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Beilage zur „Weitzeritz Leitung" Sonnabend, am 3. Februar 1934^ 100. Jahrgang Nr. 29 Pariser Ausflüchte ligt hat. * des neuen Bischoss von Berlin. oer St Hedwigs-KatheLralc wurde der neue Bischof van Berlin, Dr. Nikolaus Bares, feierlich inthronisiert. Un ter den Gästen bemerkte man als Vertreter der Neichsregic- runa Vizekanzler von Papen, ferner Ncichsoerkehrsminister Freiherr Eltz von Nübenach, Staatssekretär Stuckart vom preußischen "Kultusministerium. Ministerialdirektor Füger. Vertreter der Länder und der Kommunalbehörüen sowie der diplomatischen Vertretungen zahlreicher Staaten. In einer Ansprache mies der neue Bischof u. a. daraus hin. daß der Treue im Glauben die Treue zu Volk und Vaterland hinzugefügt werden müsse. Der Bischof sei geweiht als Volksbischos. im Volke stehend, weil vom Volke genommen, für das Volk bestimmt und verpflichtet für Volk und Vater land. Freudig bekenne er sich zu seiner Pflicht, einzutrc- ten für Staat und Obrigkeit. Auch die Gemeinde müsse sich ihrer Pflicht bewußt bleiben und ihrem Bischof folgen. Beim Verlassen der überfüllten Kathedrale wurde der Bischof von der draußen harrenden Gemeinde begrüßt. Beamte des amerikanischen Schatzamtes erklären die Wecivun^ des Dollars habe die europa, chen Kriegsschulden an Amerika um 40.94 v. H. vermindert * Der mandschurische Ministerpräsident ^klärte, daß die feierliche Krönung Puyis zum Kaiser von Mandfchukuo am 16. März stattfinden wird. Frankreich erklärt sich zu einer Abänderung des briti schen Planes in dem Sinne bereit, daß einer Herabsetzung der französischen Streitkräfte in den ersten Zähren zeitlich eine Umbildung der jetzt bestehenden deutschen Streitkräfte mit dem Ziele des einheitlichen Typs eines Verteidigungs- Heeres mit kurzer Dienstzeit und beschränkter Truppenzahl parallel läuft; d. h. der Personalbestände, die zur Verteidi gung des Mutterlandes bestimmt sind, hinsichtlich des Land kriegsmaterials will Frankreich vom Beginn des Abkom mens ab den gegenwärtigen Stand seiner Gesamtrüstungen nicht überschreiten und die Herstellung größerer Kaliber oder höherer Tonnengehalte, als sie allen Staaten gestattet sind, verbieten. Gleichzeitig wäre die Amvcmdung und Klarstellung einer aus alle Staaten anwendbaren Kontrolle zu betreiben, die sich ans die Personalstärke wie auf die Herstellung oder Einfuhr von Kriegsmaterial erstrecken würde. Zn einem zweiten Slalom des Abkommens wäre die allmähliche Ab schaffung des über die festgesetzten qualitativen Grenzen hin- ansgeheuden Kriege Materials vorzuuehmen, ferner ebenso allmählich dis Steigerung der Zuteilung des erlaubten Kriegsmaterials an die den Militürbesiimmnngcn der Frie- densvc.krüge unterworfenen Staaten. (In dieser Forderung ist also die „Probezeit", wenn auch unausgesprochen, so doch praktisch, enthalten. Die Red.) Die französische Negierung ist bereit, dir heercsstärkcn, Kaliber und Tonnengehalte genau zu beziffern, meint aber, daß eine Verständigung zwischen Frankreich und Deutsch land zur Bestimmung dieser Zahlen allein nicht genügen könnet Schon fehl sei aber gesagt, daß Frankreich gern in Aussicht nehmen würde, das Kaliber der allen Staaten ge statteten beweglichen Geschütze aus 15 Zentimeter Herabzu selzen. hinsichtlich der Luftrüstungen erklärt sich Frankreich zum Verbot des Bombenabwurfs unter den in der Entschließung vom 23. Znli 1832 fcskaclegtcn Bedingungen bereit und würde bei einer allgemeinen Herabsetzung der Stärke der hauptsächlichsten Luftflotten und bei einer wirksamen Kon trolle der zivilen Luftfahrt und Ler Herstellung von Luft- fahrtmatcrial eine Herabsetzung seines jetzt in Dienst be findlichen Materials um 50 v. h. in Aussicht nehmen. Als Endziel sieht Frankreich immer noch die Abschaffung jeder nationalen und deren Ersetzung durch eine internationale Luftmachk. Das Aide-memoire polemisiert dann weiter gegen das angebliche Bestreben der Reichsregierung, bei den Unter handlungen von der Aufrüstung auszngehen, kritisiert das Ausscheiden Deutschlands aus der Abrüstungskonferenz und fügt bekannte Allgemeinbemerkungen über die Notwendigkeit einer allgemeinen Abrüstung hinzu. Die französische Regie rung würde es dennoch bedauern, wenn die diplomati schen Besprechungen, die die deutsche Negierung mehrfach gewünscht habe, nicht weitergeführt werden. Sie begrüßt ferner die Versicherung der Reichsregierung, daß sie' jederzeit bereit sei. etwa strittige Fragen zwischen Frankreich und Deutschland auf dem geeigneten Wege gütlich zu regeln, und erklärt, daß sie diese Gesinnung teile. Uebri- gens werde eine Prüfung der Fragen, vor denen Deutschland und Frankreich zur Zeit stehen — wo nun. nach dein Aus spruch des Reichskanzlers, zwischen unseren beiden Ländern keine territoriale Forderung mehr besteht— die deutsche Regierung schnell davon überzeugen, daß es sich meist nicht um französisch-deutsche, sondern um europäische Fragen han dele. In diesem Zusammenhang verweist das Aide me- moire zum Schluß noch einmal ausdrücklich auf den Völ kerbund als die Stelle, wo die Gleichberechtigung, die Deutschland so nachdrücklich fordere, ihre praktische Anwen dung finde. Veröffentlichung der deutschen Denkschrift Wie von unterrichteter Seite verlautet, wird die seiner zeit an den französischen Botschafter Francois-Poncet, über gebene Denkschrift der deutschen Regierung am So"-obend veröffentlicht werden. Frankreichs Aide-memoire Das „Aide-memoire der französischen Negierung zu den Forderungen Deutschlands hinsichtlich seiner militärischen Gleichberechtigung" ist nunmehr veröffentlicht worden. Ein leitend heißt cs, durch die dem französischen Botschafter gegebenen Erklärungen und Informalionen sei die franzö sische Regierung nunmehr in der Lage, sich zu den verschie denen Punkten die bisher zur Sprache gekommen seien, zu äußern. Die französische Negierung begrüßt die Bereitschaft Ser Reichsregierung, mit allen Nachbarn Nichtangriffspakte ab- zuschließen; diese wären nur insoweit zweckmäßig, als sie, ahne die in Kraft befindlichen Abkommen, namentlich aus dem Locarnovertrag, zu schmälern, neue Sicherheitsgarnn- ticn schaffen könnten, „durch die die Signatarstaalen gleich zeitig gegen jede Bedrohung ihrer äußeren Unabhängigkeit und gegen jeden Versuch der Einmischung in ihre inneren Angelegenheiten geschützt werden". Ebenso nimmt die sran- zösische Regierung mit Befriedigung zur Kenntnis, daß die Neichsregierung „wenigstens im-Prinzip" einer an Ort und Stelle vorzunehmenden automatischen und periodischen und in ihrer Gegenseitigkeit gleichen Kontrolle zustimme; sie möchte aber wissen, ob Deutschland den im Laufe der letzten Genfer Komitee-Arbeiten — „an denen Deutschland leider nicht teilgenommen hat" — in Aussicht genommenen Maß nahmen zustimmt. Neber einen besonders wichtigen Punkt müsse sich aber die französische Regierung in aller Offenheit aussprechen: „Im gleichen Augenblick, wo das Reich unter Bedingun gen, die die Regelung der gegenwärtigen Schwierigkeiten erleichtern sollten seinen guten Willen versichert, glaubt es, auf dcm Gebiet der Rüstungen ein Programm von Forde rungen aufstcllen zu sollen, das den Grundsätzen direkt zu- widerläuft, die die Genfer Konferenz, und zwar mit Zustim mung der deutschen Abordnung selbst, bisher anerkannt hat, und die in der Erklärung der Mächte vom 11. Dezember 1932, auf die die deutsche Negierung gern Bezug nimmt, ausdrücklich ins Auge gefaßt sind. „Aus den Angaben, der deutschen Regierung gehe nämlich nicht nur hervor, daß Deutschland die Erhöhung seiner ständigen Truppenzahl auf 300 000 Mann verlange, sondern auch, daß diese Zahl bei weitem noch nicht die Gesamtzahl der Streitkräfte darstellen sollte, über die Deutschland jederzeit verfügen könnte, ohne daß eine Mobilisierungsmaßnahme nötig märe. Denn cs komme die beträchtliche Zahl der Polizeikräftc hinzu, deren Charakter als mitärische Organisation in den früheren Kon ferenzarbeiten anerkannt sei und deren Abschaffung trotz der erheblichen Verstärkung der ständigen Personalbestände, die sich aus dem Programm der Neichsregierung ergäbe, nicht beabsichtigt zu werden scheine. Besonders seien hinzu zurechnen die militärischen Organisationen, die seit der Machtergreifung des jetzigen Regimes eine Entwicklung und einen Ausbau erfahren hätten, daß sie ein unumgängliches militärisches Problem darstellten. Das Aide memoire er klärt weiter, daß die Angehörigen dieser Formationen min destens zum großen Teil durch Reichswehrkadres ausgebildet, daß sie, wenn auch nicht alle ständig bewaffnet, mindestens in der Handhabung der Kriegswerk'zeuge ausgebildet seien, jederzeit zur Verfügung ihrer Führer stünden, jetzt auch Kraftfahrformationen, Kavallerie-Einheiten, ja Pioniertrup pen umfaßten und ihre Organisation und räumliche Vertei lung den Verhältnissen beim Heere genau nachgebildet seien. Die französische Regierung müsse deshalb darauf beharren, daß die Nichtberücksichtigung solcher Formationen bei der Berechnung der Personalbestände einen angemessenen Ver gleich zwischen den in Frage kommenden Streitkräften un möglich mache. Die französische Regierung stelle ferner fest, daß Lie deutsche Regierung auf dem Gebiete des Kriegsmate rials zu Lande und in der Luft eine bedeutende Aufrüstung sowohl in quantitativer wie qualitativer Hinsicht verlange. Die in der Erklärung vom 11. Dezember 1932 grundsätz lich anerkannte Gleichberechtigung fetze aber in ihrer prakti schen und gerechten Verwirklichung eine vorherige Anglei chung und Vereinheitlichung der Personalbestände voraus, und Deutschland vertrete selbst die Ansicht, daß mehrere Jahre hierzu nötig seien Die französische Regierung for dert schließlich eine klare Aeußerung über die Frage, von welchem Zeitpunkt an die Kontrolle wirksam werden soll. faßt werden. Zur Frage des Ausbaues der amerikanischen Kriegs flotte wurde erklärt, Amerika habe 1921 freiwillig den größten Teil seiner Kriegsflotte zerstört und jahrelang nicht einmal die Ersatzbauten ausgcfsthrt, die im Washingtoner und im Londoner Flottenpakt zur Erhaltung des Verhält nisses 5:5:3, England, Amerika, Japan, vorgesehen wa ren. Jetzt nahe die nächste Flottenkonferenz heran. Es bestche die Möglichkeit, daß der Vertrag nicht erneuert werde, oder daß das Verhältnis Amerika—England—Japan von Japan nicht mehr weitergeführt werde. England und Japan hätten im Rahmen der Flottenpakte ihre Kriegsflot ten ausgebaut und besäßen außerdem mehr Hilfskriegs schiffe als die Vereinigten Staaten. Es sei daher hohe Zeit, das Versäumte nachzuholen, damit beim Ablauf der gegen wärtigen Flottenpakte Amerika wenigstens einigermaßen, den Stand halte, den die Pakte ihm zugesprochen hätten tualion bedauert haben, die Frankreich zu dem Entschluß gebracht hätte, feine bereits so starke Rüstung noch weiter zu steigern. Sollte sich also eine Lösung finden lassen, die Deutschlands wünsche auf einen angemessenen Ausbau sei ner Landesverteidigung erfüllt und gleichzeitig Frankreich veranlaßt, seine Rüstung nicht zu vergrößern, so würde da» ln Washington nicht als Aufrüstung Deutschlands aufge Mer FMMomre Ms der MG erWoffen Potsdam, 3. Februar. Dem geheimnisvollen Verbrechen an dem Tischler Katt ner in Nowawes sind die Beamten der Staatspolizeistelle Potsdam, die sofort im Einvernehmen mit dem Geheimen Staatspolizeiamt die Ermittlungen aufnahmen, sehr bald auf die Spur gekommen. Schon jetzt ist festgestellt worden, daß der noch nicht gefaßte Mörder des Tischlers Kattner in Verbindung mit dem noch nicht restlos zerschlagenen kom munistischen Geheimapparat in Verbindung gestanden haben muß. Der ermordete Tischler Kattner war früher leitender Funktionär in der KPD. und ein naher Vertrauensmann Thälmanns. Auf Grund seiner bisher gemachten Aussa gen war er der Kronzeuge in dem bevorstehenden Hochver ratsprozeh gegen Thälmann; durch die Bekun dungen Kattners sollte erneut das hochver- ratslrelben der Kommunisten unter Beweis gestellt werden. Von kommunistischer Seite war Kattner wiederholt ausge fordert worden, nach Ruhland zu gehen. Kattner leistete diesem Besehl nicht Folge, well er befürchtete, in Ruhland ums Leben gebracht zu werden. Nunmehr beschloh der kom munistische Geheimapparal, Kattner durch Fememord zu beseitigen. Die illegale kommunistische Bezirksleitung Ber lin-Brandenburg hatte die Tat durch Rundschreiben, eine sogen, schwarze Liste, vorbereitet. In dieser schwarzen Liste wurde gegen Kattner und andere Kommunisten zu Ge walttätigkeiten aufgefordert. Im Zusammenhang mit den in Ler Sache geführten Ermittlungen sollten vier kommunistische Spitzenfunktionäre, Lie sich schon seit einiger Zeit in Haft befinden,, über die Art der Vorbereitung des Fememordes Auskunft geben. Aus diesem Grunde wurden diese vier Kommunisten von Berlin aus zur Staatspolizeistelle Potsdam zu Gegenüberstellungen unü Vernehmungen übergeführt. Auf dem Transport sprangen sie beim Passieren des sogen. Kilometerberges in Wannsee aus dem kraftwagen, der infolge der Glätte sehr langsam fahren mußte und ver suchten, im angrenzenden Waldgelände zu entkommen. Die Pollzeibeamlen nahmen sofort die Verfolgung der flüchten den Kommunisten auf. Als diese aus mehrmalige Halt-Ruse nicht standen, sondern ihrerseits gegen die Beamten mit Gewalt vorzugehen versuchten, feuerten diese in ihrer Be drängnis in pflichtgemäßem Ermessen aus ihren vienst- waffen auf die Kommunisten, die getroffen zu Boden sanken und bald nach dem Fluchtversuch an ihren Verletzungen starben. Lin kriminalassistent ist durch einen von einem kom- munisten erhaltenen Faustschlag im Gesicht erheblich ver- tcht. Bei den Erschossenen handelt es sich um die kom- munisten John Scheer, Erich Steinfurth, Luqen Schönhaar und Rudolf Schwarz. - nii» ko'mmmistischer Seite verüble Fememord zeigt ^e KPD. in ihren verbrechcri- Der Mcb^ ^te vor Morden nicht zurück'chreckt. "er war gerade im Begriff, der Polizei 3°^en auf dem Bülow-Platz zugeben "mordeten Polizeioffiziere Anlauf und Lenk an- Amerikas Meimmg „Angemessener Ausbau der deutschen Landesverteidigung keine Aufrüstung." Die amerikanische Regierung studiert mit großer Auf merksamkeit die inhaltliche Zusammenfassung der britischen Abrüstungsdenkschrift, die der britische Botschafter dem Außenminister Hull übergeben hat. Eine offizielle Stel lungnahme der Regierung wird abgelehnt, und zwar mit der Begründung, daß die von London und Rom ausgehen den Vorschläge mehr denn je erwiesen, daß es sich noch im mer um ein rein europäisches politisches Problem handele, um die Einigung zwischen dem deutschen und dem fran zösischen Standpunkt. Unter keinen Umständen wollen die Vereinigten Staaten sich in diese Dinge mischen, wenn sie auch dringend hoffen, daß die deutsche und die französische Negierung bald zu einem Kompromiß gelangen mochten. Offenbar als Wirkung der britischen und der italieni schen Stellungnahme ist eine gewisse Aenderung der bishe rigen starren ablehnenden Haltung der amerikanisäzen Re gierung gegenüber einem Ausbau der deutschen Rüstungen zu erkennen. Dem Vertreter des Deutschen Nachrichtenbüros wurde von zuständiger Seite erklärt, daß die Vereinigten Maten selbstverständlich keinerlei Interesse daran hätten, Deutschland wehrlos zu erhallen. Mao würde nur eine Si- Kurze Nottzeu rozowicz in einem persönlsthen Handschreiben seine herz liche Teilnahme ausgesprochen. -I- Aus Santiaao Le Chile wird gemeldet, daß der Senat s d-n LäZÄLch-- -i-nd-l-°-rtr»g -Mumm» ««M ,