..." „Rottweil ist ein Narren-Nest schon vor alter Zeit ge west" — so sagt man im Schwabenland, wenn von der Rottweiler „Fasnet" die Rede ist. In der Tat geht es zur Karnevalszeit in der teilweise noch heute von Mauern und Gräben umhegten alten Reichsstadt närrisch genug zu. Schon am Dreikönigstage beginnt der Karnevalstrubel, wenn der Narr sein „G'schell" rührt und die Fastnacht einläutet. Sei nen Höhepunkt aber erreicht der Karneval in den Tagen, die mit dem „Schmotzigen Donnerstag" (8. Februar) begin nen und mit dem Anbruch des Aschermittwoch enden. Wenn nach uraltem geheiligten Brauch der reichsstädtische Ausrufer am Fastnacht-Sonntag (11. Februar) die „Fasnet" feierlich oerkündet hat. dann rüstet sich ganz Rottweil zum „Narren- jprung". Am Rosenmontag früh geht's los. Da kommt zu Sen Klängen der Musik das „Brieler Rößle" einhergalop- piert. eine Pferdemaske, die von zwei Treibern an langen veilen ..bewegt" wird. Hinterher springen im Zweiviertel- takt auf den Zehenspitzen die „G'schellnarren", geleitet van dem Büttel der alten Narrenzunft und seiner Sauglocke; die „G'schellnarren" vollführen mit ihren etwa 40 Pfund schweren Glocken einen ohrenbetäubenden Lärm. Da schwingt sich an langem, mit einem Kalbsschwanz gezierten Sprung- tabe der „Federnhannes" einher, und auch der „Schaukle" im „Fransenkleidle" ist vertreten mit Sonnenschirm und Dreispitz. Das „Hu-Hu-Hu" der Narren aber klingt mit dem Geläute der Schellen, den Klängen der Musik, mit dem Ge sang der Kinder und dem Juchzen der Burschen und Mädchen »u ohrenbetäubendem Lärm zusammen. Und nicht eher endet das fröhliche Treiben, als bis der Aschermittwoch naht. Dann heißt es: .Narro kugelrund — d'Stadtleut sind wieder alle gesund!" ^O jerum, o jerum, d' Fasnet Hot a Loch." Montag, 5. Februar Leipzi g—D resden , 10,10 Schulfunk: „Zunge Dichter und die Gegenwart"; 12Mi Mittagskonzert; 13,25 Schallplattenkonzert; 14,25 Mar Dau- thendey: „Letzte Reise"; 14,45 Ruse in die Zeit; 14,50 Robert Schumann: Klavier. Violine und Violoncello; 15,20 Steuerrück blick aus das Jahr 1933; 16,00 Vesperkonzert; 18,10 Ein musi» kalisches Feierabendgefpräch; 19.00 „Karneval"; 20,20 Oester»: reich-Vortrag; 20,30 „Der Tulpenschwindel"; 21.40 Nach getaner^ Arbeit . . 22,20 Nachrichten, 22.45 Nachtmusik. Berlin — Stettin — Magdeburg. 9.00: Schulfunk. Eine Stunde bei jungen Bauhandwerkern. — 9.45: Hausfrau, hör' zul — 15.20: Klavier nud Moline. (Schallplatten.) — 16.00: Aus Königsberg: Ein Tag auf der Domäne Gutenfeld. — 16.30: Aus Königsberg: Feierabend-Suite. Von Arno Hufeld. (Uraufführung.) — 17.00: Aus Königsberg: Vom ehrbaren Kaufherrn und Handelsmann. — 18.00: Am Ka min. — 18.30: Die Funk-Stunde teilt mit... — 18.35: Zeit genossen: Werner Krauß. — 18.50: Losung. — 19.00: Stunde der Nation. Au» Leipzig: Karneval. Leipziger Sinfonie-Orchester. — 20.00: Nachrichtendienst. — 20.10: Aus Hamburg: Welthaseir im Werktag. — 22.20: Knurrhähne singen. — 22.50—24.00: Au» Hamburg: Tänze aus aller Welt. KSnigswusterhauser 9.00: Berliner Progr. — 9.40: Fröhlicher Kindergarten. —' 10.10: Schulfunk: Mit 1000 PS. durch den Aether. — 10.50: Schulfunk: Turn- Wd Sportstunde. — 11.30: Wanderpaß eines Tuchmachergesellen vor 100 Jahren. — 11.45: Zeitfunk. — 15.15: Für die Frau: Künstlerische Handarbeiten. — 15.45: Bücher stunde: Bücher, die der Arbeiter am Feierabend liest. — 16.00: Aus München: Besperkonzert. — 17.00: Friedrich Ludwig Jahn als politischer Erzieher. — 17.25: Ernste und heitere Lieber. — 18.05: Jugendsportstunde. — 18.2S: Unser Feierabend. — 19.00: Berliner Progr. — 20.10: Wie der Arbeiter am Abend dichtet! und singt. — 21.00: Unterhaltungsmusik. — 22.25: Der Sport der starten Männer. — 23.00—24.00: Aus Stuttgart: Ein lustige» Potpourri. Das SM Arbeitsreiche Tage lagen hinter mir. Viel Zukünftiges zvar durchdacht uns besprochen worden, neue Aufgabenge biete breiteten sich vor meiner Seele aus. Schlaf übermannte mich. Träumströme hoben und trugen mich ins Land des Unbegrenzten, aber irgendwo blieb ich erdhaft, segelte auf einem unbekannten Schiffe unbewußten Zielen entgegen. Jedoch auch diese Erkenntnis dämmerte unvermittelt und plötzlich herauf. Aus einem unerkennbaren Schiffsinnern trat ich ins Freie an Deck hinaus. Ich fühlte einen starken Wind gehen, ja ich hörte im Weiterschreiten auf Backbord jetzt sogar sein stärker werdendes Pfeifen und Tosen. Ich drückte den Hut fester ins Gesicht und blickte in eine mir zur Rechten lie gende Richtung, in der ick gefühlsgemäß den Zielkurs des Schiffes vermutete. Dort drohte ein Unwetter mit schwarz geballtem Wolkendickicht. Unwillkürlich trat ich ganz dicht an das Schiffsgeländer heran und sah ins Wasser hernieder, und jetzt bemerkte ich, Laß das stattliche Schiff mit einer Schnelligkeit segelte, die mich angesichts seiner Größe verwunderte. „Merkwürdig", dachte ich, „jetzt erst erkennst du, wie schnell das Schiff fährt! War es doch vordem, als stünde es still", und ich schloß sinnend die Augen. Da aber begann ich zu wanken. Ich fürchtete, den Halt zu verlieren, riß die ,Augen etwas gewaltsam weit auf und — starrte entgeistert in das Zimmer, in dem ich eingeschlafen war. Ein leiser Seufzer deckte die müden Lider wieder zu und ich sann von neuem: „Das Schiff, ja, es ist wohl das Leben selbst! Es trägt !uns Unwissende durch den Strom des Daseins. Sturm und Unwetter drohen, vorwärts eilen wir und wissen nicht, wie schnell! Wir wandeln im engbegrenzten Raum und ahnen die Untiefen nicht, über die uns Welle auf Welle schwebend hebt. Immer eilen wir fort, während wir glauben, stille zu stehen und zu säumen —" Paul Köppe-Weglander