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19. Fortsetzung.) „Es Ichtcn mir so", entgegnete sie leichthin. „Aber t um habe ich mich Wohl doch geirrt. Verzeihen Sie! J.'dcnsalls gefällt es mir auf Ragcnthin ganz aus gezeichnet — auch jetzt noch... Und wie Sie sehen, gibt cs ja auch hier genug herrliche Motive, die ein Künstler- Herz reizen und entzücken können." „Allerdings!" j Lotte biß sich heimlich auf die Lippe«, während sie sich l der Staffelei wieder zuwandte. Jutta begann ihre Malgerütschaftcn zusammcnzupacken. j „Wollen Sie schon aufhören?" fragte Lotte, um nur ; etwas zu sagen. „Ja — ich bringe heute nichts Gescheites zustande." Sic gingen gemeinsam zurück. Beide schwiege». Lotte > hatte Mühe, ihren Acrger zu überwinde». Diese sa»ste ! Jutta Molnar mit den schwermütigen Angen konnte ja recht energisch, geradezu kratzbürstig werden! Anscheinend < hatte man die Rivalin doch erheblich unterschätzt! Es war aber wohl nicht zweckmäßig, sich vorzeitig auf i offenen Kampf einzustellen. Onkel Ragcnthin würde bei j seiner fatalen Vorliebe für das Mädchen dem sicher nicht ! ruhig zusehen. Lotte begann also nach einer Weile Harm- s los von allem Möglichen zu plaudern. ! Jutta gab ihre Zurückhaltung auf und ging bereit- ' willig auf das Gespräch ein. Sic war ja nur Gast auf < Ragcnthin und hatte Rücksichten zu nehmen. Lotte halte ja nun auch eine Warnung empfangen und würde sich in j Zukunft Wohl vor einer neuen Herausforderung hüten. Ms die beiden Mädchen an einem von offenbar schon s sehr alten Akazien bestandenen Hügel vorüberkamcn, auf dem ein eigenartiger, unter dichtem Gebüsch fast versteckter, runder Steinbau errichtet war, blieb Jutta interessiert stehen. „Was für ein merkwürdiges Bauwerk ist das eigent lich? Es ist mir bisher noch gar nicht ausgefallen." „Die sogenannte blaue Grotte", gab Lotte Auskunft. „Die kennen Sie noch nicht? Da hat mein Onkel aber eine schwere Unterlassungssünde begangen, wenn er Ihnen den Bau noch nicht gezeigt hat. Die Grotte ist ja gerade eine der Hauptschcuswürdigkeitcn von Ragcnthin." „So?" „Ja. Sie müssen sie sich unbedingt einmal ansehen. Bor allem dann, wenn Sie einmal einen Blick in die Zu kunft tun wollen..." Mai ¬ die einen Falken in lForisehung fokal.) Gib für das WinterhiLfnwerk! gcrätc abzunehmen, uni sie auf ihr Zimmer zu trage», als Klaus u»d sein Pater auf dem Gang dahcrkamen. »rauche Frau mochte Dies trauliche, roscn- Liebesglück, vielleicht laug herabflicßendem Gewand dar, der erhobenen Hand hielt. Sinnend sah Jutta sich uni. So vor langer Zeit hier geweilt haben, rote Gemach mochte manch stilles auch manche dunkle Stunde des Leides gesehen haben. Vielleicht hatte auch die Mutter während ihres kurzen Aufenthalts auf Ragcnthin manchmal hier gesessen und geträumt von künftigen Tagen des Glücks — ein Traum, der nicht in Erfüllung gegangen war... Jutta lehnte sich zurück. Gerade vor ihr funkelten zwei Sterne golden durch eine Lücke im dunklen Baumgcwölk va oraußcn. Würde auch ihrem Sehnen nach einem nahen oder fernen Glück die Erfüllung versagt bleiben? Ach, sie mochte jetzt nicht denken — nur träumen, träumen... Klaus war ihr heute nicht so ausgewichen wie sonst. Ganz langsam schien sich wieder eine Wandlung in ihn, zu voll ziehen. Es war auch heute manchmal wie ein Fragen und Suchen in seinen Augen gewesen, aber Jutta hatte gefühlt, daß er ihr innerlich wieder näher gewesen war als in der ganzen letzten Zeit. In ihrem Herzen sang und rauschte es wie eine süße, berauschende Melodie. Mit tiefem Aufatmen trat sie vom Fenster zurück. Leise huschte sie die Treppe hinab, hinaus in den Park. Wie eine Traumwandclnde schritt sie über die stillen Wege hin, durch rieselnden Mondschein und amethhstfarbenes Dmikel. Ohne cs zu wollen, hatte sie die Schritte nach dem Pavillon gelenkt. Wie ein märchenhaftes Bild lag das gelbe, dunkel umwucherte Gemäuer jetzt in der Hellen Flut des Mondlichtes vor ihr. Sie betrachtete den Pavillon, der sie immer wieder aufs neue anzog, mit stillem Ent zücken. Und plötzlich regte sich in ihr der Wunsch, cin- zutrcten. Es mußte sich in einer solchen Sommernacht herrlich darin träumen lassen! Da hatte sie ihrem Verlangen auch schon nachgcgeben. Sie ging die breiten Stufen hinauf und öffnete die un verschlossene, dunkelgrün gestrichene Tür, die sich mit leisen, Ton in den Bändern drehte. Leise Dämmerung schwang durch den »achtstillcu Nau»,, der sic empfing. Durch die Fenster warf der Blond sein weißes Licht herein, über die mit Seide bespannten Wände und Sessel hin, deren einstige leuchtende Nosenfarbc die Zeit hatte verblassen lassen. Der feine, welke Dnft einer fernen Zeit durchschwcbtc den Raun,. Jutta lies; sich in einen der alten Sessel sinken. Vor ihr an der gegenüberliegenden Wand hing ein prachtvoller Gobelin. Er stellte eine schmale Fraucngestalt in knappen,, hat sich wieder einmal aus besonnen!" sagte Manfred sehen, was dn verbrochen Mäd- Jntta ihrer Mutter, die den einträchtig dahcrkommendcn chcn mit Verwunderung entgcgengeschen hatte, begab sich ins Haus, um auf ihr Zimmer zu gehen. Der alte Friedrich war eben im Begriff, ihr die Ehre damit cinlcgen. Es will diesmal gar nichts Rechtes werden." Manfred von Ragcnthin sah ihr mit cincm forschenden Blick ins Gesicht. „Es fehlt wohl au der richtigen Stimmung? Kommt vor, Kleine! Stell den Krempel in die Ecke, bis du wieder den «öligen inneren Schwung hast." Klaus stand ein paar Schritte zurück. Sein Blick lag wieder mit einem so seltsamen Ausdruck auf Jutta, daß ihr eine feine rote Welle über das Gesicht lief. Verwirrt und mit klopfenden, Herzen wandte sie sich znr Seite. „So, Friedrich, wenn Sie so gut sein wollen..." Der Alte «ahm die Geräte und verschwand. Jutta ging mit den Herren zurück. Es war ohnehin nicht mehr lange bis zum Mittagessen hastig ab. „Ich kann keine „Aha, unsere kleine Jutta ihre schlummernden Talente von Ragcnthin. „Last mal hast..."' „O nein!" wehrte Jutta Tief in der Nacht war es, als Jutta in ihrem dimklen i Zimmer an, Fenster stand. Wie eine silberne Ampel hing : die volle Scheibe des Mondes im tiefblauen Gewölbe der - Sonnnernacht. Dunkelviolctt lag der Wald jenseits des i Sees. Die gelben Kieswege leuchteten wie Helle Bernstein- s ketten aus dem Park herauf. - Jutta hatte noch nicht schlafen können, wie so manches Mal schon in diesen letzten Wochen. Eine dunkle, Wunder- ! samc Erregung pulste leise und mit süßer Schwere in ihr. I „Na, na!" lächelte Jutta. „Das klingt ja sehr ge heimnisvoll." „Ist aber natürlich nicht wörtlich zu nehmen. Einer der früheren Ragenthiner gehörte der Sekte der Rosen kreuzer an — einer Vereinigung von Okkultisten und Geistersehern, die Ihnen den, Namen nach gewiß bekannt ist. Nus dieser Zeit stammt die sogenannte blaue Grotte, in der die nächtlichen Versammlungen und Geister beschwörungen stattfanden." „Da kann man ja ordentlich das Gruseln kriegen!" lächelte Jutta erneut. „Aber ansehen werde ich mir diese geheimnisvolle Stätte bei Gelegenheit auf jeden Fall einmal." Anscheinend in bestem Einvernehmci, gingen die beiden durch den Park zurück. Lotte blieb auf der Veranda bei