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Beilage zur „Weiheritz -Leitung" Montag, am 29. Januar 1934 100. Jahrgang Nr. 24 Wettecho der Verständigung Tiefer Eindruck des deutsch-polnischen Abkommens. Die Nachricht von dem Abfchlusz des deutsch-polnischen Verständigungsabkommens hat in gan; Europa und dar- über hinaus allcrgrösztes Aufsehen erregt. B,s auf d.e Or gane der an schlechten deutsch-polnischen Beziehungen inter essierten Staaten oder Lliquen ist das Echo durchaus freund lich Ganz allgemein wird das Abkommen als bedeutender Fortschritt zur Sicherung des Weltfriedens begrüszl und sei ner großen Bedeutung gemäß gewürdigt. Das Verständigungsabkommen wird von der gesamten berliner Presse mit Freude und Genugtuung begrüßt. So weist L ,, V o lkische Beobachter" darauf hin, daß der Pakt mit Polen die Politik des Friedens und der offe nen Aussprache fortsetzt, die der Führer als sein außenpoli tisches Programm vor dem deutschen Volk und der Welt gekennzeichnet hat. Das nationalsozialistische Deutschland hat sich mit einem klaren Entschluß aus der vergifteten Atmosphäre der internationalen Diplomatie gelöst, und es ist eine mutige Tat, daß ebenso die polnische Negierung sich über alle Quertreibereien hinwegsetzte, um in direkter per sönlicher Aussprache den Weg der Annäherung zu finden, der in Genf immer wieder von interessierten Kräften ver stellt wurde. Die neue europäische Politik hat mit diesem Tag den ersten großen Erfolg errungen. Fn Warschau Hai oer Berliner Vertrag liefen Eindruck gemacht und große ! Befriedigung ausgelöst. In Regierungskreisen legt man der Einigung mit Deutschland um so größere Bedeutung bei, als das Abkommen weit über den üblichen Rahmen derartiger Abkommen hinausgehe und „Europa ein neues psychologi sches Gesicht" gebe. Es werde eine völlig neue Situation dadurch geschaffen, daß sich die zwei Staaken im Herzen Europas die Aufrechterhaltung des Friedens zusichern. Das offiziöse Organ „Gazeta Polska" erklärt u. a.: „Das neue Abkommen verpflichtet nicht nur moralisch son dern auch formell und läßt keinen Raum mehr für eine Aus legung, d. h. der Vertrag kann nur eingehalten oder gebro chen werden." Die Bestimmungen des Abkommens höben die deutsch-polnischen Beziehungen gleichsam aus dem Zu ständigkeitsbereich der verschiedenen bestehenden oder noch entstehenden überstaatlichen Organisationen heraus. Die Möglichkeit deutsch-polnischer Reibungen höre auf, Objekt des politischen Spiels derjenigen Kräfte zu sein, die offensichtlich darauf abzielten, den deutsch-polnischen Konflikt als Vermittlungsgelegenheil auszunuhen, um von der einen oder von der anderen Seile politische Vorteile für sich zu erlangen. Das führende Blatt des Deutschtums in Polen, die „Deutsche Rundschau in Polen", erklärt u. a.: „Der Weg zu neuen Ufern ist gebahnt. Der Zehn jahrespakt enthält genau so wie das Locarno-Abkommen die Versicherung, daß alle Fragen internationalen Charak ters, die beide Staaten berühren, in gegenseitigem Einver nehmen gelöst werden sollen. Dazu gehört bekanntlich auch die Frage der deutschen Minderheit in Polen. Wir erwar ten, daß sie schon am Beginn dieses Jahrzehnts der Ruhe, dem hoffentlich weitere Jahrzehnte folgen werden, in gerech ter Weise gelöst werden." Grune Woche LI« und Boden Grundlagen deutscher Zutunst In den Ausstellungshallen am Kaiserdamm in Berlin wurde die „Grüne Woche Berlin 1934", die Preisschau deut schen Bauerntums, in Anwesenheit zahlreicher Reichsminister und Vertreter des Diplomatischen Korps feierlich eröffnet. Trommelwirbel kündigte den Beginn der Feierlichkeit an. Dann sang der Arbeitsdienstchor das Lied des deutschen Bau ernstandes. Nach der Begrüßungsansprack)« des Staatskom missars Dr. Lippert und den Einführungsworten von Regierungsrat Karl Motz, dem Leiter der Hauptabteilung Werbung im Stabsamt des Reichsbauernführers, hielt Reichsminister Larrs I die Eröffnungsansprache, in der er u. a. ausführte: Die , „Grünen Wochen" der vergangenen Jahre waren eine ty pische Erscheinung liberalistischer Wirtschaftsauffassung. Die Werbeparole dieser Grünen Wochen „Stadt und Land — Hand in Hand" blieb eine nichtssagende Phrase. Die „Grüne Woche", die ich heute zu eröffnen die Ehre habe, trägt ein anderes Gesicht. Nicht, daß wir die wirtschaftliche Seite des bäuerlichen Betriebes vernachlässigt sehen wollten, aber wir haben in diesem Jahre in den Mittelpunkt der „Grünen Woci>e" bewußt unsere nationalsozialistische Agrarpolitik und ihre völkischen und kulturellen Voraussetzungen gestellt. Zum ersten Mal werden Lebensfragen, die weit wichtiger sind als die wirtschaftlichen Sorgen des Bauerntums, im großen Rahmen einer Ausstellung der Reichshauptstadt gezeigt. Vor wenigen Tagen erlebte Deutschland seinen ersten Reichs bauerntag. einen Tag überragender geschichtlicher Bedeutung. Vie Zerrissenheit de» Bauerntums ist überwunden. Der Bauer weiß, wo heute seine Gegner und wo seine Freunde sitzen. Der Baue> weiß, daß er mit seinem Volksgenossen la der Stadt, insbesondere dem deutschen Arbeiter aus Ge- Brag Der tschechoslowakischen Oeffentlichkeit ist der Vertragsabschluß völlig überraschend gekommen und erregt größtes Aufsehen. Das „Prager Tagblatt" erklärt, der Sonderoertrag sei offen bar eine Verkörperung des von Hitler wiederholt ausgesprochenen Gedankens, die internationalen Beziehungen Deutschlands nicht im Rahmen des Völkerbundes, sondern durch gegenseitige Verein barungen zwischen Deutschland und den jeweils in Betracht kom menden Staaten zu regeln. Polen nähere sich Deutsch land in einer entschiedeneren Art als die anderen Staaten. Der neue Vertrag sei kein vollständiges Ostlocarno, da dazu zumin desten auch die Tschechoslowakei gehören würde. Budapest Auch in Ungarn wird das lv-Jahresabkommen als Sensation empfunden und freudig begrüßt. „Nemzety Ujsag" er klärt, daß das Abkommen weltgeschichtliche Bedeu tung habe, und „Budapesti Hirlap" stellt fest, daß ein großer Schritt in der Richtung des wirklichen europäischen Frie dens geschehen sei. Wien Das deutsch-polnische Verständigungsabkommcn als Beweis der ehrlichen deutschen Friedensbereitschäft wird offenbar in Wie ner Regierungskreisen als höchst unbequem empfunden. Die ge samte Regierungspresse sucht nach Möglichkeit, die Meldung über den Inhalt und die Unterzeichnung des Abkommens zu unter drücken und bringt lediglich an versteckter Stelle eine kurze Notiz ohne jede sachliche Stellungnahme. In Paris wurde die Nachricht ganz offensichtlich mit gemisch ten Gefühlen ausgenommen. „Journal" sieht in dem Abkom men den Beweis dafür, daß die Warschauer Politik sich in Rich tung auf eine immer größere Selbständigkeit hin entwickele. „Le Jour" warnt Polen und spielt auf dessen möglich gewordene Isolierung an. „Echo de Paris" erklärte, es sei unrichtig zu behaupten, daß die Herren Polen mit Pauken und Trompeten in das mitteleuropäische Lager llbergclnufen seien. Wenn der französische Außenminister Paul-Boncour sich ge genüber Berlin genau so verhalten hätte, wie Beck, dann wäre man nicht da angelangt, wo man jetzt stehe. Polen sei wegen der Tendenzen der französischen Politik, wie sie sich im Locarnovertrag, im Viererpakt und im Abrüstungsplan voin 14. Oktober gezeigt hätte, enttäuscht. Es wolle einmal zei gen. daß es auf Frankreich verzichten könne. Der französische Außenminister Paul-Bo ncour gab Pressevertretern seiner Genugtuung über den Abschluß des deutsch- polnischen Freundschaftsabkommens Ausdruck. Paul-Boncour er klärte dazu wörtlich: „Wie sollte ich über diesen Pakt nicht zu frieden sein: er regelt in sehr friedlicher Art die deutsch-polnischen Beziehungen und hält nicht nur die früheren Verbindungen zwischen uns und Polen aufrecht, sondern auch die aus dem polnisch-deut schen Schicdsgerichtsvertrag heroorgekcnden Bindungen und die . Verpflichtungen des Völkerbundspaktes. Der neue Pakt trägt da- > mit zur Wiederkehr internationaler Zusammenarbeit bei, die an s der Wurzel der französische» Politik liegt." , London Ausnahmslos zustimmend äußert sich die englische Presse. „Daily Telegraph" sieht in dem Vertrag den wichtigsten Beitrag des nationalsozialistischen Deutschlands zur Sicherung des euro päischen Friedens. „Daily Mail" schreibt, was Hitler und Pilsud- ski getan haben, scheine beinahe ein Wunder zu sein. In der „Morningpost" heißt es, man Hosse, daß das Abkommen zu einer friedlichen Regelung der Korridorsrage führen werde. Moskau In Rußland hat der Vertrag großen Eindruck gemacht. In Moskauer politischen Kreisen wird mitgeteilt, daß dieses Abkom men unbedingt den deutsch-polnischen Beziehungen ein neues Ge sicht geben werde. Es sei auch nicht zu leugnen, daß die Ver ständigung mit Warschau ein Erfolg der deutschen Diplomatie sei. deih und verderb verbunden ist. Dem Arbeiter beginnt in wachsendem Maße bewußt zu werden, daß auch seine Wur zeln im Bauerntum liegen, und daß unser Volk nichts ist ohne seine Bauern. Die Gedankengänge, die auf der diesjährigen „Grünen Woche" entwickelt werden, gehen jeden Volksgenossen in Stadt und Land unmittelbar an. Wenn beispielsweise ge zeigt wird, warum ein lebenskräftiges Bauerntum die Grundlage der Erhaltung der Stadtbevölkeruna bildet, so geht das den Städter weit mehr an als den deutschen Bauer selbst. Eine der zerstörendsten Lehren des jüdischen Liberalis mus ist jene, die im Bauerntum nur eine wirtschaftlich« Son dergruppe erblickt. In der Richtung dieser liberalistischen Gedankenwelt hat sich bis jetzt, teils bewußt fälschend, teils unbewußt in slkavischer Abhängigkeit von ihr, fast die ge samte deutsche Geschichtswissenschaft bewegt. Niemals ist von diesen Historikern versucht worden, die auffallende Einheit lichkeit der geistigen Grundlagen der Kämpfe des deutschen Bauerntums germanischer Abstammung mit dem Ablauf der deutschen Geschichte in Einklang zu bringen. Das bäuerische Ringen gegen alles Artfremde, das seinen stärksten Impuls in den Bauernkriegen des Mittelalters zeigte, erscheint uns heute als ununterbrochen« Revolution ürsprünglicher, deut scher Art gegen alle Versuche völkischer Auflösung. Wir Na tionalsozialisten sehen in dem Ablauf der deutschen Geschichte den Schicksalsweg des deutschen Menschen, im Gegensatz zu jener Geschichtsschreibung, die sich im wesentlichen nur um die Sorgen. Nöte und Erfolge der Territorial- und Kirchen fürsten bewegte. Die „Grüne Woche" hat sich daher die Auf gabe gestellt, auch auf diesem Gebiet« klär«nd und aufklä- rend zu wirken. )as deutsche Volk ist seit dem Tage seines Eintritt» in die Geschichte ein bodenständiges Bauernvolk gewesen. Un sere germanischen vorfahren waren weder wilde noch bar barische Nomadenhorden, sondern sie besaßen eine bäuerliche Kurze Notizen Auf Beschluß des Braunschweigischen Staatsministe riums ist der Reichsführer der SS. Himmler zum Komman deur der Politischen Polizei für das Land Braunschweig er nannt worden. * Die Oberste SA.-Führung hat verfügt: Mit der Füh rung der SA.-Gruppe Nord wird beauftragt Brigadeführer Meyer-Quade. i * i Der japanische Marineminister hat in der Abgeordne- ' tenkammer erklärt, Japan werde eine Aenderung der durch : die Flottenoerträge von London und Washington festgeleg- i ten Proportion fordern, sobald von einer Revision dieser ! Verträge die Rede sei. ! s Kultur von einem Hochstande, den wir in mancher Beziehung , heute noch nicht wieder erreicht haben. , Ich gebe der Hoffnung Ausdruck, daß jeder Besucher s die Ausstellung mit der Erkenntnis verläßt, daß «in deut sches Bauerntum, für alle Zeit mit seinem gesunden Blut ! der Heimatscholle verwurzelt, di« ewige Grundlage für un- s sere geschichtliche Entwicklung gewesen ist und bleiben wird. Möge der die Ausstellung besuchende Bauer voller Stolz s zu seiner Scholle zurückkehren, stolz auf das Erbe sei- l ner Ahnen! Der Städter aber sei sich immer bewußt, daß s auch er auf die gleichen Ahnen zurückblickt, und daß seine : und seiner Kinder Zukunft vom Schicksal unseres deutschen i Bauerntums niemals zu trennen ist. - Ueber allem aber stehe die Erkenntnis: dieses Zurück- ! finden zu der Urquelle unseres völkischen Daseins, befreit : von dem volkszerstörenden Liberalismus, verdanken wir f nur einem Manne: unserem Führer und Kanzler Adolf > Hitler! ZwWenWe Bei Kaiser-Geburtstagsfeier. Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Am Freitag abend veranstalteten die Offiziersverbände in Berlin anläß lich des Geburtstages des früheren Kaisers einen Festabend in den gesamten Räumen des Zoo. Bei der Anfahrt der Teilnehmer kam es verschiedentlich zu Zurufen, weil, ent gegen dem erlassenen Verbot, verschiedene Teilnehmer in Stahlhelmuniform und mit Hakenkreuzbinden erschienen waren. Im Verlaufe der Festrede des Grafen von der Goltz entstand unter einem Teil der Zuhörer eine starke Empö rung. Als von der im Saal herrschenden Empörung Nach richt zu der vor den Festsälen stehenden Menschenmenge ge langte, versuchte diese, in den Saal einzudringen. Die ein gedrungenen 50 bis 60 Personen wurden gemeinsam durch SA. und Polizei aus dem Saale gedrängt. Der Versamm lungsleiter schloß infolge der herrschenden Unruhe vorzeitig die Versammlung. Zu Tätlichkeiten ist es nicht gekommen.^ Eine eingehende Untersuchung ist auf ausdrücklich« Anwei-! sung des preußischen Ministerpräsidenten in die Weae oele>- tet worden. Führerwechstl im KMimsertmnd Oberst Reinhard Nachfolger des Generals von Horn. Reichspräsident von Hindenburg, der Schirmherr des Deutschen Reichskriegerbundes Kyffhäuser, hat den Rücktritt des Syffhäuserbundesfiihrers, General der Artillerie a. D. von Horn, genehmigt. ! General von Horn führte seit sieben Jahren den Kyff- häuserbunü, und es ist ihm gelungen, diese größte Einheit ehemaliger Soldaten geschlossen dem Volkskanzler des neuen Deutschen Reiches Adolf Hitler zu unterstellen. Der Reichs präsident hat an General von Horn folgendes Handschrei ben gerichtet: „Sehr geehrter Herr General! Mit Ihrer Ab sicht, von dem Amte des Bundesführers des Deutschen Reichs kriegerbundes Kyffhäuser zurückzutreten, erkläre ich mich in Würdigung der Mir vorgetragenen Gründe einverstanden. B«i Ihrem Ausscheiden aus diesem Amte gedenke ich der wertvollen vaterländischen Arbeit, die Sie in Ihrer lang jährigen Tätigkeit als Führer des Kyffhäuserbundes geleistet haben, und spreche Ihnen hierfür herzlichen Dank und aufrichtige Anerkennung aus. In alter Kameradschaft verbleibe ich mit freundlichen Grüßen Ihr ergebener gez. von Hindenburg." Die in Berlin zusammengekommenen Landesführer de» Kyfshäuserbundes haben einstimmig den Oberstlandesführer der SAR. II, Oberst a. D. Reinhard, gebeten, die Führung des Syffhäuserbundes zu übernehmen. Der Oberstlandes- fübrer erklärte sich bereit, die Führung zu übernehmen und sicherte zu, den Kyffhäuserbund in seinem Bestände zu er hallen. Rücktritt der Kabinetts Clmtemvs Pari», 28. Januar. Die französische Regierung Hal in einem außerordent lichen Ministerrat ihren Rücktritt beschlossen, und der seit herige Ministerpräsident Lhaulemps yat unmittelbar dar auf dem Präsidenten der Republik die Demission seines Kabinetts überbracht. Das Ende der Regierung Chautemps kommt nicht über- raschend. Nachdem bekannt geworden war, daß einig« Mi nister in der Skandalafsäre um den Russen Stavisty belastet waren, wurde di« Lage für Thaut«mps immer unhaltbar«!. Auch der Rücktritt des kompromittierten Justizministers hat die Regierung nicht mehr retten können