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- 15 — Durchs deutsche Lano. Meinem Versprechen getreu wo.^n wir nun unsere Reise durch unser Vater land fortsetzen. Am 24. Januar 1934 hat sich zum 222. Male jener Tag ge jährt, an den: der nachmalige große Preußenkönig, Friedrich II., das Licht der Welt erblickte. Wollen wir nun heute eine freundliche brandenburgische Stadt aufsuchen, die mit dem Leben dieses großen Mannes in enger Be rührung steht. Rheinsberg in der Mark. Wohl die schönsten Jahre seines Lebens hat Friedrich der Große hier verlebt. War seine erste Jugendzeit getrübt durch große Schwierig keiten, die sich bei der Verschiedenartigkeit der Charaktere von Vater und Sohn ergeben hatten, wardie Zeitnach seiner Thronbesteigung beschwert durch die große Verantwortung, deren sich dieser „erste Diener seines Staates" immer bewußt gewesen ist, so lag zwischen beiden eine Spanne Zeit un getrübten Jugendfroh sinnes. Der Kronprinz Friedrich genoß in den Jahren 1736 bis 1740 in Rheinsberg ein Leben, das so ganz seinen Neigungen entsprach. Ungestört konnte er sich hier den Künsten, Insbesondere dem Flötenspiel, widmen und philosophische Studien treiben. Hierher berief Friedrich seine Freunde, darunter den alten Obersten von Sen- ning, Jordan, den Grafen Kayserling, den Grafen Algarotti, und hier fand auch der erste Besuch Voltaires statt. Friedrichs erste historisch-politische Schrif ten entstanden hier, u. a. im Jahre 1739 der „Antimachiavell". Am 31.Mai 1740 starb Friedrich Wilhelm I., und der bisherige Kronprinz bestieg als Friedrich II. den preußischen Königs thron. Mit Feuereifer »ahm sich der juuge König der äußeren Politik und der inneren Verwaltung seines Landes an. Die schönen Tage von Rheinsberg waren dahingegangen. 1744 schenkte der König dann Stadt und Herrschaft Rheinsberg seinem Bruder, dem Prin- zen Heinrich, von dem er später sagte, er sei der einzige General gewesen, der im Siebenjährigen Kriege keine Fehler gemacht hätte. Prinz Heinrich starb am 3. August 1802 in seinem geliebten Rheinsberg, 77 Jahre alt. Jene buntbewegte Zeit ist lange vorüber, allein die Er innerung daran lebt heute noch, und Schloß und Park werden von Besuchern oft und gern besichtigt. Übrigens wird Rheinsberg schon im Jahre 1335, und zwar zunächst als „Nhimpsberg",in einer Urkunde erwähnt. Spä ter wird es auch „Rems- berg"und endlich wieder „Rimsberg" genannt und gehörte bald den Grafen von Lindow, bald einzelnen adligen Familien. Joachim I. übertrug das Lehen erst an die von Bredow, dannandievon Lechow, bis die Herrschaft als erledigtes Lehen an den Großen Kurfürsten zurückfiel, der sie für 12 000 Taler an den Hofrat de Bevielle verkaufte, von dessen Nachkommen sie der damalige Kronprinz Friedrich erstand. Das schon früher erbaute Schloß wurde dann für Friedrich in den Jahren 1734 bis 1736 von Knobelsdorf nmgebaut. Neben der geschichtlichen Erinnerung fesselt auch heute noch viele, viele Men schen die herrliche Umgebung Rheins bergs, und die Stadt gilt daher als eine der besuchtesten Sommerfrischen in der Mark. Vor dem Schlosse breitet sich der Rheinsberger See aus, der von einem herrlichen Park umgeben ist und der durch den Rheinsberger Kanal Verbindung mit der Mecklen burgischen Seenkettc hat.